Sterben Tonstudios 2025 aus?

Dachte immer, Studios sind Assemblagen aus Infrastrukturen und Skillsets, welche man selbst nicht hat und gerade deshalb mietet, egal, um was es dann im konkreten Fall geht. Sowas wird schon gebraucht.

Word.

An einem Ort wo ich arbeite, steht in einem ehemaligen Abstellraum ne 2008 gebaute Tonkabine sowie das notwendigste an Budget-Studiokram. Über die Jahre wurden da mit geringsten Kosten produziert, aufgenommen, gerappt, gerockt, gebrüllt, Schlagzeuge auf 2x2-Meter gequetscht und erste Schritte der Aufnahmen gemacht.

Dann wars mal ne ganze Weile lang totgesagt, bis man es auf ne hiesige Jugendarbeit-App geklatscht hat – seither haben sich da wieder Jugendliche eingenistet und wollen die Bude gar nicht mehr verlassen.
 
Tun sie ja nicht, oder zumindest viele nicht.

Wenn ich an die frühen Platten meiner Lieblingsbands Genesis, Yes, Deep Purple oder auch Pink Floyd denke, die klangen oft dumpf und unausgewogen.
Und natürlich gilt das nicht mehr für die aufwendig remasterten Versionen, die man heutzutage hört.
Nicht umsonst gab es damals diesen Hype um Dark Side of The Moon. Weil es einfach deutlich besser klang als das meiste andere was damals produziert wurde.
Ich denke die Platten klangen zum Zeitpunkt des Erscheinens perfekt für die Masse der damals verfügbaren Abhörsysteme/Stereoanlagen.
Man brauchte keine 20khz, wenn bei den damaligen Anlagen bei 14khz Schluss war.

Parallel mit der technischen Entwicklung hat sich auch das Abmischen/Mastern und natürlich das Hörverhalten im Laufe der Jahrzehnte stark verändert.

Bei vielen Alben mag ich noch immer die Originalversionen lieber als deren Remaster, weil ich sie so kennen und lieben gelernt habe.
Gilt aber auch vice versa, wenn ich zuerst das Remaster jahrelang gehört habe und dann mal das Original aufgetrieben habe.
 
Aussterben werden die Studios nicht, aber es werden weniger und sie werden sich verändern.
Wir dürfen uns nicht wieder in unserer Elektronik-Blase einigeln.
Viele andere Musik-Blasen wie Rock, Orchester, Film, Klassik, werden weiterhin (auch) in großen Studios produziert.

Die Technik in den Studios hat sich und wird sich weiterhin verändern. Dreht sich halt weiter die Welt. ;-)
 
Ich denke die Platten klangen zum Zeitpunkt des Erscheinens

zum zeitpunkt der erscheinens von deep purple platten wurden 100% aller chart hist in tonstudios produziert und in sofern gibt es überhaupt keinen vergleich zu musik, die nicht in tonstudios produziert wurden, daher ist die klangqualität vollkommen egal für das thema.

heute, in 2024, werden immer noch 100% aller chart hits in tonstudios produziert. und genau wie 1970 - auch damals gab es ja schon kopfhörer - benutzt niemand dafür ausschließlich kopfhörer.


hab mir das gerade mal angetan: der spinner aus dem youtube video argumentiert ernsthaft, dass es ja bald keine tonstudios mehr bräuchte, weil man sich ja heute für weniger geld als irgendwann früher ein tonstudio auch zuhause einrichten kann.

hä? ja und? ist das eigene tonstudio dann kein tonstudio? das gegenteil ist doch der fall: gerade weil alles immer billiger und besser wird, gibt es letztlich immer mehr davon.

nächste woche macht der dann ein video wo er erklärt dass zwei plus zwei fünf ergibt und martin macht wieder einen thread dazu.
 
dass es ja bald keine tonstudios mehr bräuchte, weil man sich ja heute für weniger geld als irgendwann früher ein tonstudio auch zuhause einrichten kann.

In äquivalentem Bezug auf Synthesizer hat ~2003 die Keyboards(-Zeitschrift) das Aussterben selbiger propagiert.

Ohne Faktencheck gibt es heute -20 Jahre später- (zumindest gefühlt) so viele Neuangebote an Synthesizern wie noch nie.
 
ob Tonstudios aussterben - ja ist einfach nicht mehr die Zeit. warum daran festhalten...

Genauso wie ich nicht verstehe das man Galaria Kaufhof oder Karstadt festhält...konzept ist so Steinzeit...

Fiatgeld wird auch in den nächsten 100 Jahren aussterben...im Zuge der Digitalisierung wird Krypto die Zukunft sein...
 
