Nachdem ich lange nur Leser dieses Forums war, fühle ich mich genötigt nach einem enttäuschenden Tag mit dem Electribe 2 Sampler einen Beitrag dazu zu schreiben.
Trotz vielen Mängeln, welche ich im Internet gelesen habe, dachte ich, nachdem ich bereits zufrieden war mit dem E2-Synth, dass ich dem Sampler eine Chance gebe und ich schlimmstenfalls mit Workarounds klarkommen werde (vor allem auf das Sample Management bezogen).
Die Punkte welche ich anspreche sind zumindest für mich absolute No Gos, vieles wurde aber hier schon erwähnt.
Kurzer Hinweis: Ich habe das Gerät gleich zu Beginn auf die neueste Version 2.02 geupdated.
- Sampling über die Audio In-Buchse empfehle ich nicht. Mir war bewusst, dass die Qualität der Aufnahmen nicht überragend ausfallen werden, das Hauptproblem ist aber tatsächlich der viel erwähnte Noise Peak um 12kHz, welcher mit aufgenommen wird.
Ich habe den Electribe Synth und Sampler im Frequency Analyzer angeschaut, und dieser hochfrequente Peak scheint im Betrieb immer vorhanden zu sein, allerdings hört man das Gerät im Normalfall nie in so einer hohen Lautstärke ab dass das stören würde (in einer Livesituation inkl. Mixer vielleicht, wenn man den Output des Electribes auf 3 Uhr stellt könnte es auch schon problematisch werden).
Sobald “Audio In-Thru” aktiviert wird, wird das Grundrauschen und somit auch der Peak verstärkt (der Peak liegt weit über dem vernachlässigbaren Grundrauschen), und ich bin überrascht dass sich nicht viel mehr Nutzer daran stören.
Wenn man bspw. ein Sample aufnimmt und dieses mit dem internen Distortion Effekt verstärken möchte, kommt der Peak richtig zum Vorschein und macht es somit unbrauchbar.
Das heisst besser ist es “Audio In-Thru” deaktiviert zu lassen und Samples vom Computer auf die E2S zu laden.
Und nebenbei: die WAV-Dateien, welche die Electribe 2 mit “Ableton Live Export” erstellt, sind nicht von dem Noise betroffen, es betrifft wirklich nur die In/Outputs des Electribe 2, bzw. andere Bauteile des Geräts die das Problem verursachen (?).
- Man muss enorm auf der Hut sein daran zu denken, vor dem Abschalten des E2S alle neu aufgenommenen Samples zu exportieren (jedes Mal).
Die Speicher- und Ladezeiten könnte ich noch ignorieren, aber im Menü jedes Mal die Exportfunktion rauszusuchen finde ich sehr nervig.
- Sample Editing ohne Ansicht einer Waveform (d.h. nur mit Start/Endpunkt in Zahlen) ist furchtbar zeitraubend. Geht man mit dem “Exit”-Button aus Versehen aus dem Menü anstatt die Änderung mit “Write” zu bestätigen, kann man das Prozedere wiederholen.
Vielleicht war ich mir mit dem Octatrack einfach anderes gewöhnt, aber alle die schon einmal eine DAW benutzt haben werden das wohl auch nervtötend finden.
Hätte die Electribe die Möglichkeit alle ADSR-Parameter einzeln zu verändern, wäre das intuitiver und einfacher zu bewerkstelligen.
Positiv anzumerken ist, dass ich innert kurzer Zeit coole Patterns erstellen konnte und es genügend Sample-Bearbeitungsmöglichkeiten gibt für interessante Experimente.
Features wie die Time Slice-Funktion sind finde ich auch gut gelöst.
Der Punkt an dem ich gefrustet das Gerät beiseite legen musste war, als ich die “Export All Samples” Funktion nutzen wollte für ein Backup, der E2S aber minutenlang bei 98% stehen blieb.
Ich wusste mir nicht weiter zu helfen und schaltete das Gerät ab, und wie befürchtet waren mit erneutem Einschalten auch alle Samples weg.
Die Factory Samples kann man mit einem Factory Reset allerdings wiederherstellen.
Der Electribe 2 Synth ist mir bis jetzt noch nie abgestürzt / bzw. eingefroren.
Meine Reaktion darauf -> Gerät zum Verkauf ins Internet gestellt, den fast doppelt so teuren Digitakt bestellt.
Wie gesagt, wenn man nur bereits editierte Samples vom Computer überträgt kann man einige der oben erwähnten Punkte vernachlässigen, für mich war das aber enttäuschend.
Über andere Punkte konnte ich relativ locker hinwegsehen, wie die Stimmen/Polyphonie-Einschränkungen, das ständige Abtauchen ins Menü für gewisse Einstellungen, die vielen Shortcuts welche man sich merken muss, bzw. alles Sachen welche ich mich schon bei der Synth-Version abgefunden habe.
Es bleibt trotzdem zu hoffen, dass Korg noch weitere Updates für die Electribes herausbringt und zumindest das Noise-Problem beseitigt.
Die Synth-Version werde ich behalten, gerade als mobiles Sketchpad finde ich es super geeignet, und wenn man genug Kreativität mitbringt sind die Möglichkeiten gerade mit den verschiedenen Filtertypen in Kombination mit Effekten/Modulationen enorm.