tomflair schrieb:
was wäre denn wenn man es billigend in kauf genommen hätte daß "etwas" passiert damit man langfristig und breitgefächert nen grund hat um jegliche art derartiger grossveranstaltung zu verbieten?
Tja - der Mensch ist erstaunlich: Er versucht Muster/Zusammenhänge zu finden und Ereignissen einen Sinn zu geben, wo mitunter kein Sinn und keine Planung war. Da bist du nicht der Einzige.
Also, meine Argumente dagegen lauten:
1. Der Veranstalter (McFit) hatte ein hochgradiges Interesse, dass seine (er hat die Rechte) Veranstaltung die nächsten Jahre weiter laufen kann.
2. Die beteiligten Polizisten an den - leider nicht funktionierenden - Zugangssperren haben sich ganz bestimmt nicht mit Absicht überrennen lassen. Die waren überfordert - teils auch ohnmächtig. Was ist schon eine Hundertschaft, wenn sich einige tausend Leute dagegen stemmen?
3. Der beteiligte Chaosforscher (der etwas ultrapeinlich sein Konzept noch im Nachhinein als optimal verteidigte) hatte gewiss nicht vor, sein Standing zu ruinieren.
4. Unterschätze nie die Macht von Profitgier, Kumpanage und - vor allem - Dummheit. G~tt muss Dummheit sehr lieb haben, denn er hat uns sehr viel davon gegeben (allein schon meine eigenen Dummheiten sind faszinierend an Zahl und Qualität...).
5. Wenn du dir das selbstgerechte, nassforsch-kalte Gehabe der Verantwortlichen auf Pressekonferenzen und in Interviews mal genauer anschaust, dann spricht das - rein charakterlich - eher für dummdreiste Profitgier.
6. Der belegbare - und leider vergebliche - Versuch (wohl schon ab 15:30), den Zudrang zum Veranstaltungsgelände aufzuhalten, spricht dagegen, dass "man" es zur Katastrophe kommen lassen wollte.
7. Wer so dumm und verantwortungslos ist, eine Loveparade (mit regelmäßig Millionenandrang) mitten im Ruhrgebiet stattfinden zu lassen, und zwar auf einem Gelände, dass lediglich 125.000 qm groß ist, und zwar im Rahmen eines Kultursommers im Ruhrgebiet, wo eine Woche zuvor 3 Millionen (!) Besucher zu einer Großveranstaltung kamen, a) zu genehmigen b) durchzuführen: Der kann (zumal wegen strafrechtlicher Konsequenzen) das Ergebnis, die Katastrophe in Duisburg, nicht wirklich beabsichtigt haben. Auch hier spricht für mich eher die Version: Dummdreiste Profitgier bzw. von Behördenseite Kumpanage, Unterwürfigkeit gegenüber den Veranstaltern und - nicht zuletzt - Profilierungssucht anhand einer Veranstaltung, die man "unbedingt" haben wollte.
8. Es gab ja im Vorfeld aus Reihen der Beamten des Duisburger Ordnungsamtes, der Feuerwehr, der Polizei zahlreiche Einwendungen gegen das gewählte Sicherheitskonzept. Das, was man bislang über den Ablauf weiß, mit dem diese Bedenken fortgewischt wurden, das deutet eher auf Herrenreiter-Mentalität der verantwortlichen Führungspersonen und des Veranstalters hin - als darauf, dass diese diese Katastrophe irgendwie gewollt haben.
Jedenfalls sind die Konsequenzen, auch die voraussichtlichen gesetzgeberischen Aktivitäten, voraussichtlich ein Beitrag zu weniger Freiheit in Deutschland. Weniger Möglichkeiten für Partieinteressierte bzw. Interessierte an solchen Großveranstaltungen. Ich persönlich kann derartige Menschenaufläufe (jedenfalls: über 100.000 Personen) nicht ausstehen, aber ich bedaure diejenigen, die bei sowas ihren Spaß hatten - und in Zukunft nicht mehr haben dürfen.
Aber Absicht? Nein, das glaube ich nicht.