Aber ganz viele Leute spielen ja auch zusammen mit anderen Menschen in Echtzeit.
Das ist einer der Pfründe, womit wir (gut, vielleicht nicht gerade ich) gegenüber der KI punkten können. Mit anderen Menschen in Echtzeit spielen können heißt aufeinander Rücksicht nehmen, sich auf kleinste Abweichungen vom bisher Geprobten, wenn man überhaupt geprobt hat, spontan einstellen können. Eine KI würde da wenig soziale Kompetenz beweisen.
Musik aus dem Prozessor ist insofern unsozial, könnte man sagen. Das ist insofern nicht verwerflich. Schließlich ist auch ein gemaltes Bild in dem Sinne unsozial, oder ein Roman. Bei Musik handelt es sich nun mal um eine tief im sozialen Austausch verwurzelte Kunstform, die sich, im Falle der rein instrumentellen Musik zumindest, von der oralen Erzähltradition durch die fehlende Verbalität unterscheidet, nur die Prosodie und die Rhythmik übrig lässt. Mit Gesang erhält sie uns auch die semantische Seite der Erzähltradition, wenn man mal von der banalen inhaltlichen Qualität vieler Liedtexte absieht.
Musikkonsum wird nun halt immer stärker mit KI-Ergüssen ... "verseucht". Manchen gefällt das, mir nicht, denn KI verteufle ich, handelt es sich hierbei ja um irreversiblen Abfluss von Wissen und die Gesellschaft wird sich mehr und mehr der angleichen, die H.G. Wells in seiner
Zeitmaschine vorhersieht: Die Eloi dort sind in der Übertragung Menschen, die auf Technik vertrauen und ihre Fähigkeiten an sie verlieren. Die Morlocken sind die exklusiven Inhaber der Macht über die einst verlorenen, da maschinisierten Fähigkeiten.
Auch selber sehe ich mich nicht als Musiker, sondern als jemand, der "Software für Ohren" entwickelt, denn ich sehe auch nicht ein, warum ich nicht auf existierendes Wissen aufbauen sollte, um mir neues anzueignen. Daher nenne ich das, was ich mache: Neusik. Lang NeRDMusik, RDM steht für Radically Descriptive Model, und dass Neusik nach noise klingt, kommt mir zupass, denn ich mag Understatements.