Brainstorm Warum war Musik früher "besser"?

Ich frage mich auch gerade, die "sterile" Produktion betreffend...

Rick Beato hat ja mal ein recht interessantes Video dazu gemacht:


Mal ganz abgesehen dass er richtig kondensiert:
dass einfach früher viel mehr Geld für die Produktion da war, dann einfach ein richtig guter Sessiondrummer für die Aufnahme bezahlt wurde ( und nicht der mittelmässige originaldrummer der band, (man füge auch gerne -Keyboarder, -Gitarrist oder -bassist ein )) statt heute einfach die halt schiefen Drums in der DAW mechanisch richtig hinzubiegen und damit zu "sterilisieren"...

Soweit ich sehen kann in Youtube, und da habe ich schon sehr weit gesehen, gibt es nur tutorials für möglichst sterile Produktion. Und das macht dann auch jeder.
Ich sehe wirklich wenig Zeug das darauf Rücksicht nimmt auch Dinge mal wieder etwas "organischer" zu machen.
Irgendwie geht jeder davon aus dass das was da in die DAW eingeworfen wird eh miserabel ist und mechanisch automatisiert in den Gleichschritt gebracht werden muss.
Alles möglichst quantisiert, komprimiert....

Warum keine Tutorials das so aufzunehmen wie halt in den "guten" Studios in den 80ern? nur halt mit modernen Mitteln.
 
Ok, lasst mich dann mal Ursache/Wirkung in Frage stellen, die Hypothese umdrehen ...

Ich weiss dass auch heute noch genauso gute Musik gemacht wird wie früher, ich höre die ja schliesslich, aber ein Blick in die Charts suggeriert das Gegenteil.

Ist dann die Frage, statt "warum ist die Musik heute schlechter als früher", nicht:
Warum sind die Konsumenten heute schlechter als früher?

( natürlich ist das eine rhetorische Frage, 1978 war Mike Krüger auf Platz eins der Jahrescharts mit dem "Nippel", das hat etwa "Layla" Qualität ).
 
Natürlich, die Range war damals wie heute groß und ich finde es extrem vermessen das Schlechteste mit dem Besten
zu vergleichen und als Kontraargument vorzuhalten. Das passt nicht.

Was mir heute fehlt sind die großartigen Ausreißer. Bis in die tiefen 90er hinein gab es noch sehr sehr gute Alben
in einer sehr großen Anzahl und einzelne Titel sowieso. Selbst in Bereichen der elektronischen Musik, waren damals,
ihrer Schwierigkeit zum Trotze, großartige Entwicklungen, was dann bis heute in Einheitsbrei endete.

Natürlich kann man das alles auf den Zeitgeist schieben, da kein Geld, es werden keine Künstler aufgebaut,
TikTok-Generation uswusf, aber da gibt es doch noch den Indiemarkt und Musikmachen ist heute so günstig wie noch nie.
Eigtl sollte niemand daran gehindert sein was tolles abzuliefern.

Da gibt es auch tolle Musik, soviel und so leicht zugänglich, aber es bleibt nur tolle Musik, die nach einiger Zeit
in der Versenkung verschwindet. Nichts nachhaltiges.

Auf Youtube gibt es dieses Phänomen der Reaction-Videos, wenn junge Leute die Hypes von damals das erste Mal
hören. Klar, man kann darüber streiten, wieviel davon gefaked ist, aber oft sieht man auch einen Mix aus Überraschung,
Begeisterung, ja fast schon Ehrfurcht. Oft dann auch von Musik oder Gesangslehrern und dann kommt auch manchmal
ein MItgrund durch, weshalb Musik heute so ist wie sie ist, obwohl die Musiker gut ausgebildet sind.

Musikschulen heute sind auf Nachahmung aufgebaut.

Ich weiss nun nicht inwieweit damals Musikbildung gemacht wurde, aber nun anhand des Beispieles Deep Purple,
die bei Child in time sehr jung waren, würde ich darauf schließen, dass sie hauptsächlich im Proberaum mit sehr
großer Begeisterung und Leidenschaft gespielt haben und eigenes probiert haben. Medial war man ja nicht so
ausgestattet wie heute. Paar Platten vlt, aber keine Armada an Tracks in der Cloud und schon nichts was irgendwie
ablenken oder dazu verführen würde einfach nur was nachzumachen.

Gibt etliche Bands von damals, die vor ihrem Erfolg eigtl arme Leute waren, Schülerbands bspw., wie Pink Floyd,
die Anfangs mehr im UNtergrund waren und nicht Arenen gefüllt haben.
 
Ich hatte schon in den 90ern mal, einfach weil ich beruflich damit zu tun hatte, Charts und Verkäufe analysiert.

