Wenn wegen der GEMA auf dem Volksfest keine Musik läuft

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich spiele schon seit drei, vier Jahren mit dem Gedanken, aus der GEMA auszutreten. Es lohnt sich einfach nicht mehr für mich und das Spartengenre, das ich bediene, und für 8 Cent einen Kontoauszug geschickt zu bekommen, halte ich für demütigend -- für die GEMA, nicht für mich.

Stephen
wenn du mehr live spielen würdest, wäre die Summe deutlich höher.
Ich bekomme auch nur Kleinstsummen gutgeschrieben, dennoch möchte ich auf die paar hundert Eus im Jahr nicht verzicthen.
 
Da haste mich falsch verstanden. Ich rede davon daß man vieleicht auf den Kommerzschrott verzichtet und einfach Bands die Möglichkeit gibt hier und da zu musizieren.
Die Stadt könnte kleine Pa's aufbauen mit dem Geld was sie spart für die Gema. Vieleicht würden dann sogar wieder mehr Bands entstehen und mehr Vielfalt.
Da bin ich ganz bei dir, denn es gibt viele richtig gute regionale Bands, die sich darum reißen würden, dort spielen zu können.
Aber das bescheuerte daran ist doch, das das Publikum nur dann hinkommt, wenn da ein paar große Namen stehen.
 
Viertelsfest bei uns. Irgendwer an einem Waffelstand hat ein Kofferradio laufen. Es gibt keinen Gesamtorganisator und keine Eintrittsgelder oder Standmieten. GEMA forderte für die gesamt Fläche des Viertels (ca. 80.000 qm) Gebühren in Höhe von über 20.000,- €. Sie wendet sich, da es keinen Veranstalter für dieses von Bewohnern initiierte Fest gibt, an die Stadt. Diese gibt, verbotener weise, die Namen derjenigen raus, die die notwendigen Straßensperrungen angemeldet haben. Die Privatpersonen weigerten sich natürlich zu zahlen. GEMA schickt gerichtliche Mahnbescheide. Es geht zu Rechtsanwälten. Gerichte entscheiden, dass die Stadt nicht die Namen hätte rausgeben dürfen, da diese nichts zur Sache taten. GEMA kann nicht nachweisen, wer was wo abspielte. Forderung gegen unbekannt bleibt bestehen.

Folge: keiner will mehr so was mehr machen. Kein weiteres Viertelsfest. Vielen Dank an die GEMA.

Warum ist die Unschuldsvermutung bei der GEMA eigentlich immer andersherum? Wieso erdreistet sich die GEMA die Fläche eines ganzen Stadtviertels anzusetzen?
Und das Recht auf ihre Monopolstellung bekam sie 1933 und gilt bis heute. Bei der Jahreszahl werde ich immer sehr skeptisch.

P.S.: GEMA und die IHK Zwangsmitgliedschaft: Zwei sich für die aller meisten nicht lohnende Organisationen.
 
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Gemafreie Musik muss mit dem Komponisten direkt abgerechnet werden. Wer soll das leisten?
Für ein zweiwöchiges Fest?

Der Fehler ist so offensichtlich, dass man ihn weder finden noch erfinden muss.

Wird Zeit, dass Musik wieder im Wert steigt.

Mit etwas Glück, wird das auch auf die Streamingportale umgemünzt
 
wenn du mehr live spielen würdest, wäre die Summe deutlich höher.

Das stimmt.

Die Kosten für Instandhaltung, Reparatur, Ersatz und fortlaufende Posten (Transport, Unterkunft, Verpflegung, Helfer) etc. würden das aber wieder relativieren.

Da bin ich ganz Kaufmann und stelle eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf: Sind die Kosten größer als der Nutzen, lohnt sich das Geschäft nicht (und der Nutzen ist nicht nur finanzieller Art). Kann ich mit den "Gagen", die in der EM-Szene gezahlt werden, gerade mal die laufenden Kosten abdecken, lohnt es sich nicht: Wenn Ron Boots sagt, "wann verdienst Du schonmal 1.000 Euro an einem einzigen Tag?", dann kann ich nur sagen, daß diesem einzigen Tag 100 Stunden Vorbereitungen vorangehen, das sind dann 10 Euro/Stunde (ohne Kosten), die es noch zu versteuern gilt.

