Warum mögen wir analogen Sound, warmen Sound, Lo-Fi-Sound etc

Also bei mir ist es einfach Genre abhängig. Je nach Musik darf es eher dumpf warm noisy analog sein oder eiskalt klinisch tot bis kreischend digital, um es mal extrem auszudrücken.

Bei vielen älteren Leuten kann ich mir aber vorstellen, dass es wirklich damit zusammenhängt, dass man Musik vorallem mit Vinyl und Radio gehört hat und da eben die Dynamik und gewisse Höhen fehlen aber es dafür rauscht und knistert. Wenn man das 30 Jahre so gewöhnt ist, mag das durchaus prägend sein.
 
Als ich zum ersten mal eine Computersequenz gehört hatte war das etwas unmenschliches ,maschinelles für mich. Alles andere als ängstlich ich war ;-)

Vielleicht ist Angst auch nicht das richtige? Ich spekuliere ja hier auch etwas.

Mir fällt da bspw diese Szene aus Odysee 2001 ein, als die Affen das erste Mal mit "Perfektion", sprich dieser schwarzen Stele, konfrontiert werden. Das überfordert die auch.

(Wobei ich uns jetzt nicht unbedingt direkt mit den Affen vergleichen will. Das ist mir zu plump)

Aber vielleicht ist uns dieses Perfekte, Künstliche aus ähnlichen Grünen unangenehm?


https://youtu.be/ypEaGQb6dJk?t=214
 
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Ich mag aber den digitalen Sound etwas mehr. Auch wenn analog synthetisch und naturell akustisch auch gut ist. Es erzeugt aber eine andere Stimmung. Nicht unbedingt besser aber anders.
 
Meine Theorie ist, dass das Rauschen in den Klängen unser Gehirn einlädt etwas dazuzudichten was gar nicht da ist, so höre ich zum Beispiel manchmal im Lärm des Wasserkochers Musik. Und das geht nicht nur mir so. Das Gehirn ist ständig dabei Muster zu erkennen und nutzt jede Chance.

Der Löwenanteil der Arbeit unseres Gehirns bei der Verarbeitung audiovisueller Daten besteht darin, Informationen *wegzuschmeissen*. Und nur die wichtigen durchzulassen. Das wird zunächst ein paar Jahre trainiert, bis es ordentlich klappt. Als Erwachsener ist man weiter im Anpassungstraining.

Daher bin ich wie @ZH der Meinung, dass wir schon ein bissel geprägt sind von der Summe unseres bisherigen Medienkonsums. Aber uns auch anpassen: ich bin zB heilfroh, dass ich Klavieraufnahmen ohne Klirren und Rauschen hören oder Fußball in HD kucken kann. LoFi etc. sind Effeke und Ausdrucksmittel, haben aber ihre Rolle als Marker für Authentizität weitgehend verloren.

Ich denke, Musik wird als 'angenehm' empfunden, wenn der o.g. Apparat/Prozess im Normalmodus läuft. Wie auf der Waldwiese: der Wind säuselt in den Büschen, die Vögel zwitschern, alles fein. Bis ein Busch in die falsche Richtung schwingt, weil der Tiger durchschaut....

Cee
 
Auf jeden Fall ist es eine Gewöhnungssache! Unsere Ohren nehmen ja auch bestimmte Tonleitern als harmonisch wahr und andere sehr verbreitete dagegen nicht.
 
Erstmal ein kleiner Hinweis meinerseits: Das hier soll kein "analog vs. digital"-Thread werden. Es geht nicht drum, ob analoge Synths besser klingen oder ob digitale "auch warm" klingen koennen - bzw. letzteres ist eigentlich schon ein Indiz darauf, worum es hier wirklich geht:

Es ist doch Fakt, dass heute oftmals versucht wird, typische "warme" Klaenge zu emulieren, sonst gaebe es weder Virtuell-Analoge Synthesizer, noch Roehren-Simulationen, etc. Es geht mir hier auch nicht nur um Synthesizer, es geht mir um den Gesamtklang als solches. Einige nehmen ihr Werk auf analogem Band auf, um die Tape Saturation zu erhalten, einige verwenden Roehren-Kompressoren, um eine gewisse Klangaesthetik zu erhalten, etc. Es geht darum, dass wir oftmals dem "analogen" Klang nacheifern, und das schliesst auch diejenigen mit ein, die ihren digitalen Synthesizer "auch analog/warm" klingen lassen wollen.

