EMS Synth A/AKS. Nur Kult oder sinnvoll?

Ich habe mal ne Frage:
Ich finde den EMS AKS ja wirklich extrem ansprechend und sexy. Leisten kann ich ihn mir natürlich nicht, weil man sich für den Preis ja auch ein Porsche kaufen kann.
Was mich interessiert: was ist an dem Ding eigentlich - aus musikalischer Sicht -gut?
Ich kenn eigentlich kein Lied oder keine Band, wo man sagen würde: das ist der EMS, da hört man ihn, er ist das prägende Stilmittel. Natürlich hat Jean Michelle Jarre einen (oder mehrere), weil er das Rauschen von ihm so toll findet. (Das nenn ich mal Luxus). Und David Bowie hatte auch einen. Aber wo kam er so richtig prägend zum Einsatz? Für was kann man ihn brauchen? Gibt's da irgendwelche Videos im Netz?
Oder ist das eigentlich ein totaler Hype um einen sexy Kasten der nur komische Geräusche von sich gibt?

Danke für Aufklärung
tr
 
1) Hätte ich das Geld, würde ich ihn mir nicht kaufen (von 6-7000 EUR ausgehend).
2) Würde ich ihn für ca. 1500 EUR kriegen, würde ich ihn mir eventuell holen.
3) Wegen des Sounds alleine würde ich ihn mir nicht holen, sondern wegen Kult- und
Sexy-Status (dann aber den VCS).
4) Rein musikalisch gesehen brauche ich ihn nicht. Dann lieber Eurorack oder einen
moderneren Synth.

Ja, die Kiste beinhaltet einige Besonderheiten: nur wenige Synths haben z. B. einen
Kreuzschienenverteiler. Das Gerät ist auch alles andere als perfekt; was ihn wiederum
für viele „Spinner“ (mich eingeschlossen) interessant macht.

Fazit:
Wo kämen wir denn hin, wenn wir nur Sachen kaufen würden, die wir wirklich brauchen?
 
Zu seiner Zeit - und er ist ja nun schon uralt - sicher ein interessanter Synth, heute liegt mir auch Eurorack oder Buchla näher.
Trotzdem habe ich als hier über die "Ankündigungen" von Behringer diskutiert wurde leicht gezuckt. Wäre für mich also zu Behringer-Preisen interessant..
 
On the run ist was die "Musik" angeht schon fast eine Ausnahme. Ebenfalls eingesetzt z.B. von Soft Machine und Steve Hillage in den 70ern. Ansonsten die perfekte Sci-Fi Sound & Krachkiste. CV Tracking ist nicht so toll. Die Pin Matrix ist das ganz besondere Merkmal. Ich komme mit mehr als 2 Patchkabeln am Synth nicht klar und das bremst mich dann erheblich. Mit den Pins kann ich aber voll kreativ arbeiten und man sieht den Patch mit einem Blick!

Ich fände den A(KS) deutlich praktischer als den sehr sperrigen VCS3. Im Koffer für unterwegs. Hab den Portabella und denke, der ist nah genug am Original. Sicherlich was das Grundkonzept angeht. Der Sound kann extrem aggressiv sein. Sowas hab ich noch nie woanders gehört.
Eingebauter Sequencer und Minikeyboard wären natürlich cool gewesen, aber da gibt ja heutzutage sehr potente Alternativen.

Allein auf Basis des Portabellas würde ich wenn dann nur diesen holen und vom völlig überteuerten Original (10+ K EUR) die Finger lassen. Beim Original gefallen mir die bunten Poti-Kappen aber besser. :)
 
Der EMS war schon sehr prägend in seiner Zeit. Man begrenzt ihn gerne auf das "On The Run" bei Pink Floyd oder das Rauschen bei JMJ, weil das eben die bekanntesten Sachen sind, aber da war schon noch bisschen mehr. Sehr viele Bands hatten die EMS damals eingesetzt, es gab ja auch nichts anderes.
 
Was hat Eno bei Roxy Music eigentlich genutzt - war das nicht auch einer?
 
