Spotify : „Man kann nicht alle drei bis vier Jahre Musik aufnehmen und denken, dass das ausreicht.”

Jetzt musste ich mich nach langem stillen mitlesen dann doch mal anmelden und meinen Senf hier abgeben.
Möchte mich weniger über Spotify selbst äußern, welches ich nie benutzt habe und auch weiterhin nicht nutzen möchte sondern möchte mal dieses „antrainierte“ Menschenbild vom faulen Gesindel kommentieren, welches hier bei einigen durchsticht und die „wer soll das bezahlen„ Fraktion ansprechen:

Für meinen Geschmack spricht bei solchen Argumenten eher die Neoliberale Propaganda als wahre Menschenkenntnis. Dass es immer irgendwelche Menschen gibt, die man als Faul bezeichnen kann möchte ich gar nicht in Frage stellen, aber die sind im Vergleich doch eher vernachlässigbar und eine starke und vor allem solidarische Gesellschaft kann sowas locker ertragen, ohne daran zu zerbrechen. Aber selbst eine „faule Socke“ wird nicht sein Leben lang den ganzen Tag auf der Couch liegen sondern irgendwann den Rappel kriegen und irgendwas anfangen, mal früher mal später. Wer tatsächlich sein leben lang lieber gar nichts macht hat vermutlich eher ein psychisches Problem und wäre wohl in einer Therapie gut aufgehoben, aber das ist ein anderes Thema. Ich habe in meinem beruflichen Werdegang mit sehr vielen Menschen Kontakt gehabt und ich kann absolut nicht bestätigen, dass der Großteil faul ist, denn sonst hätte ich immer wieder die selben Gesichter gesehen.

Was ich aber noch weniger Nachvollziehen kann ist dieses „wer soll das bezahlen“ Argument, bei dem dann gerne mit Zahlen um sich geworfen wird, was denn die faulen denn so alles kosten. Statt sich zu fragen, wer denn die Menschen am unteren Ende der Gesellschaft finanzieren soll, wäre die Frage angebrachter wer denn alles was sich z.B. unsere Politiker so leisten noch bezahlen soll. Da gibt es Beispiele ohne Ende und da geht es um Summen, da wissen schon viele nicht mehr wie viele Nullen da dran hängen (ausser den Nullen in der Politik, die das verursacht haben) und das Geld ist dann auch ohne irgendeine Gegenleistung dann auch einfach weg.

Ein paar Beispiele spontan aus dem Gedächtnis:

die “Ausländermaut“ vom Katastrophenminister mit Schätzungsweise 500 Milliarden € Schadenersatzansprüchen, jetzt kommt noch die nächste Geldverbrennungsinstanz in Form der „Autobahn GmbH“ dazu, mehrkosten von ein paar Milliarden € pro Jahr

die wahnsinnige Erhöhung der Rüstungsausgaben (ich sehe keine akute Gefahr, nur eine herbeigeschriebene)

Cum Ex/Cum Cum

Beraterverträge der weggelobten Ursula

Die DB wird jährlich mit Unsummen finanziert, da sie zu 100% in Staatsbesitz ist aber agiert wie ein Gewinnorientiertes Unternehmen. Mit dem Geld finanzieren sie aber zum großen Teil ihre Projekte im Ausland, die uns hier nichts bringen und welches zur Investition in den Zugverkehr fehlt. Darüber hinaus war die DB bis zur Privatisierung der größte Grundstücksbesitzer in Deutschland mit all den Bahnhöfen usw. Bekam sie damals alles geschenkt, also nachdem die Steuerzahler das in der langen Geschichte finanziert haben nur um es dann nach und nach zu verkaufen, den Service runterzufahren, im Ausland zu investieren und die Gehälter in Spitzenpositionen deutlich zu erhöhen. Alles weg...

all die offenen und versteckten Subventionen in der Wirtschaft, die zum großen Teil den Big Playern zugutekommen

Bankenkrise 2008

Impfdosen bei der Schweinegrippe Hysterie 2009 (wer Lust hat kann sich gerne die Arte Doku „Die Profiteure derAngst“ von 2009 anschauen, das ist Teilweise so als würde man die aktuellen Nachrichten schauen)

Schadenersatzansprüche der Energieunternehmen nach dem einseitigen Atomausstieg nach Fukushima

die Diäten und Pensionsansprüche der Politiker

Kostenexplosionen bei BER, S21, Elbphilharmonie....

usw usf

Da gibt es sicherlich noch etliche Beispiele mehr und sollte die perspektive doch etwas gerade rücken. Ich persönlich würde lieber die paar faule Säcke mit meiner Arbeit finanzieren als all die Geldverbrennung unserer Selbsternannten Elite.

