Deine Bandmaschinen / Tape

Meist werden Aufnahmen in viel geringerer Lautstärke abgehört als aufgenommen - das gilt insbesondere für Musik mit akustischen oder elektro-akustischen Instrumenten.
Das Problem gab es bereits zu Zeiten durchgängig analoger Aufnahmeketten, und es ist der Grund, warum man auf HiFi-Verstärkern und -Receivern eine Taste namens "Loudness" oder "Contour" findet: Ein technisch nicht besonders ausgefeilter Versuch, aber immerhin ein Versuch, die unterschiedliche Empfindlichkeit des Gehörs für unterschiedliche Frequenzbereiche bei unterschiedlichen Abhörlautstärken in den Griff zu kriegen.

Hier ist eine sanfte Kompression gewünscht, die mit digitaler Aufnahmetechnik per se erst einmal nicht möglich ist.
Liest man Deine Zeilen, könnte man glauben, die Bandkompression sei dazu benutzt worden, das Problem der unterschiedlichen Abhörlautstärken bei der Aufnahme im Studio und beim Abhören daheim auszugleichen. Bitte, wie kommst Du darauf, und wie sollte die Bandkompression dies technisch leisten können?

Es ist eben keine "sanfte Kompression" gewünscht, sondern eine gehörrichtige Korrrektur der unterschiedlichen Empfindlichkeiten des Gehörs für unterschiedliche Frequenzbereiche bei unterschiedlichen Abhörlautstärken.

Und warum sollte eine sanfte Kompression mit digitaler Technik nicht möglich sein?

Das hat uns den Lautheitswahn beschert.
Bandkompression und Loudness War haben nichts miteinander zu tun, siehe Link.

Digitale Aufnahmen werden heute regelmäßig mit digitalen oder sogar analogen Mitteln tot komprimiert, um irgendwie "angenehm" zu klingen. Das war früher viel einfacher. Du wirst sehr oft feststellen, dass eine Schallplatte, die analog vom Tonband gemastert wurde bei der gleichen Aufnahme weit besser klingt als jede remasterte CD-Version - und dass die Schallplatten-Version trotz der theoretisch viel schlechteren Bedingungen in der Dynamik mehr zu "atmen" scheint, weil die Kompression sanfter ist und geringfügige Verzerrungen eher als angenehm denn als unangenehm empfunden werden.
Ich bin heilfroh, dass dieser Zoo analoger Störgeräusche von LPs (und MCs) ebenso Geschichte ist wie die damit verbundenen Regentänze, die es für eine verbesserte Klangqualität aufzuführen galt.

Und wir als Musiker sind ja weniger interessiert an akkurater Wiedergabe als einfach an einer gut klingenden Aufnahme.
Ich kann mit so einer Verbrüderungsrhetorik à la "wir als Musiker" nicht wirklich etwas anfangen: Es drängt sich dabei doch der Verdacht auf, die eigene Position solle mit dem Verweis auf eine vermeintlich gemeinschaftlich geteilte Meinung gestärkt werden.

Es gibt eine Dokumentation über Glenn Gould, die ich leider im Moment nicht greifbar habe, in der lang und breit von seinem Streben nach möglichst perfekter Wiedergabe eines möglichst perfekten Spiels die Rede ist. Das ist mir verständlicher.

Und was soll das überhaupt sein, eine "einfach gut klingende Aufnahme"?
 
Also ich habe sie durch: TEAC 3440, Tascam 38, Revox PR99...
...kein Bock mehr auf Schnürsenkel und Nostalgie.

Bin sicherlich nicht für geballten Computereinsatz in der Musik,
aber mit einer einfachen DAW habe ich einen wesentlich besseren Flow.
Das ist mir am Wichtigsten.
 
@serge Habe ich gesehen. Nach diesem ersten Foul haben sich dann doch alle vorbildlich verhalten.

da kam halt kurz beim Hörnchen der Lehrer durch ;-)

Normalerweise setzt man das als Standard voraus, die Zeiten von immer raueren Social Media mittlerweile fast die Ausnahme.
Sage für hier nur #Kraftwerk #Behringer.

