Mono-AUX-Sends im Analog-Mixer: Probleme und Umgang damit

NickLimegrove

NickLimegrove

Flexiganer
Es gibt eigentlich gar nicht so viel, das ich vermisse oder irgendwie komisch finde, seit ich vor ein paar Jahren aufs (fast) komplette Arbeiten mit einem analogem Mischpult umgestiegen bin (nach 15+ Jahren ›in the box‹). Der Kulturschock ist eher ausgeblieben, wider Erwarten. Was ich aber immer wieder neu gewöhnungsbedürftig finde, auch wenn ich damit jetzt schon lange lebe, ist: mein Mischpult hat (wie wohl so ziemlich die meisten in der Normalsterblichen-Preisklasse) seine AUX-Sends nur in Mono ausgelegt.

Das heißt, die Panoramaposition eines Kanals wird beim Senden an den AUX-Out ignoriert; Stereokanäle werden auf Mono zusammengefaltet.

90% der Zeit kann ich damit leben, frage mich aber, wie man (professionellerweise) mit folgenden Problemen umgeht, die daraus entstehen:

Ein Hallgerät (obwohl es stereo-in und -out hat), kriegt seinen input nur in Mono (Eingang ›R‹ ist nicht verbunden). Ein Signal, das im Panorama eher außen liegt (z.B. ein Tom-Sound auf einer Stereo-Drumspur), erscheint am Hallgerät also komplett mittig. Ebenso auch der Return des Hallgeräts (ob zweikanalig verkabelt oder nicht), der kommt ebenfalls mittig zurück. Der Höreindruck ist also: trockener Tom-Sound links oder rechts im Stereobild, Hallfahne dann in der Mitte.

https://soundcloud.com/nicklimegrove/ta ... no/s-zrhmo

Ich habe dieses Problem bislang einfach ignoriert, setze Hall aber auch eher dezent ein. Wäre ich großzügiger damit, würde man es sicher stärker hören. Kennt ihr dies Problem auch? Wenn ja, wie geht ihr damit um (außer ›einfach‹ durch Kauf von 16 Hallgeräten, die dann als Inserts in Stereo fungieren)? Nach dem Motto: »hört eh keiner, lass ich so«?

Die Liste der Probleme lässt sich natürlich noch verlängern, z.B. mögliche Auslöschungen beim Zusammenlegen auf Mono (scheint mir jetzt nicht so wild), aber auch, fällt mir gerade ein, wo ich meine Reverbs in die Patchbay einbinden will: sowohl die In-L als auch In-R-Buchse sollen an die Patchbay verbunden werden. Dann aber stecken in beiden Ins Stecker, so dass das Reverb doch denkt (wenn es denn mal wirklich dächte): ich bin im Stereo-In-Modus -- aber wenn ich AUX-Out an Reverb-L anlege, kriegt es dann faktisch nur auf dem einen Kanal ein Signal... zumindest bei Geräten, bei denen die Schaltung mechanisch geregelt ist und die nicht schauen, ob auch wirklich ein geschlossener Stromkreis vorliegt (oder?).
 
Re: Mono-AUX-Sends im Analog-Mixer: Probleme und Umgang dami

Ein richtiges Mischpult hat eh nur Mono Kanäle , Stereo sind dann zwei Mono , einer nach links gepanned und einer nach rechts.

Der Return der Effektkanäle ist Stereo . Somit sind 90 % aller Fälle abgedeckt.

Für die effektbehandlung eines einzelnen Instruments nimmt man Inserts . In dem Beispiel also zwei Kanäle für den Drummie , und zwei Inserts in den stereo Effekt . Der dann allerdings bei einigen Geräten auf 2xmono geschaltet wird.

Dafür hat man die patchbay.
 
Re: Mono-AUX-Sends im Analog-Mixer: Probleme und Umgang dami

Du kannst auch einzelne Kanäle im Mid/Side Modus behandeln, dann hast du nicht links/rechts sondern Mitte und Seiten getrennt.
 
Re: Mono-AUX-Sends im Analog-Mixer: Probleme und Umgang dami

Nimm 2 Aux Wege für SFX Eingang, und führe das Signal vom SFX auf einem Stereokanal zurück ins Pult. Dann hast du vollkommene Stereo Kontrolle über dein Aux Signal.
 
Re: Mono-AUX-Sends im Analog-Mixer: Probleme und Umgang dami

NickLimegrove schrieb:
frage mich aber, wie man (professionellerweise) mit folgenden Problemen umgeht
Zunächst: viele große Studiopulte haben einen Stereo-Auxweg. Schlicht, weil man den für die Kopfhörermischung bei der Gesangsaufnahme braucht.

Wenn man keinen dezidierten Stereo-Auxweg hat, dann arbeitet man halt mit zwei getrennten Auxsends. Das ist natürlich deutlich komplizierter, da man die L/R-Position und den Pegel mit den beiden Reglern abbilden muss. Aber man gewöhnt sich dran.

