Klingt digital schon analog? Was ist ein analoger Klang?

Stadler schrieb:
Bin gestern auf einen Vergleich des Moog Rouge vs. Moog LP gestoßen:
http://vimeo.com/1149110

Mein Eindruck ist der, dass die modernen Analogen und VAs näher beisammen liegen und die Unterschiede eher in dem Vintage Sound begründet liegen. Oder?

Einer der Kommentare bringt es gut auf den Punkt.


the rogue has more buzz and vintage charm
the lp sounds much fuller and more refined
i like both!

Im Blindtest könnte ich beide nicht unterscheiden.
 
Wenn, dann klingen schlechte Wandler anders, nicht gute. Besser als transparent = guter Wandler geht eben nicht. M.E. kann man Wandlerklang in einem Tonstudio nicht testen. (Alle Tests, die ich bislang dazu fand und in denen relevante Unterschiede auftraten, weisen Fehler oder Merkwürdigkeiten auf, die mit "Inkompetenz" noch sehr diplomatisch beschrieben sind.)

Im Rahmen der VA-Diskussion sind Wandler transparent, bei einem Golf I, 50PS nimmt man ja auch keinen Spezial-Lack um den Luftwiderstand zu verringern...

Bei Reaktor hilft erhöhen der Samplerate ganz sicher - allerdings klingt dessen Resampler wohl nicht transparent, d.h. sobald man die Sampelrate anders einstellt als die von Host, klingt es schon anders. Der entscheidende Klanggewinn liegt dann natürlich bei einer geringen Erhöhung, das meiste ist schon passiert, wenn man z.B. auf 64kHz hoch geht. Das Gefühl, mit jeweils verdoppelter Abtastrate würde der Klang linear besser werden ist dann rein subjektiv[1]. Vor allem ändert sich der Klang nicht generell sondern nur speziell (nur bestimmte Sounds/Patches) - wenn alles besser klingt, dann würde Placebo die gleiche Wirkung haben.


Moogulator schrieb:
Selbstversuche: Ja, da kann man sich schnell betrügen, sollte man von nem Doppelblindtest ausgehen, oder?

Wenn es interessiert, sollten wir das vielleicht mal in einen eigenen Thread auslagern. Sinnvolle Tests kann man nicht aus dem Stand, das erfordert schon einen gewissen Spiel- bzw. Arbeits- und Lernaufwand, das Ergebnis (man kann zum Beispiel bei den ganzen pseudoaudiophilen Diskussionen nicht mehr mitreden) gefällt auch nicht jedem.

Stadler schrieb:
Vergleich des Moog Rouge vs. Moog LP

Ich finde der Rouge hat mehr Hall abbekommen. Subjektiv klingt sein Glide schöner. Vielleicht nur etwas EQ-ing und Soundfeinabstimmung machen und die wären nicht mehr zu Unterscheiden?
Bemerkenswert finde ich allerdings, das der Rogue sozusagen "von alleine" mehr nach fertiger Aufnahme und Musikinstrument und weniger nach Tongenerator klingt.
Der "klingt von alleine gut" Aspekt wurde ja schon ein paar mal angesprochen. (Ob das hier nun wirklich so der Fall ist, kann nicht beurteilen, grundsätzlich ist der Nachahmer ja eher im Nachteil - und die Motivation des Testers ist uns auch nicht bekannt. )


Gomonoa schrieb:
Sound kam vom Modular,

Synhties sind für sowas als Quelle nur bedingt geeignet - die klingen nämlich nicht zweimal genau gleich. Daher darf man dann jeden Track nur einmal benutzen und braucht demzufolge für einen sinnvollen Vergleich so etwa 2x15 Tracks (plus die Tracks zum Üben) - in der Hoffnung, das sich die Quellsignalunterschiede dann rausmitteln.



[1] wer mag kann ja mal die Spezial-Fälle überlegen, für die das nicht zutrifft. Ist nicht so schwer.
 
Fetz schrieb:
Stadler schrieb:
Vergleich des Moog Rouge vs. Moog LP

Ich finde der Rouge hat mehr Hall abbekommen. Subjektiv klingt sein Glide schöner. Vielleicht nur etwas EQ-ing und Soundfeinabstimmung machen und die wären nicht mehr zu Unterscheiden?
Bemerkenswert finde ich allerdings, das der Rogue sozusagen "von alleine" mehr nach fertiger Aufnahme und Musikinstrument und weniger nach Tongenerator klingt.

Der letzte Satz gilt IMHO aber für jeden Moog Synth.
Ja, der Glide beim Rogue klang im Beispiel schöner, aber der LP war irgendwie voller und runder im Bassbereich. So kam es mir vor.
 
Monokit schrieb:
Der letzte Satz gilt IMHO aber für jeden Moog Synth

Noch mehr habe ich den subjektiven(!) Eindruck, das er eher nicht für VAs gilt, bis die Dinger fertig klingen ist es elende Fummelei. Wurde oben ja schon als breiter/schmaler Sweet Spot benannt. Damals, in Hardware hat eben jedes Poti noch gekostet, in Software kann man kostenneutral noch dreihundert ineffiziente Parameter dazubauen. Und die sorgfältige Abstimmung der Wertebereiche auf einen gut klingenden Bereich bezahlt auch keiner mehr.

Wobei VSTs da einen massiven Nachteil haben: die müssen mit der komplett unsinnigen Pegelauslegung der DAW klarkommen. (Letztlich müssen die im Sound mit einem typischerweise um 20dB "zu lauten" (=faktisch völlig übersteuertem) CD-Track mithalten können!)
 
