Tim Kleinert schrieb:
Erlaube mir, mich auch rasch in diesen Thread einzuklinken.
Das meiste ist ja schon beantwortet, mal schaun wo sich noch reinquatschen lässt.
Wurde vor ca. 2 Jahren vom Kurzweil-Vertrieb in der Schweiz angefragt, eine Demonstration des PC3X zu machen. Die Idee war, einen der existierenden Factory-Preset-Sounddesigner einzufliegen, der die ganzen "Brot&Butter"-Sounds demonstriert. Andererseits sollte auch ein "Freak" kommen und zeigen, dass man mit VAST auch "Synth-mässiges" und "Abgefahrenes" machen kann -das war dann mein Job.
Hatte 2 Tage Zeit, um mich in die für mich bis dato völlig unbekannte Kurzweil-Soundengine (VAST und KDFX) einzuarbeiten und eben solche Sachen zu bauen. Und ich kann hier bereits Genanntes nur bestätigen: Das Editiersystem der Kurzweils gehört für mich zu eines der bestgelösten Menü-basierten Bedienkonzepten mit welchem ich je gearbeitet habe. Ich hatte wie gesagt nicht viel Zeit, und fand mich sehr schnell zurecht und kam in einen guten Workflow rein.
Respekt! Klingt ja nach einer sehr lustigen Aktion.
-Kann man FUNs kaskadieren? D.h. lassen sich die FUNs als Quelle von anderen FUNs selektieren? (Kann man evtl. sogar Feedbacks machen?)
Das geht. Hat Arnte ja schon gut erklärt. Mit dem Feedback ist das ein bisschen so eine Sache, weil die gesamte Modulation bei der PC3 niemals so richtig schnell wird. Da sind also schon gewisse Grenzen gesetzt.
Was aber z.B. geht ist die Globals anzuschalten (dann werden ein paar LFOs, Funs, etc. für alle Stimmen synchron), ein Fun Rampen generieren zu lassen und die dann in verschiedenen Layers jeweils mit einem Offset in einen Sinusshaper zu stopfen. Damit kann man sich dann quadratur LFOs bauen.
Es lassen sich sogar Schleifen über die LFOs bauen, also z.B. ein LFO als einen der Inputs des FUNs nehmen, dann baer die LFO Geschwindigkeit wieder durch den modulieren.
-Finde keine Dokumentation zu FUNs, habe aber irgendwo gelesen dass es da auch einen Lowpass-Filter (also Glättung von Modulationen) gibt. Ist das so? Und kann man die Glättung justieren?
Gibt lowpass, aber auch highpass. Ansonsten natürlich noch haufenweise anderen Unsinn...
-Kann ich Hüllkurven-Intensitäten mit FUNs modulieren?
Intensität (außer die von der letzten Volume Hüllkurve): Ja!
Leider lassen sich 2 der 3 Envelopes nicht in der Länge modulieren und der Letzte ist fest mit der Ausgangslautstärke verbunden. Man kann da "herumarbeiten", nervt aber trotzdem.
Zurück zum Thema:
Wie du dich vielleicht noch erinnerst klebt man ja beim Kurz die Modulationen ziemlich frei an jeden Parameter. Da hat jeder Parameter zwei moulationseingänge, wobei beim zweiten die Intensität moduliert werden kann. Dass geht freilich auch mit FUNs und Envelopes.
Alternativ kann man die Envelopes natürlich auch in FUNs verwenden, und da z.B. skalieren (aber auch anders verwursteln).
-KDFX ist super, aber nicht mehr das Neuste. Gerade im Bereich Overdrive/Distortion/Amp-Modelling hat sich hier viel getan. Wie schneidet das heutzutage ab?
Klingt schon noch gut. Als Engültiges FX Gerät für Standarteffekte wird es sich nicht mehr qualifizieren. Vermutlich aber immer noch so mit das beste, was so in einem Synth verbaut wird.
