Brainstorm Warum war Musik früher "besser"?

Ganz anderer Aspekt noch; nicht die Musik ist per se schlechter geworden, euer Leben ist es. Oder vielmehr: unspannender.

Der Musikgeschmack formt sich, entgegen der landläufigen Meinung, nicht einfach in formativen Jahren, sondern in formativen Momenten. Die sind in den formativen Jahren natürlich viel zahlreicher, aber eigentlich sind sie nur der Soundtrack der eigenen Entwicklung. Die erste durchgemachte Nacht, der erste Trip von zuhause weg, das erste mal mit Liebeskummer daheim sitzen, die erste gemeinsame Anwendung der eigenen primären Geschlechtsteile (um mal die allgemeine Notgeilheit hier aufzugreifen) – das alles formt sich zu prägenden Erinnerungen und Musik ist quasi der Soundtrack dazu, den wir im Sinne unserer eigenen Nostalgie dann immer wieder hören wollen (Rob Swire hat es glaub ich mal "flüchtige Momente konservieren" genannt) – so oder so ähnlich jedenfalls.

Im Alter nimmt sowas ab, kann aber immer noch passieren. Ich kenne Leute, die sich im Lockdown ironisch dazu gezwungen haben, auf dem neu gekauften Plattenspieler Jazz zu hören. Heute machen die Jazz. Auch meine Pop-Affinität hat sich in den einsamen Radtouren während Corona sicher nochmal deutlich restrukturiert. Aber ich verbinde die Sachen auch mit einsamen Waldstücken und einem Leben in den Tag hinein, nicht mit sich selbst.


Viele andere Dinge sprecht ihr hier auch richtig an. Dadurch dass heute jeder sein eigener Kurator sein muss, ist die Breite allgemein akzeptierter "guter Musik" zudem gleichermassen grösser wie auch sehr viel kleiner geworden.
 
Ich denke, dass Musik inzwischen einfallsloser ist, weil:

1. es zig Tutorials zu den verschiedenen Musikrichtungen gibt und somit viel nachgebaut wird

2. weil der Musikschaffende (via Internet) viel mehr Feedback/Kritik bekommt und deshalb lieber auf Altbewährtes zurückgreift, als etwas Neues zu schaffen

ABER es gibt noch soviel geniales Neues zu entdecken und wenn man dann eben das findet, flasht es umso mehr.
 
Nicht unbedingt schlechter oder einfacher, siehe Drum and Bass, was ja wieder stilbildend war.

Ich fand dnb nicht unbedingt einfacher, galt lange Zeit als "Königsdisziplin" und verlangt auch heute noch
sehr viel technische Fähigkeiten ab - ist aber dennoch genauso verkommen - auch wenn sich Liquid DnB noch gut hören lässt,
ist´s insgesamt sehr generisch geworden.

Gab ja viele, die bis in die späten 00er sehr gutes Zeug machten. Squarepusher, Teebee, Ed Rush, Optical, Roni Size ... aber auch, wenn auch entfernter davon Aphex Twin, Autechre
Es wurde m.E. uninteressanter, als der Emu Ultra aus dem Produktionsprozess verschwand und anstatt der NI Massive gewobbelt hat, dann wurd´s zunehmen albern.
Dubstep, Future Bass oder Chilstep setzte dem Ganzen die Krone auf. Was für´n uncooler und schlechtgemachter Scheiss

Aber ok, hat hier nicht wirklich was verloren. Diese Entwicklungen sind ja in sämtlichen Genres zu beobachten, auch Rock oder Metal sind davon nicht verschont
 
Ganz anderer Aspekt noch; nicht die Musik ist per se schlechter geworden, euer Leben ist es. Oder vielmehr: unspannender.