Ich kann das rational nachvollziehen. Der große Reibach mit Musik ist vorbei. Wer investiert für ein Album noch 10.000e € in die Dienstleistung des „Tonkutschers“ und Studiomiete wenn die Chance auf Amortisation gegen Null geht?
Wenn kein Geldgeber (Plattenfirma) dahinter seht, wird es wohl nur noch wenige geben die das heute aus eigener Tasche finanzieren.

Die grossen DJs bekommen 5-Stellige Gagen pro Gig... Geld ist schon vorhanden.
Was da an Geld fliesst für Ghost Producer, Tonstudio etc. keine Ahnung,
heute sind plastische Chirurge (für weibliche DJs über 40) und jemand, der gute Bilder von einem schiesst und ev. beim Outfit und Social Media hilft fast wichtiger als ein neues Album oder EP.
 
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Ich denke die Platten klangen zum Zeitpunkt des Erscheinens perfekt für die Masse der damals verfügbaren Abhörsysteme/Stereoanlagen.
Man brauchte keine 20khz, wenn bei den damaligen Anlagen bei 14khz Schluss war.
Das ist Quatsch.

Mein Verstärker im Wohnzimmer ist ein braun regie 550, gebaut 1976-1979,
Frequenzgang:10 Hz - 35 kHz
Da kannst du sogar höhen und tiefen pro Kanal getrennt einstellen.

Mit meinem dual 604 Plattenspieler davor, selbe Bauzeit, hörst du die Flöhe Husten ( wenn deine Ohren überhaupt so gut sind) . Da musst du auch heute viel Geld ausgeben wenn du auch nur annähernd an die Qualität ran willst.

Und andere Anlagen waren nicht viel schlechter. Tatsächlich hat die tatsächliche Soundqualität in den 80ern und 90ern erst mal wieder nachgelassen zugunsten von kinkerlitzchen.
 
Es wurde in diesem Thread ja schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem. Daher formuliere ich jetzt auch noch einmal, was schon viele kluge Vorredner beigetragen haben: Ein richtiges, professionelles Tonstudio zeichnet sich vor allem durch zwei Merkmale aus:

Erstens verfügt ein solches professionelles Tonstudio über Räumlichkeiten, die für die Aufnahme akustischer Klangerzeuger optimiert sind wie Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang, Bläser, Streichquartett, Orchester etc.

Zweitens verfügt ein solches "richtiges" Tonstudio über Menschen, deren Hörfähigkeiten und deren Wissen im Bezug auf Musik und Tontechnik dem des herkömmlichen "Bedroom-Producers" so meilenweit überlegen sind, dass letzterer nicht einmal ahnt, welche Welten zwischen ihm und einem Profi liegen.

Diese Tonstudios wird es weiterhin geben. Nur die Möchtegern-Dilettanten werden sterben. Und das ist dann auch gut so.
 
Es wurde in diesem Thread ja schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem. Daher formuliere ich jetzt auch noch einmal, was schon viele kluge Vorredner beigetragen haben: Ein richtiges, professionelles Tonstudio zeichnet sich vor allem durch zwei Merkmale aus:

Erstens verfügt ein solches professionelles Tonstudio über Räumlichkeiten, die für die Aufnahme akustischer Klangerzeuger optimiert sind wie Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang, Bläser, Streichquartett, Orchester etc.

Zweitens verfügt ein solches "richtiges" Tonstudio über Menschen, deren Hörfähigkeiten und deren Wissen im Bezug auf Musik und Tontechnik dem des herkömmlichen "Bedroom-Producers" so meilenweit überlegen sind, dass letzterer nicht einmal ahnt, welche Welten zwischen ihm und einem Profi liegen.

Diese Tonstudios wird es weiterhin geben. Nur die Möchtegern-Dilettanten werden sterben. Und das ist dann auch gut so.

Ich bin mir nicht sicher, ob Qualität viel helfen wird. Was nutzt es, wenn du einmal im Jahr die beste Orchester-Aufnahme machst, das Studio aber den Rest des Jahres leer ist?
 
Ich bin mir nicht sicher, ob Qualität viel helfen wird. Was nutzt es, wenn du einmal im Jahr die beste Orchester-Aufnahme machst, das Studio aber den Rest des Jahres leer ist?
Studios, die Orchester-Aufnahmen machen, sind entweder das ganze Jahr ausgebucht oder schon lange nicht mehr existent. Wir reden hier von Profis, nicht von Amateuren.

Das Studium des "Tonmeisters" ist so ziemlich das anspruchsvollste Musikstudium, das man überhaupt studieren kann. Um dafür überhaupt angenommen zu werden, muss man erkennen können, wenn Fledermäuse ein zehngestrichenes gis 2 Cent zu tief anstimmen. Diese professionellen Typen in den richtig guten Studios sind uns Musik-Amateuren hier im Forum bezüglich ihrer Hörfähigkeit aber so etwas von überlegen - das kannst Du Dir gar nicht vorstellen.