Oh, die Unterschiede bei Reaktor sind gewaltig. Das ist sicher keine reine SR Erhöhung, hier wird ja auch getrennt eingestellt, wie oft die Modquellen aktualisiert werden sollen. Der Algo ist nicht identisch mit dem einfachen Raufschrauben von Auflösung und Sample Rate.

Was die Wandler angeht wollte ich damit zart andeuten, dass man die idR eher außer Acht lassen kann heute. Die Beschaltung kann jedoch einen Unterschied bringen.

Und dann kommt da noch die Sache: FX aus, Engine pur abhören.
Es gibt Beführworter der "alles ist erlaubt, was die Engine hergibt. Hall macht idR schön, deshalb sind so viele Presets in diesen Synthesizern nicht wenig mit FXen belegt.

Fair ist m.E. nur, wenn man Analog (per se ohne FX) gegen VA und FX komplett aus vergleicht.

Allein dadurch wirds bald kritisch werden..
 
Ich habe mir am Wochenende mal den Spaß gemacht und einige Vergleichsdateien erzeugt. Es kam ein recht aktueller Arturia Minimoog sowie ein originaler Roland Jupiter-8 zum Einsatz. Ich hatte leider keinen Arturia Jupiter-8 zur Verfügung.
Zuerst also der Arturia Minimoog, danach dann gleich der Jupiter-8.
Die Sounds sind nicht wirklich identisch, auch wenn ich es versucht habe, diese einander anzugleichen. Man hört aber ganz deutlich, wie unterschiedlich sich beide im Klang verhalten. Darum habe ich bei den Beispielen auch eine starke Resonanz eingestellt, weil sich hier die Unterschiede sehr deutlich offenbaren. Der Arturia klingt bei offenen Filter viel steriler, mehr nach Plastik. Irgendwie klingt es auch ein wenig nach Oszillatorsync, auch wenn diese nicht zum Einsatz kam.
Auch im polyphonen Spiel hört man recht deutlich, diese Sterilität in den Obertönen. Und die Virtuellen klingen auch alle sehr viel strahlender und höhenreicher, hier kommen wir wieder aufs "Schwurbeln" zurück ;-)

Die MP3 sind alle mit 198kbps aufgenommen, das sollte eigentlich ausreichen, um den Unterschied deutlich zu hören.
Ich hätte noch die Unterschiede im Verhalten der Hüllkurven dokumentieren können, habs jedoch zeitlich nicht mehr geschafft. Hier sind die virtuellen Vertreter alle gerade im Erzeugen einen knackigen Attacks/Decay sehr schlapp.
So, hier nun die Beispiele:









 
intercorni schrieb:
Ich habe mir am Wochenende mal den Spaß gemacht und einige Vergleichsdateien erzeugt. Es kam ein recht aktueller Arturia Minimoog sowie ein originaler Roland Jupiter-8 zum Einsatz.

Super, bestätigt das hier gesagte in allen Punkten.
 
Tatsächlich klasse gemacht.
Auf meinen Computerbrüllwürfeln ist für mich praktisch kein qualitativer Unterschied zu hören. Muss das nochmal mit einer richtigen Anlage abhören.

Schade, dass du gleich dazu geschrieben hast was was ist. So ein kleines Ratespiel hätte sicherlich lustige Ergebnisse gebracht.
 
Digital wird analog sein, wenn bei 1000 bpm und z.B. 16'tel Noten Program Change events

1. Die Klänge immer noch sauber gewechselt werden
2. Die CPU unter 1% bleibt.
3. Unter der Annahme, dass der Klang schon über 97% oder so identisch modelliert wäre.

Was nützt mir eine Analogemulation, wenn die schon bei einfacheren Program Change Geschwindigkeiten nicht mitkommen? Aber in einigen Jahren wird das sicherlich auch stabil laufen... das wären dann auch gute Beispiele für CPU-Verschwendung.
 
Re:

Moogulator schrieb:
Mal was esoterisches: Kann man mit einem DAT-Recorder oder mit Analogaufzeichnung die "Stimmung" des Raumes und der Darbietung besser aufnehmen? Gibt es da Unterschiede?
In dem man sehr viele Mikrofone für die Aufnahme gleichzeitig benutzt, z.B. 128 oder noch mehr, und später genauso viele Lautsprecher für die Wiedergabe benutzt, die an exakt definierten Positionen platziert werden sollten.

Tests könnte man dann folgendermassen durchführen:

A) Sinfonieorchester im Raum mit den 128+ Mikrofonen gut im Raum verteilt aufnehmen
B) Sinfonieorchester verlässt den Raum und die Aufnahme wird über die 128+ Lautsprecher, die auch im Raum gut verteilt sind, abgespielt

Vermutlich wären selbst dann die Unterschiede so ähnlich wie jetzt zwischen analog und digital, also immer noch sehr gut hörbar, anhand diverser Kriterien. Keine Ahnung, ist nur eine dumme Vermutung.
 
SawSampleSquare schrieb:
Möchte mal ganz inkompetent sagen, dass mein Poly-61 auch Analog ist, aber trotzdem nicht so toll klingt.

:supi:
So ist es. Analog ist von MS20 bis Poly800 aber auch bis Moog Modular alles mögliche, klingt nicht gleich. Denke wir hatten das auf Seite.. ehm.. soundso dieses Threads.
 
Können wir uns darauf einigen?

VAvsAnalog.jpg
 


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