Brainstorm Wie wird man musikalischer/fühlender?

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Aber daher rührt meine Frage nach der Definition von Musikalität und was es mir bringt, ein Instrument zu spielen. Meine Hauptbaustelle ist gerade der kreative Teil, also überhaupt was Stimmiges hinzubekommen. Und mein Eindruck ist, dass das Spielen können (auf niedrigem Level) ist für mich eher ein Mittel zur Umsetzung als zur Idee.
Ein Instrument ist eigentlich genau dafür da, die Ideen umzusetzen. Es ist nicht an sich musikalisch, ein Instrument zu spielen

Aber daher rührt meine Frage nach der Definition von Musikalität und was es mir bringt, ein Instrument zu spielen
Ein Instrument kann helfen, musikalischer zu werden. Aber ob das nun passiert oder nicht hängt von der Herangehensweise ab. Mir hat geholfen, das Instrument (in meinem Fall war es ein Klavier) zu erforschen, d.h. wie reagiert das Instrument auf mein Spielen, was für Klänge entstehen dabei. Es ist sozusagen ein Wechselspiel zwischen mir und dem Instrument.
Musikalität würde ich als ein Gefühl für Musik bezeichnen. Dh. man hat ein Gespür dafür, wie sich bestimmte Elemente kombinieren lassen, welche Rythmen zur welchen Melodien passen etc. Das ist aber eine ziemlich abstrakte Beschreibung.
Ich gehe beispielsweise sehr gerne Bouldern (Klettern ohne Seil auf Absprunghöhe). Da ist z.B. neben Kraft und Technik auch ein gutes Körpergefühl wichtig. Denn jeder Körper ist anders, da gibt es keine allgemeine Lösung, wie man die Route zu ende Klettern kann. Oft sind dann auch 'Kleinigkeiten' entscheidend, die von aussen kaum sichtbar sind und genau für diese braucht es ein gutes Körpergefühl. Musikalität empfinde ich ähnlich als dieses Körpergefühl, mit dem Unterschied, dass es sich um ein Gefühl handelt für etwas, das man selber kreiert, und nicht direkt für den eigenen Körper.
Ich finde @kernelkid's Beschreibung, wie er sich beim Musizieren fühlt, geht auch in die Richtung. Er reagiert auf das was er tut, und das beeinflusst wiederum das, was er tut, er Resoniert mit der Musik, und daraus entsteht mMn ein Gefühl für die Musik. Bei mir ist das auch so, nur äussert sich das in meinem Fall ganz anders.

Ich hoffe das ergibt jetzt irgendwie Sinn.
 
Danke @htos,
dann habe ich es verstanden. Das Spielen eines Instrumentes beeinflusst nicht unmittelbar die Musikalität, kann aber ein besseres Gefühl für Klang, Klänge etc. schaffen und damit mittelbar Einfluss haben.
Btw., schönes Beispiel mit dem Bouldern.
 
Ich bin Livemusiker. Hobby-Enthusiast-Level. Spiele in Bands in denen auch Berufsmusiker sind.
In meiner "Karriere" gab es irgendwann einen Punkt, da habe ich regelrecht gespürt wie ich "zur Musik wurde". Schwer zu beschreiben. Man kommt da so in einen Flow. Da denkt man nicht mehr viel darüber nach was man macht. Völliger Automatismus, man ist eingebettet in Sound, Rythmus, ich spüre in solchen Momenten nur noch das was ich mache. Mein Instrument ist nur eine Verlängerung von mir selbst. Ich habe auch festgestellt daß das bisher nur mit meinem Kurzweil PC3 mit Synthtastatur gelungen ist. Diese Schnittstelle Hand/Tastatur ist für mich extrem wichtig, auch wie das Ding reagiert und klingt. Es muss alles zusammenpassen. Vermutlich ist das daselbe wenn Gitarristen ein bestimmtes Griffbrett und Saitenlage bevorzugen. Das muss haptisch einfach "reingehen".
Natürlich muss ich auch immer wieder aufmerksam kucken daß ich Übergänge nicht verpenne, aber es ist so ein Wechsel aus Aufmerksamkeit und Flow.
In einer Band funktioniert das wenn Du selbst ein Level erreicht hast in dem Du nicht mehr darüber nachdenken musst wie Du spielst, sondern es ins Unterbewusste rückt. In einer Band brauchst Du auch Mitmusiker bei denen das genau so läuft. Ich höre alles, nicht nur mich und wir sindzusammen das eine Ding das hier vorwärts geht.
So habe ich die eingänginge Frage verstanden und das ist meine Antwort darauf.
Das kommt nur wenn man gut genug mit seinem Werkzeug umgehen kann, so daß man nicht mehr darüber nachdenken muss. Bei mir ist das nicht nur die Tastatur, auch die Sounds die ich über die Jahre programmiert habe und wie sie mir antworten wenn ich das Keyboard spiele. Piano ist da nur ein Sound unter vielen.
Und dahin bin ich nur gekommen weil ich sehr viel Praxis und Zeit ins Handwerk gesteckt habe. Ob das auch mit der alleinigen Kenntnis und "sich gut auskennen mit Synth XY" oder "Bedienung von Software XY" funktioniert weiß ich nicht. Ich tendiere dazu es zu bezweifeln.
Letztlich sind wir Menschen und von der Konstruktion her gebunden an unsere Physik und Entwicklung. Das virtuell-geistige als Werkzeug ist uns weiter entfernt als das haptische. Das mag sich in einigen Tausend Jahren ändern, aber jetzt sind wir immer noch halbe Tiere und brauchen nach meiner Meinung die physische Verbindung zur Musik die wir machen.
 