So jetzt aber bitte wieder Spulen drehen lassen.
 
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da kam halt kurz beim Hörnchen der Lehrer durch ;-)
Nee, als Lehrer drücke ich mich so nicht aus. Schüler dürfen alles sagen. Dass sie noch nicht so viel wissen, ist normal. Wenn aber Erwachsene sich zu Dingen äußern, von denen sie nichts verstehen, muss man auch schon mal deutlich werden. Es hängt auch immer vom Gegenüber ab.

@serge
Ich verstehe Deine Einwände, habe aber oben alles schon erklärt. Du versuchst Dinge in meine Aussagen hinein zu interpretieren, die ich nicht geschrieben habe - so habe ich von gehörrichtiger Korrektur des Frequenzgangs von Aufnahmen z.B. gar nicht gesprochen. Natürlich hat das Totkomprimieren erst begonnen, seitdem wir digitale Tonträger verwenden und natürlich gibt es gravierende technische Unterschiede zwischen digitaler Sättigung/Kompression und analogen Verfahren, die allein schon darin begründet sind, dass digitale Formate einen hart begrenzten Dynamikumfang haben und analoge Tonträger eben nicht. Und das weißt Du ja auch. Nach meinem Eindruck geht es Dir hier ja eher um Widerspruch als Selbstzweck.
 
ich hatte lange Jahre eine RT 909
RT909-6.jpg
HAMMER Bild ! Sehr schön auch mit den blauen kelchen.
 
RTM stellt immer noch Bänder in allen Formaten her, ist aber mittlerweile ziemlich kostspielig. Quantegy 456 oder BASF SM 911 bekommt man gelegentlich noch neu oder (meist) gebraucht. Von Ampex sollte man generell die Finger lassen.

Tascam 58... würde mich mal interessieren, inwieweit die sich von der 38 unterscheidet, was Audiowerte angeht.

Stephen
Die 58 ist eine der letzten (danach gab es nur noch 2 oder 3 Modelle) Entwicklungen und ist sehr ausgetüftelt. Der Clou ist die Bandführung die ständig gemessen und nachgeregelt wird, damit wird das Band sehr sanft angefahren , schont die köpfe und die gesamte Mechanik. umgekehrte omega Bandführung. ;-) Die io Karten der 58 sind aus der grossen ms Serie !
Die Mechanik der 38 ist per se nicht schlecht, hat aber einige Macken. Ist eine Konsumer Maschine . Auch wenn die Köpfe die gleichen sind, was super ist wg Ersatzteilbeschaffung , da viel gebaut, so ist die 58 doch eine ganz anderes Kaliber. Die hat eine von oben bis unten durchgehende mit Winkel stabilisierte 5mm Alu Frontplatte - Industriequalität. Nächst besseren sind die atr, dann die ms Serie aber auch weitaus klobiger und schwerer. Eine sehr gute Alternative zur 58 ist die 48. Der Klang der 58 ist ausgezeichnet. Besser sind nur die nächst grösseren 8 Spur 1" Teile , oder 16 Spur 2" , womit auch erheblich mehr Aufwand und Kosten einhergehen. Kühlschrankformat ;-) ca um die 100 - 200 kg .... (wer s braucht )
Mit der 38 würden aber auch schon viele sehr gute Aufnahmen gemacht . Richtig eingemessen überrascht die auch heute noch was Klang angeht.
 
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Das Schönste am Tonband sind die sich drehenden Spulen und der kontemplative Effekt, den sie haben.

Das, und die Magie, daß aus magnetisierten Metallpartikeln plötzlich Musik wird. Fesselt mich heute noch genauso wie vor 45 Jahren.

Stephen

Irgendwie kommt dazu auch das haptische, Mit echtem Material arbeiten können.
 
Irgendwie kommt dazu auch das haptische, Mit echtem Material arbeiten können.

