Bernie schrieb:
Man sollte sich aber auch mal fragen, ob es wirklich Sinn macht, sich die neuen Module von EMU zu kaufen.
Sind die wirklich soooo einmalig toll oder zahlt man am Ende doch nur für den Kult.
Wäre der EMU Modular damals tatsächlich so ein Hammersynthesizer gewesen, dann wäre er auch wesentlich häufiger gekauft worden und hätte nicht diesen Exotenstatus.
Viele Maschinen sind ja nur deshalb so selten, weil sie damals schon niemand haben wollte.
Das nur mal so ...
Lieber Bernie, ob oder wie viele Leute etwas haben wollen, oder früher mal haben wollten, ist ein zweifelhaftes Kriterium dafür, ob etwas Neues vom gleichen Erfinder Taug hat oder nicht. Gerade von dir wundert mich das.
Außer du definierst "toll" mal etwas näher. Da wäre ich gespannt, denn du selbst hast ja eine stattliche Sammlung eher obskurer kleiner Geräte zusätzlich zu deinen Klassikern und Dickschiffen.
Ich bin zwar "alt" genug, dass ich E-mu auch sofort mit den Modularen aus den 70ern verbinde (was einfach nur heißt: Modular gab's für mich schon vor der Eurorack-Explosion), aber mein Wissen zur History der Firma habe ich schon seit Jahren wieder vergessen. Nur dass Zappa einen hatte, um auf Tour Bläser ersetzen zu können, weiß ich noch. Also wegen der Polyphonie und Stimmstabilität, die wohl bei anderen Systemen weniger gut war.
Daher mal ein anderes historisches Beispiel, um deiner Spekulation etwas entgegenzusetzen: viele Buchla-Designs wurden nur in Kleinstmengen unter zwei Dutzend produziert und das hatte nur bedingt mit geringer Nachfrage zu tun, und da wo das vielleicht der Fall war, hatte die geringe Nachfrage sicher nicht mit geringer Qualität und/ oder Originalität der Designs zu tun. Da gab und gibt es sicher bis heute ganz andere Faktoren:
Verfügbarkeit - kann der Entwickler so schnell liefern, wie die Nachfrage es möchte. Wenn nein, schwindet selbige Nachfrage sehr schnell, aber das ändert ja nichts an der Qualität an sich. Außer das vielleicht Sponsoren abspringen - zweiter Faktor - und die Spirale ganz schnell abwärts geht.
Drittens, quality control. Sagen wir mal eine Welle Lieferungen hätte zwar geklappt, aber Herr Don hätte öfter mal Jahre gebraucht, um diverse eingeschickte Module funktionstüchtig wieder zurückzuschicken. Ich weiß nicht, wie E-mu in der Hinsicht war, aber Buchla z.B. war ein früher Cousin von Bill Gates, wenn's um Ausliefern unfertiger Sachen ging (248 MARF, System 700). Das heißt nicht, dass der Rest, vor allem die rein analogen Module ohne komplizierte Multiplex-Schaltungen, irgendwie schlecht gewesen wären, im Gegenteil waren seine VCOs z.B. viel stabiler als die zeitgenössischen von Moog. Und hatten lineare FM. Und Waveshaping. Und trotzdem... hat die Musikerwelt 40,
VIERZIG Jahre gebraucht, um als breite Masse auf den Geschmack zu kommen. Vor Grant Richters Buchla-Revival mit dem Wiard und vor dem 200e und der Eurorack-Explosion (die beide viel von Wiard profitiert haben) wussten im Analogbereich doch fast nur noch ein paar Serge-Nostalgiker oder EM-Studenten, was Wave Mutiplying oder kapazitive Keyboards sind.
TL;DR: a) bitte definier doch mal "toll" und b) sofern du dich auskennst, sag doch mal näher, was für inhärente Probleme das E-mu Modularsystem seinerzeit hatte, die andere nicht hatten? Also nicht Faktoren wie späte Markteinführung etc.
Ich gehöre übrigens gar nicht zur Zielgruppe/ habe kein Eurosystem, aber je mehr von den alten Herren zurück ins Fach kommen, umso eher bekomme ich doch noch Lust darauf. Sofern die nämlich kräftige (und anders als Buchla auch faire) Sponsoren/ Mitentwickler haben, bringen die sowohl ihr altes Designwissen mit als auch b) Erinnerungen aus erster Hand daran, wie die Dinger im "golden age" geklungen haben (wofür ja die Preise bis heute steigen) und c) sind sie schon mal gescheitert oder mussten mit dem Lauf der Zeit das Geschäft aufgeben/ ändern und sind daher VIELLEICHT auch in Sachen Kundenservice bessere langfristige Partner als manche Startups, die mal ihre ersten Entwürfe auf den Modularmarkt loslassen.
Natürlich ist das genauso Spekulation wie dein Beitrag da oben. Aber aus dem spricht halt eine "ich kenn doch schon alles"-Mentalität, die unnötig negativ ist und der ich daher mal etwas Kontext entgegensetzen möchte.