Und die Frage, die ich hier stelle, ist, ob wir das nur tun, weil wir jahrzehntelang diesen Sound gewohnt waren, und wir heute im Zeitalter der perfekten Digitaltechnik etwas vermissen (wir muessen ja noch nichtmal mehr recorden, wenn wir alles eh schon "in the box" herstellen koennen, also gibt es auch kein Rauschen mehr, keine Saturation, bzw wenn dann muss dies kuenstlich hinzugefuegt werden), oder liegt es NICHT an den Gewohnheiten, und der analoge, warme, saturierte Klang IST einfach objektiv "besser" weil natuerlicher, etc. Das ist die Kernfrage dieses Themas.

Dass man natuerlich schon in den 80ern (und auch davor) versucht hat, einen moeglichst sauberen Klang hinzubekommen, steht ausser frage. Das hat man vermutlich zu allen Zeiten versucht. Aber heute haben wir eben den Luxus, den saubersten Klang erzeugen zu koennen (weil wie gesagt eh alles komplett "in the box" passieren kann), d.h. wir haben heute das Ideal, das vor Jahrzehnten noch gesucht wurde, aber heute greifen wir dann eben wieder zu entsprechenden Plugins, Effekten, oder anderen Mitteln, um von diesem vermeintlichen Ideal wegzukommen.
 
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ohne alles gelesen zu haben. Wenn man im Flow ist, mit einer Idee, oder einfach nur dass sich das ganze aus einem Jam heraus entwickelt. Fange ich mit einem PianoSound an...., klingt Solo künstlich, totale Artefakte....ich denke noch für die Ideeenentwicklung....passt......da nimmst du später was richtiges. Jo der Rest passt soweit....jetzt probier ich ne Tonne toller Pianosounds. Nach all dem Gedönse spiel ich das Piano vom Mono/Poly-Plug der Legacy wieder und das Gerumsel sitzt (für mich).

Jetzt stell ich meine Ergüsse ja mal von der Wertigkeit hinten an. Aber grundsätzlich lande ich immer bei einem guten Pfund Rohheit, fehlerbehaftet und (Einzelsounds, Presets) völlig missbraucht....

Schön das ich das als Hobby mache und mich nicht die Bohne um Ziele, Aktualität und Hörerschaft kümmern muss...
 
Es geht darum, dass wir oftmals dem "analogen" Klang nacheifern, und das schliesst auch diejenigen mit ein, die ihren digitalen Synthesizer "auch analog/warm" klingen lassen wollen.
Das ist aus meiner Sicht die falsche Frage, warm wir erfahrungsgemäß von vielen Usern hier komplett unterschiedlich definiert. Für mein Gefühl klingt warm erst dann so richtig warm, wenn was kaltes, böses, digitales als Kontrast vorhanden ist ;-)
 
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Würden wir dann trotzdem Plugins und Techniken nutzen, die die Aufnahmen wärmer macht, saturierter, analoger, mit Rauschen, mehr lo-fi, etc?
Das sind alles nur Trends unter Musikproduzenten und Synthesizer/ Effekte Herstellern. Das kam alles mit dem Retro Hype. Mittlerweile sind aber schon digitale Klassiker retro.
Cleane oder digitale Sounds sind genauso gut oder schlecht. Ich habe nicht das Gefühl, dass Menschen warmen Klang bevorzugen. Das ist meiner Ansicht nach ein Mythos aus der Musik Esoterik.
Gute Musik muss absolut nicht warm klingen.
 