Ganz wichtiger Aspekt, aber für viele zu vernachlässigen: Knipsen bis der Arzt kommt mit dem Smartphone vs. komponierte/inszenierte Fotografie mit der Hasselblad halt.

Die 58 ist eine der letzten (danach gab es nur noch 2 oder 3 Modelle) Entwicklungen und ist sehr ausgetüftelt. Der Clou ist die Bandführung die ständig gemessen und nachgeregelt wird, damit wird das Band sehr sanft angefahren , schont die köpfe und die gesamte Mechanik. umgekehrte omega Bandführung. ;-) Die io Karten der 58 sind aus der grossen ms Serie !
Die Mechanik der 38 ist per se nicht schlecht, hat aber einige Macken. Ist eine Konsumer Maschine . Auch wenn die Köpfe die gleichen sind, was super ist wg Ersatzteilbeschaffung , da viel gebaut, so ist die 58 doch eine ganz anderes Kaliber. Die hat eine von oben bis unten durchgehende mit Winkel stabilisierte 5mm Alu Frontplatte - Industriequalität. Nächst besseren sind die atr, dann die ms Serie aber auch weitaus klobiger und schwerer. Eine sehr gute Alternative zur 58 ist die 48. Der Klang der 58 ist ausgezeichnet. Besser sind nur die nächst grösseren 8 Spur 1" Teile , oder 16 Spur 2" , womit auch erheblich mehr Aufwand und Kosten einhergehen. Kühlschrankformat ;-) ca um die 100 - 200 kg .... (wer s braucht )
Mit der 38 würden aber auch schon viele sehr gute Aufnahmen gemacht . Richtig eingemessen überrascht die auch heute noch was Klang angeht.

Okay, dann ist es in erster Linie das Laufwerk, weniger die technischen Specs -- vielleicht läuft mir irgendwann mal ein guterhaltenes Exemplar über den Weg, für das ich meine 38 abstoßen würde (die Nummer mit den Wachsschnüren, die um mit viskoser Paste gedämpfte Rollen gelenkt werden, um dann ein federgelagertes Kläppchen aufzuziehen, womit dann der Bandzug geregelt wird, ist sehr drollig, aber auch sehr schwachsinnig).

Stephen
 
@Moogulator: danke fürs verschieben - war doch erstaunlich viel OT geworden ;-)


Was treibt da den Aufwand hoch? Ich könnte mir vorstellen, das da hin und wieder etwas Öl an die Mechanik sollte.
Dazu Einmessen - was genau ist das? Das mechanische justieren der Play und Löschköpfe?
Da die Teile oft schon 40 plus jahre drauf haben :
1) Riemen/ Andrucksrolle / Lager nachölen.
2) Je nach Zustand da normaler Verschleiss, Köpfe relappen oder tauschen.
3) Relais / Wackelkontakte (kommt sehr häufig vor ) , besonders bei Nichtgebrauch oder Rumfliegen/ Dotzen.
4) Motoren bei viel gebrauch/falschen Bändern, bei einigen Serien können auch mal fehlerhafte Transistoren defekt sein.

Alles nichts schlimmes .Wenn das gemacht ist dann laufen die wieder 30 Jahre ! Bei Gebrauchtkauf unbedingt auf den Allgemeinzustand und besonders die Köpfe achten (Einschliff) . Spart nachträglich erhebliche Kosten.
 
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Ganz wichtiger Aspekt, aber für viele zu vernachlässigen: Knipsen bis der Arzt kommt mit dem Smartphone vs. komponierte/inszenierte Fotografie mit der Hasselblad halt.

Nicht nur das : Geht ja auch um den direkten Zugriff. Da ich mehr oder fast nur live mache , ist der spontane unabgelenkte (von der erschlagenden Vielfalt) Workflow um einiges angenehmer. Besonders im Ideen catchen , Skizzieren und Aufnehmen. Spezielle Nachbearbeitung geht dann auch in die Daw.
 