Denn wie sagte Volker Pispers so schön „jeder kann es schaffen in diesem System, aber nicht alle“. Das ist ein ziemlicher Unterschied. Und “wenn jeder nur an sich denkt ist am Ende an alle gedacht“ ist eine Rechnung, die nicht aufgeht. Ohne Solidarität geht es in einer Gesellschaft einfach nicht und wenn, dann nur bergab.

So, OT rant zu Ende :)
 
[...] solidarische Gesellschaft [...]

Genau da liegt der Hase im Pfeffer.

Wie Ingo Zamperoni gestern noch so schön kommentierte, wir sollten nicht so arrogant sein zu glauben, daß Verhältnisse wie in den USA bei uns unmöglich sind -- die Spaltung unserer Gesellschaft hat schon längst begonnen, und einen Keil zwischen die Menschen zu treiben und mit dem Finger auf die vermeintlich Schuldigen zu zeigen, hat sich schon in der Vergangenheit dieses Landes als durchaus probates, aber nur zeitlich begrenzt wirksames Mittel erwiesen.

Ansonsten würde ich mir wünschen, daß die hier Politisierenden ihren politischen Rant (oder ihren im Internet sowieso nicht funktionierenden Sarkasmus) vielleicht auslagern in einen anderen Thread -- das mitzulesen drückt echt auf meine samstägliche Vormittagslaune, und die war ohnehin schonmal besser.

Stephen
 
Als Liebhaber von Orchesterkonzerten hoffe ich inständig, dass sich "live auftreten" zumindest für Orchestermusiker weiterhin lohnen wird – bzw. dass dies überhaupt wieder möglich werden wird, wenn diese Pandemie hoffentlich dereinst im Griff sein wird.
Es kommt darauf an, wie lange uns die Pandemie begleiten wird. Können Schnelltest es abfedern? Oder kommt der Impfstoff rechtzeitig? Das sind momentan doch sehr viele unberechenbare Variablen.
 
Es kommt darauf an, wie lange uns die Pandemie begleiten wird. [...]

Noch sehr lange, glaube mir -- ein eingeschüchtertes Volk, dem man kleine Brosamen der Güte vom Tisch der Lockerungen zukommen läßt, ist viel leichter zu kontrollieren.

Bis die Konzerte wieder losgehen, wird die Elbphilharmonie als Obdachlosenunterkunft zweckentfremdet worden sein.

Stephen
 
bekommt enorme zulagen, weil es gibt so ein bewertungssystem, das auf das gehalt auswirkungen hat.
meine frau hat stufe 16, der rest der abteilung stufe 4-5
Naja, dann ist das ja zumindest in der Theorie eine leistungsgerechte Bezahlung.

Darf ich fragen, was das für ein öffentlicher Dienst ist? Ich bin Angestellter im Krankenhaus, meine Frau Beamtin bei der Justiz. So ein System gibt es bei uns nicht. Nur irgendwas wie Beurteilungen, die eventuell mal zu einer Höhergruppierung führen könnten, falls zufällig mal eine entsprechende Stelle da ist. (Wobei dann schon wieder die Frage ist, ob ein guter Progammierer auch ein guter Abteilungsleiter ist).
 
Dass es immer irgendwelche Menschen gibt, die man als Faul bezeichnen kann möchte ich gar nicht in Frage stellen, aber die sind im Vergleich doch eher vernachlässigbar und eine starke und vor allem solidarische Gesellschaft kann sowas locker ertragen, ohne daran zu zerbrechen.
Faulheit ist leider ansteckend. Wenn einer (subjektiv) viel leistet und sieht aber andere, die währenddessen auf der faulen Haut liegen, wird sich nicht gut dabei fühlen - und dann auch nichts mehr tun, denn nichts muss man mit den Faulen auch nicht teilen. Daher muss die Gesellschaft einem Menschen, der nichts leistet, weniger Wert beimessen, damit die anderen, die was leisten, entsprechend motiviert sind, ihr Leistungsniveau aufrechtzuerhalten.

