Wir leben in einer Zeit, in der es viele Wahrheiten gibt, und deshalb haben die drei Interviewten nicht Recht oder das nicht, sondern einfach ihre Perspektive mitgeteilt. Das tut übrigens jeder Forumteilnehmer hier auch. Wie das dann von Leuten angenommen wird, ist eine ganze andere Geschichte.
Da ich auf 3 Stühlen gleichzeitig sitze, nämlich Musiker, Sound Designer, und an der Entwicklung von Instrumenten beteiligter bin, kann ich ein Lied singen von all den Statements, die abgegeben werden. Und da gibt es viele. Sehr viele! Ähm, möglicherweise fast zu viele. Und ich selber habe mir dann meine eigene Positionen entwickelt, die je nach Tagesform und charakterlicher Weiterentwicklung (Langzeitversuch unter Selbstbeobachtung und der meiner Frau) verschieden ausfallen.
Hier zur allgemeinen Erhellung die 3 Perspektiven.
Musiker: Kann alles, weiß alles, will alles. Möglichst ohne Kleinkredit aufzunehmen und am besten zusammen mit einer attraktiven Brünetten (wahlweise Cowboy, Mutti, Schaf). Das 88er Keyboard darf nicht mehr als 4 Kilo wiegen und sollte auf Knopfdruck alle Zwölftausend wichtigen Sounds liefern. Wegen der Einmalzahlung von 14,30 Euro hat ein Hersteller alle 3 Monate einen Update zu liefern, der ohne Handbuch verstanden wird, gefühlte 100 neue Features abliefert und in 5 Sekunden automatisch installiert ist. Sobald ein anderer Hersteller etwas besseres rausbringt, soll das bisherige Teil trotz 5-jähriger Nutzung (Stage, Autorücksitz, unterm Bett) mit Gewinn an einen unbedarften Neuling aus der Provinz weitergereicht werden.
Sound Designer: Mischung aus Dienstleister und Kreativer, der am Ende der Kette seine Sachen fabriziert und das Camäleon darstellt. Spagatexperte mit der Fähigkeit, gleichzeitig Retrosound "als wie in Original" selbst mit dem untauglichsten Tool (Murks-Filter, Billig-Hall, eineinhalbstimmige Polyphonie) zu entwerfen und mit der Innovativsoundentwicklung schlechthin aufzuwarten, auf die die Welt seit gefühlten 12 Jahren, 4 Monaten, 3 Wochen und einem halben Tag wartet. Damit zurechtkommt, dass beides ohne jegliches Echofeedback quittiert wird, denn plötzlich ist White Noise als 8-Bit Variante angesagt. Hat zumindest jemand getwittert #gehtsnoch#Aufschrei#Wodka
Instrumentenentwicklung: Geprägt von kaufmännischem Denken, Traditionsbewusstsein im Instrumentenbau, Spielerleidenschaft. Das Zeug muss am Ende bezahlbar sein, auch wenn es nur 12 Leute auf dem Globus kaufen werden, dem Evolutionsgedanken von Hammerklavier bis Physical Modeling mit polyphonem Aftertouch und Seaboard Features Rechnung tragen, und die Investition von 2 Millionen Euro gemütlich durch Abverkauf schon bei den Frühaufnehmern refinanzieren. Die Wünsche der Produktmanager erfüllen (besser, billiger, blauer als Mitbewerberprodukt) und auch den der Frau des Geschäftsführers (sie hat mal Klavier gespielt, bevor sie die Kinder gekriegt hat).
Ich für meinen Teil habe mich übrigens dafür entschieden, einfach zu machen. Mit der Betonung auf machen.
Schönes Wochenende everyone, ich werde jetzt mal in die Tasten greifen, denn das ist irgendwie immer noch die beste von allen optionalen Perspektiven
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