Bin mir das Teil gerade am Modden. Hab ich Mint-In-The-Box bekommen und baue mir das als Looper um. Einzelausgänge hab ich schon eingebaut. Ein Poti für die Motorsteuerung ist auch schon drin, allerdings hab ich da noch nicht das richtige Verfahren gefunden. Das ist im Moment sehr abhängig von der LED-Anzeige. Sprich, wenn die Strom zieht leiert der Motor wenn ich die Geschwindigkeit reduziert hab.
Was jetzt noch kommt ist das Regeln der Lösch- und Aufnahmeköpfe. Da bau ich mir jeweils Potis ein, mit denen ich die Löschspannung runterregeln und den direkten Aufnahmepegel kontollieren kann.
IMG_3240.JPG
 
Relappen? Neudeutsch für "mit dem Lappen saubermachen"? :schwachz:
Alles nichts schlimmes .Wenn das gemacht ist dann laufen die wieder 30 Jahre ! Bei Gebrauchtkauf unbedingt auf den Allgemeinzustand und besonders die Köpfe achten (Einschliff) . Spart nachträglich erhebliche Kosten.
Danke für die Tips. :cool:
Falls ich mal auf eine bezahlbare (gebrauchte) Maschine stoße, dann habe ich zumindest eine grobe Vorstellung worauf ich achten sollte.
 
Und das weißt Du ja auch. Nach meinem Eindruck geht es Dir hier ja eher um Widerspruch als Selbstzweck.
Nein, ich möchte verstehen, was Du mit diesen Deinen Zeilen gemeint hast:

Meist werden Aufnahmen in viel geringerer Lautstärke abgehört als aufgenommen - das gilt insbesondere für Musik mit akustischen oder elektro-akustischen Instrumenten. Hier ist eine sanfte Kompression gewünscht, die mit digitaler Aufnahmetechnik per se erst einmal nicht möglich ist. Das hat uns den Lautheitswahn beschert.
Da steht erstens, dass das akustische Ergebnis einer Bandkompression mit digitaler Aufnahmetechnik (worunter man ja billigerweise heute eine DAW verstehen muss) nicht zu erzielen sei.

Zweitens steht da, dass der Einsatz der Bandkompression etwas mit den verschiedenen Abhörlautstärken bei Aufnahmen und Wiedergabe zu tun habe.

Und drittens steht da, dass uns eben dieser Einsatz der Bandkompression den Lautheitswahn beschert hätte.

Alle drei Punkte halte ich für falsch: Unterschiedliche Abhörlautstärken werden daheim bei der Wiedergabe über die Loudness-Taste korrigiert (und nicht etwa bei der Aufnahme!), gute Bandkompressionsemulationen sind mittlerweile am Markt verfügbar, und den Link zur Geschichte des Lautheitkrieges hatte ich ja schon geschickt.

Sollte ich Dich falsch verstanden haben, lass mich bitte wissen, was Du mit Deinen oben zitierten zwei Sätzen gemeint haben willst, anstatt mir irgendwelche Motive unterzuschieben.
 
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Bin mir das Teil gerade am Modden. Hab ich Mint-In-The-Box bekommen und baue mir das als Looper um. Einzelausgänge hab ich schon eingebaut. Ein Poti für die Motorsteuerung ist auch schon drin, allerdings hab ich da noch nicht das richtige Verfahren gefunden. Das ist im Moment sehr abhängig von der LED-Anzeige. Sprich, wenn die Strom zieht leiert der Motor wenn ich die Geschwindigkeit reduziert hab.
Was jetzt noch kommt ist das Regeln der Lösch- und Aufnahmeköpfe. Da bau ich mir jeweils Potis ein, mit denen ich die Löschspannung runterregeln und den direkten Aufnahmepegel kontollieren kann.
Anhang anzeigen 107761

Sehr interessant ! Bin mal gespannt auf die audio Resultate.
 
