Tatsächlich bin ich da auch nie mit einem Gerät vollends glücklich geworden. MC-303, MC 505, Sp-404, MPC-Live, Circuit, Octatrack, OP-1, SH-4d und einige andere habe ich da probiert. Vieles ging wieder zurück, wurde verkauft oder liegt nun im Schrank, da es immer etwas gab, was mich genervt hat oder einfach nicht ging.
Vorweg: Ich spiele fast ausschließlich live mit anderen electronic Jam Sessions (ambiosonics). Wir machen das komplett spontan, es gibt so gut wie keine vorbereiteten Sachen außer ein paar Klangpresets und evtl. Rhythmuspatterns. Vorbereitete Sample-Loops sind ein Nogo. Also muss alles "on thy fly" passieren, dazu noch mit externer MIDI Clock und der Vorhörmöglichkeit einzelner Spuren auf dem Kopfhörer, während die anderen Spuren weiterlaufen, um was auszuprobieren ohne dass es gleich die Mitspieler oder das Publikum nervt.
Wäre das mit der Vorhörmöglichkeit nicht nötig, würden einige Hardware-Sachen schon ganz gut funktionieren. Ein sehr frühes kopaktes Setup bestand mal im wesentlichen aus einem OP-Z (hier also die Groovebox), welcher aber der bedien- und spielbarkeit halber mit zwei Controllern ergänzt wurde (Verbunden über ein RK-005, geniales Teil übrigens). Mit dem Keystep kann man sehr schnell den Midi Kanal wechseln und die entsprechende Spur einspielen oder live improvisieren. Der Nano Kontrol steuert die Track-Level, spurweises Muting und Filter Cutoff bei den Instrumentalspuren und Pitch bei den Drums. Da kann man sehr schön performen mit. Der Sequenzer im OP-Z ist zudem ziemlich umfangreich, solange man nicht mehr groß nachträglich editieren will (was ich aber auch nicht unbedingt brauche). Sehr gut gelöst ist, dass man live recorden kann, aber auch einen Step halten und eine Note oder Chord an der Position eingeben kann. Zudem gibt es einen Master Transpose Track, der unter Berücksichtigung der Harmonie Chord Progressions mit den eingespielten Patterns erlaubt. Dazu natürlich noch die TE typischen "Punch In Effekte". Aber die Bauqualität des OP-Z ist leider grausig und die Tasten prellen...
Alles schön und gut, nur fehlte mir die Vorhörmöglichkeit und auch die klangliche Qualität der OP-Z Synthengines ist nicht soooo berauschend. Mittlerweile habe ich zwar auch das Line Modul, welches zusätzliche Ausgänge bietet und es sicher machbar wäre, die zum Vorhören zu nutzen, nur bin ich vorher schon abgebogen (Aber evtl. sollte ich das bei der Gelegenheit mal testen):
Im Sinne der Groovebox habe ich dann die Klangerzeuger vom Sequenzer getrennt, um da flexibler zu werden. Squarp Pyramid war der Einstieg, ist toll für Melodien, erlaubt seeeeehr lange Patterns und viele Spuren gleichzeitig, als auch live Midi Effekte. Für Drumpatterns aber wieder eher etwas umständlich. Zwischenzeitlich auch mal einen Keystep Pro gehabt, ging nach einiger Zeit dann auch zu Kleinanzeigen, seit ich den OXI One habe.
Der Pyramid tut übrigens heute noch in meinem Schubladenstudio seinen Dienst und das Setup eignet sich sehr schön für schnelle, spontane Jams, verlässt aber eindeutig die Kategorie "Groovebox":
"Schubladenstudio/Groovebox" Das ist prima ... nur nicht zum Mitnehmen. Mist...
Der OXI One ist konsequent für Live Bedienung erdacht und ist insbesondere für Drumpatterns genial. Einzig ein Modus - wie von Moogulator angesprochen - der die Eingabe von mehreren Noten auf einen Step pro Zeile (also "Lauflichtsequencer", wie das Roland macht, der Pyramid und auch der Keystep Pro) vermisse ich. Wenn Manuel (der OXI Entwickler) ja vielleicht noch mag, ergänzt er den Multimode dahingehend, dass auch mehrere Noten pro Step gehen (sollte ich ihm mal vorschlagen). Diese wären sogar editierbar, wenn man die Spur dann "auf macht" und es wären insgesamt damit 4x8 Spuren realisierbar. Ganz toll übrigens der Harmonizer, welcher auch Chord Progressions über viele Takte ermöglicht und alle darauf bezogenen Patterns auf musikalische und harmonisch korrekte Weise mittransponiert (nicht einfach nur in der Tonhöhe verschiebt, sondern sauber in der Tonart anpasst und transponiert).
Zwischenzeitlich hatte ich den OXI mit dem OP-Z und dem Modular (darin auch noch ein Hermod Sequenzer) kombiniert:
Die Komplexität der Bedienung erreichte dabei allerdings ein recht hohes Niveau, was den "lockeren" Live-Einsatz zunehmend schwieriger gestaltete.