Leisten kann ich ihn mir natürlich nicht, weil man sich für den Preis ja auch ein Porsche kaufen kann.
Wann bist du denn das letzte mal bei einem Porschehändler gewesen?
Für 10.000 Euro kannst du dir bei Porsche vielleicht einen Satz Keramikbremsen kaufen, denn das ist in etwa der Aufpreis dafür -natürlich ohne das Auto.
Der EMS ist ja nicht deshalb teuer, nur weil DU dir den nicht leisten kannst.
Das ist eben alles relativ und für Jemanden der gut Kohle verdient, sind das alles Peanuts.
 
Alles ist überbewertet und macht erst dann Sinn, wenn man es einem gescheiten Zweck zuführt.

Was wäre Dein Zweck?

Stephen
 
In den 70er als auch wieder in der "Neuzeit" wurden diese Blubber/Quitsch-Sounds von Klaus Schulze meistens mit dem EMS gemacht. Z.B auch auf der Dark Side Of The Moog.
 
Ich finde bei den EMS-Synthis gut das die mehr wie ein Laborgerät sind. Nicht ausgelegt auf 'gefällige' Tonerzeugung für Top40-Produktionen sondern gebaut zum Experimentieren, quasi Eurorack-mäßig, aber kompakter.
 
Heute ist ein EMS, wie ein MS20 aufgrund der Eigenschaften interessant - es ist daher sehr verständlich, wenn man sowas mag oder nicht mag. Wer einfach Musik machen will, braucht ansich nicht auf Marken oder spezielle Geräte zu schauen und könnte auf einem generell gut ausgestatteten generischen Synth viel bis alles machen, davon braucht man dann nicht mal viele, im radikalen Falle sogar nur einen und eine DAW oder Bandmaschine.

Puristen könnten das jedenfalls tun.
Monophone Synthesizer sind technisch gesehen zudem eigentlich heute "überholt", so man nicht deren spezielle Eigenschaften braucht und nicht spezielle Patina oder Retro-Sachen haben muss - braucht man keinen der klassischen Synths, sondern kann sehr gut mit dem aktuellen hervorragenden Angebot legen. Es ist eine Frage der Prioritäten.

Dann noch: Jean Michel ist ein Herr, Michelle wäre eine Dame.
Ich gehöre zu denen, die den FM Sound und dessen Reaktion sehr anregend und sogar emotional sehen, nicht wegen Retro, sondern wegen der schnell herstellbaren morbiden Stimmung. Das ist ansich irrational, aber der Sound ist eben sehr charakteristisch und kann zusagen. Wer sehr dunkle Dinge tut, müsste ihn gern mögen, auch eher extreme Sachen kann er irgendwie gut. Und daher - bekenne ich mich dazu mehr als die Politik zum BER Flughafen.
 
Oh je, das klingt ja alles ganz furchtbar ;-)
Naja, die Geschmäcker sind verschieden.

@ Bernie: Ich finde übrigens schon, daß ich behaupten darf, daß das Teil teuer ist. Egal ob ich ihn mir leisten kann.
Wenn mir jemand eine Tafel Schokolade für 20.- verkaufen will, wäre sie mir auch zu teuer, obwohl ich sie mir leisten könnte.

tr
 
@ Bernie: Ich finde übrigens schon, daß ich behaupten darf, daß das Teil teuer ist. Egal ob ich ihn mir leisten kann.
Wenn mir jemand eine Tafel Schokolade für 20.- verkaufen will, wäre sie mir auch zu teuer, obwohl ich sie mir leisten könnte.

tr
Es mag ja sein, das DIR der EMS zu teuer ist, das trifft aber nicht auf alle Musiker zu.
Und wie ich schon sagte, alles ist relativ, du würdest dir sehr wahrscheinlich auch kein Ölgemälde für 10.000 Euro an die Wand hängen.
Die EMS Synthi A / AKS / VCS3 sind eben rare alte Klassiker, die mittlerweile auch zu gesuchten Sammlerstücken geworden sind.
Dafür werden dann eben auch die entsprechenden Preise erzielt, die nicht immer nur mit sachlichen Argumenten zu begründen sind.
Für einen ollen 911er Porsche würde ich auch keine 70.000 Euro hinlegen, auch wenn ich es könnte.
 
