Musik 37 Dollar für 1 Mio Streams !

Nur Musik ist hier gefragt, pur! (nicht die komische Band, sondern…)
Ich habe mich gerade etwas in die GEMA eingelesen. Die kommerziell erfolgreichsten Künstler - weniger als 6% der Mitglieder - herrschen dort quasi alleine und kassieren 2/3 der Einnahmen, alle anderen haben weder passives noch aktives Wahlrecht. Klingt jetzt erstmal nicht gerade sonderlich einladend.

Ich bin seid mehr als 40 Jahren Gema-Mitglied und bin immer "angeschlossenes Mitglied" geblieben. Habe dadurch keine Ansprüche bei Krediten oder im Renten-Fond, muss dafür aber auch diese Beiträge nicht mitbezahlen. Mein Stimmrecht nehme ich auf der jährlichen Vollversammlung ab und zu wahr, wenn es um wichtige Entscheidungen geht - es stimmt, das mag kein vollwertiges Stimmrecht sein, aber Mitspracherecht ist auf jeden Fall gegeben.

Die Gema-Mitgliedschaft lohnt sich, wenn:
a. es mechanische Rchte zu verteilen gibt: Bei jedem gepressten Träger (Vinyl, CD, DVD ect.) muss das mechanische Recht abgeführt werden. Das kann sich schon bei kleinen Auflagen lohnen, wenn es denn regelmässig ist.
b. das Aufführungsrecht: Immer wenn ich live spiele, egal ob solo, oder mit Band fülle ich einen Gema-Bogen aus, kann man auch mittlerweile online machen. Es stimmt, wenn jemand auf einer Party Deine Musik spielst, hast Du erst einmal nichts davon, aber wenn Du auf dieser Party auftrittst und eine Gema-meldung machst, dann schon. Je nach Anzahl der Auftritte kann da einiges zusammenkommen.

Wenn Du nur Cover-Versionen spielst oder veröffentlichst, macht die Gema wenig Sinn, aber bei eigenen Stücken muss man abwägen, ob die jährlichen Einnahmen die Mitgliedsgebühr abdecken, wenn ja, sollte man das machen.
Neuerdings können die Urheberrechte bei der Anmeldung frei in den Prozenten verteilt werden, früher war das 30:30:40 (Komponist,Tectdichter,Verlag), jetzt ist das frei aufteilbar, was Sinn macht, wenn ein Urheber vielleicht nur ein Sample beigesteuert hat.

Zu einer weiteren Frage im Thread: Kann eine Einzelperson oder Firma die Urheberrechte für alle anderen wahrnehmen?
Es gibt ein rechtliches Konstrukt, was dies ermöglicht, z.b. bei Verlagen.
Kann eine Gmbh in Form eines Verlages einen Wahrnehmungsvertrag eines Urhebers vorweisen, der ihm vollumfängliche Rechte bei der Vertretung gegenüber der Gema einräumt, so kann der Verlag seine Urheberrechte wahrnehmen.
Zitat: "Handelt es sich nicht um eine Einzelperson, so ist die Angabe der Rechtsform des Verlages erforderlich (z.B. Einzelfirma, OHG, KG, GmbH, AG). Der Berechtigungsvertrag muss in solchen Fällen durch die im Handelsregister eingetragenen Vertretungsberechtigten unter Hinzufügung des Firmenstempels unterschrieben werden. (Gema Berechtigungsvertrag §1)

Ich persönlich würde davon abraten, man verliert dadurch auch die Kontrolle, was die Gema-Abrechnung angeht, da man jeden Cent aufgelistet bekommt und so die Angaben der Label überprüfen kann (z.b. im Falle dass das Label nur die Hälfte der Alben abrechnet, für die die Gema die mechanischen Rechte ausschüttet)
 
@Grenzfrequenz
Zu glauben, einfach nur GEMA-Mitglied werden zu müssen und zu denken dass der Rubel rollt.. so einfach ist es natürlich nicht :D
(Und von der GVL hat hier komischerweise auch noch keiner gesprochen, aber gut, ist ein leicht anderes Thema und Paar Schue).