Zurück zu Spotify und Co.: Die Musikwirtschaft krankt am Überangebot und an der leichten Herstellung und Verbreitung von Musik. Reine Marktgesetze drücken darob den Preis ins Bodenlose. Wenn hier im Forum alle Naselang gute Musik geteilt wird, erweist ihr euch selbst einen Bärendienst. Meine Klangbeispiele werde ich jedenfalls weiterhin ungemastert und qualitativ "roh" einstellen, ohne Hall und nix, gerade gut genug, dass sie meine Aussage stützen bzw. meine Frage erläutern.

Wie dem beikommen? Nun, für meine in Entwicklung befindliche Audioscherbendistribution ist die Zeit nicht reif. Schade natürlich, dass mein Audioscherbendistributionsverfahren (Freikäufe trapezoider Stücke in der Spielzeit-/Bit-Auflösungsfläche eines Audiowerks, wobei die Daten dieser Stücke diskunkt sind und doch ohne Qualiätsverlust wieder vereint werden können) als Konzept keinen Anklang fand. Hat natürlich den Vorteil, dass sich wahrscheinlich niemand anderes daran versuchen wird, hab also keine Konkurrenz und kann mir entsprechend Zeit lassen. Gut Ding will Weile haben.

Aber schon mal an Musikcafés gedacht? Man bestellt sich nicht nur Capuccino und Croissant, sondern auch seine Mucke direkt in den Kopfhörer. Der Bluetoothstandard der nächsten Generation machts möglich. Geht aber auch nur so lange niemand das Audiosignal grabbt. Sobald etwas digital ist, ist es technisch gesehen Freiwild. Als Musiker würde ich Synthesizer bauen und Verkaufen, Instrumentalunterricht oder Workshops anbieten, Interessierte anleiten zum Musikmachen, wie auch immer. Musik als Produkt? Die Zeit ist vorbei.
 
Faulheit ist leider ansteckend. Wenn einer (subjektiv) viel leistet und sieht aber andere, die währenddessen auf der faulen Haut liegen, wird sich nicht gut dabei fühlen - und dann auch nichts mehr tun, denn nichts muss man mit den Faulen auch nicht teilen. Daher muss die Gesellschaft einem Menschen, der nichts leistet, weniger Wert beimessen, damit die anderen, die was leisten, entsprechend motiviert sind, ihr Leistungsniveau aufrechtzuerhalten.

Das funktioniert aber eben leider auch andersrum. Wie fühlt sich wohl jemand, der hart arbeitet mit manchmal sogar mehreren Jobs aber trotzdem nicht auf einen Grünen Zweig kommt oder im Vergleich zu jemandem, der sich das ganze Jahr über den Finger in den Arsch stecken kann und dann trotzdem mehrere Millionen nur an Dividende kassiert, was sich andere in diversen Leben niemals ansparen könnten? Die Maßstäbe sind mittlerweile vollkommen aus dem Ruder gelaufen und wohin die Spirale führt sieht man ja an den USA. Das man fürs nichtstun soviel erhalten soll wie jemand, der arbeitet verlangt niemand, den man ernst nehmen kann.

Das Problem, dass Menschen mit der harten Arbeit anderer den großen Reibach machen gibt es überall und das ist auch der Hauptgrund warum ich sowas wie Spotify nicht nutze. Die Ausbeutung macht auch vor der Kreativbranche keinen halt, bei der ein paar wenige auf dem Rücken vieler absahnen. Die ganzen Labels, Verwertungsgesellschaften, Streaminganbieter usw. sind im Grunde nur der Plattformkapitalismus 1.0, keine eigene Leistung erbringen sondern wie es mal gesagt wurde „parasitär ihr Geld verdienen“. Ohne Kreative hätten die nichts, die Kreativen dagegen hätten immer noch ihren Output und zumindest immer noch alle Rechte daran.
Das ganze Urheberrecht steckt immer noch im analogen Zeitfenster fest und wenn wir darauf warten, dass Menschen von Gestern mit Ideen von Vorgestern die Weichen für die Zukunft stellen sollen, dann gute Nacht!
 