Immer wenn ich einen EMS live höre bin ich davon begeistert wie viel Druck er bei Bässen macht und wie schneident die Höhen sind. Der Filter ist echt krass. Aber für schöne Melodien würde ich bei bewertem bleiben, Minimoog, Odyssey, etc
 
Also Autovergleiche - boar, sorry - es geht um Musik. Um Sound, und vermutlich auch noch mehr um Emotion. Aber nicht um Hubraum.
Allerdings finde ich gute Beispiele verdammt schwer zu besorgen. Ich empfehle die beiden Alben von Irklis zum reinhören.

was von mir - auf die Schnelle..

Ansehen: https://youtu.be/3NZuO6B_tE0


https://www.youtube.com/watch?v=_eaICQc83S0


auch das wird nicht jeder mögen, mal bisschen ziellos drehen und hören - und zudem nicht direkt aufgenommen. Aber - so als Blubberdronenkram und Noise..

Dark isses, irgendwie kann man sich vielleicht vorstellen, sowas interessant zu finden? Oder? Ich find das sehr charmant - diesen Sound.


Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=gFRV1Q6v35M&t=4s

EMS und Tribe SX und 2 Kabel zum gestellten Pult.
 
Zuletzt bearbeitet:
So ist es, der war für einige sowas wie der Einstieg und generell ja einer der ersten Synths die man überhaupt kaufen konnte.
Sofern man das so nennen kann mit den Preisen und so.

Man darf eh nicht denken, dass das was wir heute besprechen so damals überhaupt im Kopf gewesen wäre. Man hätte nicht so vergleichen können, es gab diese Möglichkeiten auch eher wenig bis gar nicht und wenn, musste man Briefe per Hand schreiben und sie in andere Länder schicken, lange Antwortzeiten normal finden und Recherche auch in Kauf nehmen. Man suchte mehr - Läden gab es ja auch eher keine oder lange keine - nur sehr miefige Musikalienhändler, die elektronische Instrumente weder mochten noch führten und schon gar nicht als solche ansahen. E-Geigen oder Sax-Controller werden noch heute als Silent-Instrumente zum üben beworben, nicht etwa als solche mit besonderem Sound.

Ultrakonservative Zeit und Sache bis in die 80er hinein.
Man war froh EINEN Synthesizer zu haben mit dem man dann auch alles macht und sich auch lange damit befasst, da hatte keine so viel wie hier so der Durchschnitt. Aber das ist kein Vorwurf. Ich habe vor einigen Jahren noch Leuten gesagt, die Synths unter 500 DM anfragten und dann noch große Ansprüche stellten damit wachrütteln müssen - sorry, damit wirst du nicht hin kommen, dafür gibt es leider nichts oder sehr sehr wenig.

Ansich ist das was der EMS kann archaisch zu nennen, jeder Microkorg "kann" mehr, außer die Modularität und damit einige Formen von Filter/OSC-FM oder auch AM, die er dadurch voraus hatte. Aber das ist eben nicht der Punkt. Wenn man es so will, ist ein Microkorg 100x sinnvoller als ein EMS. Polyphon, DWGS, 2 LFOs, 2 ENVs und und und.. da wird aber fast jeder ältere Synth verlieren. Der Sinn von monophonen Synths erschließt sich so auch nicht, ich finde das auch eher doof, aber ging halt nicht anders, daher ist es wohl etwas anderes, was man heute macht, ich habe aber auch erlebt, wie die Teile für 300-700 DM verkauft wurden, wollte keiner haben als der DX7 und die Casios und Sampler da waren, die waren alle cooler für die damaligen Musiker. Diese Sicht haben viele hier nicht. Es sind andere Zeiten.
 
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Im wirklich zu verstehen, was der AKS am besten kann empfehle ich das Album "Music from the SYNTHI" von
Yoshio Machida anzuhören

Ansehen: https://baskaru.bandcamp.com/album/music-from-the-synthi


Nur AKS mit ein bisschen Multi-tracking. Nicht mal externe Effekte soweit ich das beurteilen kann. Also perkussives und Noise. Bitte LAUT hören.

Es ist wichtig zu verstehen, dass ein AKS/VCS/Hornet/Portabella ein vollwertiger Modularsynth ist. Und das im praktischen Kofferformat. Die individuellen Parameter wechselwirken auf extreme Art und Weise miteinander. Das ist für live ggfs. echt zu stressig. Aber ergibt immer wieder coole "happy accidents".
 


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