Ich sehe da keinen Hype, ich beobachte da was anderes. In der Gitarren-Welt wird schon mindestens seit dem Line6 POD (den es schon seit ueber 20 Jahren gibt) versucht, moeglichst authentisch Roehrenverstaerker nachzuahmen. Daran hat sich bis heute nichts geaendert. Virtuell-analoge Synthesizer gibt es ebenfalls seit rund 25 Jahren, und inzwischen auch wieder sehr viele Echt-analoge, waere das ein Hype gewesen, haette sich das aus meiner Sicht keine 25 Jahre gehalten. Und zum Thema allgemeine Musikproduktion (mir geht es hier nicht um einzelne Instrumente), es wird doch immer wieder drueber geredet, wie bekommt man einen fetteren, waermeren Sound hin, wie geht man mit Kompression, Saturation usw um, ob man da nun Plugins nutzt oder echte Geraetschaften spielt fuer mich in diese Frage keine Rolle. Fuer mich scheint es da einen gewissen Konsens darueber zu geben, dass eine Produktion einen gewissen Druck, eine gewisse Waerme benoetigt, um "gut" zu klingen. Ausnahmen kann es immer geben, auch im Geschmack, aber im grossen und ganzen nehme ich wahr, dass es seit rund 20-25 Jahren nicht mehr darum geht, einen immer noch saubereren, noch glasklareren Klang zu erhalten (weil wir diesen Punkt einfach laengst erreicht haben), sondern dass es im Gegenteil darum geht, dem glasklar produzierten Klang wieder eine gewisse "Farbe" zu geben, das ganze ein bisschen waermer, wohliger, runder klingen zu lassen, und dabei wird ueblicherweise versucht, das Verhalten analoger Techniken und Schaltkreise zu imitieren.

Nehmt ihr das anders wahr? Habt ihr das Gefuehl, die meisten Produzenten streben danach, einen moeglichst kalten, kristallenen, ungefaerbten Digitalklang zu erhalten? Habt ihr das Gefuehl, Gitarristen versuchen einen moeglichst perfekten Transistorklang zu erreichen? Habt ihr das Gefuehl, die meisten Synthesizer-Nutzer moechten ihre analogen Synths duenner, kaelter, schneidender klingen lassen, und die Drums sollen sich moeglichst nach 707 anhoeren? Habt ihr das Gefuehl, es wird von faerbenden Kompressoren abgeraten, weil diese den perfekten Klang zu sehr beeintraechtigen? etc
 
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Meine Theorie ist, dass das Rauschen in den Klängen unser Gehirn einlädt etwas dazuzudichten was gar nicht da ist, so höre ich zum Beispiel manchmal im Lärm des Wasserkochers Musik. Und das geht nicht nur mir so. Das Gehirn ist ständig dabei Muster zu erkennen und nutzt jede Chance. Das ist auch der Grund, warum man in der Abenddämmerung eher etwas in den Schatten vermutet als am hellichten Tag. Bei ganz reinen, klaren Aufnahmen bleibt einfach weniger Raum zur Spekulation und unser Gehirn ist damit auch entsprechend wenig beschäftigt. Warme Sounds sind einfach komplexer als ein steriler Sinuston.

Schön ausgedrückt. Hinzu kommt das unser Hirn nicht-linearitäten als schön empfindet und das imperfekte reizender/anziehender ist.
 
Analog wird doch am Ende doch digital wenn´s in die DAW geht. Was ist heutzutage schon 100 pro analog?

Naja, ob du jetzt ein Album mit viel edlem Outboard über ein schönes Neve Pult aufnimmst und mischt oder ob du das Album komplett digital aufnimmst und mischt macht schon ein großen Unterschied.
Egal ob die Mukke dann später wiederum digitalisiert wird um bei Spotify und Co zu Verfügung zu stehen.
 
Klassik will z.b das Detail und kein analog saturation dingsbums geschwurbel...
 