Damals, so Mitte der 90er, hatte sich schon die durchschnittliche Verweildauer eines Titels in den Charts halbiert. Ebenso wurden schon damals nicht mehr so viele Alben verkauft wie noch in den 80ern, das meiste waren Maxci-CDs oder Compilations. Tatsächlich war da schon die Hauptaufgabe der Verlage, die Titel auf Compilations zu kriegen.
Der ganze Durchsatz war da schon ungleich schneller als 10 Jahre zuvor.

In den 70ern war eine Single noch der Anreiz, ein Album zu kaufen.
Erst kam die Single, dann das Album mit einer zweiten Single und dann "die Ballade" ( immer als dritte Singleveröffentlichung ) um die zögernden Käufer vielleicht auch noch einzufangen.

In den 90ern war die Single bereits Selbstzweck. Jetzt beim Streaming sind Alben eh passé.

Früher stand in jedem Haushalt eine Pink Floyd Platte. Und Stones, und whatnot.
Platten waren eine Investition und abseits vom radio ( das bescheiden war ) die einzige Möglichkeit Musik zu hören. Da hat man auch nicht alles und jedes gekauft, sondern halt einfach die "guten" Sachen.
Und die Platten / CDs standen da halt dann rum. Tun sie teilweise heute noch.
Die Alten Sachen haben deswegen eine ganz andere Präsenz ( wörtlich ) als die neuen. Heute kennt auch die Junge Generation Pink Floyd weil die eben quasi ein Haushaltsmitglied waren.
Die Stones haben seit Ende der 70er nur noch Müll produziert und sind trotzdem noch riesig... einfach weil überall omnipräsent mit ihren alten Sachen. Selbst ich habe eine "Sticky Fingers" LP mit dem Original eingearbeiteten Reissverschluss im Cover.

Wenn heute was gleichwertiges stattfindet wird das nie wieder so gross werden.
Ich habe vor einiger Zeit eine Eldovar Vinyl gekauft. Von vorn bis hinten stimmig durchgehend. Ebenso "Warp Riders" von the Sword.
Aber Vinylkäufer sind heute eine kleine Gruppe von Sonderlingen.

Edit: ach was solls, hier was neues


Müsste ich einen Song aussuchen wäre es wohl "El Matador", aber da ist einfach kein schlechter dabei und das passt alles nahtlos ineinander.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, dass Musik früher auch deshalb besser war, weil sie authentischer war.

Beispiel Punkrock: Früher war da wirkliche Wut und Aggression auch in der Musik, weil diese Emotionen aufgrund der gemachten Erfahrungen auch Teil der Realität waren. Vor 10, 15 oder 20 Jahren war es gefährlich so rumlaufen und diese Gefahr und Erfahrungen führte auch zu Aggressionen ggü. Politik, Polizei und Neonazis. Bestimmt ist es auch jetzt noch stellenweise gefährlich, aber es lässt sich nicht mit jener Zeit vergleichen.

Und ja, ich denke tatsächlich, dass Musik früher besser war (wobei wie in meinem anderem Kommentar erwähnt auch jetzt immernoch Gutes* erscheint)

*nicht nur Gutes, sondern sogar Geniales
 
Wenn heute was gleichwertiges stattfindet wird das nie wieder so gross werden.
Das trifft es imho sehr gut.

Ich möchte aber noch die Radiomoderatoren und Musikredakteure vergangener Zeiten in Schutz nehmen.
Einge von denen haben sich viel getraut.
Ich habe im Radio Can, Tangerine Dream, das Früwerk von Pink Floyd (was ich für komplett überbewertet halte), Eloy Oceans eine ganze Seite usw gehört. Im "Mainstreamradio".
Die BBC war da wohl z.T. auch sehr progressiv unterwegs.
Kann man heute auch noch hören, aber nur im Internetradio.
 
Wann sich das geändert und wie war es vorher?

Grüße
Omega Minus

Würde mich auch interessieren. Könnte mir aber vorstellen, dass der Unterricht anders war, andere Vorbilder, andere Musikauswahl, war womöglich auch regionsabhängig, während sich heute durch Internet, sehr vielen Sachbüchern zum Thema eine Art Standard durchgesetzt hat. Mein Unterricht in den 90ern war auch anders, als in den 2020ern, mehr musikalisch ausgerichtet, heute viel mehr auf Technik und das unabhängig vom Genre. Ob nun der Akustikgitarrenlehrer, der klassische Musik spielte, der Rocker oder der Deathmetallehrer, das war alles recht ähnlich, wenn auch andere musikalische Schwerpunkte. Denke auch, dass in der Zeit zuvor noch der Wohlstand nicht so weit war und man da insgesamt reduzierter war in den Möglichkeiten.

Das waren jetzt auch keine unbekannten Dullies, sondern in ihrer Szene in sehr bekannten Bands auf großen Bühnen spielend. Möchte keine Namen nennen, aber kennen tut die wohl fast jeder
 


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