Auch lohnt sich für viele eine GEMA-Mitgliedschaft gar nicht, bzw. lohnt sich eine Mitgliedschaft für Musiker eigentlich nur dann, wenn ein konstantes Einkommen in konstanten Höhen zu Buche schlagen, denn letztlich heißt es dann auch ganz exklusiv, einmal GEMA- immer GEMA, was mitunter schon zu dramatischen Streitigkeiten hinsichtlich Verwertungs- und Aufführungsrechte, sowie instransparenter Ausschüttungen/Tantiemen (und insbesondere derer Zeiträume) geführt hat.

Zwar hat die GEMA hinsichtlich privater Veröffentlichungen non-kommerzieller Natur den Musikern die lange geforderten Freiheiten eingeräumt (und das war ja lange Zeit nicht so), dennoch können sich Statuten immer wieder ändern und alles was ohnehin in kommerzielle Absichten geht, hat die GEMA ihren Arm drauf... und der ist wie bei allen Verwertungsgesellschaften ziemlich lang und die Pranke die da am Ende baumelt, auch eine mächtig große.

Das muss natürlich jeder selbst abwägen, inwieweit eine GEMA-Mitgliedschaft Sinn macht.
Auch bedeutet eine Mitgliedschaft zur Wahrnehmung der Urheber- und Leistungsschutzrechte auch einen gewissen Aufwand an des Musikers selbst verwaltender Bürokratie, denn ein Urheberschutz usw. obliegt ja auch einer (im Fall der Fälle) Beweispflicht- und Werke daher entsprechend aufbereitet und gemeldet werden müssen.

Nun ja, alles ein ineiander mehr oder minder verzwicktes Thema, aber grundsätzlich ging es ja um deine Frage: Wie komme ich denn ins Radio/TV und mache da die Kohle ?

Dazu möchte ich die drei Kommentare zusammenfassend erläutern:
Um zumindest im TV/Radio gespielt werden zu können (auch bez. GEMA) ist ein LC (Labelcode, 4-stellig) von Nöten.
Label ist das eine, ein Vertrieb wieder das andere.
Wie von K.P. völlig richtig dargestellt, ist ein Labelcode (LC) notwendig, denn Broadcaster (sofern nicht anderweitig rechtlich lizenziert), veröffentlichen praktisch nichts ohne LC.
Einerseits natürlich aus rechtlichen Gründen, andererseits natürlich aus Abrechnungsgründen.

Da setzt sich ein Broadcaster natürlich nicht mit den Musikern privat auseinander und handelt Verträge aus und bittet um Kontonummern zwecks Überweisung.
Daher braucht es schon einmal einen Vertrieb als Labelcode-Inhaber und vor allem insbesondere als Partner, der dein Zeugs ja auch entsprechend anbieten und unterbringen kann.
Schließlich klopft man auch nicht privat bei einem Broadcaster an die Tür und meint, ein ganz tolles Stück zu haben, welches mal gespielt werden müsse.

Jetzt allerdings kommen wir zum interessanten Aspekt deiner Frage:
Eine GEMA Mitgliedschaft ist vermutlich auch obligatorisch.
Tatsächlich ist eine GEMA-Mitgliedschaft selbst nämlich gar nicht notwendig (wie in meinem Fall, haben aber trotzdem ein eigenes Label), wenn du z.B. bei einem Vertrieb (z.B. Online-Vertrieb) unterkommst, der etwaige nationale/internationale Broadcaster bemustert.
Hier kannst du auch als Nicht-GEMA Mitglied über den Vertrieb über den Äther gejagt werden und hast abhängig deines Vertrags noch einige Freiheiten, auch anderweitig kommerziell unterwegs zu bleiben, ohne dass dich eine Gesellschaft wie z.B. die GEMA etc. knebelt.