Bei selbst organisierten Auftritten liegt die Arbeitsbelastung zu 100% bei mir, bei einem zu erwartenden Cashflow, der diesem Aufwand nicht auch nur annähernd gerecht würde.

Von der energetischen Belastung habe ich noch gar nicht gesprochen.

Unter'm Strich: Livespielen fand ich nie so toll, daß ich es jetzt schmerzlich vermissen würde.

Ich bekomme auch nur Kleinstsummen gutgeschrieben, dennoch möchte ich auf die paar hundert Eus im Jahr nicht verzicthen.

So habe ich das bis dato auch immer gesehen, allerdings habe ich von der GEMA -- trotz eingereichter Musikfolgebögen -- nie auch nur einen Cent für Konzerte gesehen, sondern immer nur Tantiemen für meine Tonträger.

Für die ich erstmal in Vorkasse bei der GEMA gehen und deren Veröffentlichung ich mir von der GEMA erst genehmigen lassen mußte.

Alleine der Zeitaufwand, der für den Papierkram und die Behördengänge (und die GEMA ist nichts anderes als das) draufgeht, ist die Mühe nicht wert. Womit ich wieder bei der Kosten-Nutzen-Rechnung wäre.

Stephen
 
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[...] Warum ist die Unschuldsvermutung bei der GEMA eigentlich immer andersherum? [...]

Die Unschuldsvermutung gilt schon seit geraumer Zeit nicht mehr (ich möchte nicht Corona in den Topf werfen, weil es sonst das Aluhutgschmäckle bekommen könnte): Der Bürger ist heute in der Pflicht, seine Unschuld zu beweisen, statt daß man ihm eine wie auch immer geartete Schuld nachweisen müßte.

So wurden die Kreise Gütersloh und Warendorf im Juni 2020 kollektiv in Sippenhaft genommen.

Ich werde von meiner Krankenkasse massiv belästigt und durch deren Unfähigkeit in Existenznot gebracht und meine bisher tadellos weiße Weste wird besudelt -- mein Anwalt kann nichts machen, weil ich erst nachweisen muß, daß ich geschädigt worden bin: Nicht nur pekuniär, sondern auch an Leib und Seele.

So läuft das Spiel heute.

Stephen
 
Ich verstehe deinen Punkt. Verwertungsgesellschaften müssen sein, damit der Künstler überhaupt die Möglichkeit hat, eine Vergütung für Aufführungen zu bekommen.
jein: mit "kuenstler" meint man heute oft jemanden der seine eigene musik auffuehrt. der braucht keine "verwertungsgesellschaft", der kann auch
einfach geld nehmen. hab ich auch immer so gemacht.

gema sammelt geld fuer die "komponisten" die zuhause noten auf papier schreiben und ihre noten bei einem verlag veroeffentlichen und dann geld
dafuer wollen wenn jemand das oeffentlich spielt. und das dann nach quadratmetern abgerechnet...
in der "u-musik" halte ich das fuer eine immer weniger realistische vorstellung.

ausserdem koennte man sich auch andere methoden ueberlegen die komponisten zu entlohnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In Hannover haben wir eine Kneipe, die nichts an die GEMA zahlt - die spielen da nämlich keine Musik. Angenehmer Nebeneffekt: man kann sich gut unterhalten, ohne gegen irgendwelchen Charts- oder Schlagerkrach anbrüllen zu müssen. Das Konzept sollte Schule machen.
 
das dann nach quadratmetern abgerechnet...
in der "u-musik" halte ich das fuer eine immer weniger realistische vorstellung.
Soll ich jemanden hinstellen, der regelmäßig die Gäste auf dem Dorffest zählt? Die Partyband spielt von 20 bis 1 Uhr. Laufend kommen und gehen Leute. Wie soll ich das abrechnen?
auch andere methoden ueberlegen die komponisten zu entlohnen.
Mir ist noch nichts eingefallen, was für mich als Veranstalter leistbar wäre.
 