Der Musikgeschmack formt sich, entgegen der landläufigen Meinung, nicht einfach in formativen Jahren, sondern in formativen Momenten. Die sind in den formativen Jahren natürlich viel zahlreicher, aber eigentlich sind sie nur der Soundtrack der eigenen Entwicklung. Die erste durchgemachte Nacht, der erste Trip von zuhause weg, das erste mal mit Liebeskummer daheim sitzen, die erste gemeinsame Anwendung der eigenen primären Geschlechtsteile (um mal die allgemeine Notgeilheit hier aufzugreifen) – das alles formt sich zu prägenden Erinnerungen und Musik ist quasi der Soundtrack dazu, den wir im Sinne unserer eigenen Nostalgie dann immer wieder hören wollen (Rob Swire hat es glaub ich mal "flüchtige Momente konservieren" genannt) – so oder so ähnlich jedenfalls.

Im Alter nimmt sowas ab, kann aber immer noch passieren. Ich kenne Leute, die sich im Lockdown ironisch dazu gezwungen haben, auf dem neu gekauften Plattenspieler Jazz zu hören. Heute machen die Jazz. Auch meine Pop-Affinität hat sich in den einsamen Radtouren während Corona sicher nochmal deutlich restrukturiert. Aber ich verbinde die Sachen auch mit einsamen Waldstücken und einem Leben in den Tag hinein, nicht mit sich selbst.


Viele andere Dinge sprecht ihr hier auch richtig an. Dadurch dass heute jeder sein eigener Kurator sein muss, ist die Breite allgemein akzeptierter "guter Musik" zudem gleichermassen grösser wie auch sehr viel kleiner geworden.

Das ist mir echt zu einfach hergeholt.

Die großartigste Musik habe ich erst gefunden, als ich bereits ein langweiliges Leben führte - Es muss andere Gründe haben,
weshalb ich ausgerechnet diese Musik so toll finde.

So so paar Beispiele aus den letzten 2-3 Jahren. System of a down oder Radiohead, Massive Attack kannte ich nur vom Namen, nicht von der Musik.
Einmal gehört, direkt alle Alben gekauft und durchgesuchtet, aber auch sowas wie Klaus Schulze, Juan Atkins, usw.
Oder auch ganze Genres wie Klassik, Metal usw höre ich erst seit 10-12 Jahren. Das ist alles nichts was ich irgendwie mit
Emotionen meiner Jugend verbinde, sondern für mich komplett neu ist/war und ich dennoch direkt superbst fand und
betraf dann aber auch meist eher das Zeug aus den Anfängen eines Genres, bevor es zur Ausschlachtung kam.

Metal heute bspw ballert, hat aber nicht den Inhalt, wie bspw das Zeug bis in die 90er. Iron Maiden, Dio, Judas Priest, Blind Guardian oder Metallica sind nunmal
was anderes als Slipknot, Linkin Park (Echt schwach), Hatebreed oder Parkway Drive, obwohl die schon sehr cool sind. Aber lange nicht die Klasse wie die "Alten"
 
Ich denke, dass Musik inzwischen einfallsloser ist, weil:

1. es zig Tutorials zu den verschiedenen Musikrichtungen gibt und somit viel nachgebaut wird

2. weil der Musikschaffende (via Internet) viel mehr Feedback/Kritik bekommt und deshalb lieber auf Altbewährtes zurückgreift, als etwas Neues zu schaffen

ABER es gibt noch soviel geniales Neues zu entdecken und wenn man dann eben das findet, flasht es umso mehr.

Ja, ich glaube, das ist ein wesentlicher Punkt. Das Internet als Wissensmultiplikator hat dafür gesorgt, dass viele Künstler, die zu ihrer Zeit wegweisendes (oder zumindest einzigartiges) geschaffen haben, "entzaubert" wurden, dadurch, dass jetzt Hinz und Kunz zumindest die Soundästhetik nachbilden könnten.

Ich für meinen Teil kann z.B. der modernen Art, zu mischen, wenig abgewinnen. Vieles ist zu laut, pumpt und Stimmen werden üblen Nachbearbeitungen unterworfen. Die Art, wie in den späten 80ern gemischt wurde, spricht mich viel mehr an. Sauber, druckvoll und dynamisch. Das vermisse ich in vielen modernen Produktionen.
 
dass jetzt Hinz und Kunz zumindest die Soundästhetik nachbilden könnten.

Da müsse man differenzieren, denn ich denke, dass du ein anderes Verständnis von Soundästhetik hast, als ich.

