Mir ist ebenfalls aufgefallen, dass insbesondere gute und erfolgreiche Produktionen oft mit einfachen Mitteln gemacht wurden.
Insbesondere groß gewordene Musiker/Produzente/DJs hatte am Anfang der Karriere sehr große Erfolge mit einfachen Equipment.
Das stimmt sicherlich, das gab es tatsächlich schon öfter.
Dem Gegenüber sollte man aber auch die großen Erfolge derer Leute stellen, die es mit relativ viel Equipment bis ganz nach oben geschafft haben und das sind doch deutlich mehr.
Ich kenne auch drei Leute, die sich nach dem ersten Erfolg und dem folgenden großen Vorschuß das Studio komplett mit allerfeinster Technik vollgeballert haben und dann völlig überfordert in ein tiefes Loch gefallen sind, in ein sehr tiefes.
Wenn man als relativ unerfahrener Newcomer plötzlich vor einer SSL Konsole sitzt, dann ist das eben so, man muss das Zeugs auch bedienen können.
Das Ständig immer mehr und größer bremst oft den Kreativen Prozess ab, da man sich zu sehr in der Technik und Masse des Equipments verliert.
Das kann ich so nicht unterstreichen. Klar, wenn man nur wenig Zeit hat, nur abends oder am Wochenende etwas Musik macht, dann wird man von der Vielfalt bestimmt total erschlagen. Ich kenne die Kisten in meinem Studio eigentlich ziemlich gut, was einfach an dem langen Zeitraum der Anschaffung liegt (40 Jahre) und an den vielen Stunden, die ich daran verbringe.
Irgendwann hat man bei jedem Synthie eine gewisse Test- und Probierphase durch und dann kommt der Punkt, wo man doch sehr gezielt ein Gerät auswählt, weil man es kennt und weiß was damit geht. Und dann ist diese Vielfalt und Auswahl keine Kreativbremse mehr, sondern das ganze Gegenteil.
Wenn mir tatsächlich gerad mal nichts einfällt, was sehr sehr selten vorkommt, dann lehne ich mich in meinen Studiosessel zurück, lasse einmal den Blick im Studio herumschweifen und entdecke immer etwas, das ich schon länger nicht mehr zwischen den Fingern hatte. Zack, raus aus dem Regal, angestöpselt, angespielt und sofort sprudeln wieder zig neue Ideen, die man machen kann. Das Herz hüpft vor Freude, weil man schon wieder vergessen hat, wie geil doch der Ringmodulator im Korg 770 zusammen mit dem Travellerfilter klingt. Aufnahmetaste an und direkt losgespielt, da kommt immer etwas brauchbares heraus. Selbst wenn ich es jetzt nicht brauche, aber die nächste Produktion kommt bestimmt und da ist man froh, wenn man das wieder verwerten kann.