Der D50 war aus der Not heraus geboren, und der D70 verrät, welche Ideen eigentlich dahinter standen. Roland hat Glück gehabt, dass der D50 einen frischen Wind in die Klangwelt gebracht hat und dem DX7 Paroli bieten konnte. Auch beim D70 hatte man noch immer das Problem mit den damals kleinen Wellenformenspeichern, allein das Klavier verbraucht den Löwenanteil im ROM. Erst ab JV-Serie war das eigentliche Ziel erreicht und passable Instrumentenkopien auf Samplebasis von da an bei Roland Standard.
Dass die Instrumente inkl. JD800 auf dem gleichen Samplearchiv aufbauen, und nur unterschiedliche Speichergrößen oder Samplevarianten besitzen, liegt an den immensen Kosten, die Roland in die Herstellung ihres Samplearchivs gesteckt hat. So ist das nichts weiter als Multiverwertung, heute ist das quasi der Normalfall. Begonnen hatte das mit dem S50 und einige dieser Aufnahmen sind heute noch in aktuellen Instrumenten drin.
Trotz gewisser Ähnlichkeiten des Samplegrundstoffs haben D50, D70 und JD800 weitgehend eigene Charakterzüge, was man immer wieder raushört. Beim D50 sind es die Schwächen wie Attacksamples und One-Shots, nur wenige sind geloopt, der rauschende Chorus und die etwas eigenartige Latenz, die ihn am Ende auf eine Weise genial haben werden lassen, denn das alles zusammen prägt den Charakter ziemlich deutlich hörbar. Beim JD800 ist es eher unerklärlich, woran es im Einzelnen liegen könnte, vielleicht ist es tatsächlich die Regleroberfläche, die zum wilden dran Rumdrehen verleitet und so die Ergebnisse provoziert, die man auf der Stelle als typisch JD800 raushören kann.
Beim D70 hat Roland ein wenig zwischen den Stühlen gesessen, das Teil war aber wenigstens gut gemeint.
Man sollte die Hersteller auch nicht überschätzen. Da werden Instrumente mit Ideen für Parameter und einem bestimmten Sample Content bestückt und erst die Praxis zeigt immer, ob sie ein glückliches Händchen bei der Sache hatten und wie es gerade in den Markt gepasst hat. Manchmal klappt das besser, mal auch weniger. Auch kann es zu verkannten Genies unter den Instrumenten kommen, der TG33/SY22 war eine Antwort der Yamaha Entwicklungsabteilung an die frisch erworbene Korg-Tochter und sollte beweisen, dass man so ne Wavestation auch drauf hat. Ging teilweise daneben, aber ein kleiner Geheimtipp wurde es doch noch. Apropo Wavestation: John Bowen hat sich meiner Meinung nach mit dem Sample Content den Geniestreich des Jahrzehnts geleistet. Bei den 4 MB ziehe ich heute noch den Hut.