Das ist dann zwar mitunter die allseits verpönte "Musik aus der Dose" (und der schlechte Ruf steht oft nicht im Zusammenhang mit den ziemlich aufwändigen Produktionen die das Geld bringen) und ich kann dir nur aus meiner eigenen jahrelangen Praxis berichten, dass das ein mitunter verdammt lukratives Business sein kann- für mich jedenfalls ist es ein wirtschaftlich XXX-fach erfolgreicheres, als über Spotify&Co für ein paar Kröten erstmal abertausende Plays generieren zu müssen.
Anbei steht es dir so als freischaffender Künstler weiterhin frei, dein ganzes anderes Zeugs mit der dann "gehaltvoller und wertvolleren" Musik als z.B. Band/Künstler auch auf Portalen wie u.a. Bandcamp usw. selbst zu vermarkten oder auch Promo für deine "Dosenmusik" zu betreiben.

Manchmal entsteht auch aus und in der Werbung ein weltweiter Hit.
Gypsy&The Cat hat sich mit Sicherheit nicht über die Popularität durch z.B. Vodafone beschwert ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Sängern & Co-Writerin ist nach 1991 geboren, da bietet die GEMA aktuell einen Erlass der Beitrittsgebühr und 3 Jahre lang eine Reduzierung des Jahresbeitrags auf 30€ an. Da es wohl keine Live-Auftritte geben wird und die Wahrscheinlichkeit ins Radio zu kommen so oder so sehr gering ist, bezweifle ich gemäß meiner bisherigen Kenntnisse dennoch, dass sich eine Mitgliedschaft lohnen würde. Ich denke es wäre eine Hochrisiko-Investition mit Lotto-ähnlicher Gewinnchance.
 
Das meinte ich w.o. auch: Um gut platziert zu werden muss der Track um 3:00 Min. sein.


das ist mir dann hinterher auch gedämmert, dass du das vermutlich sogar selbst gemeint hattest. :)


mir ist nur wieder gerade erst vor einer woche in dem künstlerbrief zum DSM aufgefallen, dass dort aus unerfindlichen gründen formuliert wird:

"wir künstler sind mit plattformnutzungen vertraut, denn es ist unser tagesgeschäft"

und das irritierte mich dann doch. denn ich wusste gar nicht, dass komponisten und textdichter geschäftsleute sind, ich dachte immer künstler schöpfen werke.

das rätsel löste sich dann auf, wenn man mal schaut wer alles unterschrieben hat, denn das sind zu einem großen teil genau die selbstverleger von denen ich oben sprach, und selbst die geschäftsführung von indigo ist durch nikel dort vertreten.

ich finds ja gut! aber ein posten als CEO in einem vertrieb als künstlerische tätigkeit einzuordnen, das finde ich dann doch krass.
 
Bringt eine GEMA Mitgliedschaft denn etwas, sofern die Werke nicht im Radio gespielt oder auf Konzerten aufgeführt werden?

Wenn jemand ne Party veranstaltet und bei der GEMA anmeldet, dann zahlt der doch eine Pauschale und nicht explizit für die einzelnen Songs, oder?

oft, aber nicht immer.

Und YouTube wird jetzt sicher auch keine riesigen Tantiemen ausschütten, wenn ein durch die GEMA vertretenes Werk abgespielt wird

mit dem neuen system ist es tatsächlich möglich alles per titel zu erfassen und den rechteinhabern zuzuordnen.

das genau ist nämlich der witz an der sache mit dem monopol der gema: es funktioniert nicht für nichtmitglieder.

und bei solchen plattformen wie youtube ist eben die vertretung von rechteinhabern durch verwertungsgesellschaften keineswegs der normalfall.
 
Ich persönlich würde davon abraten, man verliert dadurch auch die Kontrolle, was die Gema-Abrechnung angeht, da man jeden Cent aufgelistet bekommt und so die Angaben der Label überprüfen kann (z.b. im Falle dass das Label nur die Hälfte der Alben abrechnet, für die die Gema die mechanischen Rechte ausschüttet)

das spart eine menge bürokratiekosten die tantiemen über den verlag laufen zu lassen. es macht aber zweifelsfrei nur dann sinn, wenn die beiden partner auch dauerhaft und exklusiv zusammenarbeiten wollen.
 
