Nix gegen subjektive Hörtests und subjektives Hören - aber was hat dein ganzheitliches Hörerlebnis mit den objektiven, technischen Klangeigenschaften (und nur die sind auf anderen Situationen und Leute übertragbar!) zu tun?
Das man in nach willkürlichen Methodiken durchgeführten Tests nahezu zu allem Klangeigenschaften raushört ist doch unbestritten!
Wenn man z.b unterschiedliche Takes verwendet, dann *muß* man ausreichend viele davon machen und das Ergebnis statistisch bewerten. (Sonst bewertet man ggfls. die Takes und nicht die Kette) Bei sehr kleinen Unterschieden werden das übrigens sehr viele, vor allem wenn man nur wenig Testhörer hat!
Wenn man Aufnahmen mit Pegelunterschieden verwendet (und mir konnte noch niemand sagen wie man verschieden Aufnahmen wirklich gleich laut bekommt), dann klingen die Unterschiedlich. (Das heißt auch wieder sehr viele Aufnahmen, damit man die Pegelfehler statistisch rausbekommt, das geht dann anhand der verschieden Takes, die mit der gleichen Kette gmacht wurden.)
Wenn der Test nicht als Doppel[1]blindtest durchgeführt wird, dann ist das Ergebnis nicht verwertbar, weil es auf unkontrollierbare Weise nicht mehr ausschließlich vom zu testenden Parameter abhängt.
Wie gesagt - nix gegen subjektives Hören und auch nix gegen solche Hörerlebnissitzungen. Aber bitte: entweder korrekter Test - oder die Einsicht, das man eben *überhaupt nicht* entscheiden kann, ob man die Kabelfarbe, den Durchmesser oder die subtile Beeinflussungskompetenz des Testleiters untersucht hat.
Denn grade bei Kabeln ergeben echte Hörtests Transparenz und echte Placebo-Tests genau die von dir genannten Unterschiede. Das heißt, wie so oft in der Wissenschaft: wenn man vermeintlich Erkentnisse bekommt, die mehreren anderen, bislang als recht sicher geltenden Erkenntnissen widersprechen, dann sollte man seine Testbedingungen sehr sorgfältig prüfen - und vor allem sicherstellen, das die Ergebnisse nicht doch genau die sind, die Aufgrund längst bekannter methodischer Testfehler zu erwarten sind.
Grade bei Audio fällt doch sehr auf, das die "Hörtest"-Eindrücke von Geräten, die weitgehend transparent klingen, wesentlich besser zur Psychologie passen als zur Physik. Ausserdem passen die so gehörten Unterschiede eigentlich immer zu dem, was ich als subjektive Hörwahrnehmung von mir kenne.
Ich möchte auch mal auf die Relationen hinweisen: Das von dir beschriebene Szenario hat sich nicht in einer unserem Thread-Starter adäquaten Umgebung abgespielt, insofern wird meine einleitende Bemerkung über die "klangverschlechternden teueren Kabel" da aus dem gemeinten Zusammenhang gerissen: nämlich dem eines Budget-orientieren Kleinstudios. Eine durchaus häufig zu bemerkende Wendung der Diskussion: Budget-Frage, Esoterik oder fast Esoterik Antwort -> Verlagerung der Diskussion in den 6-stelligen (€) Studiobereich.
In einem kommerziell betriebenen Studio würde ich selbsverständlich den entsprechenden Kunden von meinen Vovox-Kabeln erzählen - eine schon rein wirtschaftliche Notwendigkeit. Den "Kompetenz-Vorteil" solche Unterschiede zu 'hören' - und zu nutzen - kann man sich einfach nicht entgehen lassen. (Wie gesagt: die subjektiven Hör-Unterschiede finde ich deutlich grösser als sehr viele Technische, eine - auch mich selber überzeugende - Ausstattung ist daher oft wichtiger als die tatsächlichen Eigenschaften!)
Nach wie vor erstaunlich finde ich in diesem Kontext übrigens, wie wenig sich auch viele Profis bewußt sind, wie groß der subjektive Höreinfluß tatsächlich ist, wie klein viele technische Klangeinflüsse dagegen sind - und wie verfälschend sich selbst kleine Pegelfehler auf den Höreindruck auswirken. Offensichtlich gehören richtige Hörtests nicht zum Ausbildungsprogramm.
P.S.: Ausserdem bin ich mal wieder beleidigt
: Ich möchte niemandem sein Klangideal vorschreiben und auch von niemandem mein vermeintliches Ideal vom 'analytisch- reinem' Klang unterstellt bekommen. (Auch wenn ich die beliebten, angeblich so "warmen Röhrenvocals" oft als nervige (und overused) Obertongleichschaltung empfinde.)
[1]doppel=der Testleiter weiß auch von nix. Sonst testet man dessen unbewußte Kommunikation gleich mit (klappt wirklich: wenn der Testleiter weiß, dass es Placebos gibt dann wirken die schlechter!)