Alle drei Punkte halte ich für falsch: Unterschiedliche Abhörlautstärken werden daheim bei der Wiedergabe über die Loudness-Taste korrigiert (und nicht etwa bei der Aufnahme!), gute Bandkompressionsemulationen sind mittlerweile am Markt verfügbar, und den Link zur Geschichte des Lautheitkrieges hatte ich ja schon geschickt.
ich bin da deiner Meinung, dennoch gibt es bislang keine Emulation, die das Übersprechen der Spuren emuliert, zumindest kenne ich keine.
Normalerweise ist das unerwünscht, aber es gibt durchaus besondere Fälle, wo man genau das haben möchte.
 
Sehr interessant ! Bin mal gespannt auf die audio Resultate.
Gemessen an den von mir selbst gebastelten Endlostapes würde ich im Moment sagen, typischer Kassettensound :) . Das Problem mit dem Gerät ist, dass man ja
A) Für Endlosaufnahme irgendwie die Löschköpfe trennen muss, was ich aktuell mit Alufolie mache
und
B) Man den jeweiligen Kanal mittels Schiebeschalter für die Aufnahme aktivieren muss. Über den Schalter läuft aber das Signal an sich, wodurch sich bei aktiver Aufnahme dann unvermeidbare und im Verhältnis zum Nutzsignal alles Andere als leise Knackser ergeben. Die Lösung mit den Potis scheint mir daher am praktikabelsten, gemessen an der Tatsache, dass sich zu dem Teil kein Schaltplan auftreiben lässt.
Hier ein kleiner Höreindruck vom Stereo Out. Mit Einzelausgängen und Effekten lässt sich da dann schon was machen.
Anhang anzeigen PortaTapeloopDemo.mp3
 
ich bin da deiner Meinung, dennoch gibt es bislang keine Emulation, die das Übersprechen der Spuren emuliert, zumindest kenne ich keine.
Normalerweise ist das unerwünscht, aber es gibt durchaus besondere Fälle, wo man genau das haben möchte.
mir war so als haett ich da mal was gelesen, und tatsaechlich, softube tape kann im zusammenspiel mit der console1 hardware tape bleed stufenlos regeln. und ich eine das es auch davor schonmal ne reine software loesung kam. eines dieser preamp/summing plugin formate das die plugins auf jeder spur in einem master plugin koordiniert manipulieren kann. slate? ich weiss es nicht mehr.
 
Nein, ich möchte verstehen, was Du mit diesen Deinen Zeilen gemeint hast:

Da steht erstens, dass das akustische Ergebnis einer Bandkompression mit digitaler Aufnahmetechnik (worunter man ja billigerweise heute eine DAW verstehen muss) nicht zu erzielen sei.

Zweitens steht da, dass der Einsatz der Bandkompression etwas mit den verschiedenen Abhörlautstärken bei Aufnahmen und Wiedergabe zu tun habe.

Und drittens steht da, dass uns eben dieser Einsatz der Bandkompression den Lautheitswahn beschert hätte.

Alle drei Punkte halte ich für falsch: Unterschiedliche Abhörlautstärken werden daheim bei der Wiedergabe über die Loudness-Taste korrigiert (und nicht etwa bei der Aufnahme!), gute Bandkompressionsemulationen sind mittlerweile am Markt verfügbar, und den Link zur Geschichte des Lautheitkrieges hatte ich ja schon geschickt.

Sollte ich Dich falsch verstanden haben, lass mich bitte wissen, was Du mit Deinen oben zitierten zwei Sätzen gemeint haben willst, anstatt mir irgendwelche Motive unterzuschieben.
Ich möchte so eigentlich nicht diskutieren. Denn das, was Du unterstellst, habe ich so nicht geschrieben - wie ja jeder nachlesen kann - Du hast ja dankenswerterweise noch einmal wörtlich zitiert, was ich geschrieben hatte. Und wenn ich jetzt kurz noch einmal erkläre, warum und wozu man bei Aufnahmen Kompression verwendet - obwohl jeder von uns weiß, mit welchem Zweck das geschieht (sorry, wenn Dir wieder missfällt, dass ich Dich hier sprachlich innerhalb einer Gruppe vereinnahme) - dann ergeben sich wieder Vereinfachungen und Generalisierungen und somit Angriffspunkte, allein schon weil für verschiedene Musikstile - insbesondere Pop im Vergleich zu Klassik - die Arbeitsweisen auch sehr unterschiedlich sind. Also nur ganz kurz:

