Aus der Erfahrung, ich war während meinen Jahren als Tourbooker/Tourmanager bei
https://www.jointventureconcerts.com/about-us/ und dann später mit meiner eigenen Agentur immer wieder mit Acts konfrontiert die einfach keine Bühnenerfahrung hatten und anderen die wirklich alte Hasen waren, und habe natürlich versucht das immer ein bisschen weiterzugeben, ich war ja die erste Anlaufstelle:
Du wirst nicht für deine Musik gebucht sondern dafür wieviel Publikum du anziehst. Ist so. Und je besser deine Live Show, desto mehr Leute wollen das sehen und desto mehr bookings hast du, desto bekannter wirst du etc. pp.
1. Ein Tip zum Augenkontakt:
Eine recht erfolgreiche Sängerin hatte da ihren ganz eigenen Trick: Sie hat mich immer gebeten beim Gig nicht neben oder hinter der Bühne rumzulungern sondern vorn im Publikum zu stehen, wo sie Blickkontakt zu mir aufnehmen kann.
Sie hatte ohnehin schon eine mächtige Bühnenpräsenz, wenn sie auf der Bühne war ist der Rest drumrum quasi "verschwunden", aber so hat sie noch fokussierter auf das Publikum gewirkt, auch wenn sie tatsächlich ihre Aufmerksamkeit meist komplett auf mich gerichtet und quasi die halbe Zeit nur für mich gesungen hat. Es fühlte sich trotzdem das ganze Publkikum mehr angesprochen.
Das könnte euch helfen. Natürlich ist es schwerer Augenkontakt zu halten wenn man jetzt nicht "nur" Sänger ist und schauen muss was man so tut.
Eine Brille ist auch nicht hilfreich dafür. Entweder Kontaktlinsen, weglassen ( wenn ihr dann euren Synth noch seht, was bei mir tz.B. nicht der Fall ist ) oder was leicht farbiges grosses a la Bono, und darf nicht spiegeln.
2. Energie
Ich hatte Ende der 90er mal eine Tour gemacht mit Guru Josh, einem Sessiondrummer aus London und dem Studiogitarristen von Prodigy, zusätzlich hatten wir noch 2 Tänzerinnen dabei.
Der hatte eine ganz eigene Energie. So ein bisschen Wahnsinn ist auf der Bühne halt immer ganz gut.
Paul hat einfach die Bühne komplett beherrscht, auch wenn in hinter seiner Keyboardburg stand hat er trotzdem mit dem Publikum kommuniziert, aber die wirklich guten ( und echt nett anzusehenden ) Tänzerinnen waren das I-Tüpfelchen, sozusagen die SDahne auf dem Kuchen.
Ich glaube es macht einen grossen Unterschied welches Publikum du hast... wenn das auch lauter Nerds sind die sehen wollen dass du Nerdkram machst dann tu das. Aber wenn du im Club aufspielst wo du tanzendes Feiervolk hast musst du anders tun, anders agieren.
R.I.P Paul.
Wenn du jetzt natürlich ultrawokes Publikum hast sind Tänzerinnen das falscheste was du machen kannt
Wenn du in Clubs auftittst die ihre eigenen Tänzerinnen eh vor Ort haben ist das auch kein Thema.
Aber sollte das was sein was auf dich vom Image passt, kannst du durchaus drüber nachdenken. Tänzerinnen sind günstiger als man denkt, ein Aushang im lokale Gymnastikladen in denen die trainieren kann dir weiterhelfen, eine Agentur kostet dich unnötig. Die sind auch gern mal unterwegs.
Und... nimm "Tänzerin" nicht zu wörtlich.
Gibt es passende Performancekünstler/innen mit denen du vielleicht kooperieren könntest, die etwas machen mit dem ihr euch gegenseitig ergänzen würdet? etc.
Hawkwind war in den 70ern legendär für ihre Tänzerin, die war einfach völlig nicht von dieser Welt....
3. Kabel. Zeug. Aufräumen.
Du wirst bei keinem professionellen Act einen riesen Verhau an Zeug auf der Bühne sehen, das ist alle sauber verbaut und aufgeräumt.
Alles was auf der Bühne ist nimmt Aufmerksamkeit weg.
Du willst nur die wirklich wichtigen Dinge sichtbar haben.
In dem Fall deine Synths, dich.
Keine Kabel, Taperziertische, riesige Ständer und definitiv nichts worüber man auf der Bühne fallen kann ( die Investition in ein Pult mit Multicore, das beim Soundcheck einmal eingestellt dann ausser Sicht bleiben kann, lohnt sich z.B. ).
Wenn du latent Angst haben musst dass jemand über Kabel fällt und deine Synths umreisst läuft etwas grundsätzlich falsch.
4. Licht
Da gilt das gleiche wie beim vorigen Punkt: weniger ist mehr. Und verlass dich nie vollständig auf das Venue.
Beleuchte das was du beleuchten musst ( also deine "Arbeitsfläche" dauerhaft aber möglichst sparsam punktuell, ansonsten schau dass der die Bühnenspots genau auf das gerichtet sind ( oder bau dich da auf wenn die fest sind ) auf was du Aufmerksamkeit haben willst.
Eine Investition in 2 Scanner ( also die Bühnenbeleuchtung, keine Kopierer ) die eingebaute Programme haben und keine DMX-Steuerung brauchen und vielleicht ein bisschen Nebel ist auch schon sehr gut angelegtes Geld, wenn du die Links und rechts auf der Bühne platzieren kannst und ein paar nette Standardprogramme fahren kannst. Überhaupt ist mittlerweile Licht recht günstig, auch Projektoren wie oben schon angemerkt...
Das ist natürlich immer abhängig davon was du machst, bei manchen Dingen kommen Räucherstäbchen, viele (Kunst)Kerzen auf der Bühne und Perserteppiche mit Sitzkissen, die Synths einfach auf dem Boden viel besser.
Die 70er lassen da grüssen, und es gibt auch diese Projektoren mit 2 Scheiben die sich gegeneinander drehen, mit flüssigkeit dazwischen...
Aber auch da brauchts intelligent eingesetztes zusätzlches Licht.
Hast du einen fetten Modularsynth? Du willst nur diese Wand beleuchtet haben. Lässt es sich nicht vermeiden dass man dich hauptsächlich von hinten sieht und du bist alleine auf der Bühne? Nutz das und trage z.B. etwas schwarzes mit einem neonfarbenen Logo auf dem Rücken. Deins, Sea Shepherd oder was auch immer dir wichtig ist. Denk immer darüber nach was das Publikum sieht, auch Kleinigkeiten, und verbessere es.
Generell ist einfach alles was dir zu deiner Musik einfällt und was auf der Bühne dazu visualisiert werden kann gut. Alles kann auch beliebig kompliziert werden, aber eben auch die einfachsten Dinge haben Effekt.