Offener Brief an Frank Briegmann (Universal) wegen „Woher kommt der Anspruch, dass ich als Hobbymusiker Geld erhalte?“

Genau. Die Zeit, in der die 40 Leute bei mir auf der Performance waren, können sie schon der Swift oder dem Briegmann ihr Geld nicht in den Rachen werfen.
Täten sie vermutlich eh nicht, es sei denn, du würdest eine ähnliche Zielgruppe ansprechen und im Glitzerbadeanzug auftreten.
Übrigens, nicht falsch verstehen: Ich gönne Taylor Swift jeden Dollar, den sie mit ihrer Musik und allem drumherum verdient - sie hat Talent, viele Fans und arbeitet sich den Arsch ab. Aber die paar Dollar, für die sich ANDERE Musikschaffende den Arsch abgearbeitet haben, DIE sollte sie eben nicht bekommen, finde ich.

Ich stelle mir sehr gerne vor, dass MEIN Einkommensteuerbeitrag, zufällig, KOMPLETT in den Topf für die städtischen Bühnen München geflossen ist. Mein Return of Investement funzt.
Hübscher Gedanke, halt dich dran fest!

Ist es nicht widersinnig, auf der einen Seite mehr Differenzierung zu fordern, während man auf der anderen Seite pauschal von "Musikern" spricht und diesen als Gesamheit irgendwelche Interessen zuspricht?
Da ist er rhetorisch übers Ziel hinausgeschossen (und nicht nur da). Korrekt.
Wir brauchen allerdings nicht MEHR Differenzierung, sondern EINE ANDERE. Wer Musik macht, an der andere mitverdienen, sollte daran mitverdienen dürfen, wenn er/sie das möchte.

Ein grundfalscher Kerngedanke in unserer Gesellschaft scheint mir der zu sein, dass Kulturschaffende nicht grundsätzlich das Recht haben, für ihr Tun entlohnt zu werden.
Die vielen Kulturveranstaltungen ohne Eintrittsgeld (sofern sie nicht öffentlich bezuschusst werden) rentieren sich oft, weil das Publikum bereit ist, für Würstchen und Bier Geld zu bezahlen, die eigentliche "Ware", nämlich die dargebotene Kunst, aber als umsonst dazugegeben voraussetzen.
Und Musik gibt's im Netz ja auch genug umsonst, also kann das ja nichts wert sein...

Schöne Grüße
Bert
 
Ist es nicht widersinnig, auf der einen Seite mehr Differenzierung zu fordern, während man auf der anderen Seite pauschal von "Musikern" spricht und diesen als Gesamheit irgendwelche Interessen zuspricht?
Sicher ist der Leserbriefschreiber in seiner Argumentation durch die umgekehrte Pauschalisierung auch nicht widerspruchsfrei - aber ich denke wir wissen alle was und wie er das meint.
 
Zuletzt bearbeitet:
Solange andere Leute damit Geld verdienen, ist mindestens ein Anspruch auf Beteiligung selbsterklärend.
Wenn man davon ausgeht, dass Spotifys Haupteinnahmequelle die Abos sind und die mit Abstand am häufigsten gestreamten Songs von Profimusikern sind, also Leuten die das hauptberuflich machen, dann kann man auch davon ausgehen, dass die Profimusiker der Hauptgrund sind, weshalb jemand überhaupt ein Abo abschließt. Sicherlich wird es auch welche geben, die das ausschließlich wegen den Hobbymusikern machen, aber das sind eher Ausnahmen.
 
Außerdem hat Spotify festgelegt, dass man mindestens 1.000 Streams haben muss, um vergütet zu werden. Diese Grenze ist sehr großzügig gewählt und schließt auch die Hobbymusiker mit ein. Mit 1.001 Streams bekommt man ein Stück vom Kuchen, der nicht mal reicht um die monatlichen Stromkosten zu decken, aber es addiert sich zu einem sehr großen Kuchenanteil, der auf hartarbeitende Berufsmusiker verteilt werden könnte.
 
Ich glaube der Begriff Hobby-Musiker ist in seiner pauschalen Ausprägung schon falsch, weil „Hobby“ impliziert „Mann sitzt im Keller an der Eisenbahn“. Dabei ist ein Großteil der nicht professionellen Musiker in der Lage konkurrierende Musik zu erstellen, investieren Geld und Lebenszeit. Ich spreche nicht vom 18 Jährigen vor der gecrackten Ableton Version.
Man redet in der Regel von professionellem Betreiben einer Sache, wenn man seinen Lebensunterhalt damit verdient. Von daher ist die gesamte Diskussion, und der offene Brief zu dem Thema absolut null zielführend. Wenn mir mal das Unverständnis darüber, was Plattenlabels und Manager tun, und die wirtschaftlichen Regeln, denen man sich beim Geld verdienen unterwirft, völlig beiseite lassen.