1. Ja, der Effekt von Bandkompression und -sättigung ist digital nicht 1:1 nachzubilden, weil bei digitalen Formaten 0 dB eine feste Grenze für den Dynamikumfang bildet, während der Dynamikumfang eines analogen Tonträgers nach oben hin offen ist. Der Effekt lässt sich heute recht gut emulieren, ist aber seiner Natur nach nicht identisch, weil das digitale Aufnahmemedium prinzipiell nicht die Eigenschaften des analogen Aufnahmemediums besitzt. Das kann man sich schönreden, aber nicht wegdiskutieren. (Dennoch besitzt ein digitales Aufnahmemedium einen weit größeren Dynamikbereich für eine unverfälschte und saubere Wiedergabe ohne Rauschen einerseits und Verzerrungen andererseits - das steht aber auf einem anderen Blatt.)

2. Der Einsatz von Kompression generell (nicht speziell Bandkompression) hat etwas mit den unterschiedlichen Lautstärken bei Aufnahme und Wiedergabe zu tun. Nehmen wir als Beispiel ein akustisches Schlagzeug. Der Schlagzeuger erzeugt beim Spielen Töne irgendwo zwischen ca. 20 und ca. 120 dB - ein Dynamikumfang von 100 dB ist hier durchaus realistisch. Nehme ich das unkomprimiert auf, so höre ich auf der Aufnahme bei Zimmerlautstärke nur noch die lautesten Elemente des Klanges. Also wird bei der Aufnahme heftig komprimiert, um das Schlagzeug auch bei niedriger Lautstärke druckvoll und "laut" klingen zu lassen und damit man Nuancen wie Ghost-Notes überhaupt wahrnimmt. Das gilt für die Einzelspuren ebenso wie für die Summe. Mit der Bandkompression hat das nur insofern zu tun, als dass sie eine besonders nützliche und gut klingende Art der Komprimierung darstellt, wenn man sie zur Verfügung hat.

3. Der dritte Punkt ist genau das Gegenteil von dem, was Du unterstellst. Seit wir nicht mehr mit analogen Tonträgern arbeiten, hat der Lautheitswahn eingesetzt. Das wiederum hat mit dem oben genannten technischen Prinzip des digitalen Tonträgers zu tun. Ich kann über die 0 dB nicht hinausgehen, also muss ich, wenn ich alles laut haben will, alles und jedes so nah wie möglich an diese 0 dB Grenze heran komprimieren. Je mehr, desto "besser". Das führt heute oft zu Aufnahmen, die den theoretischen Vorteil von akkuraten 96 dB Dynamikumfang einer CD komplett ungenutzt lassen, weil sich alles zwischen -12 und 0 dB abspielt.
 
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Ich möchte so eigentlich nicht diskutieren. Denn das, was Du unterstellst, habe ich so nicht geschrieben…
Ich möchte auch nicht so diskutieren, dass mir Nachfragen zur Klärung von Missverständnissen als "Unterstellungen" und "Widerspruch als Selbstzweck" ausgelegt werden: Ich habe Ausdrücke wie "Liest man Deine Zeilen, könnte man glauben, …", "ich möchte verstehen" und das Wort "Bitte" gebraucht, und ich weiß nicht, welcher weiteren Belege für die Lauterheit meine Nachfragen es noch bedurft hätte.
 
Oh ihr Götter, wie ich meine Zeilen von gestern schon heute wieder bereue ;-)
Womöglich reden meine lieben Kollegen Horn und Serge etwas aneinander vorbei.
 