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Ich habe nun auch die ARTE Doku übers Streaming geschaut und finde sie erschreckend schlecht, gerade für eine ARTE Doku.

Dass der Betrag pro Stream an einer Stelle falsch übersetzt wurde, das wurde ja schon gesagt. Aber dann sagt die deutschsprachige Künstlerin, sie glaube sie bekäme 0,001 Cent pro Stream. Die Ansaga aus dem Off sagt, das seien 1% eines Cent. Beides ist falsch und dass das nichtmal deckungsgleich ist, hätte einem spätestens beim Cut durchaus auch auffallen können. Da diese falschen zu niedrigen Beträge gleich 3x vorkommen muss man wohl annehmen, dass die Autoren das auch wirklich geglaubt haben, 3x wird denen das ja wohl nicht einfach so durchgerutscht sein.

Einige Fakten werden korrekt genannt, aber durch tendenziöse dramaturgische Verdrehung von der Aussage her ins Gegenteil verkehrt. So wird zwar erwähnt, dass durch die Spotify-Idee eine stark rückläufige Branche wieder umsatzstark wurde, wobei die Leute nicht mehr bereit waren den Preis zu zahlen und es dann per Torrent beschafft haben, wodurch der Markt weggebrochen ist. Bei den Protestlern heißt es dann: "Wir fordern 1 Cent Pro Stream und das Spotify das Geschäftsmodell dahingehend ändert, dass diese Betrag dann beim Konsumenten abkassiert wird!" Im Endeffekt entspricht das im Resultat der Situation von vor dem Streaming-Zeitalter wo die Leute sich dann wieder illegal eindecken aber diese Verbindung wird nicht gezogen.

Es wird sehr lange erzählt, wie unfair Spotify doch sei und ich denk die ganze Zeit: Nun kommt endlich mal zum betreffenden Inhalt, auf den den ihr hinaus wollt. Da stellt sich heraus: Man möchte darauf hinaus, dass pro Stream abgerechnet wird und nicht der Monatsbeitrag eines einzelnen Hörers nicht auf die von ihm gehörten Streams aufgeteilt wird. Das ist tatsächlich so ziemlich der einzige Punkt, der für mich Substanz hat. Aber dass dies ein absolutes Novum in der Geschichte wäre, welcher erst durch die technische Natur des Streamingdienstes überhaupt ermöglicht wird, das wird nicht gesagt. Und beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile, das eines total fair und das andere total unfair wäre ist zumindest nicht so eindeutig, wie es dort behauptet wird. Es ist eine Diskussionsgrundlage, mehr nicht. Wobei ich keineswegs ausschließen möchte, dass die Argumente für eine solche Umstellung nicht vielleicht besser sind als gegen eine solche Umstellung. Vor dem Streaming Zeitalter wäre so ein Verteilungsschlüssel einfach nicht möglich gewesen.

Die Erzählung, wie unfair Spotify doch sei, beginnt ziemlich zu Beginn der Doku: "Stellen Sie sich vor, Sie kaufen eine Platte von ihrem Lieblingskünstler und das Geld geht an Drake. Das passiert beim Streaming Anbieter" oder so in der Art. Die haben anscheinend also noch nicht einmal den Unterschied verstanden zwischen einem Tonträgerkauf und dem Konsum von Musik per Radio oder Streaming. Das tut doch echt weh. Und dann muss man ungefähr die halbe Doku gucken bis die Auflösung kommt, dass die ernsthaft sagen, sie vergleichen jetzt den Kauf eines Tonträger nicht mit dem Erwerb einer mp3 sondern mit einem Play auf Spotify. Ja nee...