Was für eine langweilige Diskussion. Akzeptiert es doch mal, dass es unterschiedliche Menschentypen gibt. Und das nicht erst seit gestern, sondern so lange es schon Menschen gibt. Und natürlich will derjenige, die für andere vertreibt, das nicht umsonst machen, denn er hat ja auch Arbeit damit. Und wenn das so einfach wäre, dann würden das bestimmt auch die ganzen Künstler selber machen - machen aber die wenigsten. Natürlich ist das, was Ek da anbietet, eher ein schlechter Scherz und dass er mittlerweile Milliardär ist, zeigt ja auch, wohin der Großteil der Gewinne wandert. Wer das dann trotzdem unterstützt, ist in meinen Augen selber Schuld - als Künstler wie auch als Konsument.
Aber daraus den Untergang des Abendlandes zu konstruieren... wie gesagt, es steht ja jedem frei ein besseres Vertriebsmodell aufzubauen und sich als Retter der Kunst und Kultur feiern zu lassen.
 
Wie fühlt sich wohl jemand, der hart arbeitet mit manchmal sogar mehreren Jobs aber trotzdem nicht auf einen Grünen Zweig kommt oder im Vergleich zu jemandem, der sich das ganze Jahr über den Finger in den Arsch stecken kann und dann trotzdem mehrere Millionen nur an Dividende kassiert, was sich andere in diversen Leben niemals ansparen könnten?
Ein Taxifahrer sagte mal zu mir: „Ich wäre auch lieber aus dem Hodensack eines reichen Mannes gekommen!“

Wären wir das nicht alle?

Reich geerbt haben, das Geld für sich arbeiten lassen, um sich dann ganz den eigenen elektromusikalischen Ergüssen widmen zu können, natürlich ohne jede Rücksicht auf irgendeinen Publikumsgeschmack?

Wo willst Du die Grenzen z.B. bei Erbschaften oder Schenkungen ziehen? Darf man dafür sorgen, dass es dem eigenen Nachwuchs zumindest nicht schlechter gehen soll als einem selbst?

Es gab auch mal substantielle Zinsen auf Sparbücher: Bis zu welcher Höhe wären die für Dich OK gewesen? Und was ist mit der Altersvorsorge - darf man dafür in Immobilienfonds investieren?

Ultimativ provokativ gefragt: Ist es moralisch vertretbar, sich einen Synthesizer zu kaufen, solange noch irgendwo auf der Welt jemand verhungert?

Die ganzen Labels, Verwertungsgesellschaften, Streaminganbieter usw. sind im Grunde nur der Plattformkapitalismus 1.0, keine eigene Leistung erbringen sondern wie es mal gesagt wurde „parasitär ihr Geld verdienen“. Ohne Kreative hätten die nichts, die Kreativen dagegen hätten immer noch ihren Output und zumindest immer noch alle Rechte daran.
Ich finde es etwas zu einfach, sich an den Streaminganbieter abzuarbeiten, denn sie wären ja nichts ohne die Vielzahl offensichtlich dankbarer und zufriedener Kunden, die all das ja erst ermöglichen.

Und dann: Wo wären Unternehmen wie Spotify, wenn nicht so viele Künstler so bereitwillig mit denen Verträge geschlossen hätten?

Diese so oft als Heilsbringer beschworene „Demokratisierung der Produktionsmittel“, die auch hier im Forum immer wieder so eifrig beklatscht wird, da jetzt endlich nicht nur die „Eliten“ die angebeteten Vintage-Synthesizer spielen können, hat vor allem zu einem geführt: einem bisher nie dagewesenen Überangebot an Musik, das unter anderem zu einem beispiellosen Verdrängungswettbewerb der Musikproduzierenden untereinander geführt hat, die z.B. ihre Musik den Produktionsfirmen völlig umsonst andienen, nur um vielleicht einen Fuß in den Bereich Werbe- oder Filmmusik zu kriegen.