Ich möchte auch nicht so diskutieren, dass mir Nachfragen zur Klärung von Missverständnissen als "Unterstellungen" und "Widerspruch als Selbstzweck" ausgelegt werden: Ich habe Ausdrücke wie "Liest man Deine Zeilen, könnte man glauben, …", "ich möchte verstehen" und das Wort "Bitte" gebraucht, und ich weiß nicht, welcher weiteren Belege für die Lauterheit meine Nachfragen es noch bedurft hätte.
Ich habe Deine Beiträge jetzt noch einmal gelesen. Das Wort "bitte" steht da in der Tat. Da stehen aber auch abwertende Begriffe wie "Regentänze". "Verbrüderungsrhetorik", Sätze wie "Da steht erstens ..." auf die dann etwas folgt, was eindeutig nicht "da steht" usw. Außerdem schätze ich Dich als kompetenten Gesprächspartner ein, der genau versteht, was ich sagen will, sich aber bewusst Formulierungen herausgreift, die verkürzt und unpräzise sind, um sie dann zu verdrehen und das, was angeblich gesagt wurde, zu widerlegen. Du bist meiner Einschätzung nach zu intelligent, um Dich jetzt hier naiv zu stellen und zu behaupten, Deine Absichten seien rein konstruktiv gewesen. Natürlich kannst du mir das jetzt wieder als Unterstellung auslegen, aber ich nehme Dir einfach nicht ab, begriffsstutzig zu sein - und das meine ich durchaus anerkennend ;-) ...

Analoge und digitale Aufnahmetechnik haben jeweils Vor- und Nachteile. In diesem Thread sollte es eigentlich um analoge Tonbandgeräte gehen. Ich finde es legitim, in dem Zusammenhang auf die Vorteile der heute verwendeten digitalen Aufnahmegeräte zu verweisen, aber unangebracht, die Vorzüge der alten Technologie da schlecht zu reden, wo es sachlich gar nicht stimmt.
 
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@Horn & @serge Männer, kommt mal wieder runter... beide seid Ihr auf einem hohen Niveau gestartet und nun reitet Ihr euch über rhetorische Korinthenkackerei wieder runter ins untere Drittel. Schade!
 
In diesem Thread sollte es eigentlich um analoge Tonbandgeräte gehen. Ich finde es legitim, in dem Zusammenhang auf die Vorteile der heute verwendeten digitalen Aufnahmegeräte zu verweisen, aber unangebracht, die Vorzüge der alten Technologie da schlecht zu reden, wo es sachlich gar nicht stimmt.
Ich kann mich nicht erinnern, die "Vorzüge alter Technologie unsachlich schlecht geredet" zu haben. Bandkompression existiert, klingt in Grenzen gut und lässt sich heutzutage ebenso hinreichend gut emulieren wie analoge Synthesizer.

Aber (zum Ersten):

Ich fand es nicht toll, in gebührendem Abstand die Entmagnetisierungsdrossel einschalten zu müssen, um mich dann langsam den Tonköpfen zu nähern, langsam über diesen zu kreisen, und mich ebenso schneckengleich wieder von diesen zu entfernen, bevor ich diese Kackdrossel wieder ausschalten durfte.

Mit Tesafilm popelte ich die Reste eines auf die Schallplatte aufgetragenen und sich über Nacht verfestigenden Reinigungsschleims aus den Rillen meiner LPs, damit sie porentief rein seien, bevor ich mir davon Tonbandkopien zog.

Von den Unmengen von mit Isopropylalkohol getränkten Wattestäbchen zur Reinigung von Tonköpfen, der Pflege irgendwelcher Wellen, und dem Austausch von Rollen und Riemen mal ganz abgesehen.

Wer erinnerst sich nicht an das Bangen, ob denn nun der Azimuth bestmöglichst eingestellt ist (ach, ein Nakamichi Dragon, der hätte einen von solcherlei Qualen erlöst!), und davon, ob das Deck auf die "richtige" Bandsorte eingemessen worden ist, wollen wir gar nicht erst anfangen. Überhaupt die Bandsorte: BASF oder TDK, oder doch besser Maxell – und ist das neue Metallband nun wirklich sein Geld wert?