Irgendwie ist dieser offene Brief mal wieder typisch für die Mentalität von vielen Musikern: Im Grunde genommen überhaupt keine Ahnung von ihrer "Profession". Oder der Welt in der sie leben.
 
Wenn man davon ausgeht, dass Spotifys Haupteinnahmequelle die Abos sind und die mit Abstand am häufigsten gestreamten Songs von Profimusikern sind, also Leuten die das hauptberuflich machen, dann kann man auch davon ausgehen, dass die Profimusiker der Hauptgrund sind, weshalb jemand überhaupt ein Abo abschließt. Sicherlich wird es auch welche geben, die das ausschließlich wegen den Hobbymusikern machen, aber das sind eher Ausnahmen.
Ich bin kein Freund davon, Profis und Amateure irgendwie zu trennen, weil das für die Musik keine Rolle spielt. Sobald die Musik in einem kommerziellen Umfeld wie Spotify ausgewertet wird, ist sie ein Produkt, egal wer das erstellt hat. Wenn man davon ausgeht, dass der Song des "Hobbymusikers" angeklickt und gehört wird, sollte er auch dafür beteiligt werden.
 
Ich bin kein Freund davon, Profis und Amateure irgendwie zu trennen [...]
Ich schon. Ich teile das prinzipiell, weil ein Profi sich den Arsch aufreißt, um mit der Musik sein Geld zu verdienen und die Meisten kommen gerade so über die Runden. Der Hobbyist macht das Nebenbei und ist nicht auf den wirtschaftlichen Erfolg angewiesen.

Sobald die Musik in einem kommerziellen Umfeld wie Spotify ausgewertet wird, ist sie ein Produkt, egal wer das erstellt hat. Wenn man davon ausgeht, dass der Song des "Hobbymusikers" angeklickt und gehört wird, sollte er auch dafür beteiligt werden.
Kann man so sehen und machen, aber dann sollte Spotify monatliche Gebühren vom Künstler verlangen. Ein Geben und Nehmen, und nicht "ich überhäufe dich mit meiner Musik, egal wie Kacke sie ist und wenn ich selbst sie in Dauerschleife laufen lasse, möchte ich Geld von dir." So kann kein Unternehmen funktionieren.
 
Bei Wolfgang Müller mußte ich erst an Die Tödliche Doris denken, aber dem ist wohl nicht so.

In der Sache hat er recht, aber der Brief ist so unmöglich schlecht geschrieben, dass ich ihn nicht irgendwo posten mag.

Da habe ich schon wesentlich Schlechteres gelesen. Der Brief ist persönlich, weil ein persönliches Anliegen darin zur Sprache kommt. Daß man mit dem einen oder anderen Punkt nicht d'accord ist, liegt in der Natur der Sache. Unschachlich oder mimimi ist was Anderes. Wer es allerdings darauf hinunterbricht, macht sich das Leben leicht, erspart sich lästiges Nachdenken und kommt viel eher zu einem Urteil -- ist also nicht viel besser als der in dem offenen Brief angeschriebene Boss von irgendeinem Plattenunternehmen: Die Welt ist ganz einfach. In meiner Realität.

Allerdings glaube ich nicht, daß der Adressat des Briefes auch nur ein Jota von seiner Haltung abweichen wird, denn -- wie schon geschrieben -- solche Leute sitzen auf einem so hohen Ross, daß sie schon längst vergessen haben, wie sich der Dreck ganz weit unten unter dem Arsch des Gauls anfühlt.

Allerdings fällt man leichter von einem hohen Ross, als man dort hinaufgekommen ist. Das hat der Angesprochene wohl vergessen, aber da ich das Interview nicht kenne, kann ich mir dazu kein Urteil erlauben. Fakt ist, daß viele, die sich sicher im Sattel wähnten, mittlerweile zusehen mußten, wie ein Konzern wie die EMI den Arsch zukneifen mußte und abgewickelt wurde.

So schnell kann es gehen, wenn man zu überheblich und zu selbstsicher an eine Sache herangeht.

Am Ende entscheidet eh das Finanzamt, wer ein Profi ist und wer nicht. Da können die Mimimis und die Mimimiausbeuter so viel rumlabern, wie sie wollen.