In der Mischung ist das allerdings fast nie ein Problem. Dein Beispiel mit den Toms und dem Hall ist falsch. Der Hall ist ja nicht in der Mitte, sondern "beidseitig". Also links und rechts mit unterschiedlichen Reflektionen. Die Unterscheidung einer Panoramaposition des Quellsignals würdest Du bestenfalls bei den Erstreflektionen wahrnehmen, und auch nur dann, wenn es wirklich keine anderen, die Ortung beeinflussenden Signale gibt. Sobald Du zwei verschiedene Halls, Delay, Chorus oder sonstwas mit Laufzeiten hast, ist Dein Gehör eh übertölpelt.
Der einzige Anwendungsfall, bei dem ich früher Stereo-Auxsends gerne eingesetzt habe, war das "breit machen" per Achteldelay. Original auf die eine Seite, Delay auf die andere Seite. Da man nicht alle Originale auf die eine Seite tun will, braucht man ein zweites Delay für die umgekehrte Richtung. Und dann ist ein Stereo-Auxsend schon ganz bequem. Aber wie gesagt: man kommt immer auch mit zwei getrennten Auxsends zurecht.
 
Re: Mono-AUX-Sends im Analog-Mixer: Probleme und Umgang dami

danke, danke und danke!

ür die effektbehandlung eines einzelnen Instruments nimmt man Inserts . In dem Beispiel also zwei Kanäle für den Drummie , und zwei Inserts in den stereo Effekt . Der dann allerdings bei einigen Geräten auf 2xmono geschaltet wird.

ja, das scheint mir (wenn wir mal beim Fall Reverb bleiben, und voraussetzen, dass man für die problematischen Spuren genug Hallgeräte als Inserts zur Verfügung hat) der einfachste Weg ...falls man das Ganze überhaupt als behandlungswürdiges Problem ansieht. Meine Frage (die ich nun als beantwortet ansehe) war ja ein bisschen auch: muss man das überhaupt?

Und da sagst du, Florian, wenn ich dich richtig verstehe: muss man eigentlich nicht. Einerseits: gut für mich, weil so war's ja bislang, andererseits: was ich nicht verstehe, ist:

Dein Beispiel mit den Toms und dem Hall ist falsch. Der Hall ist ja nicht in der Mitte, sondern "beidseitig". Also links und rechts mit unterschiedlichen Reflektionen.

Der Hall erscheint, so wie ich das sehe, klar, »beidseitig«, also im selben Maße auf dem linken und rechten Kanal. Daraus ergibt sich doch aber (in der Theorie! Klar, sicher kaum in einem tatsächlichen, vollen Mix) für die Hörerin eine etwas merkwürdige Raumabbildung, nicht? Wenn das trockene Signal eindeutig an einer Stelle ziemlich weit außen ist, der Hall aber links und rechts quasi identisch ist? Denn das Hallgerät wusste ja nichts von der Position des trockenen Signals im Panorama, kann also die Position nicht in die Berechnung des Raumbildes mit einbeziehen. Sondern geht davon aus, dass das Schallereignis genau in der Mitte stattfindet -- und berechnet den Hall entsprechend.

Sicher, auch in einem wirklichen Raum breitet sich der Hall eines Schallereignisses, das am linken oder rechten Rand stattfindet, früher oder später über den ganzen Raum aus. Aber (gerade die Erstreflexionen, du erwähnst es ja) doch sicher in ganz anderer Weise als hier in meinem Gedanken- bzw. Hörbeispiel... Insofern hadere ich ein wenig mit: »Dein Beispiel ... ist falsch«. Wenn ihr jetzt sagen würdet: klingt doch in Ordnung, brauch man sich keinen Kopp machen -- okay, umso besser. Aber falsch... für mich ist es eher so, dass das Beispiel mit den Toms auf jeden Fall ein theoretisches Problem aufwirft, und dass man es auch im praktischen Hörbeispiel wiederfindet, wenn man nur lange genug danach sucht :school:
 
Re: Mono-AUX-Sends im Analog-Mixer: Probleme und Umgang dami

NickLimegrove schrieb:
Der Hall erscheint, so wie ich das sehe, klar, »beidseitig«, also im selben Maße auf dem linken und rechten Kanal. Daraus ergibt sich doch aber (in der Theorie! Klar, sicher kaum in einem tatsächlichen, vollen Mix) für die Hörerin eine etwas merkwürdige Raumabbildung, nicht?
Nein. Hall läßt keine Ortung zu. Nur Early Reflection. Und das aber nur, wenn alle Reflektionen einen einheitlichen Raumbild entsprechen. Nehmen wir an, Du lässt, das Originalsignal weg dann wirst Du die Position der Trommel nicht mehr anhand der Reflektion orten können, sobald irgend ein anderer Synth einen Chorus an hat (der ja auch nur eine Reflektion ist, und noch dazu eine sich ständig verändernde), dann kommt Dein Gehör nicht mit. Jetzt zeige mir jemand irgendeine aktuelle Pop-Produktion, in der es ein einziges Raumreflektionsmuster gibt, und keine sonstigen Delays.

Wie Du es richtig erkennst: Du musst Dir keinen Kopp machen.
 
Re: Mono-AUX-Sends im Analog-Mixer: Probleme und Umgang dami

okay, alles klar! Ich weiß nicht mehr, wie das Buch heißt, wo all das drinsteht, aber ich werds mir mal zulegen (DAS Buch halt)...
 


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