Und wehe dem, dessen Tape Deck keine Hinterbandkontrolle hatte, der musste nach Sicht pegeln und möglicherweise mit einem unerwünschten Maß an Bandkompression leben.

Sprachen wir schon über Rauschunterdrückungssysteme und deren sich teilweise hörbar unterscheidenden Implementationen in Geräten verschiedener Hersteller? Die langen Gesichter, wenn Du eine mit Dolby C oder gar DBX aufgenommene Cassette bei einem Freund ohne gleichartiges Rauschunterdrückungssystem wiedergeben wolltest?

Und während meiner aktiven Vinylzeit habe ich mindestens ebenso viele beschissen gemasterte LPs gehört wie später missratene CD-Versionen exzellenter LPs.

Ja, die Freuden analogen Bandschnitts an Telefunken-Tonbandmaschinen habe ich auch noch erleben dürfen, und ich habe gesehen, wie virtuos Volker Müller (Ruhe sanft!) im ehemaligen Studio für Elektronische Musik Bandschleifen herstellte und damit Rhythmen und Shepard-Töne herstellte. Aber möchte ich dahin zurück? Nein!

Aber (zum Zweiten):

All das habe ich in dieser Ausführlichkeit in diesem Thread eben nicht schreiben wollen, sondern schlicht augenzwinkernd unter dem – offenbar nur für mich – komischen Wort "Regentänze" zusammengefasst, was Du mir offenbar krumm zu nehmen scheinst. Mea culpa, offenbar.

1. Ja, der Effekt von Bandkompression und -sättigung ist digital nicht 1:1 nachzubilden, weil bei digitalen Formaten 0 dB eine feste Grenze für den Dynamikumfang bildet, während der Dynamikumfang eines analogen Tonträgers nach oben hin offen ist.
Trotz aller Geisteskraft, die ich zu dieser späten Stunde noch aufzubringen vermag, weiß ich nicht, was Du damit meinst, wenn Du sagst, dass der "Dynamikumfang eines analogen Tonträgers nach oben hin offen ist". Ehrlich und wahrhaftig, bei den Gräbern meiner Großmütter und auf die Gefahr hin, dass die mir angedichtete Intelligenz sogleich wieder entzogen werden wird: Ich weiß es wirklich nicht! Denn auch der Dynamikumfang eines analogen Tonträgers hat eine obere Grenze, oberhalb der die Verzerrungen in einem nicht mehr erträglichen Maße zunehmen und die Aufnahme unbrauchbar wird.

Der Effekt lässt sich heute recht gut emulieren, ist aber seiner Natur nach nicht identisch, weil das digitale Aufnahmemedium prinzipiell nicht die Eigenschaften des analogen Aufnahmemediums besitzt.
Aber wen kümmern diese unterschiedlichen Eigenschaften, wenn das digitale Emulation so klingt wie das analoge Original?

Warte: Kann es sein, dass dieser Teil der Diskussion ähnlich zielführend ist wie die Frage, ob ein virtuell-analoger Synthesizer so klingen kann wie ein real-analoger – dass es also 'ne Glaubensfrage ist?

Seit wir nicht mehr mit analogen Tonträgern arbeiten, hat der Lautheitswahn eingesetzt.
Das stimmt in dieser Verallgemeinerung nicht: In dem bereits vor mehreren Posts verlinkten Artikel ist nachzulesen, dass die Anfänge des Lautheitswahns sich bis in die 40er Jahre zurückverfolgen lassen. Im Radio hat der Lautheitswahn bereits in den 70ern eingesetzt, noch vor Einführung digitaler Tonträger.

Jedenfalls habe ich das Ganze jetzt mal zum Anlass genommen, um zu überprüfen, ob meine gute alte Tascam 32 wirklich noch so funktioniert, wie ich es seit dem letzten Gebrauch in Erinnerung hatte. Tut sie.
Herzlichen Glückwunsch, das ist ein schönes Objekt mit beeindruckender Technik.
 

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