Dann sagen sie immer, dass keine Chancengleichheit herrscht und dann - Themenwechsel - kommt Lauv. Sie erwähnen, dass er ohne Major Deal auf 4-5 Milliarden Streams im Jahr kommt. Ohne Major Deal, einfach alles selbst gemacht. Ja eben habt ihr noch davon gefaselt, das Spotify die Chancengleichheit zerstört hat? War die Chancengleichheit denn besser, als ein gesenkter oder gehobener Daumen vom A&R Manager der Plattenfirma noch darüber entschieden hat, ob man die Chance bekommt, ein großes Publikum erreichen zu können? Ist es nicht auch ein Ausdruck von Chancengleichheit, wenn jemand "aus dem Nichts" einen Erfolg haben kann wie zuvor nur ein Major Artist? Der Lauv wird dann in die "Streaming ist böse" Argumentation eingebunden mit seinem Zitat, dass er extra einen Song gekürzt hat damit es besser ins Streaming-Format passt. Es wird so dargestellt, als sei das jetzt exklusiv eine schlimme Folge des Streaming Zeitalters. Ja nee. Zuvor gab es diesen Trend nicht. Niemand hat Radio-Versionen von Musikstücken auf 3:00-3:35 gekürzt, damit es ins Radio Format passte. Böses Streaming, wo die Künstler sich dem Format des Marktes unterwerfen um ihre Erfolgsaussichten zu erhöhen, während vorher auf NDR2 ungekürzt gespielt wurde, was immer die Musikschaffenden komponiert haben. NICHT
 
Was kritisierst du eigtl?

Wofür stehst du? Man könnte ja durchaus aus deinen Worten verstehen, dass Musiker gefälligst nicht jammern sollen und viel zu viel
pro Stream bekämen.

Ich verstehe nicht, wie man das Problem nicht als Problem erfassen und so dermaßen umdrehen kann.
 
Was kritisierst du eigtl?
Die mangelnde Qualität der Doku

Man könnte ja durchaus aus deinen Worten verstehen, dass Musiker gefälligst nicht jammern sollen und viel zu viel
pro Stream bekämen.
Dann hätte man allerdings ziemlich einen an der Waffel, oder? "Verstehen" ist in dem Sinne auch ein sehr dehnbarer Begriff. Aber klar, jeder kann jedem im Grunde beliebige Sachen unterstellen.
 
Ich habe nun auch die ARTE Doku übers Streaming geschaut und finde sie erschreckend schlecht, gerade für eine ARTE Doku.

Dass der Betrag pro Stream an einer Stelle falsch übersetzt wurde, das wurde ja schon gesagt. Aber dann sagt die deutschsprachige Künstlerin, sie glaube sie bekäme 0,001 Cent pro Stream. Die Ansaga aus dem Off sagt, das seien 1% eines Cent. Beides ist falsch und dass das nichtmal deckungsgleich ist, hätte einem spätestens beim Cut durchaus auch auffallen können. Da diese falschen zu niedrigen Beträge gleich 3x vorkommen muss man wohl annehmen, dass die Autoren das auch wirklich geglaubt haben, 3x wird denen das ja wohl nicht einfach so durchgerutscht sein.

Einige Fakten werden korrekt genannt, aber durch tendenziöse dramaturgische Verdrehung von der Aussage her ins Gegenteil verkehrt. So wird zwar erwähnt, dass durch die Spotify-Idee eine stark rückläufige Branche wieder umsatzstark wurde, wobei die Leute nicht mehr bereit waren den Preis zu zahlen und es dann per Torrent beschafft haben, wodurch der Markt weggebrochen ist. Bei den Protestlern heißt es dann: "Wir fordern 1 Cent Pro Stream und das Spotify das Geschäftsmodell dahingehend ändert, dass diese Betrag dann beim Konsumenten abkassiert wird!" Im Endeffekt entspricht das im Resultat der Situation von vor dem Streaming-Zeitalter wo die Leute sich dann wieder illegal eindecken aber diese Verbindung wird nicht gezogen.

