Horn
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Ich glaube nicht, dass das so stimmt. Ich denke, dass die empfundene "Wärme" eher mit der Dynamik und mit der Obertonstruktur zusammenhängt. Gerade, was Du über Frequenzen sagst, stimmt eindeutig nicht. Z. B. empfinden wir gerade den Frequenzbereich um 2 bis 4 kHz subjektiv oft als lauter und "nerviger" als er eigentlich ist, weil das der bevorzugten Frequenz von Babyschreien entspricht und wir so konditioniert sind, dass wir auf Babygeschrei sofort anspringen - kein Witz ...Nach einigem Nachdenken darüber glaube ich, dass der Kern der Sache dort liegt:
- "Warm" steht in der Regel für abgedämpfte Höhen (=dumpf) und weichere Mitten im Klangbild.
- "Analog" wird oft als lebendig oder unpräzise im Tuning interpretiert
1. Wenn das "warme" nun viele Leute mögen, dann liegt das wohl daran, dass ein sehr mitten- und höhenreiches Klangbild unterschwellig als aggressiv und nervend empfunden wird und es genau diese Frequenzen sind, die unser Gehör bei hoher Lautstärke schädigen und schmerzen.
Denn gerade bei diesen Frequenzen ist unser Gehör empfindlich. Uns eher angenehm ist der Bereich zwischen 500 und 4000-5000 Hz. Das stresst am wenigsten. Zusätzliche Sättigung des Klanges schleift die Transienten ab und macht den Klang unaufgeregter und aus denselben Gründen angenehmer.
2. "Lebendigkeit" bzw. unpräzises Tuning entspricht einfach dem, was in der Natur vorkommt. Perfektes Tuning interpretiert das Gehirn schnell als künstlich und fremd. Auch das kann uns dann unbewusst stressen oder anstrengend sein.
Und ein sauber frisch gestimmter Flügel klingt immer besser als einer, der erst vor einem halben Jahr gestimmt wurde ... (nahezu) perfektes Tuning ist nun wirklich kein Nachteil ... ...