Das ganze Urheberrecht steckt immer noch im analogen Zeitfenster fest und wenn wir darauf warten, dass Menschen von Gestern mit Ideen von Vorgestern die Weichen für die Zukunft stellen sollen, dann gute Nacht!
Das Elend beginnt - nicht nur, aber vor allem - schon bei der Möglichkeit der verlustfreien digitalen Kopie: Welcher Konsument möchte sich denn mit DRM-Systemen (Digital Rights Management, vulgo Kopierschutz) herumschlagen?
 
Wo willst Du die Grenzen z.B. bei Erbschaften oder Schenkungen ziehen? Darf man dafür sorgen, dass es dem eigenen Nachwuchs zumindest nicht schlechter gehen soll als einem selbst?

Würde man das unterbinden, was würde es aus der Gesellschaft machen?

;-)
 
Würde man das unterbinden, was würde es aus der Gesellschaft machen?
Meinst Du das "unterbinden" wortwörtlich, also im Sinne von "verbieten"?

Denn sowohl eine Schenkungs- als auch eine Erbschaftssteuer gibt es ja bereits, letztere erbrachte 2015 um die 4,42 Mrd. Euro, die Schenkungsteuer im gleichen Jahr 1,08 Mrd. Euro (Zahlen lt. Wikipedia). Die Freibeträge liegen – über meinen ganz persönlichen Daumen gepeilt – so, dass ein Einfamilienhaus steuerfrei vererbt werden kann.

Nun stelle man sich vor, jemand hat 40 Jahre unter der Annahme gearbeitet, dass er seinen Kindern dadurch ein schuldenfreies Haus hinterlassen kann – und dann hieße es auf einmal: "Nee, darfst Du nicht, und auch wenn Du Zeit Deines Lebens bereits Steuern auf Dein Einkommen bezahlt hast, und von dem Rest Dir und den Deinen Eigentum als Zukunftsvorsorge erworben hast, dann nehmen wir es Dir ab jetzt trotzdem nach Deinem Tode weg."

Ich bezweifle, dass das zu einer "besseren" Gesellschaft führen würde (auch wenn sich sicher trefflich darüber streiten ließe, was "besser" denn überhaupt in diesem Kontext bedeutet).
 
@serge: die Grenze ist einfach dann überschritten, wenn man durch nichtstun mehr Geld kriegt als andere Menschen in einem ganzen Leben verdienen können. Keiner kann mir erzählen, dass man durch harte Arbeit und ohne rücksichtslose Ausbeutung von Mensch und Natur mehrere Milliarden anhäufen kann. Um solche Dinge geht es mir und nicht um diejenigen, die mit Risiko und hohem finanziellem und zeitlichem Aufwand ein Geschäft aufbauen und damit erfolgreich sind. Paar Millionen halte ich dabei für realistisch, aber mehrere hundert Millionen oder gar Milliarden auf keinen Fall.
 
@serge: die Grenze ist einfach dann überschritten, wenn man durch nichtstun mehr Geld kriegt als andere Menschen in einem ganzen Leben verdienen können. Keiner kann mir erzählen, dass man durch harte Arbeit und ohne rücksichtslose Ausbeutung von Mensch und Natur mehrere Milliarden anhäufen kann.
Wer der derzeit reichsten Menschen der Erde hat sein Vermögen denn letztlich durch "Nichtstun" bekommen? Wenn man sich den derzeit reichsten Menschen der Welt, Jeff Bezos, Gründer von Amazon, anschaut: Das Ganze fing vor einem Vierteljahrhundert als erster Online-Buchhandel an – glaubt jemand, dass Bezos den beispiellosen Aufstieg dieses Konzerns durch Nichtstun herbeigeführt hat?

Aber mindestens ebenso entscheidend: Wir alle haben unseren Teil dazu beigetragen, dass dieser Konzern mit all seinen fragwürdigen Auswüchsen überhaupt so groß hat werden können. Selbst wer nicht bei Amazon bestellt, erfreut sich doch an der von Amazon bereitgestellten Infrastruktur, die von Firmen rund um den Globus genutzt wird, z.B. von Dropbox oder Netflix.

