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Doctor Jones
(8Σ
Er schafft es ja, nicht nur Synthnerds anzulocken (die kommen schon von ganz alleine zu ihm), sondern auch Leute, die nicht so aussehen, als hätten sie irgendwas mit elektronischer Musik am Hut. Das hat sicherlich auch damit zu tun, daß er eben nicht nur Knöpfchen dreht oder hinterm Laptop kauert.Vor allem verkauft er seine Performance clever. Darauf kommt es an.
Klar, ein Guetta zieht mindestens um den Faktor 1000 mehr Leute zu seinen Gigs – spielt aber auch weniger Gigs als ein Kebu, der auch mal zwei Tourneen in einem Jahr spielt, noch dazu mit einem Vielfachen an Equipment im Vergleich zu Guetta. Außerdem hatte Guetta sackweise Airplay-Hits inklusive Collabs mit bekannten Sängern.Wie wir beim Kebu Interview von Florian lesen können, waren bei seinem Gig in München nur eine handvoll Leute da. Die hinterher Gründe suchen, warum es so wenige waren.
Die Zielgruppen sind ja auch unterschiedlich. Guetta ist ein DJ für Party People von ca. 16 bis 25, die keinen Musiker sehen wollen, sondern eine Rampensau, einen Anheizer, und dazu abdancen. Kebu ist ein Musiker, und für den interessieren sich diejenigen, die sehen wollen, wie ein Musiker sich die Finger an echten, wenn auch elektronischen, Instrumenten schmutzig macht, statt fix und fertig vorgemischtes Audiomaterial abzufahren und die hands up in the air zu throwen. Und die Zielgruppe ist zu heterogen, um vorhersehbar zu sein.
Ich bin mir nicht mal sicher, wie Kebu auf einem der einschlägigen großen Elektronik-Festivals wie Tomorrowland oder Parookaville funktionieren würde. Also, mal abgesehen von der viel größeren Changeover-Zeit im Vergleich zu den üblichen DJs, die mit Klapptop und vielleicht noch USB-Controllern anrücken (obwohl inzwischen sogar Jarre auf Festivals gebucht wird, der neben nicht wenig Gear seine eigene Lightshow mitbringt). Man sollte eigentlich erwarten, daß er da mit Pauken und Trompeten durchfällt, weil er so aus dem Rahmen fällt und sich nicht in DJ-Genre-Schubladen einordnen läßt.
Aber andererseits kann es durchaus sein, daß die Festivalbesucher dann gerade vor seiner Bühne kleben, weil das, was er macht, mal was ganz anderes ist, weil seine Musik, sogar seine eigene, sehr "back to the roots" ist, weil er die Musik da oben auf der Bühne tatsächlich macht und weil er sichtlich Spaß hat an dem, was er macht, statt immer dieselbe ibizaeske "Heeeeeyooooo, throw yo hands in the aaaaaair"-Anheiznummer zu fahren.
Nur ist das nichts, womit ein Veranstalter verläßlich kalkulieren kann.