Kann zwei Sachen toll:
- Klingt für Synth Effekte auch 20 (?) Jahre später noch sehr anständig.
- Ist, wie sich das für Kurzweil gehört sehr flexibel.
Zweiteres springt einen nicht sofort an. Man kann aber beispielsweise bereits innerhalb eines Programms verschiedene Effekte für verschiedene Layer nehmen. Richtig spaßig wird es, wenn man die LFOs bzw. Echtzeitkontolle benutzt um an den Effekten rumzuschrauben. Nebenbei verstecken sich auch in den Effekten die allmächtigen FUNs.
-Als ich damals die Demo machte, waren die VA1-Module gerade erst in Beta implementiert. Hatte den Eindruck, als ob die Aliasing-mässig nicht ganz state of the art sind, kann mich aber nicht mehr genau erinnern. Wie ist da so der Vergleich zum aktuellen VA-Standard (Nord, Waldorf etc.)? Gerade Osc-Sync (gab's damals im OS noch garnicht) ist ja immer so ein Aliasing-Kandidat. (Und ich hasse Aliasing!)
Bis jetzt keine sync exzesse betrieben, aber die normalen Oszis sind relativ solide. Ganz weit oben (so 4-8kHz) verabschieden sie sich einen Tick weniger elegant, als die Creamware / Sonic Core Oszillatoren, die immer noch meine Lieblinge sind. Da gehts aber wirklich nur um die letzten 2-3 Tasten oben rum. Das gilt natürlich nur für die neuen Oszis, die 2 Blöcke (also eine halbe layer) einnehmen. Die einblock Oszis sind eher das, was man euphemistisch als charmant bezeichnet.
-Habe da auf Youtube Sounds gehört die nach FM klingen. Täusche ich mich (resp. ist das lediglich Ringmod) oder haben manche VA1-Module FM-Funktionalität?
Hatte hier schon mal eine längliche (aber sehr spaßige) Diskussion darüber. Auch wenn ich den einen oder anderen noch nicht überzeugt habe: Ja, die PC3 (und alle Kurzen ab K2000 glaub ich) können FM.
Etwas genauer: Eigentlich machen die Kurzen Phasenmodulation, also das, was auch der DX7 tut. (Ringmod geht natürlich auch)
Ist ein bisschen seltsam, weil das passende Modul saw+shp heißt. Kommt daher, dass eine phasenmodulation technisch eine Addition eines perfekten Sägezahns (mathematisch) zur Modulatorwelle und das anschließende Sinus-Shapen ist.
Die PC3 FM klingt eher knarzig. Man kann da zwar sehr filigranes basteln, insgesamt neigt das ganze aber zum leicht Chiptunigen (noch ein bisschen zerren und es klingt für mich wie ein Mega Drive (Konsole)).
Beim FMen kanns dann auch mal aliasen (aber weniger brutal als bei so manchem Yamaha). Dafür passen in eine Layer auch 3 "Operatoren". Parallelverdrahten macht ein bisschen Kopfweh, weil ich immer vergesse, welcher eingang des Mix blocks abgeschwächt wird...
-Super-Tech-Frage: Weiss jemand die Update-Rate der Modulations-Engine?
Nein, ich fürchte aber allzu schnell ist die nicht.
Hab mal wild rumexperimentiert ob man z.B. mit geloopten ADs schnelle LFOs hinbeschummeln kann, aber man läuft da ziemlich schnell in eine Sackgasse. Falls der Modulationsbus schnell ist war jemand richtig paranoid.
Insgesammt ist die PC3 aber sehr "effizient" aufgebaut, d.h. es wird in der gesamten VAST synthese tendenziell versucht relativ "billige" Operationen durchzuführen. Drum wäre ich sehr verwundert, wenn da intern schnell moduliert wird. Ich schätze mal <500Hz.
Trotzdem: DASS digitale Schlachtschiff (auch wenn die MOD7 Engine Korgseitig auch einiges kann...).