Ich moechte noch ein paar ergänzenden Worte zu meinen ersten Eindrücken zum Besten geben. Erstmal habe ich mich vertan, was die Leiste ueber den Tasten betrifft, die mit der Touch Bar, die ist aus Holz. Mein Ersatzinstrument ist nämlich nicht perfekt, wie das Original war und ich sehe, dass es aus Holz gemacht ist, kein Plastik.
Noch etwas mehr zu meinen Eindruecken. Der Klang ist schoen und sweetspottig. Da kann man nicht viel dran meckern. Ja, die Oszillatoren erreichen nicht diesen Buzz eines CEM aber die Komponenten arbeiten sehr schoen zusammen. Der Sound ist nicht so einfach mit etwas anderem Vergleichbar, wenigstens nichts, was ich in meinem Studio oder Schrank habe. Klingt nicht sehr nach Roland aber auch nicht nach OB oder Sequential. Hat halt sein eigenes Ding. Ich habe auch einen MiniBrute aber davon ist der Sound irgendwie auch entfernt von. Der PolyBrute kann sehr schöne und weiche Klaenge, was man von dem Namen nicht so sehr erwarten sollte. Fuer die mehr deftigeren Varianten muss man schon mal mehr im Mixer durchgehen lassen oder auch die Filter in Overdrive fahren lassen. Er hat auch CrossModulation, Waveform Folder (Metalizer) und Filter FM. Also, wenn Krach gewünscht ist, dann geht das auch, was ich immer wieder hoechstinteressant an einen Analogen finde. Wer aber gerne die einfachen analogen Klaenge mag, der ist hier auch sehr gut bedient. Ich habe nicht viel mit den perVoice Tuning gemacht, es hoert sich schon von Anfang her homogen an. Fuer mich hoeren sich die Oszillatoren auch homogener an, als beim OB-6.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist der PolyBrute aber. Er ist halt etwas anders von der Useroberflaeche her. Alleine schon die Matrix ist relativ unique, mal vom MatrixBrute abgesehen. Auch die Anordnung in der Oszillorensektion ist anders, als man es kennt, angefangen von den mischbaren Wellenformen bis hin zu den Drehreglern fuer Sync. Man trifft dort nicht viele Taster an, die sind dann durch das Menu abgedeckt. Erinnert einen ein bisschen an den PPG, der auch die Schalter digital implementiert hat. Der Mixer sieht so einfach aus, hat es aber in sich, da dort das Routing der einzelnen Oszillatoren zu den Filtern integriert ist. Fest verdrahtet, wie es halt bei einem analogen Synth sein muss, sind die FM Verbindungen, Osc 2>1, Osc 2>SPF und Noise>LF. Ich hatte es oben schonmal angesprochen, dass ich es mir gewünscht haette, waere auch ein Filter FM zu dem Ladder Filter vorhanden. Ich kann aber nachvollziehen, dass diese Verbindung lieber dem Mulitmode Filter gegoennt wurde, was sicher zu einer Größeren Soundpalette beitraegt, aber ich mag das Ladder Filter so gerne, dass ich mir gewünscht haette, dass sie sich das Noise auf Filter verkniffen hätten. Ja, es erinnert ein bisschen an MiniMoog, aber auch Filter FM ist dort implementiert. Nichtsdestotrotz, man kann mit leben, zumal der SP Filter auch seine Reize hat.
Auch die Huellkurven sind ein bisschen gewoehnungbeduertig. Bei der Release Time ist der Übergang von knackig auf lang relativ kurz gehalten. Genial finde ich aber, dass man die Velocity der Huellkurve fuer Filter und VCA auch auf die Zeiten legen kann (aehnlich wie bei KeyFollow bei den Jupitern oder JXs. Hier gibt es im Menü die organischen Fassung davon, die sehr natuerlich rueberkommt und die ich fast immer auswähle. Ja, am Anfang dachte ich immer, warum macht man es anders als all die anderen, bis man dahinter kommt, dass doch alles sehr durchdacht ist. Auch das am Anfang kritisierte Tuning ist kein grosses Ding, da man hier einfach den Osc1 verstimmt und den zweiten fuer die Feinstimmung benutzt. Aber im erstem Moment steht man erstmal da und wundert sich. So erging es wenigstens mir.
