Jetzt komme ich auch mal zu meinem Make Off.
Ich habe ewig mit dem Text rumgemacht. Und ich habe ewig mit dem Sound rumgemacht.
Ich fange mal mit dem Text an. Erstmal ist der Text sehr persönlich, da er im Grunde meine tiefsten Gedanken auf einer abstrakten Ebene abbildet. Und es hat mir extrem viel Spaß gemacht das zu erarbeiten. Ich habe einen Blick ins Innere gemacht und gleichzeitig den Blick ins Innere zum Thema meines Textes gemacht. Es geht um Sinnsuche, Existenz, Selbstbestimmung und um das Aufbegehren. Tatsächlich bin ich einer dieser etwas naiven Romantiker, die sich eine bessere Welt für den Einzelnen vorstellen können. Eine Welt, in der der Mensch vielleicht nicht ganz so viel leiden muss. Dazu aber muss er erst mal selbst erkennen, wer er erst. Mein Denken folgt im Grund dem Existentialismus von Sartre oder Camus: "Der zentrale Gedanke (des Existentialismus) ist, dass der Mensch sich selbst durch seine Entscheidungen und Handlungen definieren muss, da es keine vorgegebene menschliche Natur gibt, die menschliches Leben bestimmt." =>
Wikipedia (am Rande interessiere ich mich auch ein wenig für Philosophie). Aber ich bin auch Realist und Logiker und behaupte, dass der Mensch leiden will. Was im Grunde ja tragisch ist, da prinzipiell alle Voraussetzungen vorhanden sind um das zu ändern.
Und so gliedert sich mein Text in drei Abschnitte:
- Sinnsuche: Objektiv betrachtet hat die bloße (menschliche) Existenz keinen tieferen "Sinn". Betrachtet man das ausschließlich biologisch, ist es einfach. Es geht ja um Reproduktion und Anpassung um als Spezies überleben zu können. Und das ist es auch, was uns hauptsächlich leitet. Nach wie vor. Wir unterscheiden uns also nicht vom Affen oder von der Ameise. Ausnahme ist unsere Fähigkeit zur Reflexion mittels unserer Intelligenz. Die Reflexion beschränkt sich aber auf Fragen nach dem Warum und Wieso. Seit dem Anbeginn der Menschheit ist das so.
- Die Resonanz der Leere: Mangels der Fähigkeit Antworten in sich selbst zu finden sucht man sich diese an anderer Stelle. In einer Religion, in einem "starken" Führer, im Konsum.
- Das Aufbegehren, die Suche: das ist natürlich ein Prozess mit Höhen und Tiefen, einem ungewissem weil niemals endendem Ende. Eher ein Weg, an dessen Ende aber kein wirkliches Ziel ist. Ich hoffe, dass ich das halbwegs optimistisch rüber gebracht habe.
Im Grunde ein Thema, das vielen Beiträgen gemein, aber sehr unterschiedlich umgesetzt ist.
Was die musikalische Umsetzung angeht: das habe ich ganz viele Konzepte ausprobiert und verworfen. Am Schluss habe ich mich dazu entschieden, meiner Stimme den Vorrang zu geben und meine Stimme mit Klavier-Akkorden interagieren zu lassen. Was eine ziemliche Herausforderung für mich war. Das einzige zusätzliche, atmosphärische Element habe ich mit der Microphonic Soundbox von Leaf Audio und einem Geigenbogen erzeugt. Ich hatte mir sogar extra für die Challenge einen Roland SPD-SX Pro gekauft. Den wollte ich sowieso haben, allerdings erst irgendwann mal. Er hat es dann aber nicht in den Track geschafft.
An dem kurzen 2. Teil "Resonanz der Leere" war dann noch die Stimme meiner Freundin beteiligt. Sie hat ein paar zufällig ausgewählte Produkttexte eingesprochen. Dazu kommen noch ein paar Samples:
Erst wollte ich einen Teil aus Hitlers Rede nehmen. Aber das war mir dann doch zu krass. Das ist relativ klar im Stereofeld platziert. Wenn man hinhört, kann man die einzelnen Samples ganz gut verstehen. Dadurch, dass es eher dezent integriert ist, spielt es im Grunde auch die Rolle eines Klangteppichs.
Sowieso ist das unter dem Einfluss des Attentats hier in Aschaffenburg vor ein paar Tagen passiert. Ich will das hier nicht weiter thematisieren. Es soll nur aufzeigen was passieren kann, wenn man sich seine Antworten woanders sucht als bei sich selbst.
An Effekten habe ich lediglich ein Reverb benutzt um den drei Bestandteilen des Tracks einen Raum zu geben. Das Klavier ist ein
Open-Source VST Instrument (Orchestools). Aufgrund eines Wechsels von Windows auf Linux war mein altes Klavier nicht mehr nutzbar. Mit dem Klang bin ich gar nicht zufrieden, allerdings war da auf die Schnelle nichts anderes verfügbar. Statt des Rolands hätte ich mir vielleicht ein neues Klavier gönnen sollen.
So, das ist die Story hinter meinem Beitrag.