Und auch trotz der Entzauberung, ist es doch sehr verwunderlich, dass es niemand gibt der den wegweisenden Küsntlern ebenbürtig ist.

Ich denke schon, dass es da große Abhängigkeiten zum verwendeten Equipment gab, genauso aber, dass der Zeitgeist eben zu jenem
Moment die Fähigkeiten dieser Künstler förderte.

Aber auch fernab der Ausnahmekünstler, gab es auch damals Künstler die im damaligen Mittelmaß mitschwammen und selbst die
haben Titel hervorgebracht, die für sich vielleicht einfach sind, aber viel Inhalt boten
 
Ich bin jetzt über 70. wann fängt das langweilige Leben denn an?

Wenn du das Leben immer noch so spannend findest, hast du deine Jugend nicht gelebt ;D

Ich hab´s nur überspitzt formuliert, war schließlich als Antwort auf einen provokanten KOmmentars
und eher ironisch gemeint.
 
Ganz anderer Aspekt noch; nicht die Musik ist per se schlechter geworden, euer Leben ist es. Oder vielmehr: unspannender.
Man darf nicht vergessen, dass man mit zunehmenden Alter auch mehr gehört hat. Sprich: die Wahrscheinlichkeit, dass einem nochmal etwas wirklich Neues überrascht, nimmt mit jedem gehörten Lied ab. Und sicherlich auch: auch die Musikschaffenden, an denen man sich vielleicht orientiert hat, werden älter und fangen eventuell auch mal sich im Kreis zu drehen.
 
Man darf nicht vergessen, dass man mit zunehmenden Alter auch mehr gehört hat. Sprich: die Wahrscheinlichkeit, dass einem nochmal etwas wirklich Neues überrascht, nimmt mit jedem gehörten Lied ab. Und sicherlich auch: auch die Musikschaffenden, an denen man sich vielleicht orientiert hat, werden älter und fangen eventuell auch mal sich im Kreis zu drehen.

Guter Punkt.

Vermutlich ist die verteufelte Musik genau das, was einem in jungen Jahren gefallen hätte. 🤔
 
Ich würde nicht behaupten, dass Musik schlechter ist/wird… aber es ist nicht mehr einfach darauf zu stossen.
Damals gab es eine handvoll ‚wichtiger‘ Bands, die jeder kannte und die lange Jahre präsent waren.

Ohne Alexa , Ki und co, welche hilft beim Suchen und Entdecken , bleib ich bei Bushido und Swift und ähnliches hängen. Und beide gehen mir wortwörtlich auf die Nüsse.
 
Und besser. Das Gehör altert ja mit. Je öfter man lauter hört, umso mehr Gehörverschleiß gibts gratis dazu.
Andererseits ist das Gehör vielleicht auch geschulter, bzw. höre ich mir Musik auch aus einem anderen „Blick“ an und mir gefallen jetzt Songs, vor denen ich früher geflüchtet bin 😄
 
Und auch trotz der Entzauberung, ist es doch sehr verwunderlich, dass es niemand gibt der den wegweisenden Küsntlern ebenbürtig ist.
Aber das ist es ja gerade: der Weg wurde gewiesen, die Erfindung wurde gemacht. Etwas, was schon erfunden wurde, kann nicht erneut erfunden werden, es sei denn, es wird komplett vergessen. Ich bleibe mal bei der elektronischen Musik: es wird kein zweites "Kraftwerk" geben können. Einfach weil ihre Musik in der damaligen Zeit neu war und damit eine neu geschaffene Nische besetzt hat. Jede Band, die eine ähnliche Musik in der Richtung macht, wird mit Kraftwerk verglichen werden.

Wobei ich manchmal denke, dass vielleicht die elektronische Musik da auch irgendwie... eingeschränkt ist. Wenn man sich mal Jazz anguckt, so hat der sich ja im Laufe der Zeit in viele Richtungen gewandelt, obwohl die verwendeten Instrumente eigentlich immer gleich geblieben sind. Vielleicht ist das aber auch gerade die hier bereits mehrfach angesprochene Beschränktheit der Mittel, die mehr Kreativität und Beschäftigung mit dem Instrument notwendig macht. Bei der elektronischen Musik kauft man dann eher 1-2 neue Synthesizer und erhofft sich dadurch Neues, was aber nur bedingt passiert.
 