Ich sollte noch anführen, dass die LFOs auch sehr flexible sind, mono oder re-trigger. Kein Trigger. Oder was man auch immer wünscht sind hier untergebracht. Der Synth hoert sich super vintage an, wenn die LFOs auf die Oscillatoren einwirken. Das kann man nicht in Worte fassen, zumal LFO2 die Delay Funktion hat, die ich bei so manchen Synths anderer Hersteller vermisse (auch wenn man ueber die Mod Matrix eine Huellkurve drauflegen kann, ist das Ergebnis halt anders als hier). Überhaupt kann der PolyBrute Vintage sehr gut. Naja, wenn man die Effekte drunterlegt, dann wirkt es wieder modern, aber der homogene Grundsound, der tolle Ladder Filter und die ganzen Modifier lassen einen Jahre zurueckgehen. Der LP hat eine Tiefe, die der SP Filter nicht so hat. Aber es ist auch die Kombination mit den Oszillationen, finde ich.
Naja, es laesst sich vieles Gutes sagen, über den Sound und auch die Flexibilität des Synths. Es braucht aber eine gewisse Einarbeitungszeit, da, wie gesagt, vieles relativ unkonventionell gehalten ist. Ich werde am Wochenende mal wieder eine Ladung an Demosounds faufstellen. Man kommt nicht mit dem Sounddesign so schnell voran, da man immer mit dem Ding am spielen ist. So viel Spass, einfach drauflos zu jammen.
Ein sehr subjektiver Eindruck ist, dass der PolyBrute sich irgendwie anfühlt, wie einer meiner älteren Polyphonen. Man kann das nicht in Worte fassen, aber es passt einfach, der LFO eiert schön und obwohl er eine Mod Matrix hat und ein Display, wenn man ihn spielt, dann vergisst man das und ist einfach glücklich mit dem Klang, den Spielhilfen und dem Keyboard, natürlich. Besonders der Sound ist dicht und der Ladder Filter ist erste Sahne (normalerweise mag ich den SMM2044 sehr gerne, aber dieser hier topped den Chip). Die Oszillatoren passen zu den Filtern auch sehr gerne, aber ich habe jetzt keinen Vergleich zu meinen anderen Synths gemacht. Ich glaube, dass die Oscillatoren nicht auf der Wellenlänge der CEM chips sind. Aber das muss man sich mal genauer angucken. Es ist so aehnlich wie beim SEM, die Kompenten passen einfach sehr schoen zusammen.
Auch wichtig fuer mich ist, dass ein Synth was kann. Ich hatte einen Jupiter-8 im Studio and habe damit sehr wenig gemacht. Ja, toll sah er aus, qualitativ super und schwer. Aber am Ende hat mich der Jupiter-6 einfach mehr begeistert. Er kann wesentlich mehr, klingt auch aggressiver. Ich glaube der PB ist nicht von Grund auf so aggressiv, er ist eher sanftmütig. Man kann aber durchaus mit den Metalizer (Waveform folder), der Crossmodulation und der Filter FM einiges an agressivitaet rausholen. Aber der PolyBrute hat einen sehr grossen Sweetspot, obwohl der so komplex aufgebaut ist. Praktisch ein Jupiter-8 mit Eiern.
Aber ich muss dazu sagen, dass der PB kein Roland Synth ist. Er klingt anders. Ich kann hier gar keine Vergleiche anstellen, da die meisten Synths ja Roland oder OB/Sequential waren. Ja, der ARP oder Chroma Polaris, der aber auch auf CEM basiert. Die SSM basierenden Synths waren meist in der Gruppe der Billigheimer anzutreffen, vom dem Voyager mal abgesehen. Also, er PB hat seinen eigenen Klang. Ich glaube Arturia hat da einen guten Job gemacht und die Funktionen sind so gewählt, dass man ein grosses Klangspektrum erreicht ohne gleich weit aus dem Sweetspot zu fallen.