Die Sache mit dem Sweetspot hat aber auch zwei Seiten, wenigstens fuer mich, und wir können hier gleich mit einem Sweetspot Monster anfangen, den Jupiter-8. Was auch immer man mit dem anstellt, der klingt gut und sauber. CrossModulation klang auch "schön" oder sollte man sagen harmlos?? Der Jupiter-6 hingegen klang nicht nur unterschiedlich zu seinem grossen Bruder, er konnte auch "schlecht" klingen, mal krumm, mal buzzy, mal disharmonisch und mal "scharf". Einfach Sachen produzieren, die nicht unter "schön" fallen. Ich glaube der schöne Klang ist der Sweetspot eines Synthesizers.
Als ich beide bei mir zu Hause hatte, musste ich mir die Frage stellen nach dem warum und natürlich auch, warum mag ich den JP-6 lieber? Die Antwort findet man nicht nur in Detail, wie z.B. die Oszillatoren, die ein bisschen dunkler und damit mehr Slew-limitiert im 8er daher kamen sonder hauptsächlich darin, das die Modulationen beim 8er ziemlich klein ausgelegt waren, während der 6er immer ins Volle griff. Ein Beispiel ist die Env Amount aufs Filter, dass beim 8er bei weniger als der Hälfte des Cutoff Bereiches lag, oder die Frequenz Modulation fuer den Oszillator oder der Cross Modulation. Alles war weniger und im ganzen, wenn man wenig verwendet, dann ist das Endprodukt immer etwas geschmeidiger und fürs Ohr schöner klingend. Es gibt viele Synths die sehr wenig in der Modulationstiefe aufweisen, wie z.B. Kawai. Natürlich klingen alle diese Synths nicht gleich schön, das Filter oder die Oszillationen spielen eine Rolle, wie der Verstärker greift und die Charakteristik der Huellkurven. Aber, wie gesagt, Alles klingt schöne in kleiner Dose.
So, wenn wir jetzt über Sweetspot reden und dessen "Größe" dann kann das zweierlei heissen. Der Synth kann viel und doch klingt sein ganzes Spektrum ziemlich gut (NL2) oder der Synth kann wenig und er klingt über das ganze Spektrum gut (JP-8). Und dann gibt es noch die Synths die können nicht nur gut sondern auch böse und haben daher einen kleineren Sweetspot (JP-6, P12). Ich glaube sogar der P5 hat ist auch einer der Synths die nicht nur Sweetspot sind. Und dann gibt es noch die Synths, die keinen Sweetspot hatten, wie der Keytek CTS-3000!!
Und das Ende der Geschichte ist natürlich sehr subjektiv, aber der JP-8 wurde wieder verkauft und der JP-6 steht immer noch im Keller und wird sehr häufig benutzt. Ist so wie bei Rotkäppchen, die war ja auch vom bösen Wolf mehr begeistert als immer nur das zu tun, was Sie erzählt bekommen hat. Und im Nachhinein kann ich sagen, dass der JP-8, obwohl er toll klang und qualitativ sicher das Beste war, was man kaufen kann, mehr oder minder eine Presetschleuder fuer mich war. Alles was man machte klang gut und hatte immer die gleiche Qualität. Kaum Abwechslung, kaum etwas was man nicht als "schön Analog" bezeichnen kann. Ich war frustriert mit dem Gerät weil ja die ganze Welt nach dem schielte und ich mit dem nichts anfangen konnte (DAF wäre sicher auch nicht so berühmt geworden, hätten die den JP8 eingesetzt!!
). Nunja, ähnlich erging es mir mit dem MiniMoog und all was übrig geblieben ist, fuer mich, sind die Templates im Origin die ich kaum benutze.
So, Sweetspot hin oder her, wenn man daran arbeiten muss heisst das auch, dass der Synth andere Sachen kann. Wer jetzt aber nur schoene Analogsounds in seiner Musik einbauen möchte, der kauft sich mit dem P12 zuviel Stress. Wer jetzt gerne mal über die Stränge schlagen möchte und auch die Härte von Hybriden zu schätzen weiss, der findet im P12 seinen Partner fürs Leben.