monoton
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psicolor schrieb:Der Jargon, den sich Musiker in dieser Hinsicht angeeignet haben, ist eine fehlerhafte Adaption des Mathematikerslangs. Das führt zu Missverständnissen. Ich versuche mal zu übersetzen.
In der Mathematik (und in der Physik und in den Ingenieurwissenschaften) ist eine Schwingung genau dann harmonisch, wenn sie sinusförmig ist.
Alle anderen Schwingungsformen nennt man unharmonisch, sie lassen sich aber durch Zerlegung in eine Fourierreihe aus lauter einzelnen harmonischen (also sinusförmige) Schwingungen zerlegen.
Beispiel: Eine Dreieckschwingung ist unharmonisch, besteht aber (wie halt jede andere unharmonische Schwingung) aus vielen harmonischen Schwingungen.
Musiker sehen sich meistens nur tonales Material an. Betrachten wir wieder ein Dreieck. Wie oben erwähnt handelt es sich um eine unharmonische Schwingung, die aus vielen harmonischen Schwingungen besteht.
Der Musiker hat jetzt allerdings einen anderen Jargon: Die einzelnen (mathematisch harmonischen) Schwingungen, aus denen das Signal besteht, erhalten besondere Bezeichnungen: Die tiefste (harmonische) Schwingung nennt der Musiker "Grundton", alle anderen Schwingungen nennt er genau dann "harmonisch", wenn ihre Frequenz ein ganzzahliges Vielfaches der Frequenz des Grundtons ist. Da es in tonalem Material selten Schwingung gibt, die kein ganzzahliges vielfaches des Grundtons ist, vermeidet der Musiker das Stiften weiterer Verwirrung und verzichtet darauf über "unharmonische" Schwingungen zu reden.
Bestimmte Sounds (Glocken, Geräusche, ...) bestehen tatsächlich aus verschiedenen Schwingungen, deren Frequenzen nicht ausnahmslos ganzzahlige Vielfache des Grundtons sind. Und wenn man dann anfängt ein wenig genauer hinzusehen, wird man feststellen, dass ein Lautstärkeverlauf schon dafür sorgt, dass aus den einzelnen Schwingungen mit festen Frequenzen verschmierte Frequenzbänder werden, deren Grenzen nicht exakt angegeben werden können. Dann ist es aber an der Zeit den Musikerjargon abzulegen und sich exakt auszudrücken. (Wir sind übrigens gerade nur einen kleinen Schritt entfernt von der Heisenberschen Unschärferelation!)
Wenn du nun als Musiker nach unharmonischen Oberschwingungen fragst: Klar, die gibt es, beispielsweise in Glockenklängen.
Wenn du nun als Mathematiker nach "unharmonischen" Schwingungen fragst: Klar, alles was nicht exakt Sinusförmig verläuft ist unharmonisch.
Danke sehr gut erklärt. Jetzt verstehe ich auch noch den kleinen Rest der mir gefehlt hat. Auch die Tiefe der Erklärung ist für meine Zwecke genau richtig.
Vor allem die Überleitung zur Mathematik hat mir noch einiges erklärt.
DANKE
Gruß Micha