In Hannover haben wir eine Kneipe, die nichts an die GEMA zahlt - die spielen da nämlich keine Musik. Angenehmer Nebeneffekt: man kann sich gut unterhalten, ohne gegen irgendwelchen Charts- oder Schlagerkrach anbrüllen zu müssen. Das Konzept sollte Schule machen.

Aber auch die müssen erstmal schlüssig und glaubhaft beweisen, daß bei ihnen tatsächlich keine Musik läuft -- einfach nur sagen wir haben keine Beschallungsanlage wird der GEMA wahrscheinlich nicht reichen.

Genauso wenig, wie es der GEZ reicht, zu versichern, man habe kein Radio, keinen Fernseher und kein Internet.

Glaubt einem keiner. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Stephen
 
Das ist dann das Geschäftsmodell: "Ich bereichere mich an der Arbeit Anderer".
Ja, das kann man so machen.
Ich sehe deinen Punkt. Und ich kreide der GEMA genau das an. In einem Konzept, in dem ich beweisen muss, keine Leistung in Anspruch genommen zu haben, habe ich Arbeit ohne eine Gegenleistung. Das ist für mich gleichzusetzen mit dem Inanspruchnehmen einer Leistung ohne dafür zu bezahlen.
Ich sehe deinen Punkt. Aber die jetzige Umsetzung beißt sich mit meinem Rechts-Verständnis. Hier werden Unbeteiligte bestraft, weil es nicht anders geschafft wird (oder werden will), unrechtmäßiges Verhalten zu sanktionieren.
Das ist natürlich eine sehr theoretische, prinzipien-basierte Sichtweise. Das die Welt nicht immer so funktioniert ist mir klar. Ich sehe aber seitens der GEMA keine Bestrebungen, ihre Praxis zu ändern. Im Gegenteil, bspw. die Umstellung der Berechnung der Gebühren pro Zuhörer auf Quadratmeter kann für mich nur mit Einnahmenmaximierung seitens der GEMA erklärt werden.
jein: mit "kuenstler" meint man heute oft jemanden der seine eigene musik auffuehrt. der braucht keine "verwertungsgesellschaft", der kann auch
einfach bargeld nehmen. hab ich auch immer so gemacht. ...
Ich meinte tatsächlich alle, die involviert sind. Sorry für die unglückliche Formulierung.
 
"prozente vom gewinn" waere vielleicht was. oder so in diese richtung.
Dann müsstest du Konzert, Tanzabend, Hintergrundmusik und musikfreie Zeiten unterscheiden und mit dem in dieser Zeit erzielten Gewinn nachweisen. Das wird nicht einfacher.
Gespielte Musik mal Zeit mal wie auch immer errechnete Zuhörerzahl ist für mich noch immer die gerechteste und als Veranstalter beherrschbare Methode.
 
jein: mit "kuenstler" meint man heute oft jemanden der seine eigene musik auffuehrt. der braucht keine "verwertungsgesellschaft", der kann auch
einfach geld nehmen. hab ich auch immer so gemacht.

gema sammelt geld fuer die "komponisten" die zuhause noten auf papier schreiben und ihre noten bei einem verlag veroeffentlichen und dann geld
dafuer wollen wenn jemand das oeffentlich spielt. und das dann nach quadratmetern abgerechnet...
in der "u-musik" halte ich das fuer eine immer weniger realistische vorstellung.

ausserdem koennte man sich auch andere methoden ueberlegen die komponisten zu entlohnen.
Das kann man so pauschal nicht sagen.
Wenn deine Musik auf öffentlichen Sendern im Ausland gespielt wird, ist es nur über die Gema möglich, ans Geld zu kommen.
Ein Track von mir lief über eineinhalb Jahre wöchentlich im Schwedischen TV im Vorspann von einer Talksendung.
Das habe ich überhaupt nicht mitbekommen, sondern nur durch die Fette Gemazahlung gesehen.
 