Es wird sehr lange erzählt, wie unfair Spotify doch sei und ich denk die ganze Zeit: Nun kommt endlich mal zum betreffenden Inhalt, auf den den ihr hinaus wollt. Da stellt sich heraus: Man möchte darauf hinaus, dass pro Stream abgerechnet wird und nicht der Monatsbeitrag eines einzelnen Hörers nicht auf die von ihm gehörten Streams aufgeteilt wird. Das ist tatsächlich so ziemlich der einzige Punkt, der für mich Substanz hat. Aber dass dies ein absolutes Novum in der Geschichte wäre, welcher erst durch die technische Natur des Streamingdienstes überhaupt ermöglicht wird, das wird nicht gesagt. Und beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile, das eines total fair und das andere total unfair wäre ist zumindest nicht so eindeutig, wie es dort behauptet wird. Es ist eine Diskussionsgrundlage, mehr nicht. Wobei ich keineswegs ausschließen möchte, dass die Argumente für eine solche Umstellung nicht vielleicht besser sind als gegen eine solche Umstellung. Vor dem Streaming Zeitalter wäre so ein Verteilungsschlüssel einfach nicht möglich gewesen.

Die Erzählung, wie unfair Spotify doch sei, beginnt ziemlich zu Beginn der Doku: "Stellen Sie sich vor, Sie kaufen eine Platte von ihrem Lieblingskünstler und das Geld geht an Drake. Das passiert beim Streaming Anbieter" oder so in der Art. Die haben anscheinend also noch nicht einmal den Unterschied verstanden zwischen einem Tonträgerkauf und dem Konsum von Musik per Radio oder Streaming. Das tut doch echt weh. Und dann muss man ungefähr die halbe Doku gucken bis die Auflösung kommt, dass die ernsthaft sagen, sie vergleichen jetzt den Kauf eines Tonträger nicht mit dem Erwerb einer mp3 sondern mit einem Play auf Spotify. Ja nee...

Dann sagen sie immer, dass keine Chancengleichheit herrscht und dann - Themenwechsel - kommt Lauv. Sie erwähnen, dass er ohne Major Deal auf 4-5 Milliarden Streams im Jahr kommt. Ohne Major Deal, einfach alles selbst gemacht. Ja eben habt ihr noch davon gefaselt, das Spotify die Chancengleichheit zerstört hat? War die Chancengleichheit denn besser, als ein gesenkter oder gehobener Daumen vom A&R Manager der Plattenfirma noch darüber entschieden hat, ob man die Chance bekommt, ein großes Publikum erreichen zu können? Ist es nicht auch ein Ausdruck von Chancengleichheit, wenn jemand "aus dem Nichts" einen Erfolg haben kann wie zuvor nur ein Major Artist? Der Lauv wird dann in die "Streaming ist böse" Argumentation eingebunden mit seinem Zitat, dass er extra einen Song gekürzt hat damit es besser ins Streaming-Format passt. Es wird so dargestellt, als sei das jetzt exklusiv eine schlimme Folge des Streaming Zeitalters. Ja nee. Zuvor gab es diesen Trend nicht. Niemand hat Radio-Versionen von Musikstücken auf 3:00-3:35 gekürzt, damit es ins Radio Format passte. Böses Streaming, wo die Künstler sich dem Format des Marktes unterwerfen um ihre Erfolgsaussichten zu erhöhen, während vorher auf NDR2 ungekürzt gespielt wurde, was immer die Musikschaffenden komponiert haben. NICHT
Sprichst du der Doku ggf. auch ab, wie dort das Verteilungssystem innerhalb der Streaming-Plattformen erklärt wurde (interessant ist auch: wer darüber sprach) ?
Was ist "unrichtig" daran, dass - sofern man sich über Streaming-Plattformen einen finanziellen Erfolg erhofft (ich tue dies z.B. nicht) - seine Arbeitsweise, sein Style und die Art, wie Tracks aufgebaut werden (sollten) anpassen muss, um dort max.gut wegzukommen? Ja, in der Vergangenheit wurde dies auch ähnlich von diversen Bands umgesetzt um die Sachen gut verkaufen/platzieren zu können (deshalb gibt es viele Tracks von z.B. A-HA oder Depeche Mode, die von völlig anderen Menschen von A-Z produziert wurden, damit die Band möglichst gut in die Charts kommt).

