Hallo liebe Kunsttheoriefreunde,
hier meine Gedanken zu diesem inspirierenden Thema:
Für mich kann künstlerischer Wert bemessen werden an der Qualität des Erlebens (Hören, Sehen, Fühlen, Schmecken, Denken), die ab einem gewissen Grad zu einer Sinnes-/Emotions-/Gedankenerweiterung führt. Bestensfalls eine Erfahrung die meinen emotionalen/intellektuellen Horizont erweitert.
Die Neuartigkeit einer Idee ist ein Parameter. Aber auch der Transport dieser Idee über bekannte Muster ist bedeutend, um meine Aufmerksamkeit zu triggern, aber auch um durch mir Bekanntes eine Verbindung zu meiner Lebenserfahrung herstellen zu können.
Für mich hat also künstlerischen Wert, was bei anderen sich als wertlos darstellt, aufgrund unterschiedlicher Lebenserfahrung und Veranlagungen.
Wollen wir nun eine allgemeingültige Definition, so wäre Kunst etwas, was eine Gemeinschaft kulturell entwickelt. Und umso bedeutender ist ein Kunstwerk, je mehr diese Kunst ihre Fessel durch Popularität überwindet und auch Menschen ausserhalb ihrer Entstehungszeit und mit anderer Interessensnische erreicht.
Popsongs haben es schwer, als Kunst erkannt zu werden, da sie oft nur eine populären Idee wiederholen und mit der Popularität dieser Idee von Musik verschwinden.
Die emotionale/ geistige Entwicklung die mit dem Erfahren des Kunstwerks vollzogen werden kann ist dann wieder subjektiv. So ist die "Mona Lisa" ohne Zweifel ein Kunstwerk, aber triggert mich jetzt nicht so sehr!
Den Künstler kann man nur durch sein Kunstwerk ausmachen.
Aber das Kunstwerk vom Künstler trennen (z.B. Höhlenmalerei). D.h. der Künstler wird erst durch sein wahrhaftig/erfahrbares Kunstobjekt zum Künstler.
Kunst ist nicht Natur, sondern Ausdruck einer Kultur. Und Künstler können es schwer haben in einer latent agressiven Kultur. In einer toleranten Gesellschaft darf Kunst kritisch sein, in einer Intoleranten gilt solche als entartet, da sie die Ordnung des Sytems stört.
Kunst kann uns also auch den Zustand unserer Gesellschaft erklären. Und der Künstler ist der Überbringer dieser Wahrheit. Und subjektiv: Wenn mich Kunst nicht mehr triggert bin ich wahrscheinlich ein Zombie und wenn ich sie ablehne ein Nazi. Aber solange ich zulasse, das sie Kritik meiner Werte- und Wahrheitsvorstellung sein kann, bin ich einigermaßen klar im Kopf. Im diesem Sinne, kann Musik eben meinen Horizont erweitern, mein Leben reicher machen. Aber Musik kann auch Wohlbefinden auslösen. So kann ein Track im Club, z.B. durch seine Art der Auseinandersetzung mit der Idee "Techno" künstlerischen Aspekten genügen und gleichzeitig die Bedeutung für das tanzende Publikum in der Steigerung der Selbstauflösung liegen. Fehlt der künstlerische Aspekt(Kulturbezug/-ausdruck) und fehlt der kleinste Hauch von Antihaltung (Punk), dann besteht die Gefahr der emotionalen Gleichschaltung (Schlagermusik) über unser Hörorgan. Im schlimmsten Fall zum Zwecke des Erzeugens der Akzeptanz von eigenen unmenschenlichen Lebensbedingungen,oder die von anderern, im Interesse des Diktators. Zur Belohnung für den im Gleichschritt Maschierfreudigen gibt es das postfaktische Sicherheitsgefühl.
Auf der anderen Seite ist es schön für einen Musiker Freude bei den Zuhörern zu erzeugen ohne einen konkreten Kunstanspruch. Denn in einer fröhlichen Gemeinschaft fühlen wir uns alle wohl und sicher. Und wenn es dann die Schlagerfans glücklich macht ist das auch schön, solange der Musikgeschmack nicht Ausdruck einer Lebenseinstellung ist, die nur das alte Gewohnte akzeptiert und Kritisches und Fremdes mit Gewalt ablehnt. Ich gönne jedem Menschen die Freude an Musik.
Dieser ausgeprägte Dualismus zwischen Kunst und Unterhaltung ist etwas was Musik und Film besonders auszeichnet und z.B. von Skulpturen unterscheidet.
Eigentliche Kunst ist frei und bietet keine Sicherheit.
Vielleicht könnte man sagen, Künstler ist jemand, der eine kulturell-evolutionäre Arbeit erbringt die mindestens ein anderer Kunstbetrachter, als solche erkennen kann. Das Produkt dieser Arbeit ist Kunst, bewertet nach vorherrschendem Wertekonsens.
Beste Grüße