Es wird immer Produktionen geben, in denen es genau auf diese Fachleute ankommt, und in denen man genauso auf die entsprechend ausgestatteten Studios angewiesen ist, die von dem Hobby-Kram mit Soft- oder Hardware, von dem hier einige Foren-Mitglieder träumen, Welten entfernt sind.
 
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In äquivalentem Bezug auf Synthesizer hat ~2003 die Keyboards(-Zeitschrift) das Aussterben selbiger propagiert.

Ohne Faktencheck gibt es heute -20 Jahre später- (zumindest gefühlt) so viele Neuangebote an Synthesizern wie noch nie.

oder bücher. die das internet hätte 1998 schon zerstören sollen aber damit irgendwie gescheitert ist.

oder autos. die ja praktisch verboten und verunmöglicht wurden durch die böse grüne politik. gefühlt. gefühlt und laut youtube.
hier draußen bei uns in der realität sieht es anders aus. 2024 mehr neuzulassungen wie je zuvor, 45% davon SUVs, durchschnittliche PS-zahl aktuell bei 182, die städte komplett mit fahrzeugen verstopft.
 
Ich bin mir nicht sicher, ob Qualität viel helfen wird. Was nutzt es, wenn du einmal im Jahr die beste Orchester-Aufnahme machst, das Studio aber den Rest des Jahres leer ist?

siehst du martin, genau deswegen gibt es die gewerblichen, denn wenn jeder ein eigenes hätte und alles immer nselbst mchen würde, dann wäre das dort so.
gewerbliche hingegen haben gut zu tun, wenn sie was taugen. bei den besten hast du wochenlange wartezeiten.
 
Studios, die Orchester-Aufnahmen machen, sind entweder das ganze Jahr ausgebucht oder schon lange nicht mehr existent. Wir reden hier von Profis, nicht von Amateuren.

Das Studium des "Tonmeisters" ist so ziemlich das anspruchsvollste Musikstudium, das man überhaupt studieren kann. Um dafür überhaupt angenommen zu werden, muss man erkennen können, wenn Fledermäuse ein zehngestrichenes gis 2 Cent zu tief anstimmen. Diese professionellen Typen in den richtig guten Studios sind uns Musik-Amateuren hier im Forum bezüglich ihrer Hörfähigkeit aber so etwas von überlegen - das kannst Du Dir gar nicht vorstellen.

Es wird immer Produktionen geben, in denen es genau auf diese Fachleute ankommt, und in denen man genauso auf die entsprechend ausgestatteten Studios angewiesen ist, die von dem Hobby-Kram mit Soft- oder Hardware, von dem hier einige Foren-Mitglieder träumen, Welten entfernt sind.

Es geht wahrscheinlich nicht darum, ob eine Hand voll Studios in Deutschland weiter existieren, sondern, ob die breite Masse 2025 überleben wird. Ich denke, dass es in Deutschland bestimmt mehr als 30 sehr gut Tontechniker gibt, ob es noch 30 rentable Tonstudios (Musik, nicht Synchronisation oder Hörbuch) in Deutschland 2025 geben wird?
 
Hier mal ein schöner Podcast über arbeiten mit Kopfhörern und warum das auch in LA für Hollywood reicht. Hier wird auch wieder klar, dass ein Studio heute nur noch in den Fällen für Liveaufnahmen oder eben Sachen wie 5.1 und Atomos etc. sinnvoll ist.




Für die Hardwareindustrie oder Masteringstudios ist es natürlich unheimlich wichtig, dass man immer noch Unterschiede zur ITB-Produktion hört, egal ob das Schwachsinn ist oder nicht. Durch geschickte Vergleich Marketingvideos wird der Mythos vom unerreichten Hardwaresound aufrechterhalten. Ist ja auch ok, man muss es ja schließlich schaffen, dass Leute glauben ihre 20k an HW Investition habe sich klanglich gelohnt. Und es würde niemand zugeben da ins Klo gegriffen zu haben und das Plugins mittlerweile ebenbürtig klingen.

Find mal aktuelle Hardware die so gut klingt wie die besten Plugins, da wirst du aber arm bis du klanglich in die Nähe kommst.

Aber mit Esoterik ließ sich schon immer gut verdienen.

Hätte Daftpunk nur mit Ableton und ihren Samples gearbeitet wären hätte die Leute sie genauso gefeiert.

Sich für rein Elektronische Musik irgendwas an HW oder gar ein Studio zu bauen ist doch komplett unnötig. Wenn einem HW mehr Spaß macht ist das eine andere Sache. Wenn ich mehr Freude an echten Potis als an der Maus hätte, dann würde ich auch so handeln. Mir ist das schnurz wie ich den Sound schraube, der nur der Klang ist wichtig und der Workflow.
 
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