Wieviel real instrumentalisten haben die Analogen als kalt... nicht echt und leblos im Sound verstoßen und tun es heute noch? ;-)
Das Thema ist so alt wie es Synthetischer Sound gibt.
Dabei bedeutet elektronische Musik nix weiter wie Musik aus Fortschrittlicher Technologie erschaffen.
Und da gibt es gut klingende Digitale und Analoge und schlecht klingende.
Meiste ist alles persönliches Hör empfinden und Geschmack.
Jeder hat dabei seine eigenen Ohren.
Und bei den Analogen passierte ja auch oft viel nachbearbeiten.
Das stimmt ja gar nicht das man das nur bei digital macht oder angeblich machen muß.
Ich hab hier komplette Nummern inklusive alle drum Sounds nur mit meinem alten Roland VA ganz alleine gemacht und habe da auch so gut wie gar keine DAW Effekte benötigt damit irgendwas eventuell noch besser oder wärmer klingt.
Weil es einfach warm und lebendig genug klingt und daher nicht nötig war.
Klar jetzt könnt man fragen warum die alten VA's die alten Analogen nachempfinden.
Der Grund war was ich so gelesen weil es den alten Sounds plus mehr Möglichkeiten bieten sollte die auf Voll Analogen noch nicht möglich waren.
Und es ist ja so.
Ich kann ja damit mehr machen wie mit einen voll Analogen.
Sound Bänke unbegrenzt anlegen.
Phrasen mit einem Editor erstellen usw. was vorher noch nicht ging.
 
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Klassik will z.b das Detail und kein analog saturation dingsbums geschwurbel...
Darüber hatte ich auch kurz nachgedacht. Beim Spiel von Instrumenten, wie sie in der Klassik benutzt werden, muß auch keine "künstliche" Natürlichkeit hinzugefügt werden, weil sie von Haus aus ja "natürlich" oder analog, oder wie auch immer man das bezeichnen will, ist.
Jedes C, z.B. auf der Geige, wird sich leicht anders anhören, es geht da um ganz feine Unterschiede, die wir teilweise gar nicht wahrnehmen, die aber dieses Gefühl, von "Natürlichkeit" erzeugen.
 
es geht da um ganz feine Unterschiede, die wir teilweise gar nicht wahrnehmen, die aber dieses Gefühl, von "Natürlichkeit" erzeugen.

Genau das meinte ich oben. Hat ersteinmal mit warm/kalt, analog/digital wenig zu tun.

Das sind alles nur Trends unter Musikproduzenten und Synthesizer/ Effekte Herstellern. Das kam alles mit dem Retro Hype. Mittlerweile sind aber schon digitale Klassiker retro.
Cleane oder digitale Sounds sind genauso gut oder schlecht. Ich habe nicht das Gefühl, dass Menschen warmen Klang bevorzugen. Das ist meiner Ansicht nach ein Mythos

Ja. (Aber Trends/Moden können die Wahrnehmung trainieren).

Klassik will z.b das Detail und kein analog saturation dingsbums geschwurbel...

Eben. Eine Stromgitarre hat ja ohne Strom fast keinen Klang, ein Synth sowieso. Der wird also erst erzeugt/geformt. In der Natur gibts dagegen das volle Programm, und das Ohr hat sich darauf eingeschossen. Den Klang versucht man einzufangen.
 
Darüber hatte ich auch kurz nachgedacht. Beim Spiel von Instrumenten, wie sie in der Klassik benutzt werden, muß auch keine "künstliche" Natürlichkeit hinzugefügt werden, weil sie von Haus aus ja "natürlich" oder analog, oder wie auch immer man das bezeichnen will, ist.
Jedes C, z.B. auf der Geige, wird sich leicht anders anhören, es geht da um ganz feine Unterschiede, die wir teilweise gar nicht wahrnehmen, die aber dieses Gefühl, von "Natürlichkeit" erzeugen.
Also bei einem digitalen mit super Tastatur und gutem following haste das auch das jede C Note... was für alle Noten gilt... etwas anders fällt und klingt.
Glaub da sind manche alten VA's lebendiger wie einige voll Analoge.
Spezial auch die Desktop Dinger.
Die großen wie Moog wo alles hinhaut wie es sein soll mal jetzt ausgeschlossen.
 
Darüber hatte ich auch kurz nachgedacht. Beim Spiel von Instrumenten, wie sie in der Klassik benutzt werden, muß auch keine "künstliche" Natürlichkeit hinzugefügt werden, weil sie von Haus aus ja "natürlich" oder analog, oder wie auch immer man das bezeichnen will, ist.

Wenn man Klassik im Badezimmer aufführen würden, wäre der Klang wahrscheinlich auch eher kühl ;-)
Empfinden ändert sich auch mit der Zeit, eigentlich ist auch der Klang von analogen Synths ziemlich kalt, zumindest fühlte sich so für mich die Dare von Human League an, als ich sie 1981 von 'nem Kumpel auf Kassette aufgenommen bekommen hab', mittlerweile klingt sie dann doch eher wohlig warm.
 

