Re: RT-451 Radikal Technologies & Phase Shifter RT602
OK - wenn man mal von diesem Forum-Thread absieht, ist das Aussehen des Filtermoduls (vom Phaser fehlen mir noch die Eindrücke) sehr gut angekommen. Ich rede jetzt mal von Aussehen und nicht vom design, weil meine Module nach Kenntnis des Fachpublikums hier im Forum ja kein design aufweisen. Neben den rein handwerklichen Dingen wie Kerning der Schrift, Formgebung und ergonomische Anordnung ist nichts so stark vom Geschmack und Erfahrungswerten des Betrachters abhängig, wie das Aussehen. Mir haben auch schon einige Geräte nicht gefallen, für die ganze design Teams abgestellt wurden. Von daher - was soll's - es wird so oder so nicht allen gefallen und im Eurorack Modular Land gibt es ja zum Glück für jeden Geschmack etwas.
Wie auch immer - wenn ich vor einem Modularsystem stehe, möchte ich keine Brille aufsetzen müssen, um die Parameterbezeichnungen lesen zu können. Junge Leute können sich das vermutlich noch nicht vorstellen - aber die Nahsicht leidet ab Mitte 40 eklatant unter der schwindenden Fähigkeit der Linse, in Form gebracht zu werden. Man kann die Tiefenschärfe erhöhen und besser sehen, wenn man es möglichst hell macht - aber wer möchte schon in strahlendem Licht seine Musik aufnehmen. Die Beschriftungen meiner Module ist vergleichsweise groß. Selbst ich kann das auch ohne Brille vernünftig erkennen. Das gefällt mir sehr gut. Bei einigen anderen Modulen hier im Studio brauche ich tatsächlich eine Brille - und das nervt.
Aufgrund der Farben ergibt sich eine sehr gute Orientierung in einer Modularwand. Wenn man 6 Reihen Module übereinander in einem Monsterrack hat, ist ein Farbtupfer hier und da sehr nützlich. Diese Meinung muss man nicht teilen. Mir sind diese kleinen Dinge aber tatsächlich wichtiger, als eine Entsprechung altueller Designrichtlinien, die man stets in Büchern findet, wenn sie gerade wieder obsolet sind.
Ergonomische Aspekte sind ein Grund für die Anordnung der Regler, Wenn ich Regler direkt nebeneinander auf einer Ebene anreihe, habe ich weniger Platz zwischen den Reglern, als wenn ich die in der Höhe versetzt nebeneinander setze. Die kleinen Regler sind gedrungener angeordent, damit der große möglichst viel Platz hat - und der große in der Mitte ist sicherlich derjenige, der beim Spielen mit dem Filter am häufigsten im Rahmen des Performens angefasst wird. Genau aus dem Grund liegen die Kippschalter in der Mitte. Die stören ebenfalls weniger, als Reglerknöpfe. Die Regler wurden also keineswegs beliebig oder aufgrund des Wunsches nach einen grafischen Schmankerl so angeordnet, sondern aus rein praktischen Gründen.
Ausserdem habe ich bewusst griffige Knöpfe gewählt, weil die sich einfach besser anfassen lassen. Die Tendenz bei vielen Eurorack Modulen ist ja eine sehr schlanke Bauform, damit die Module so kompakt wie möglich werden. Man findet sehr schlanke und völlig glatte Potis, die einem sogar zwischen den Fingern wegrutschen. Da ziehe ich doch meine Knöpfe vor - selbst wenn die altbacken wirken sollten. Ich will die Filterfrequenzen verschieben, ohne abzurutschen.
Kommen wir zu guter letzt noch zu den Buchsen. Die habe ich bewusst ganz unten hingelegt, weil ich die Strippen nicht vor den Reglern hängen haben will.
Es war mir klar, dass die Farben polarisieren werden. Aber die Farben sind im Grunde nur ein ganz kleiner Teil des ganzen. Für mich zumindest. Da jetzt eine schwarze Frontplatte als Ersatz dran zu kloppen, ist sicherlich das allerkleinste Problem, bei der Entwicklung eines solchen Moduls. Beim ersten Modul dauert alles am längsten. Man ist vor allem mit der Suche nach passenden Bauteilen beschäftigt, die eine möglichst effektive Fertigung erlauben. Natürlich muss man auch die Elektronik entwickeln und optimieren, um möglichst interessant zu klingen - wobei auch das wieder Geschmacksache ist.
Man kann also nicht vom "Design, des Designs willens" sprechen- die Anordnung entstand zu 80% aus ergonomischen Gründen.
Die weiter oben abgebildete Ersatzfrontplatte sehe ich keineswegs als Verbesserung. Wenn ich mir von Herrn Klangakrobat (kl~ak) die myspace Hintergrundgrafik anschaue weiß ich, dass sein und mein Geschmack sicherlich nie in Deckung zu bringen sein werden:
https://myspace.com/klangakrobat
Das ist aber vollkommen in Ordnung. Was er offensichtlich hübsch findet, muss ich nicht mögen. Aber ich habe zumindest die Möglichkeit, beliebig aussehende und vor allem meinen Klang- und Funktionswünschen entsprechende Module selbst herzustellen. Der Stereo Phaser habe ich schon vor über 10 Jahren zum ersten Mal aufgebaut. Ich wollte mehrere unabhängige Phaser für Stereoklänge. Inspiriert wurde ich von dem Intro von I Robot von Alan Parsons. Den Klang wollte ich haben und habe ihn mir gebaut. Dabei war es mir völlig egal, ob der bunt, rund, eckig oder Eurorack kompatibel sein muss. Ich hatte damals noch mein eigenes Bussystem und betrieb meine Module mit +/- 15 Volt. Der Phaser bestand aus drei einzelnen Modulen - zwei Phasern und einem doppelten LFO mit gekoppelter Frequenzveränderung. Das Teil war schwarz und hatte große Klinkenbuchsen. Ich hätte für so ein Modulsystem niemals Miniklinken zum Einsatz gebracht, weil ich davon nicht viel halte. Aber das ist ein anderes Thema. Da beuge ich mich dem Standard.