Gutes Thema hier. Daher meine kleiner Beitrag.
Ich hab in den letzten 15 oder 16 Jahren des Musikmachens so ziemlich alles durchprobiert, was Setup, Workflow etc. angeht - nur um wieder quasi am Anfang zukommen.
Angefangen hat alles mit nem Laptop, Kopfhörern, Ableton 5 oder 6 und dem Wunsch Dub Techno herzustellen. Keine Ahnung gehabt aber irgendwie hat es da ja noch gereicht wenn man irgendwas halbwegs musikalisches "produziert" und sich ne Woche lang drüber gefreut hat. Workflow war Ableton only. Midi Spuren mit den üblichen Verdächtigen (Impulse, Operator, Simpler), keine Plugins und nur Ableton interne Effekte. Das hat so ein Jahr lang Spaß gemacht, bis ich dann die ersten Male mit Hardware in Berührung gekommen bin...
Also als nächstes ein paar Monitorboxen beschafft (KRK Rokit 5(?)), ein Interface und eine Novation Drumstation und los ging das. In den nächsten Monaten / Jahren sind dann jede Menge Synths, Drum Machines und FX gekommen und gegangen. Das Interface wurde das eine oder andere mal geupgradet ich habe mir meinen ersten Mixer fürs Studio gekauft um "ordentlich" Dubben zu können.
Dann wurden auch nochmal die Monitore verbessert (Neumann KH120) und ich hab so vor mich hingedaddelt. Das müssten so die ersten 3-5 Jahre gewesen sein. Der Workflow war recht simpel. Jammen und Aufnehmen. Das was gut war behalten und overdubben wo passend. Dann nochmal bisschen sauber machen und fertig. Mastering / Compression etc war nie ein Thema.
In der Zeit habe ich wohl auch die meisten Musik/Zeit fertig gemacht - rückblickend.
Dann lief das alles so ein bisschen aus dem Fokus - natürlich auch beeinflusst durch "Geartube" und Co...
Long Story short, mehr Gear gekauft, Eurorack angefangen und immer weniger Musik gemacht. Immer auf der Suche nach dem "großen, perfekten Setup", welches mir direkten Zugriff auf alles ermöglicht und ich "endlich Musik machen kann"...
2018 sind wir dann umgezogen und ich hatte endlich ein eigenes Zimmer / Studio. Also die Gelegenheit genutzt mehr Kram (Bessere Abhöre, großes Pult, Absorber, mehr Eurorack, mehr Effekte etc.) zu kaufen, endlich noch mehr anschließen zu können um endlich das Setup zu haben mit welchem ich Musik machen kann... Dabei hab ich mit allen Möglichen Ansätzen experimentiert. Multitracking, Stereo Summe etc. - immer mit der Idee, alles auf einen Rutsch aufnehmen zu wollen.
Während Corona war es mir dann alles zu blöd und ich habe quasi alles(!) verkauft.
Nach ca. einem Jahr Pause hat es mich dann aber wieder gejuckt - Ableton installiert und einfach mal ein paar Tracks gebastelt. Dann wieder angefangen Hardware zu kaufen und fast in die gleiche Falle zu tappen wie früher schonmal. Diesmal aber nur fast
Inzwischen habe ich aber einen Workflow gefunden welcher für mich hervorragend funktioniert:
1. Ich habe nur noch sehr wenig Gear: 1Laptop, 1 Interface, 1paar Kopfhörer, 1 Sequencer, 2 Synths, 2 Drummies, ein 2 FX Boxen und ein paar Veredler, keine Fancy Abhöre, kein Mischpult, keine Midi Controller o.ä.
2. Permanent angeschlossen / auf dem Schreibtisch ist nur das Interface und der Sequenzer. Der Rest wartet im im Regal.
3. Wenn ich Musik mache, schnappe ich mir ein paar Kisten aus dem Regal, schließe sie an und produziere exklusiv damit. Ich wechsle alle 2-3 Wochen was auf den Schreibtisch kommt, oder habe alles aufgeräumt bis ich wieder Lust habe.
4. Ich nehme eine Spur nach der anderen auf. Ich lasse mir Zeit beim Sounddesign und überlege mir, wie sich die Sequenz und der Sound performen lässt. Wenn ich zufrieden bin, nehme ich die Spur auf. Je nachdem kann das ein 10minütiger Jam sein oder einzelne Loops. Wichtig: Ich speichere keine Presets bzw. mein Gear hat sowieso keine Speicherfunktion. So muss ich mich voll drauf konzentrieren, was ich da mache.
5. Ich wiederhole 3. und/oder 4. solange bis ich ein fertiges Stück Musik habe.
6. Ich arbeite exklusiv in Audio. 100% Committment. EQs/Kompressoren kommen in Reihe und werden so mit aufgenommen wie es eben ist.
7. Den Rechner nutze ich nur zum Aufnehmen. Ich habe eine Hand voll Plugins welche ich gerne nutze und eine simple Mastering Kette in Ableton, welche das Aufgenommene ein bisschen hübscher macht. Je weniger ich damit interagieren muss, desto besser. Daher auch der HW-Sequencer.
Mit dem Material kann ich dann ggf. noch Remixes von mir selbst machen, oder Loops basteln etc. Eine "Idee" welche ich aktuell habe, ist den Dub Ansatz wieder auszupacken und die wie oben beschriebenen Takes zu remixen/dubben, um dem Ganzen noch eine weitere Ebene hinzuzufügen.
Andererseits hat mich dieser Ansatz so überzeugt, dass ich aktuell dabei bin mich von noch mehr Gear zu trennen um den Fokus weiter zu erhöhen und meine kritische Masse (1x Mono, 1x Poly, 2x FX)zu finden.
Was immer noch geht ist natürlich schnell nen Track in Ableton rauszuhauen, so abends aufm Sofa (wie jetzt) mit Kopfhörern
Aber am Rechner sitze ich sowieso schon den ganzen Tag, daher passiert das eher selten.
PS. Ich habe bewusst darauf verzichtet, mein Gear zu benennen. Das ist nicht relevant für den Ansatz und zu 100% austauschbar.