Mark Zuckerberg ist nur deshalb 100 Mrd. USD "schwer", weil wir alle überhaupt kein Problem damit haben, uns in allen Details in aller Öffentlichkeit vor digitalen "Freunden" bis aufs Hemd auszuziehen – während wir gleichzeitig wohl vehement Einspruch einlegen würden, käme ein Staat auf den Gedanken, es mal ernsthaft mit Planwirtschaft zu probieren, deren Voraussetzung ja unter anderem ist, jederzeit möglichst detailliert über Bedürfnisse und Pläne aller Wirtschaftsteilnehmer Bescheid zu wissen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde die Beträge, die man in diesen Listen liest, auch obszön. Das Vermögen von Mark Zuckerberg beträgt knapp 100 Mrd. USD, grob ein Drittel des bundesdeutschen Haushaltsplans 2016. Ich weiß nicht, ab welcher Summe man "satt" ist. Ich weiß nicht, was z.B. Jeff Bezos im Innersten antreibt.

Vielleicht sollte man wieder Adelstitel einführen, auf "Verdienstbasis".
 
Ich glaube ab welcher Summe es pervers ist Geld zu verdienen, ich weiß es nicht. Wünsche trotzdem jedem Unternehmer sein Geld. Das ist vielleicht falsch, aber ich sehe da kein Problem - solange die Leute ihm ihr Geld, oder ihre Arbeitsleistung zuspielen. Das kann sich ja jeder selbst aussuchen.

- korrigiert -
 
Die ganze Diskussion ist doch völlig unsinnig. Ihr könnt hier eh nur für Deutschland diskutieren und was bereits im Nachbarland passiert, liegt schon außerhalb Eurer Sphäre, von irgendwelchen Monarchien mal ganz abgesehen.
Vielen der aktuellen Millionäre und auch Milliardäre stammen nicht aus reichen Häusern, sondern aus ganz normalen Familien. Auf der einen Seite toll, auf der anderen Seite aber auch ein Problem für alle, die die Schuld für den eigenen fehlenden Reichtum bei anderen suchen: es kommt doch auf einen selber an (zumindest zu einem gehörigen Teil) und nicht, ob man mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.
 
Ich glaube ab welcher Summe es perverst ist Geld zu verdienen, ich weiß es nicht. Wünsche trotzdem jedem Unternehmer sein Geld. Das ist vielleicht falsch, aber ich sehe da kein Problem - solange die Leute ihm ihr Geld, oder ihre Arbeitsleistung zuspielen. Das kann sich ja jeder selbst aussuchen.
Tatsache ist, dass es nie genug ist. Es gibt ein interessantes Buch, Richestan, das ist schon einige Jahre alt, aber vermutlich immer noch aktuell. Das handelt von Reichen in den USA. U.a. wurden Millionäre gefragt, ab wann es denn genug sei mit dem Geld. Interessanterweise antworteten alle, egal wie viel sie hatten, immer ungefähr das Doppelte von dem, was sie bereits besaßen. Denn man darf nicht vergessen, dass bei vielen die Ansprüche und die Bedürfnisse mit wachsendem Einkommen ebenfalls wachsen. Und dann gibt es natürlich auch diejenigen, denen das Geld fast egal ist, die arbeiten einfach viel, weil ihnen ihre Arbeit Spaß macht und das viele Geld, was sie damit verdienen, hält ihnen lediglich den Rücken frei für noch mehr Arbeit.
Ein schönes Beispiel sind Bill Gates und Warren Buffet. Bill Gates Lieblingsessen sind Hamburger und eher "banale Dinge". Warren Buffet lebt schon seit Ewigkeiten in dem gleichen alten Haus und er fährt seit Ewigkeiten das gleiche alte Auto. Die haben zwar Kohle ohne Ende, aber die prassen nicht damit rum, weil sie gar kein Bedürfnis danach haben. Denen geht es um ganz andere Dinge im Leben. Dürfen die das? Oder ist man nur ehrlich, wenn man 40 Jahre in der Kohlegrube gearbeitet hat? Ich glaube, manche hier verharren noch in alten sozialromantischen Weltbildern mit dem bösen Kapitalisten im Sinne eines Dagobert Duck. Die gibt es natürlich auch, aber deshalb sind nicht alle so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meinst Du das "unterbinden" wortwörtlich, also im Sinne von "verbieten"?

