Mich würde mal interessieren, mit welchen Tricks ihr eure Stimmen optimiert habt.
Weil ich jede Silbe als Instrument und jede Zeile als Beat deute, setze ich die Laute microtiming genau in der Zeitachse, während der Click läuft oder richte sie an den entsprechenden anderen Spuren aus – die dann richtig sitzen müssen. Auch wenn ich versuche alle Musiken an der Sprache auszurichten, muss ich trotzdem einzelne Sprachimpulse verschieben oder betonen. Weil ich nicht alles sprechen kann, was ich hören möchte (schon gar nicht in einem oder zwei Takes), mache ich Fitzelarbeit. Wobei es auch Texte gibt, die kann ich fast 1:1 stehen lassen, wie ich sie eingesprochen habe. Bei "Reste von gestern" war das nicht der Fall, weil ich mit Prosa lesen keine Erfahrung habe. Da musste ich sehr viel schnibbeln.
Um meine Klangvorstellung zu erreichen, zerschneide ich Sätze oder Worte und schiebe Silben so, dass sie mit Drums und Attacks der anderen Instrumente einrasten – wie einen Beat, der groovt: Das ist die Qualität, die ich hören möchte. Ob andere das auch hören oder nicht ist mir am Ende wurscht – ich bilde mir ein, dass man es spürt und ich selber höre es ja. Natürlich achte ich darauf, das es nicht zerschnitten klingt, sondern homogen. Ich hoffe, das gelingt mir.
Wenn man die Cuts trotzdem hört, ziehe sie mit der Flex-Machine ein wenig länger oder kürzer. Bei Änderungen bis zu einem 16tel hört man das nicht in dem Sprechtempo, das ich meistens habe. Manchmal, wenn die Modulation daneben ist und Flex Pitch die Tonhöhe der Vokale erkennt, schiebe ich den Pitch von einzelnen Silben in eine passendere Lage.
Ich tausche auch einzelne Silben aus, die schlecht gesprochen sind. Betonungen, die ich nicht gesprochen habe, setze ich mit Volume Automation. Dabei habe ich eine Arbeitsspur (Sprache 2) und eine Best of Spur (Voc). Die Volume Peaks nach unten sind Knackser, die nach oben sind zu leise Silben.
Der ganze Wahnsinn hat nichts mit Flöhehusten-Hören oder Autismus zu tun, sondern mit meinem Schönheitsempfinden und dem Konzept, das ich verfolge: Sprechrhythmen nicht nach Rap, Reimschemata oder Versfüßen klingen zu lassen sondern mit anderen Klängen und Beats homogen verschmelzen zu lassen.