Hast du meinen Text komplett gelesen?
Warum beziehst du du dich ausschliesslich auf einen Nebensatz am Anfang meines Postings
Weil ich am Rest deines Postings nichts weiter auszusetzen hatte. Wobei "auszusetzen" eigentlich auch schon fast zu viel gesagt ist, und es mir auch gar nicht um dein Posting oder deine generelle Position geht. Der Punkt ist vielmehr: Was ich von dir zitiert habe (sinngemäß war das ja: "eigentlich wissen wir gar nicht so genau, wie es mit einem Forum wie unserm hier weitergeht"), steht in meiner Wahrnehmung symbolisch für ein ganz wesentliches Problem der gesamten Protestbewegung, die sich in den letzten Monaten, meines Wissens nach initiiert durch Google/YT, gebildet hat.
Dies Problem würde ich in etwa folgendermaßen zusammenfassen:
Man agiert (1) extrem leidenschaftlich, emotional, wütend, in Teilen geradezu
militant, mit Mitteln, die längst jenseits jedes zivilisierten Diskurses liegen, den man sich für ein "freies Internet" doch eigentlich wünscht; ist aber (2) auf Nachfrage kaum in der Lage, die juristischen Einzelheiten des skandalisierten Vorhabens zu erläutern (im Sinne von: "
warum eigentlich wird, wenn Google, Facebook & Co. ihre Drohung wahrmachen und Uploadfilter einrichten, das Internet sterben?"); strotzt aber dafür (3) umso mehr von Selbstüberzeugung und moralisch-netzpolitischer Überlegenheit.
Es scheint, als sei es dieser Allianz gelungen, die Debatte so "framen" (blödes Modewort, aber hier passts), dass es nur noch zwei mögliche Standpunkte gibt: entweder du bist mit Springer-Voss-CDU, oder du bist einer von uns Rettern des freien Internets. Selbst ein Sascha Lobo findet sich jetzt plötzlich nicht mehr auf der Seite gegen, sondern
mit Google wieder.
Differenzierte Stimmen dazwischen sind selten oder gehen im Geschrei unter. Für mich persönlich ist das extrem schwierig, weil Solidarisieren mit ersterem Lager kommt sowieso nicht in Frage, aber mit letzterem gehts eben auch nicht; da bin ich ganz altmodischer Linksradikalinski, der von den "LeFloids" dieser Welt nichts weiß oder wissen will, und weiterhin stur der Meinung bleibt, dass Google ein Paradebeispiel neoliberaler Verwertungslogik im digitalen Kapitalismus ist, und damit (anders als das eigene Motto mal behauptete) eben doch "evil". Nutzerdaten und Werbegelder sind alles -- Wertschätzung für diejenigen, die die Wissens- und Kulturgüter, mit denen diese Gelder generiert werden, überhaupt erst erzeugen ("Content Provider"), kannste hingegen knicken.