Da entscheidet nicht nur das Finanzamt, sondern auch die Gemeinde, in der man wohnt: Kriegen die nämlich spitz, daß man mit einem kleinen Gewerbe ein paar Euros Taschengeld verdient, könnte es sein, daß jemand, der sich noch ein paar Sporen verdienen will, mal ganz pauschal schätzt, was da so an Geld fließen könnte, und schon stehen Nachforderungen für nicht gezahlte Gewerbesteuern an, und ein Strafverfahren wegen Hinterziehung von Geldern steht einem auch noch ins Haus.

Deswegen habe ich seit 15 Jahren einen Gewerbeschein und einen Buchhalter, der den ganzen Finanzkram für mich erledigt. Was mich dann wohl zu einem Profi macht, der Einkommen generiert, welches es zu versteuern gilt.

Trotzdem brauche ich mir den Dummblah irgendeines Industriebonzen nicht anzuziehen, denn was der da absondert, hat mit meiner Lebensrealität nur sehr beschränkt etwas zu tun. Den interessiert es im Umkehrschluß auch nicht, was irgendein kleiner Krauter wie ich in seinem Schlafzimmerstudio macht -- wollen wir ihn also nicht mit Tatsachen verwirren. Das ist Zeitverschwendung, und Zeit ist kostbar.

Solche Leute katapultiert es i. d. R. sehr schnell aus ihrem vollepupsten Sessel, da sie gar nicht ahnen, daß auch sie nur verzichtbare Human Resources in einem immer gnadenloseren System sind. Stimmen die Bilanzen nicht -- und nur darum dürfte es dem Herren gehen --, rollt ganz schnell der Kopf von den Schultern.

Warten wir also ab, bis auch er eines Tages über seine Arroganz stolpern und mit der Fresse in den Dreck fallen wird, über den er sich jetzt noch so erhaben fühlt.

Warum siehst Du das als Grundfehler? Es mag "Hobby-Musiker" geben, die tatsächlich keine Geld wollen.

Die gibt es tatsächlich.

Die treten dann auch für lau bei irgendwelchen Veranstaltungen auf -- Hauptsache, es hört ihnen endlich mal jemand zu und schenkt ihnen 15 Minuten Aufmerksamkeit.


Aber das als Bezeichnung für alle zu nehmen, die nicht Prostitution für den "Zuhälter" Plattenfirma betreiben wollen, finde ich halt auch nicht gerade geschickt. Jedenfalls sollte die Grundprämisse von Überlegungen nicht "Hobby-Musiker" oder "Taylor-Swift-Profi" sein. Die Welt ist nicht schwarz/weiß sondern besteht in erster linie aus den vielen Grautönen dazwischen.

Das sagst Du, aber ein erfolgreicher Manager kann sich kaum mit so Nebensächlichkeiten wie der Ausdifferenzierung des eigenen Weltbildes aufhalten. Damit würde er sich ja u. U. selbst einen Kündigungsgrund liefern oder seine eigene Existenzberechtigung infragestellen.

Ich interpretiere Deine Aussage so, daß sie sich auf den Plattenonkel und nicht den Herrn Müller bezieht, ist das richtig?

Insofern stimme ich dem Mann zu, dass man zunächst mal einfach nur von "Musikern" reden sollte.

Ich glaube, in einem betriebswirtschaftlich durchorganisierten System besteht kein Platz für Musiker, die erstmal nur kreativ sein und sich mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ausdrücken wollen.

Damit läßt sich keine Kohle verdienen, schon gar nicht auf Anhieb und in großen Mengen. So funktioniert die Industrie einfach nicht. Kann man scheiße finden, ändert aber nichts an der Industrie. Ändern kann man nur sich selbst und die eigene Haltung.

Bevor ich hier noch mehr Zeit opfere, komme ich (voreilig, wer weiß?) zu dem Schluß, daß hier wieder einmal die Diskussion losgetreten wurde, wer denn überhaupt Profi ist und wer Musiker, und was einen eigentlich zu dem macht, für das man sich hält und wieviel Geld man verdienen muß, um als Profi zu gelten usw. usw.

Das läuft dann wieder auf gegenseitige Zerfleischung hinaus, die Lager sind gespalten, und statt Einigkeit zu zeigen und solchen Idioten wie dem zitierten Bonzen die Stirn zu bieten (oder ihn einfach zu ignorieren), vergeudet man Zeit, Energie und Aufmerksamkeit für Scharmützelsiege in Nebenkriegsschauplätzen.

Setzt Euch hin, macht was, seid kreativ, erfreut Euch an dem, was Ihr macht, und legt Euch ein dickes Fell zu: Es darf die Eiche nicht stören, daß sich wieder mal irgendein Borstenviech an ihr scheuert.

Erfolg ist, es überhaupt machen zu können.

Alles sonst ist ein riesiger Bonus -- für den man einen Preis bezahlen muß.