Ja, natürlich. Wir stellen uns vor, sowas wie vererben oder schenken im großen Stil gäbe es nicht.

Wir müsste ganze andere Formen finden, für unseren Nachwuchs eine bessere Welt zu hinterlassen.
Es würde verhindern, dass Menschen über Generationen hinweg einfach bessergestellt sind, einfach nur weil
sie Glück hatten im richtigen Körper geboren zu sein und es würde auch verhindern, dass sich über Generationen
hinweg, die Menschen in unteren Schichten mehr leisten müssen, um die Rendite für das harte arbeitende Geld
längst Verstorbener zu erwirtschaften.

Es würde dem Kapitalismus etwas die Luft aus dem Reifen lassen. Es könnte sich ein kapitalistisches System entwickeln,
welches sich eine überlegte Planwirtschaft leisten kann.

Wer der derzeit reichsten Menschen der Erde hat sein Vermögen denn letztlich durch "Nichtstun" bekommen?

Gemessen an dem was diese Menschen geleistet haben? Alle!

Kein Mensch kann soviel leisten, dass es rechtfertigt diesen mit derart abartig riesigen Mengen an Geld zu überschütten.
Diese Menschen haben im Grunde selbst nichts von dieser Kohle, ausser das sie soviel Gewicht haben über unser aller
Zukunft entscheiden zu können. Durch Spenden, durch Zusammenarbeit mit Lobbies, durch verkehren in bestimmten Kreisen.

Deshalb wird eine Politik gemacht, die diese Leute eher stärkt und uns alle zu deren Untertan macht.
 
Würde man das unterbinden, was würde es aus der Gesellschaft machen?

;-)
In meinen Augen gäbe es dennoch Unterschiede. Menschen sind nicht alle gleich, es gibt Schlaue und weniger Schlaue und dazu wachsen alle noch in unterschiedlichen Familien auf. Wenn Du wirklich allen gleiche Chancen einräumen willst, dann musst Du die Kinder direkt nach der Geburt aus den Familien holen und alle einheitlich durch den Staat großziehen lassen. Die Frage ist aber, was Du eigentlich willst? Willst Du, dass die Schlauen gefördert werden, weil sie die Gesellschaft stärker voranbringen können oder willst Du, dass die weniger Schlauen auf Kosten der Schlauen bevorzugt werden, damit am Ende alle gleich durchschnittlich sind?
 
Die ganze Diskussion ist doch völlig unsinnig. Ihr könnt hier eh nur für Deutschland diskutieren und was bereits im Nachbarland passiert, liegt schon außerhalb Eurer Sphäre, von irgendwelchen Monarchien mal ganz abgesehen.
Vielen der aktuellen Millionäre und auch Milliardäre stammen nicht aus reichen Häusern, sondern aus ganz normalen Familien. Auf der einen Seite toll, auf der anderen Seite aber auch ein Problem für alle, die die Schuld für den eigenen fehlenden Reichtum bei anderen suchen: es kommt doch auf einen selber an (zumindest zu einem gehörigen Teil) und nicht, ob man mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.

Anfangs dachte ich noch, dass du auf das weltweit verwobende und instransparente System aus Finanzwelt, Wirtschaft, Medien und Politik anspielen möchtest.

Ja, auch das liegt völlig ausserhalb dessen was wir uns vorstellen oder direkt wahrnehmen können.

Genau deshalb gibt es Bewegungen, die sich durch Verschwörungstheorien nähren können und es wird wohl nie
eindeutig geklärt werden können was wahr ist und was nicht, was frei erfunden oder welche Wahrheit absichtlich
in den Sumpf des Schwachsinns geworfen wurde, um direkt und unwideruflich als VT und unwahr zu gelten.
 