Gegipfelt ist das in folgendem Setup:
Hier hielt nun ein iPad in Verbindung mit einem Audiointerface als Mischpult und Master FX Einzug. Seit dem M1 im iPad ist das eine unschlagbare Maschine. Schnell zeigten sich auch die enormen Vorteile des iPads als Sound-Generator, nebst Mischer und MIDI Routing in AUM vom Feinsten. In Verbindung mit Hardware-Controllern (MidiMix), konnte ich mir genau die Paramater auf haptische Knöpfe legen, die ich wirklich live auch benötige. Sich spurweises Vorhören zu ermöglichen ist in AUM recht simpel und braucht dann nur einen Knopf auf dem Controller. Zudem kann man sich eine sehr hochwertige FX Kette mit Compressor, Limiter, Delay, Hall und EQs bauen, die genau den Anforderungen entspricht und einfach speicherbar ist. Und dennoch steht da kein Laptop rum (denn das mag ich gar nicht
. AUv3 Plugins für das iPad sind zudem oft weitaus günstiger als ihre oft identischen Pendants für den Laptop, z.B. schlägt der DrumComputer (den ich exzessiv nutze) hier "nur" mit glaube ich 29,- € zu Buche, am Rechner mit über 100,- €. Wohlgemerkt mit identischen Möglichkeiten. So werkeln im Hintergrund neben dem Drumcomputer zwei sehr amtlich klingende Moog Model-D Instanzen (Hier auch polyphon), ein Juno-106 Derivat, Tardigrain (Granular Synth, gerade hier ist das iPad genial durch die Touch Bedienung), Zeon, MiiRack, Dramboo u.a.. Das läuft alles gleichzeitig auf dem M1 bei ca. 6-7ms Round Trip Latency (ca. 4ms Out Latency). Allerdings bin ich durch Hinzunahme von Loopy Pro dann doch langsam ans Limit gelangt und bei ca. 75% CPU Last gab es beim Tempowechsel der externen Clock letztes mal Knackser im Audio zu hören (ich vermute, da er alle Loops sofort timestretcht).
Mit Loopy Pro gibt es einen unschlagbaren Live Looper für das iPad. Da kann man sich alles an Hardware in der Richtung sparen. Er synct sauber zur externen MIDI Clock und erlaubt alles, was man sich so vorstellen kann. Geplant ist auch, dass zukünftig MIDI Events loopbar sein sollen.
Mir gefiel die direkte Spielweise mit dem Looper sehr gut und ich werde - übrigens heute Abend, siehe ambiosonics live stream auf Youtube (
https://www.sequencer.de/synthesize...2024-muenchen-ambiosonics-session-151.169565/) - mal ein Setup probieren, das im Wesentlichen mit Loopy Pro, einem Synth (Prophet REV2) und Drumcomputer am iPad funktioniert. Als Backup stehen dann noch virtuell ein Klavier (Korg Module), ein granularer Synth (SpaceCraft) und als Harware der SH-4d bereit (soll ja auch was zu sehen geben). Sollte es also doch zu langweilig werden, gibt es Möglichkeiten. Aber ich will mich eigentlich haupsächlich mal auf den Synth und Looping konzentrieren. Der OXI bleibt ausnahmsweise zu Hause, zur Not sequenziert Drambo am iPad. Die Sache ist dann schön kompakt (bis auf den Synth natürlich aber ich kann mit dem Auto kommen) und groovt hoffentlich gut heute Abend.
Ist nun doch eine lange Geschichte geworden (sorry), aber eventuell kann der/die eine oder andere sich was daraus ziehen.
Zum konkreten Thema des Threads also mein Fazit zum Thema Groovebox:
- Viele tolle (hardware) Sachen, aber nix passt zu 100% zu dem, was man (ich) irgendwann will. Am ehesten für mich als "all in one": OP-Z mit Line Modul, ergänzt mit Keyboard und Controller.
- iPad hat sich als genialer Kompromiss zwischen Hardware und (Laptop) DAW erwiesen. Flexibel, zuverlässig (absolut solide Performance), schnell, unauffällig, dank Touch gut bedienbar. Erweitert mit Controllern genau das haptisch und robust im Zugriff, was man braucht. Eine modulare Groovebox sozusagen.
- Live Sequencer Hardware: OXI One: Klein, vielseitig, für Live in der Bedienung optimiert.
- iPad Software "Groovebox" Empfehlungen: Drambo (Tracks and Loop Patterns, eingebaute Soundengines ähnlich wie Modularsystem aber einfacher handhabbar), Drum Computer (8x Drum Synth, Sequenzer, super ad hoc Variations mit einem Slider, ist live Gold wert, kann man noch mit Turnado aus gleichem Hause ergänzen, ist ähnlich zu Kaosspad FX)
- Loopy Pro fürs iPad, wenn man einen Looper möchte. Geniale Software!
- iPad Mixing: AUM in Audiobus instanziiert (nur so geht es mit externe MIDI Clock und internem Ableton Link), Channel Level, Vorhörswitch und andere Parameter über externem Controller robust bedienbar.
- Multichannel Audiointerface, um alles an Hardwaresignalen zusammen zu führen und getrennten Ausgag für Master und Kopfhörer zu haben (nutze aktuell das Behringer UMC 204HD, bus powered, schnell, 2 getrennte Stereo-Ausgänge, leider nur ein Stereo in und etwas klobig, wenn mehr Hardware dran muss, habe ich noch das UMC1820, da schleppt man aber noch viel mehr)
Ach ja, das ist auch noch alles gut transportabel, denn ich nehme je nach Transportmöglichkeit mehr oder weniger Hardware mit, die ich einbinde (Synths, Modular etc.). Der Kern bleibt immer gleich. Wenn ich nur mit den Öffentlichen unterwegs bin, ist es halt das iPad, Controller, Interface und ein kleiner Synth, wie der S-1 oder Typhon, selbst der Minifreak passt in den Rucksack.
Übrigens plane ich gerade aus dem Grund der fehlenden Audio Eingänge ein gut transportables 16 Kanal in 8 Kanal Out Mini Audio Interface fürs iPad zu bauen:
https://www.sequencer.de/synthesize...face-16-in-8-out-und-midi-diy-projekt.168634/ Heute Abend wird der Prototyp erstmals life getestet (grüne Box im Bild oben).
Schauen (hören) wir mal ...