Ich selbst bin davon natürlich auch nicht "befreit". Klar wäre ich auch gerne in der Lage mal wirklich einen richtig gelungenen Track zu machen. (Meine Antwort soll also kein erhobener Zeigefinger sein)
 
Und auch trotz der Entzauberung, ist es doch sehr verwunderlich, dass es niemand gibt der den wegweisenden Küsntlern ebenbürtig ist.
Offengestanden werden für mich mit jedem Quäntchen an "mehr Einsicht", das man mit dem Älterwerden so einsackt, auch die "wegweisenden Künstler" immer mehr entzaubert. Fand ich mit siebzehn das "Köln Concert" eines Keith Jarret noch unglaublich, nie gehört und in keiner Weise imitierbar, so weiß ich heute um die zugrundeliegende Harmonik und wie man geschickte Großdynamik in ein längeres Stück bringt, und dann ist das alles immer mehr "nur noch Handwerk". Natürlich tolles Handwerk, aber wegweisend?
Das Wegweisende am "Köln Concert" ist doch nur, dass Jarret sich getraut hat eine komplette Solotournee mit gekonntem "vor sich hin Dudeln" zu bestreiten, und seine Plattenfirma zu überzeugen, dass das veröffentlichungswert sei. Das hat möglicherweise keiner vor ihm gemacht.
 
Ich möchte den Aspekt der Kommerzialisierung ins Spiel bringen.

FRÜHER - z.B. in den 70er Jahren - hat man Acts (wie Rush, Yes, Genesis,... wer auch immer) ZEIT gegeben, sich als Künstler zu entwickeln, Alben herauszubringen, Tourneen zu machen, ggf. vom Radio gespielt zu werden, vom Publikum wahrgenommen und geliebt zu werden.

Ich habe den Eindruck: Wenn HEUTE ein Act nicht gleich mit den ersten paar Songs gewaltig reüssiert, ist es ganz schnell wieder vorbei mit der Unterstützung.
 
Anspieltipp: Lange Version von „Frankenstein“ von Edgar Winter

Okay, ich hab mir die Nummer gegeben:



Finde ich richtig gut und da muss auch ne Menge Übung, Planung und Hirnschmalz in diese Nummer gewandert sein, bis die Aufnahme auch wirklich sitzt. Das ist ob der Abwesenheit jeder moderner technologischer Krücken absolut bemerkenswert und respektabel.



Und jetzt bist du dran. Da komme ich dann wieder auf mein Beispiel von oben zurück. Da werfe ich Mal exemplarisch Mick Gordon in den Ring, der für mehrere Videospiele Scores produziert hat. Am meisten Ruhm hat er wohl für seine Arbeit an Doom Eternal (2020) erhalten, obwohl er sich während dieses Projektes mit seinem Auftraggeber überworfen hat.

Problematisch war wohl der Zeitdruck, dem Gordon unterworfen war. Er sollte Musik in Stückchen machen, die ein Algorithmus während eines Spiels dann Abhängig vom Geschehen dann zum konkreten Hörerlebnis zusammenfügt. Die ganzen Einzelteile liegen der Software als Nutzdaten bei und es gibt einige findige Menschen, die diese Daten extrahieren und daraus dann eine Version arrangieren können. Ein populäres Beispiel ist dieser Track hier:



