"Besser" ist Ansichtssache, vielleicht ist ja auch flaches Interesse besser
Prinzipiell aber: Ja, ich denke, daß "Mühe" und Investitionen einen heftigen Effekt darauf ausüben, wie wertvoll nachher etwas erscheint. Egal, worum es geht.
Ich denke, ein schwererer Zugang sorgt dafür, daß man Suchstrategien braucht, daß man ein inneres Konzept entwickelt und verfeinert. Die Strategien entwickeln sich zwangsweise mit der Zeit, sie verbessern sich nach Deinen eigenen inneren Vorgaben, und sind - zusammen mit ihrem "Suchoutput" hochindividuell. Natürlich ist soetwas dann viel eher identitätsstiftend. Weil es sehr viel mehr mit Deiner Identität zu tun hat.
Man denkt mit diesen Strategien viel eher über die dahinterliegende Struktur des Interesses nach. Natürlich nicht explizit. Aber man lernt implizit die Regeln kennen, inclusive deren Ausnahmen. Unter anderem auch *weil* man eine Menge Sachen finden wird, die man saudoof findet. Und viele, mit denen man nicht gerechnet hätte. Man checkt ständig, ob man das will, und was man will, und damit springt implizit auch ein Modell heraus, warum man das will. Das ist 100mal mehr, als einfach nur zu wissen daß man das irgendwie gut genug findet, um es zu kaufen.
Wenn die Suchstrategie mehr und mehr ausgelagert wird, wird diese Sorte "Einsicht" schwieriger, und das präsentierte Material viel homogener:
Viel Phantasie braucht man nicht, um einzusehen, daß selbtverstärkende Systeme mit viel Feedback viel leichter "zu irgendeiner Mitte" tendieren. Das funktioniert bezüglich "Fehler" viel effektiver (=weniger "falsche" Vorschläge machend), als Du eben arbeiten würdest. Der Preis ist, daß es seine Jünger aber auch nicht über den Tellerrand blicken lässt, und daß die Suppe auf den ersten Blick ansprechend, aber irgendwie auch unglaublich fade und nichtssagend schmeckt. So wie 1000 Frauengesichter, die man gemittelt hat.
(Wenns hier nur um computergenerierte Vorschläge ginge, könnte man einwenden, daß ja Vorschlagsmodelle denkbar wären, die absichtlich breiter auswählen. Aber bezogen auf das mediale Gesamtfeedback sieht es eben so aus, daß die Mechanismen, die hier die "Vorschläge" bestimmen (Modeströmungen), ihre Verteilungsbreite aus sich selbst heraus generieren, und daß eine Verteilung, die sich ständig mit sich selbst multipliziert, automatisch nur eines oder sehr wenige Maxima mit viel Luft dazwischen, erzeugt).
Kurz zusammengefasst ich behaupte ich: Je weniger verfügbar das Ganze, desto wertvoller wird es subjektiv, und desto tiefer der Grad der Beschäftigung damit. Zudem wird, denke ich, durch aktives Suchen klarer, *warum* man etwas mag. Durch die Erhöhung des medialen Feedbacks wird seltener aktiv gesucht, weil die innere Leitung vor lauter Vorschlägen vollgestopft ist
(Ich will überhaupt nicht bestreiten, daß man natürlich auch MIT neuen Medien ganz hervorragend aktive Suchstrategien verfolgen kann.)
So, das war der Motivations- und Eigenanteilaspekt.
Und zum "physikalischen Tonträger ja/nein"-Anteil der Frage: Vielleicht hat es sogar eine handfeste psychologische Komponente: Es gibt klassische Untersuchungen der kognitiven Psychologie, die zeigen, daß man auf denselben Objekten befindliche Merkmale schneller integrieren kann, auch wenn diese sich optisch überlappen. Aufmerksamkeit ist teilweise also objektgebunden. Natürlich ist das ein Minibefund, aber letztlich haben solche hirnanatomischen Gegebenheiten womöglich damit zu tun, daß Synths mit "ein Knopf" = "ein Ort" = "eine Funktion" so sexy und intuitiv sind, und vielleicht auch damit, daß die Vinyl-Sales seit Jahren steigen, und daß Hardware aus irgendwelchen Voodoo-Gründen dann doch irgendwie ganz sympathisch ist, *obwohl* etliche Argumente dagegensprechen.