Ich habe gestern meine Frau beinahe eingeschläfert.
Das ging recht einfach, ich brauchte ihr nur von meinem relativ günstigen Vintage-Equipment erzählen.
Ich erklärte ihr:
Das mein Schatz, was Du Orgel nennst, ist Steuerzentrale, Masterkeyboard, und Sequenzer mit 8-fach timbralen
Hybrid-Synthesizer (ESQ-1).
Kannst Du Dich noch meinem heißgeliebten Casio SK-5 erinnern? Wo Du damals rein gefurzt hast und es sich wie eine Tuba anhörte?
Das schwarze Teil da drüber auf dem Jasper-Leifheit ist heute mein SK-5, nur in Luxus und mit MIDI (MKS-100).
Und in das weiße Teil daneben kann man ebenfalls hinein sprechen, klingt oben wie Mikey und unten wie Monster.
Acht Mickeys und acht Monster kann ich mit meinem Hauptsampler realisieren, und selbst DEN konnte ich mir
anno Erscheinen nur zähneknirschend leisten (S01).
"Aber warum sieht das Teil mit den vielen Kröpfen und dem Taschenrechner drinne denn so neu aus?"
Das meine Liebe IST auch ein neuer Synthesizer, denn ein achtstimmiger polyphoner Analog-Synthesizer
ließ sich auch gebraucht für auf so kleinem Raum und für so weinig Geld alternativ kaum anderweitig umsetzen (Pro-800).
Ähnlich wie das noch kleinere Gerät oben drüber, welches einige meiner Roland-Geräte nahezu ersetzen tut.
Du erinnerst Dich an meine MKS-70-, MKS-30- und JX-3P-Exzesse? Tschuldigung, ich wollte Dich nicht verwirren,
aber dieses kleine Gerät ist der digitale Kompromiss, und ich verspreche Dir, Du brauchst mich künftig auch nicht
mehr mit irgendwelchen Liebe- und Hass-Kisten von Roland in die Werkstatt begleiten. Und jetzt sag nicht,
dass Dir das Shoppen in der Kölner Innenstadt nie gefallen hat, hä? Denn mein JX-08 passt fast in einen Standartbrief,
wenn der jemals hoffnungslos streiken sollte...
So viel "analog" klingende Kisten brauchen etwas akustisches Beiwerk, hm, etwas antagonisch-schroffes im Sound musste her.
Bei dem Wort-Ritual "Quasimidi Quasar" fielen ihr schon die Augen zu.
Ich weckte sie kurz, und fuhr fort, über meine damaligen Lieblings-Drummer DR-550 und MK2 zu philosophieren.
Längst veräußert, hatte ich mittels DR-660 kürzlich für eine Wiederbelebung gesorgt.
Meine Frau sieht auch hier primär immer einen "Taschenrechner", ich ersparte mir zu erwähnen,
dass der Drummer den ESQ-Sequenzer effektiv und mit Wucht unterstützen kann.
Etwas besorgt um das viele Geld, was ich für die alten Schinken bezahlt habe, erhob sie den Zeigefinger:
"Aber das Mix-Pult und die die Hörner, die sind doch richtig teuer?"
Nein Schatz, der alte Roland-Mischer kostete mit Verstärkung damals 3000 DM und die EV-Boxen nochmal 2500 DM.
Doch mein gebrauchter 12-Kanal Behringer-Mixer mit integriertem Echo-Hall-Gerät (so nannte man das früher)
kostete nur 99,- Euro (RX1202FX). Und die Stereo-Box kommt von JBL und hört auf dem Spitznamen "Boom".
Es muss nicht alles Yamaha HS samt perfekte Raumakustik sein, versuchte ich ihr begreiflich zu machen.
Aber "Bahnhof" war ihr einfach zum Greifen nah.
Für eine zweite und dritte Effekt-Instanz sorgen Microverb und MPX100. Nur die Wände hörten mir noch zu.
Auch das Grundig Tonbandgerät, welches sauteuer und ständig kaputt war, hat meine Frau nur negativ in Erinnerung.
Keine Sorge, ich muss nie wieder in den Laden und um Garantie-Anspruch flehen,
denn die künftigen Mix-Aufnahmen dieses Vintage-Sets übernimmt hinter einem klitze kleinem Klangverbesserer (SX3040V2)
mein schnuckeliger Zoom-Recorder (F3).
Siehste Schatz, mein G.A.S hört sich doch gar nicht soo schlimm an, oder?
Nicht zu viel Geld ausgegeben, Ehe gerettet, Frau weiterhin gelangweilt bis schläfrig.
Ich kann sie verstehen, denn einen Overall zu stricken würde ich auch nie erlernen wollen.
Bleiben noch etwa 15 weitere Geräte exklusive doppelte, die es in unserem Haushalt zu legitimieren gilt
(und wovon verehrte Frau noch gar nix weiß).
Schwierig den Mitmenschen dieses Herzblut verständlich rüber zu bringen, die fernab meiner Interessen unterwegs sind.