Warum mögen wir analogen Sound, warmen Sound, Lo-Fi-Sound etc​

Tun wir das? Oder mögen wir einfach nur interessante und uns angenehme Klänge (wobei das individuell ist)?
Es ist wie in allen Bereichen. Der Mensch ist mit dem Ergebnis seines Schaffens unzufrieden. Dann strebt er Perfektion an. Und wenn er sie erreicht, dann ist er damit auch wieder unzufrieden.
Philosophiestunde beendet.
 
Vielleicht lohnt es sich auch mal zu schauen, wie es sich bei jüngeren Menschen (U25) verhält, also denjenigen, die eher ohne Tonbänder und überwiegend mit (eher artefaktefreien) digitalen Interfaces/Internet aufgewachsen sind?

Gibt es bei ihnen auch einen Trend zur Wärme/Lofi, wenn ja, wäre es evtl. die Bestätigung der These, dass diese warme Klangästhetik allgemein als angenehm empfunden wird?
 
Wie gesagt, ich glaub' Tonbänder sind nicht das Problem, die mussten imho schon bewusst in die Sättung gefahren werden, damit der Effekt auf auf 'ner billigen Schneider Anlage oder auf dem Walkman hörbar wurde. Aus der Psychoakustik ist der Effekt bekannt, dass bei statischen Tönen die Aufmerksamkeit schnell nachlässt. Von daher, je mehr Bewegung und Klangänderung, desto intensiver die Wahrnehmung, was sich auch mit meinen eigenen Vorlieben deckt. Daher wurde in den 70ern auch überall Phase und Flanger draufgelegt, in den 80ern suchte man bei den New Wave/Synth Pop Sachen dann doch eher nach dem kühlen "Neon Popper Sound", passend dazu gabs afair auch diverse eher klinisch gestaltete Clubs aka DISCOs.
 
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Klassik will z.b das Detail und kein analog saturation dingsbums geschwurbel...
Ja, aber Du willst bei Klassik trotzdem die echten Instrumente und den Raumklang, ich denke mal wenn Du Klassik mit einem ROMpler aus den 90ern produzieren würdest und das ganze rein digital aufnehmen würdest ohne jegliche anschließende klangliche Nachbearbeitung, dann würde sich das trotz grandiosem Detailreichtum mit Sicherheit nicht so anhören, wie man es eigentlich gerne hören würde.
 
Tun wir das? Oder mögen wir einfach nur interessante und uns angenehme Klänge (wobei das individuell ist)?
Es ist wie in allen Bereichen. Der Mensch ist mit dem Ergebnis seines Schaffens unzufrieden. Dann strebt er Perfektion an. Und wenn er sie erreicht, dann ist er damit auch wieder unzufrieden.
Philosophiestunde beendet.
Du machst es Dir ja einfach. Ich denke aber nicht, dass das hier der zutreffende Grund sein wird. Wenn dann wird das eher ein Syptom sein, aber nicht die Ursache.
 
Wieviel real instrumentalisten haben die Analogen als kalt... nicht echt und leblos im Sound verstoßen und tun es heute noch? ;-)
Das Thema ist so alt wie es Synthetischer Sound gibt.
Dabei bedeutet elektronische Musik nix weiter wie Musik aus Fortschrittlicher Technologie erschaffen.
Und da gibt es gut klingende Digitale und Analoge und schlecht klingende.
Meiste ist alles persönliches Hör empfinden und Geschmack.
Jeder hat dabei seine eigenen Ohren.
Und bei den Analogen passierte ja auch oft viel nachbearbeiten.
Das stimmt ja gar nicht das man das nur bei digital macht oder angeblich machen muß.
Ich hab hier komplette Nummern inklusive alle drum Sounds nur mit meinem alten Roland VA ganz alleine gemacht und habe da auch so gut wie gar keine DAW Effekte benötigt damit irgendwas eventuell noch besser oder wärmer klingt.
Weil es einfach warm und lebendig genug klingt und daher nicht nötig war.
Klar jetzt könnt man fragen warum die alten VA's die alten Analogen nachempfinden.
Der Grund war was ich so gelesen weil es den alten Sounds plus mehr Möglichkeiten bieten sollte die auf Voll Analogen noch nicht möglich waren.
Und es ist ja so.
Ich kann ja damit mehr machen wie mit einen voll Analogen.
Sound Bänke unbegrenzt anlegen.
Phrasen mit einem Editor erstellen usw. was vorher noch nicht ging.
Es geht mir hier wie gesagt nicht um das Thema ob analoge oder digitale Synthesizer besser sind.

