Wenn man sich die Konzertmitschnitte der 1977er US-Touren anhört (ich habe 12 verschiedene) und diese mit dem "Live" Album Encore vergleicht, so merkt man schnell das eigentlich nur der erste Track in etwa einem Konzert entspricht. Der Rest sind zusammengeklebte Fragmente mit Studio-Overdubs und einigen kompletten Studioaufnahmen Teilen. Und der letzte Track ist noch nicht mal von dem Konzerttour, sondern aus dem 1974er Aufnahmen "Oedipus Tyrannus"
Da sind also zweifel berechtigt.
Alleine schon an der Geschichte, Froese sei vom Gaul gefallen, woraufhin die Tour habe beendet werden müssen -- der Veranstalter war einfach unfähig und konnte die Tour nicht wie geplant durchziehen. Da mußte mit dem gearbeitet werden, was vorhanden war: Die Outtakes aus dem Studio. Damit wenigstens die Plattenfirma glücklich war.
Desert Dream gehört für mich zu einem der Höhepunkte von TDs Schaffen -- da kommt die
Oedipus Tyrannus CD nur gelegentlich mal dran.
Und wenn ich die original Aufnahmen aus dem Konzert vom 6.11.1982 mit denen auf dem Logos Album vergleiche, so merkt man schnell, dass das von Stephen oben als "Gedudel" mit den Leadlines auf dem Album vergleicht, so sind die erheblich Fehlerfreier und anhörbarer als im Konzert selber. Ich habe auch aus der selben Tour eine Aufnahme aus Frankfurt am Main (da war ich selber im Konzert). Und was alle Aufnahmen extrem gleich und auf dem Album 1:1 gleich ist, sind die Sequenzen und Akkorde und alle Klänge. Nur eben nicht die Leadlines. Daher stellt sich schon die Frage, was echt und was nicht echt ist. Aber 1977 waren die Live definitiv bei weiten nicht so gut wie uns das s.g. Live Album Encore glauben lassen will.
Man höre sich nur die zeitgenössischen Bootlegs an: So stoned kann ich heute nicht mehr sein, daß ich mir das willenlos anhören könnte oder wollte.
[...] Und wer den Auftritt von TD im Circus Krone mit Eberhard Schoener damals gesehen hat, weiß, dass die dort das Orchester live zu einem TD-Playback haben spielen lassen. Die 960er Sequenzer laufen nicht im richtigen Tempo zur Musik, obwohl an den gelegentlich was umgeschaltet wird.
Nicht zu vergessen: Froeses wildes Rumgeschiebe an den Reglern des 360 und Frankes ebenso sinn- wie zweckbefreites Rumdrücken auf irgendwelchen Tastern von irgendwelchen Triggergeneratoren. Der Einzige, der da noch ein bißchen rudimentär live spielt, dürfte Schmoelling gewesen sein.
Selbiges gilt auch für den Mitschnitt aus der Warschauer Eissporthalle im Rahmen der
Poland-Tour 1983... schlimmschlimmschlimm.
Aber TD ist da leider nicht alleine.
Schau Dir nur einmal Johannes Michael Gurkenglas 1979 live auf dem Platz der Eintracht in Lutetia an... das ist Fremdschämen pur. Das arme Mischpult.
Der Rest übrigens auch, aber das ist eine andere Geschichte.
[...] Ich habe aber großem Respekt zu allen, die live mit einem Modularsystem heute noch was spielen. Egal ob Eurorack IIIp System oder echtes 5U.
Die Frage ist (wie immer, und nicht hier in diesen Thread gehörend): In wieweit will ich posen mit irgendwelchen Knopfkisten und mich daran selbst verwirklichen, in wieweit will ich dem Publikum ein konzertantes Erlebnis bieten, bei dem sie mir nicht nur beim Knöpfchendrehen oder Üben -- und dabei meist noch von hinten -- zuschauen müssen.
Selbst
Redshift-Konzerte -- die dem oben geforderten Ideal schon sehr nahe kamen -- waren für mich auf Dauer recht monotone Darbietungen: Zehn Minuten großen Moog gesehen, danach war es das dann.
Für mich als Muckerpolizei, nicht für's Publikum, wohlgemerkt. Ich bin dann im Publikum eingeschlafen und vom Saalpersonal nach Ende des Gigs geweckt worden.
Stephen