@Thereminchen: Wenn du bei Notenschrift wie ich an Bömmelchen und Fähnchen auf einem fünfleinigen Wäscheständer denkst, dann ist das die Notation, an die sich die Apologeten der organischen Musik* gewöhnt haben über die paar Jahrhunderte.
Aber es hat immer Adaptionen der Notation an klangliche Erfordernisse gegeben. Wird so eine Partitur mit einer entsprechenden Legende/Zeichenerklärung publiziert, wo ist das Problem? Ist es dann plötzlich keine Notenschrift mehr?
Ist Klang und Tonhöhe aneinander gekoppelt, hat man den Notenlinien unterschiedliche perkussive Klänge zugeordnet (Schlagzeugnotation). Sind sie weniger stark aneinander gekoppelt, also sind Tonhöhe und Klangfarbe unabhängig, dienten unterschiedliche Notenköpfe -- neben den gewohnten Eiköpfen geometrische Kreise, Dreiecke mit ihrer Spitze in verschiedene Richtung zeigend, Quadrate, Romben und andere nicht zu komplexe geometrische Figuren, die halt auf den ersten Blick identifiziert werden können -- als Anzeiger bestimmter Klangfarben, während Tondauer weiter über ausgefüllt/nicht ausgefüllt, Fähnchen/Balken und Punktierung angezeigt werden könnte, die Tonhöhe durch die Linienordnung und den Notenschlüssel. Bei bestimmten Modifikationen kommen Dekoratoren wie crescendo/desc.-Gabeln in Betracht. Einer Gabel könnte sowas wie "FM" vorangestellt werden oder so, was bedeuten könnte, dass ein FM-Filter über einem Abschnitt auf- oder zugemacht wird.
Das alles ist nicht in Stein gemeißelt. Gemeinsamkeit aller Notenschrift ist lediglich eine anwendungsbezogene endliche Sammlung von grafischen Elementen mit bestimmten Bedeutungen, die auf den ersten Blick unterscheidbar sind, ungefähr den gleichen grafischen Raum einnehmen und die auf eine von mehreren Linien, 5 oder mehr/weniger ggf. auf Hilfslinien angeordnet werden, gemäß ihrer relativen Tonhöhe.
*) Synthetische Musik und organische Musik haben großteils unterschiedliche Notationsbedürfnisse. Und auch bei der organischen Musik gibt es elementar wichtige Bestandteile, die gar nicht notiert werden, da sie sich eben aus dem Organischen ergeben, dem Interpreten zur freien Gestaltung anvertraut werden: Die Agogik etwa, reliktartig entstanden aus Temposchwankungen des Schülers, der der Musiker mal war, durch die Ausbildung gezähmt, domestiziert, beherrscht. Fällt in der synthetischen Musik weg, wo sie für den Komponisten keine Bedeutung hat. Das Bestreben, synthetische Musik agogisch und/oder mikrodynamisch zu verformen nur um organische Performanz zu suggerieren, finde ich(!) unredlich. Man sollte sich lieber konzentrieren auf den Tanz auf dem unendlichen Kontinuum der Klangfarben.
Meine Unterteilung zwischen organischer und synthetischer Musik ist hierbei recht willkürlich. Vielleicht trifft es affektmotorische und programmierte/sequencergesteuerte Musik besser.