Mir fällt hier bei einem Vergleich beider Tracks auf, dass es einzelne thematische Subgruppen gibt, die ziemlich alleine im jeweiligen Stück stehen. Da ist von sehr mainstreamig bis experimentell alles drin. Zusammengehalten wird das von einem Tempogerüst aber sonst ist alles fair Game. Unter dem Strich denke ich, dass man nur richtig schauen muss, um die selben Ideen und Detailverliebtheit auch heute noch zu finden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Wegweisende am "Köln Concert" ist doch nur, dass Jarret sich getraut hat eine komplette Solotournee mit gekonntem "vor sich hin Dudeln" zu bestreiten, und seine Plattenfirma zu überzeugen, dass das veröffentlichungswert sei.
Und dann noch an einem grottigen Stutzflügel, der nur mäßig gestimmt war, eine grundsätzliche Restaurierung benötigt hätte und bei der Tastatur nur eingeschränkt funktionierte. Normalerweise hätte das den Ansprüchen eines Mr. Jarrett nie im Leben genügt. Der Abend war eigentlich gelaufen und man hätte an dem Punkt alles abblasen können. Und trotzdem hat der übernächtigte und geschlauchte Musiker ein Improvisationskonzert für die Ewigkeit abgeliefert. Dieses Konzert unter widrigsten Umständen, das aber trotzdem die Zuhörer restlos begeistert hatte, ist in der Form einmalig.

Etwas Ähnliches haben später noch Tangerine Dream mit dem "Poland"-Album (Konzert bei Eiseskälte und mit zig Stromausfällen) geschafft. Das sind Alben, denen man die "Scheiß drauf, wir ziehen das durch und versuchen, so viel Spaß wie möglich zu haben"-Mentalität anmerkt. Der Spaß und die Spielfreude überwiegen. Gepaart mit musikalischem Können ist das dann auch Jahrzehnte später ein Genuss.
 
Ich möchte den Aspekt der Kommerzialisierung ins Spiel bringen.

FRÜHER - z.B. in den 70er Jahren - hat man Acts (wie Rush, Yes, Genesis,... wer auch immer) ZEIT gegeben, sich als Künstler zu entwickeln, Alben herauszubringen, Tourneen zu machen, ggf. vom Radio gespielt zu werden, vom Publikum wahrgenommen und geliebt zu werden.

Ich habe den Eindruck: Wenn HEUTE ein Act nicht gleich mit den ersten paar Songs gewaltig reüssiert, ist es ganz schnell wieder vorbei mit der Unterstützung.
Firmen haben schon immer Musik rausgebracht, um damit Geld zu verdienen. Ich behaupte, dass es selten nur um die Kunst ging. Allerdings waren Plattenfirmen früher meistens eigenständige Firmen, in denen man eben auch einem Künstler Zeit gab, sich zu entwickeln. Zwar setzte die Konsolidierung und der Aufkauf von Labels durch immer größer werdende Musikverlage und -konzerne früh ein, allerdings ging es dort immer um Musik.

Spätestens als Seagram (ehemals der weltweit größte Spirituosenhersteller) Mitte der 1990er Jahre MCA für fast 6 Milliarden Dollar kaufte und Musik damit den gleichen Stellenwert wie eine Flasche Rum bekam, war klar, wo die Reise hingeht. Heute gehören alle größeren Labels zu irgendwelchen börsennotierten Medienkonzernen und da muss alles auch gleich einen Ertrag bringen, die Aktionäre wollen es so. Wer nicht zügig funktioniert, der wird aussortiert, für Kunst und Entwicklung hat niemand mehr Zeit und Geld.

Dort werden Manager eingesetzt, für die am Ende nur die Bilanz zählt, ob Schraubenfabrik oder Kinderheim spielt dabei keine Rolle. Dazu kommen natürlich die ganzen parallelen Entwicklungen, die mit der voranschreitenden Digitalisierung der Medien einhergingen. Was die Sache nur bedingt besser gemacht hat.

Im Moment sind wir da, wo wir sind. Die Sache wird sich auch in Zukunft weiterentwickeln - wohin, das muss man abwarten. Und bis dahin ein kleines Lied spielen.
 
Warum war das so und warum ist das heute nicht mehr so?
Ist die Lust auf Musik weg? Die Kreativität?
Ist das in anderen Bereichen auch so? Malerei, Bücher? Bei Filmen scheint es so.

Früher gab es idR einen „Oberschiedsrichter“, das Studio wurde meist von der Plattenfirma finanziert und es lag eine Erwartungshaltung über den Produktionen. Es gab in der Form (bis evtl Cretu & Co etc) kaum Bedroomproducer die nur vor sich herwurschtelten, Eine Produktion hatte meist immer noch Producer, Programmierer, Toningenieure etc die unmittelbar Feedback gaben oder im Falle Producer sogar Final entschieden.