Die Entwicklung ist einigermaßen klar: Bei Hintergrundbeschallung, wie 90s-Eurotechno-Artiges zum KirmesKarusell oder Restaurants/Hotellobbys/Fernsehhintergrund wird demnächst einfach eine KI Repetitive Soße Echtzeit-generieren - für überhaupt kein Geld.
Dann bleiben noch ein paar wirklich talentierte Leute im Musikgeschäft übrig, die dann ihre Sachen über Fingerprinting selbst lizensieren.
Damit ist das Thema Gema dann vom Tisch…
 
Die Entwicklung ist einigermaßen klar: Bei Hintergrundbeschallung, wie 90s-Eurotechno-Artiges zum KirmesKarusell oder Restaurants/Hotellobbys/Fernsehhintergrund wird demnächst einfach eine KI Repetitive Soße Echtzeit-generieren - für überhaupt kein Geld.
Dann bleiben noch ein paar wirklich talentierte Leute im Musikgeschäft übrig, die dann ihre Sachen über Fingerprinting selbst lizensieren.
Damit ist das Thema Gema dann vom Tisch…
Genau.
Das gleiche gilt dann auch für alle anderen Arten von Kunst.
Ist Kunst tatsächlich systemrelevant?
 
Dann müsstest du Konzert, Tanzabend, Hintergrundmusik und musikfreie Zeiten unterscheiden und mit dem in dieser Zeit erzielten Gewinn nachweisen. Das wird nicht einfacher.
Gespielte Musik mal Zeit mal wie auch immer errechnete Zuhörerzahl ist für mich noch immer die gerechteste und als Veranstalter beherrschbare Methode.
Das ist jetzt Fläche in 100m²-Schritten. Möchtest du als Club-Betreiber in der Woche für kleinen Kreis öffnen müsstest du unter Umständen bauliche Maßnahmen ergreifen, um nicht den gleichen GEMA-Satz zahlen zu müssen wie am Wochenende bei vollem Haus. Zusätzlich ist auch der Eintritttspreis (und sonstige Einnahmen wie Sponsoring etc.) Modifkator und auch die Länge der Veranstaltung. Die Basis ist acht Stunden, für je zwei Stunden erhöht es sich um 25%. Die Zuhörerzahl ist gar nicht mehr relevant für die Berechnung. Damit ist es dann auch losgelöst von den Einnahmen, die ja meist von der Zuschauerzahl abhängt.
 
…gegen die GEMA-Vermutung (und andere Gründe) wurde vor vielen Jahren versucht die C3S zu gründen…

…leider schafft es die GEMA und das - meiner persönlichen und unmaßgeblichen Meinung nach - eng mit Ihr verbandelte Patentamt - zuständig für die Zulassung einer neuen Verwertungsgesellschaft - seit ca. 15 Jahren die Zulassung der C3S als zweite Verwertungsgesellschaft zu verhindern…

…damit würde nämlich dann auch die GEMA-Vermutung fallen…

 
Die KI-Werke sind dann doch abgeleitete Werke.
Ich bin mir sehr sehr sicher, dass eines der Kerninteressen von KI-Bereitstellern sein wird, Urheberrechte (mit)zuerheben. Das ganze erinnert an die Einführung der CD: Sony entwickelte mit Philipps die CD, noch währenddessen kauften sie CBS und ein paar andere Plattenfirmen, weil sie zu Recht darauf spekulierten, dass die Leute die ganzen "Platten" jetzt nochmals als CD kaufen würden; dafür würden Einnahmen bei den Plattenfirmen fällig, die - welcher Zufall aber auch - eben dem Verkäufer des neuen Abspielgerätes gehören. Sony hat nicht mit dem CD-Spieler das große Geld verdient, sondern mit den Rechteverwertungen, die sich sekundär darüber ergaben.

Deswegen kannst Du sicher sein, dass alle KI Anbieter sehr darauf bedacht sein werden, dass die mit KI erstellten Werke von den Verwertungsgesellschaften akzeptiert (und entsprechend verwertet) werden.
 
C3S als zweite Verwertungsgesellschaft zu verhindern…
Die c3s ist noch nichtmal in der Beta Phase für das Abrechnungssystem und hat auch noch nichts beim Patentamt beantragt. Die müssen nicht von außen gebremst werden.

Außerdem braucht auch die c3s ein Bewertungssystem für Veranstaltungen, die wollen ja auch Geld verdienen.
Für Veranstalter wird es ein Horror sein, wenn sie mit mehreren Gesellschaften rumhampeln müssen.
 


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