Ein Bekannter hat mal den Behringer D zu mir ins Studio gebracht und mir hat der aber - ja ich kann es nicht anders sagen - gar nicht besonders gefallen.
Soll ich jetzt daraus ableiten dass mir der Minimoog Sound generell in einem musikalischen Kontext so anders vorkommt als ich ihn mit dem Klon ohne FX oder Bearbeitung wahrgenommen habe ?
Das finde ich bizarr - denn ich gehe ja durchaus davon aus dass der Behringer dem Original sehr sehr nahe kommt.
Ich finde das eher nicht bizarr, mir geht es dabei nämlich genau so.
Und ich habe hier ein Moog Reissue und den kleinen Behringer stehen, und für mich gibt es doch einige sehr entscheidende Unterschiede:
Die Oszillatoren unterscheiden sich im Schwebungsverhalten voneinander, vor allem wenn sie kaum verstimmt sind. Da entwickelt der Moog so eine ‚singende‘ Qualität, das bekomm ich mit dem Behringer nicht hin.
Der Mixer reagiert dann deutlich anders, wenn man die Oszillatoren in unterschiedlichen Intervallen möglichst genau übereinanderschichtet. Dann ergeben sich beim Moog plötzlich ganz neue, oft metallische Klänge, die Intervalle sind dabei gar nicht mehr wirklich rauszuhören. Das klingt beim Behringer ganz anders, hängt vermutlich auch mit dem Schwebungsverhalten zusammen. Ich nutze beim Moog das intern verdrahtete Feedback sehr gern dazu, der Attackphase etwas mehr Punch und Variabilität zu verleihen, jeder Anschlag klingt dann je nach Phasenlage der Oszillatoren anders. Das kann sehr organisch klingende Sounds produzieren, die bekomm ich beim Behringer so leider auch nicht hin
Das Filter kling beim Behringer für mich nicht wirklich nach 24db Flankensteilheit, irgendwie kommen da mehr Obertöne durch. Es klingt nicht so schön rund und bauchig wie das vom Moog. Zudem geht es bei zunehmender Resonanz viel schneller in die Sättigung, es klingt fast immer etwas angezerrt, auch beim niedrigen Mixerpegeln. Resonante Sweeps klingen daher nicht so elegant wie beim Moog. Der Behringer erhält dadurch etwas mehr ‚Fatness‘, die der Moog so nicht ganz hat, das hat auch was.
Die Hüllkurven produzieren beim Moog sehr natürlich klingende Klang- und Lautstärkenverläufe. Sie haben auch dieses „Aufschaukeln“, wenn man mehrmals schnell hintereinander Tasten anschlägt. Beim Behringer gefällt mir das Verhalten der Hüllkurven irgendwie gar nicht, es klingt irgendwie statisch und unnatürlich.
Ich hab meinen Moog mit ein paar Eurorack Modulen erweitert, LFO, VCA, Attenuatoren usw., damit kann ich z.B. Vibrato über AT oder Pedal steuern, somit gewinnt er noch zusätzlich an Spielbarkeit und Ausdruckstärke. Er hängt direkt an meinen Fingern, reagiert fantastisch auf mein Spiel und hat dabei eine Qualität im Klang und Ausdruck, die an akustische Instrumente erinnert. Und das ist für mich das Kriterium, das den Moog zu etwas besonderem macht und das ich bei keinem anderen Synth in der Qualität bisher wiedergefunden habe.
Und das ist auch der Grund, warum der Behringer bei mir eigentlich immer ausbleibt. Er klingt recht gut für einen Synth in dieser Preisklasse. Aber ich mag nicht, wie er sich spielt, er reagiert einfach sehr indirekt und unnatürlich (sind wohl die Hüllkurven, das Ansprechverhalten über Midi ist auch etwas eigenartig, wird über CV/Gate etwas besser). Spielt man ihn über einen Sequencer, fällt dieses Handicap nicht so auf und er kann dann sicherlich schon auch Spass und Freude machen.
Aber ich vermisse beim Behringer dann einfach doch die Qualitäten, mit denen sich der Moog von der großen Masse abhebt und die wohl auch der Grund für seinen Legendenstatus sind.
Tom, falls du mal die Gelegenheit hast, den Moog anzuspielen dann tu es. Es lohnt sich!