Ob dieser Preis den Bonus wert ist, kann, will und werde ich nicht beurteilen.

Stephen
 
Ja, aber wie viel zahlt man denn da? Die mir bekannten Modelle sind Pauschalpakete die nicht mal annähernd an den Wert von 1.000 Streams kommen.
Da müsste man erst einmal klären, über welche Modelle wir dabei reden. Ist eine Person, die neben der Arbeit Musik produziert und diese an ein zu 50% beteiligtes Label lizensiert, welches die Musik dann auf Spotify zugänglich macht, Hobbymusiker*in? Oder schon Profi?
 
[...] Ist eine Person, die neben der Arbeit Musik produziert und diese an ein zu 50% beteiligtes Label lizensiert, welches die Musik dann auf Spotify zugänglich macht, Hobbymusiker*in? Oder schon Profi?

Wenn ich nur eine Mark für meine Arbeit nehme, bin ich Profi und muß abliefern. (Andreas Frege)

Ich kann Campino nicht ausstehen, aber da hat er nunmal recht, ob es mir nun paßt oder nicht.

Wer sich bei Spotify Großes erhofft, ist schon damit gestraft genug -- wer so einem System zuarbeitet und sich über das System auch noch beschwert, hat es nicht verstanden.

Stephen
 
Wenn ich live spiele, gibt´s Kohle, oder es gibt keinen Livegig.
Da ist es völlig egal ob das Profis (ja, sind vorhanden) oder "engagierte Hobbyisten" (sind auch vorhanden) am Werk sind.
Billige Band: Wahrscheinlich schlechte Party. Gute (teure?) Band: Wahrscheinlich geile Party. Keine Band: Keine Party. Oder eben ein DJ.
So einfach ist das.
 
Der "Anspruch auf Geld als Hobbyist?" Thread wird zum Spotify Thread.
Weil es um den Anspruch auf das Geld von Spotifystreams geht. Wenn man sich als Hobbyist auf die Bühne stellt und damit Geld verdient, wird nicht mal Universal etwas dagegen sagen.

Mir kommen die Tränen.
Mir ist das alles vollkommen egal. Ich habe weder ein Spofity- noch ein anderes Abo. Die paar Songs, die da drauf sind gehen mittlerweile vollkommen unter. Ob ich Geld für die rund 27.000 Streams gekriegt habe, weiß ich gar nicht. Wenn es welches gab, fiel es mir nicht auf. Ich bin halt nur ein Hobbyist, der keinen Aufwand betreibt seine Musik unter die Leute zu bringen.
 
Wenn ich nur eine Mark für meine Arbeit nehme, bin ich Profi und muß abliefern. (Andreas Frege)
Und wenn ich abliefere, will ich meine Mark dann auch haben!

Die treten dann auch für lau bei irgendwelchen Veranstaltungen auf -- Hauptsache, es hört ihnen endlich mal jemand zu und schenkt ihnen 15 Minuten Aufmerksamkeit.
Ersteres trifft auf mich zu - Letzteres ist lediglich "sich selbst Geschichten über andere erzählen" und genau der Vorwurf, den ich weiter oben erwähnt hatte.
Tatsächlich trete ich (und vermutlich auch andere) bei solchen Veranstaltungfen auf, weil sie wissen, dort vom Publikum und den Veranstaltern wertgeschätzt zu werden und sachliche Kritik (und ja, auch mal Lob) zu erhalten.
Nach meinem letzten Für-lau-Auftritt habe ich nachträglich unaufgefordert und unvereinbart doch noch eine kleine Gage erhalten. Diese Art Wertschätzung ist es, weshalb ich das mache, nicht 15 Minuten Ruhm.

Der "Anspruch auf Geld als Hobbyist?" Thread wird zum Spotify Thread.
Ja, natürlich, auch darum geht es ja beim Thema Vergütung für Musikschaffende.

Kommerziell eher drüber.
Und nur darum ging es Herrn Biegmann. Alles andere interessiert den vermutlich auch nicht.

Schöne Grüße
Bert
 
[...] Tatsächlich trete ich (und vermutlich auch andere) bei solchen Veranstaltungfen auf, weil sie wissen, dort vom Publikum und den Veranstaltern wertgeschätzt zu werden und sachliche Kritik (und ja, auch mal Lob) zu erhalten. [...]

An Dich habe ich dabei gar nicht gedacht (meine Gedanken gehen in eine ganz andere Richtung... musikalische Karnickelzüchter und Kleingartenvereine mit Satzungen und so...), aber der Schuh scheint zu passen, sonst hättest Du ihn nicht angezogen.

Das darfst Du mir nicht zum Vorwurf machen.

Stephen
 
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