Letzteres ist die gleichstufige Zwölftonstimmung (»12-tone equal temperament«, 12tet), die schon vor 500 Jahren gedacht, aber nicht umgesetzt werden konnte, bzw. nach der auch kein Bedarf war, weil das gleichmäßige Bespielen des Quintenzirkels gar kein Ideal darstellte. Das kam erst um die Zeit von Bach & Co. auf. Hier gibt's dann, als Zwischenformen zwischen Mitteltönig und 12tet, noch die sprichwörtlichen »wohltemperierten« Stimmungen, die es erlauben, wolfsfrei durch den ganzen Zirkel zu modulieren, in denen die Tonarten aber immer noch ihren je eigenen Charakter haben. Ein C-Dur ist da deutlich reiner als ein Gb-Dur. Sodass man letzteres zwar durchaus mal bringen kann (es ist immerhin spielbar), faktisch es sich aber eher als Special FX aufhebt. Bachs »wohltemperiertes Klavier« ist letztlich der Demo-Song zu diesem Stimm-Paradigma (von dem es in der Praxis zig verschiedene Realisierungen gab und auch immer wieder neue gibt).
Das heißt für deine Frage: die Bevorzugung bestimmter Tonarten ist untrennbar von den unterschiedlichen Reinheitsgraden, die die verschiedenen Tonarten immer haben werden, solange das Instrument (gemeint ist immer: Instrument mit fester Intonation! Klavier, Cembalo, Gitarre...) nicht nach der seit ~1900 allgegenwärtigen gleichstufigen Stimmung gestimmt ist.
Abb.: eine von endlos vielen denkbaren Mitteltönigen Stimmungen. Nähe eines Punktes zum Zentrum symbolisiert Reinheit des Intervalls. 11 von 12 Quinten (gelbe Punkte) von 702 auf 696cent verkleinert, d.h. ›schlechter‹ als in 12tet (grüngestrichelte Linie). Gut zu sehen: acht perfekt reine Durterzen (rot, im Mittelpunkt) und neun ziemlich gute Mollterzen (blau). Restliche Terzen weit außerhalb des Zumutbaren (lila Linie = Reinheit der Terzen in pythagoräischer Stimmung).