Es geht um den Gesamtklang, also mehr um das Endergebnis. Womit nun genau gearbeitet wird, ist zweitrangig, es geht darum, dass oftmals spaetestens zum Ende der Produktion hin versucht wird, dem ganzen einen warmen, satten, kraeftigen Klang zu verpassen, was meist mit analogen Mitteln, oder analog-simulierenden Mitteln gemacht wird, oder zumindest eine Klangaesthetik angestrebt wird, die wir meist mit "warm, analog" etc verbinden und weniger mit "kalt, digital".

Oder habt ihr schonmal jemanden erlebt, der euch Tips gegeben hat, wie man einen moeglichst kalten, neutralen, digitalen, duennen Sound hinbekommt? Arbeitet irgendein Producer wirklich so (ausser er macht irgendeine spezielle Musikrichtung, aber selbst "Cold Wave" lebt von analogem lo-fi-Sound)
 
Vielleicht lohnt es sich auch mal zu schauen, wie es sich bei jüngeren Menschen (U25) verhält, also denjenigen, die eher ohne Tonbänder und überwiegend mit (eher artefaktefreien) digitalen Interfaces/Internet aufgewachsen sind?

Gibt es bei ihnen auch einen Trend zur Wärme/Lofi, wenn ja, wäre es evtl. die Bestätigung der These, dass diese warme Klangästhetik allgemein als angenehm empfunden wird?

Also ich bin "leider" ebenfalls noch mit Kasetten aufgewachsen und erfolgreich darauf kleben geblieben. Entweder nehme ich heute auf Tonband auf oder habe zumindest einen Tonband VST in der Mastersektion hängen, womit man dem Lied zumindest etwas Bandsättigung / Hysterese verpassen kann. Ich denke mal auch hier liegt die menschliche Komponente. Wenn alle Wellenformen noch scharfkantig sind, hat Gehör / Gehirn da viel mehr dran zu arbeiten, als wenn das vorher schon "zerstört" wurde und es mehr natürlichen Geräuschen entspricht. Setzt euch mal eine Square-Wave mit Kopfhörern ungefiltert auf die Ohren und sagt mir, wie lange ihr es aushaltet und wie es euch danach geht. Also ich schaffe das nicht lange und danach hör ich dennoch viele kleine Rechtecke :beam:

Aber dennoch ist das ganze mit den Tapes auch in der jüngeren Generation nicht weg. Ich repariere für Freunde hier in der Umgebung Tapedecks, habe auch schon welche fürs DJing umgebaut (Pitch-Control hinzugefügt).
Auch wenn Leute zu mir ins Studio kommen ist eine der ersten Fragen immer: "Können wir das dann hier auf der Bandmaschine aufnehmen?"

Das einzige was immer mehr zum Problem wird ist der Nachschub an Bändern...
 
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Es waere ja mal interessant zu hoeren, ob es hier jemanden gibt, der konsequent drauf achtet, bei einer Produktion all das zu vermeiden, was zu einem "waermeren", "analogeren", "gesaettigteren" Klangbild fuehrt, bzw. vielleicht sogar Anstrengungen unternimmt, genau das Gegenteil zu erreichen. Ich glaube naemlich nicht so wirklich dran.
 
Es waere ja mal interessant zu hoeren, ob es hier jemanden gibt, der konsequent drauf achtet, bei einer Produktion all das zu vermeiden, was zu einem "waermeren", "analogeren", "gesaettigteren" Klangbild fuehrt, bzw. vielleicht sogar Anstrengungen unternimmt, genau das Gegenteil zu erreichen. Ich glaube naemlich nicht so wirklich dran.

Jeder Trap-Autotune-Boy, jeden Tag.
 


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