Zwei Vorschläge hätte ich noch:

Wenn man eine Musik als zu unmusikalisch erlebt, wurde beim Machen vllt. der Sound und das Drumherum überbewertet.

Und:
Wer (eigene) Musik in sich trägt, ist musikalisch. Der Rest ist Fleiß und gut hören können (auch in sich selber rein).

Ich denk mal laut:
Die (Kirchen)orgel ist, was das angeht, ein sehr interessantes Instrument. Da gibt es nur mechanische Volume-Pedale, mechanisch erzeugte Luftströme und statische Klangfarben (viele Register, also Flöten). Hab ich was vergessen?

Der Rest ist das Timing und das saubere Spiel des Organisten. Das "Musikalische" steckt da mE zu 80% in den "Noten" und den Kompositionskonzepten (Anhörtip: John Cages ORGAN2/ASLSP.) Wie kommt das krass Musikalische denn da rein? Oder ist Orgelmusik weniger musikalisch, als man meint? Die Musik von Interstellar würde kompositorisch-filmisch auch prima als Orchesterwerk funktionieren. Das "Göttliche" daran entsteht nur durch das Drumherum unserer Kirchenorgel-Hörgewohnheit. Was bitte ist an Gewohnheiten musikalisch oder unmuskalisch? Das Wissen darum und es nutzen?

Vllt. kommt das Gefühlige bei Kirchenorgelstücken vor allem aus dem Kontrast aus Miniflöten vs. Material-Bombast inklusive Kirchenbau und dem angelernten Glaubensgebäude. Plus Virtuosität. Also Sound plus Zirkuspferd an den Tasten. Die "Musikalität" des wilden Hammondorganisten besteht ja zu 75% auch aus Fingerfertitgkeit an Tasten und geilen Soundreglern. Es hat schon seine Gründe, warum abendfüllende Harmoniumkonzerte noch nie so dermaßen ein Verkaufsschlager waren. Leierkästen sind nach zwei Durchläufen am Stück ja auch unmusikalisch. Da ist man froh, wenn man dem Drehorgler Geld gibt, damit er abhaut.

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass man bei "Musikalität" immer genau hingucken muss, sonst wirds diffus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mich deucht, dass musikalisches Können bei Komposition und Darbietung fürderhin ersetzt wird durch schieren Klang, der eine zunehmend ausufernde Menge an Equipment bedingt. Können bedingt Fleiss, Musik ist ein Handwerk. Aber Fleiss ist irgendwie gesterntags.

Aber vielleicht hab ich einfach nur zuviel von diesem Ambient/Chillout/Deephouse gestern hören müssen.
 
Das musikalische Ausdrucksvermögen steigt automatisch je besser man sein Instrument "spielerisch" beherrscht. Das Spektrum wird breiter, das Verständis was passiert wenn man was hört auch. Finger setzten sich automatisch, man entwickelt "seinen Stil", man muss nicht mehr über Basics nachdenken, Ideen "perlen" eher nebenbei ´rein. Umsetzung kann sofort erfolgen, es geht aus der Hand in die DAW oder sonstwo hin. Man muss dazu nicht erst ein Grid mit Punkten belegen und 2 Stunden an einem Part basteln.
Die Technik ist das Werkzeug das macht was der Musiker will. Das Werkzeug ist nicht die Voraussetzung daß etwas entsteht, sondern nur das Mittel. So ensteht Kunst.
 


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