In meinen Augen gäbe es dennoch Unterschiede. Menschen sind nicht alle gleich, es gibt Schlaue und weniger Schlaue und dazu wachsen alle noch in unterschiedlichen Familien auf. Wenn Du wirklich allen gleiche Chancen einräumen willst, dann musst Du die Kinder direkt nach der Geburt aus den Familien holen und alle einheitlich durch den Staat großziehen lassen. Die Frage ist aber, was Du eigentlich willst? Willst Du, dass die Schlauen gefördert werden, weil sie die Gesellschaft stärker voranbringen können oder willst Du, dass die weniger Schlauen auf Kosten der Schlauen bevorzugt werden, damit am Ende alle gleich durchschnittlich sind?

Weisst du ... es ist wie mit allem. Je genauer man hinschaut, desto diffuser wird es.

Es ist wie mit einem H+M Leinwandbild. Von weitem sehe ich diese vollbusige Schönheit und gehe ich näher ran,
um ihre Kurven besser sehen zu können, sehe ich ein viereckiges gelbes Quadrat.

Ich könnte jetzt sagen:"Das Bild ist gelb"

Wenn alles relativ ist, kann die Lösung nicht absolut sein.
 
Ja, natürlich. Wir stellen uns vor, sowas wie vererben oder schenken im großen Stil gäbe es nicht.
Da bleibst Du an einem Punkt vage, an dem es spannend werden könnte: Wo beginnt denn dieser "große Stil", bei dessen Überschreiten Du kein Vererben und Verschenken zulassen wollen würdest?

Kein Mensch kann soviel leisten, dass es rechtfertigt diesen mit derart abartig riesigen Mengen an Geld zu überschütten.
Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wegen einzelner Worte in die – zumindest in meinem Falle – zunehmend spärlicher werdenden Haare kriegen: "überschüttet" werden die nicht, sie haben es erarbeitet und unter Inkaufnahme von teilweise einhundertprozentigen Verlustrisiken erneut investiert.

Es würde verhindern, dass Menschen über Generationen hinweg einfach bessergestellt sind, einfach nur weil
sie Glück hatten im richtigen Körper geboren zu sein…
Da nimmst Du Dir viel vor, wenn Du das letztlich auf dem ganzen Globus realisieren willst. Aber gut, reden wir über ein solches Utopia. Welches Ziel würdest Du damit verfolgen wollen – mir fallen da jetzt nur diese zwei ein (ich kann Dich und Dein "im richtigen Körper geboren" natürlich auch missverstanden haben):

(1) Jedes Neugeborene hat exakt die gleichen Ausgangschancen und wird in exakt gleichem Ausmaß gefördert. Das Ergebnis könnte wieder Ungleichheit sein, da die Kinder ja immer noch mehr oder weniger leistungsfähiger, je nach genetischer Disposition. Der Faktor "Nurture" in "Nature vs. Nurture" wäre ja für alle gleich, es bliebe also nur die "Nature", um Leistungsunterschiede zu erklären.

(2) Jedes Neugeborene hat exakt die gleichen Ausgangschancen, nur wird es in dem Ausmaß gefördert, wie es seine genetische Disposition erfordert. Hier wäre das Ergebnis ein möglichst homogener Leistungsstand. Der Faktor "Nurture" in "Nature vs. Nurture" würde ja so angeglichen, dass Leistungsunterschiede durch "Nature" ausgeglichen werden würden.

Deshalb wird eine Politik gemacht, die diese Leute eher stärkt und uns alle zu deren Untertan macht.
Sind wir Untertanen von Bill Gates oder Elon Musk?

Ist es schlecht, dass Musk der benzinbesoffenen Verbrennerindustrie den batteriebetriebenen Mittelfinger zeigt? Ist es schlecht, dass er in einer Zeit, in der die US-Politik über Jahrzehnte der NASA nur noch solche Almosen zukommen lässt, dass diese keine eigene bemannte Raumfahrt mehr betreiben kann, darin eine Chance sieht & diese nutzt?
 
Ich sage nur "Schöne Neue Welt" - Alphas bis Epsilons. Immer wieder erfrischend. Huxley hatte übrigens noch eine Ergänzung 25 Jahre später geschrieben - "Wiedersehen mit der Schönen Neuen Welt". Ist aber mehr ein Sachbuch.
 


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