Die größten Hits von Alphaville, Aha, Depeche Mode, FGTH, Simple Minds u.A. entstanden, weil sich nicht die Band, sondern das Team außen herum durchsetzte oder federführend die Produktion machte (zB Trevor Horn).
 
Ohne jetzt alles durchgelesen zu haben.
Ich denke jeder Musiksil hatte seine Pionierzeit. Da war alles anders, neu und hatte einen gewissen WOW Effekt.
Man orientiert sich auch gern an solchen Meilensteinen des musikalischen Schaffens und bewertet danach.

Aber ich finde, ab und an gibt es auch heute noch gutes Zeugs das einem aufhorchen lässt.

Aber es gibt Sounds, Produktionen und Bands die sich kaum mehr toppen lassen und diese haben sich für immer und ewig im Gedächtnis eingebrannt. An dem wird alles gemessen.

Ab einem gewissen Alter hat man alles durch.

Doch für Jüngere können auch alte Sachen spannend sein, die sie zuvor nicht kannten und die eben diesen WOW Effekt auslösen.
 
Früher gab es idR einen „Oberschiedsrichter“, das Studio wurde meist von der Plattenfirma finanziert und es lag eine Erwartungshaltung über den Produktionen.

Guter Punkt. Allgemeiner gefasst: es gab ein gut eingespieltes, vielfältiges System, das Qualität hervorgebracht hat. Vom geldgeilen Mainstream- bis zum engagierten Off-Label, vom Kiezladen bis zu Saturn Köln, vom Avantgardefrickler bis zum Schrammler, vom Radio bis zur Musikzeitschrift. In dem das Geld wie in einem Whirlpool umgewälzt wurde. Mit Internet, Streams, Bedroom und Wegfall von Tonträgern fließt das Geld nur noch ab.
 
Warum Musik heute für mich sehr oft schlechter ist:

zu aufdringlich, zu aggressiv, zu viel egomanische "me me me" Botschaft, zu klar spürbar "tricky"/ wie Werbung, die mich reinlegen will = zu viel Rumgehure von Fließband Songschreiber Workshops geschrieben,
zu viel Limiter, zu pseudo emotional, zu wenig "Mensch" im yiddischen Sinn, zu viel extremes Zeug, ich mochte allerdings auch "früher" = 80/90 keine Noise Attacken oder total wirres Zeug,
zu viel Abgefeiere von menschlichen Abgründen wie Gewalt, Vergewaltigungsfantasien etc. zu viel Vergleichen. Sich mit anderen Vergleichen ist der Vorhof zur Hölle ;-) Dazu einfach auch zu viel Extase- alles muss immer
das Beste, das Größte, des Deepeste sein, der Tag einzigartig, der Moment jetzt, keine Transzendenz, nur hier und jetzt, keine Spiritualität, nur Materie.

andererseits verstehe ich auch nicht das meiste an moderner Klassik oder warum Frahm und Co abgefeiert werden, aber dazu höre ich einfach zu viel Mozart, Verdi und andere Italiener,
da kommt halt für mich einfach nichts ran und Frahm Arpeggio Dudelei schon dreimal nicht

und vor allem viel zu viel ohne Filter in Form von guten Talentscouts, A&Rs, Plattenfirmen 99,99% von uns (mir inklusive) wären früher hochkant aus Studios geworfen worden

und allgemein hört man der Musik heute meist an, in welchem Mind- und Soulset sie gemacht wurde. Man hört an der Musik die Probleme, in denen wir alle leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
auch die "wegweisenden Künstler" immer mehr entzaubert

Ja, das ist so. Mit 14 habe ich noch bei FGTH Bauklötze ob der Sounds gestaunt, was mussten das Genies sein um sowas hinzubekommen.
Als ich dann die Fairlight Lib Anfang der 2000er in Form einer Audio CD in die Hand bekam, war das schnell entzaubert.
Die elenden „Presetuser“ ;-), sogar identische Samples mehrfach in unterschiedlichen Songs. Das Geheimnis lag in der Verpackung mit High-End Hall/Raum/Chorus/Flanger etc.
 


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