Und bez. der dort genannten Zahlen: ja, es gibt Auszahlungen in Höhe von 1% des Cents (es gibt aber auch welche, die höher liegen). Ich kenne sowohl meine Abrechnungen als auch die vieler anderen Musiker und kann das bestätigen.
Hier geht's übrigens nicht darum herum zu jammern oder hinauszuschreien, dass Streaming böse ist. Es geht um Faktencheck, was der Produzent (der übrigens gleichzeitig Songwriter, Komponist und ausführender Musiker ist = also 100% Urheber) bes. über Streaming heute erhält. Es geht auch darum, wie das Verteilungssystem funktioniert und was man (hier im Forum) davon hält.
 
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Spricht du der Doku ggf. auch ab, wie dort das Verteilungssystem innerhalb der Streaming-Plattformen erklärt wurde (vor Allem wer darüber sprach) ?
Lies doch einfach einmal, was du zitiert hast, da steht ja schon die Antwort.

Und wer darüber sprach ist doch absolut wumpe oder ist des CEO von BMG eine gottgleiche Gestalt? Vor allem: Kämpft denn BMG für mehr Verteilungsgerechtigkeit bei Musikern? Vom Streamingdienst wird ja immerhin auf Basis der Streams ausgezahlt - bei der GEMA bekommt man hingegen etwas aus dem YouTube Einnahmen-Topf auf Basis seiner sonstigen Ausschüttungen und nicht auf der Basis der Streams ab und lediglich die wenigen Vollmitglieder haben überhaupt ein Mitspracherecht, daran etwas zu ändern. Da müsste Mr. CEO dann doch mal zuerst ansetzen, wenn er die Welt gerechter machen will, oder etwa nicht?
 
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Und wer darüber sprach ist doch absolut wumpe oder ist des CEO von BMG eine gottgleiche Gestalt?
Nein, aber wenn man das liest, was du w.o. schreibst, bekommt man den Eindruck, dass die ganze arte-Doku (aus deiner Sicht) völliger Blödsinn ist und komplett an der Realität vorbei.
 
Nein, aber wenn man das liest, was du w.o. schreibst, bekommt man den Eindruck, dass die ganze arte-Doku (aus deiner Sicht) völliger Blödsinn ist und komplett an der Realität vorbei.
Zu 95% ist sie das. Oder ist die Nutzung einer Streaming Flatrate etwa gleichzusetzen mit einem Tonträgerkauf? Sind 0,001 Cent 1% eines Cent? Würde das Eintreiben von 1 Cent pro Stream die Nutzer etwa nicht wieder weg vom legalen Konsum führen, so dass das Marktvolumen des Streamings und die damit verbundenen Ausschüttungsmöglichkeiten wieder weg brechen würden, so wie es einst der Fall war? Wenn ich 1x im Monat ein Musikstück höre, bekommt dann der Act anteilig den gesamten Anteil der von meinem Rundfunkbeitrag aufgewendeten Verwertungsgebühren? Herrschte mehr Chancengleichheit, als ohne Label praktisch kein Musiker ein Millionenpublikum erreichen konnte? Wurden die Lieder fürs Radio noch nicht eingekürzt? Hatten im Radio Zeitalter nicht bestimmte Musikrichtungen viel bessere Chancen am Markt als andere Musikrichtungen?

Substanz hat nur - wie bereits geschrieben - die Forderung, den bestehenden Kuchen anders aufzuteilen, wobei die geforderte Verteilung generell ein Novum in der Geschichte der Musikindustrie wäre. Und dass jemand jemanden kennt, wo Spotify nur 0,0001 € pro Unique Stream an den Vertrieb auszahlt könnte sich womöglich auch noch zu einer Wahrheit entwickeln, ist diese Behauptung denn irgendwie nachvollziehbar?
 
Wenn ich 1x im Monat ein Musikstück höre, bekommt dann der Act anteilig den gesamten Anteil der von meinem Rundfunkbeitrag aufgewendeten Verwertungsgebühren?
Ja, und zwar zusammengezählt von allen Leuten, die potentiell gleichzeitig mit Dir das Stück gehört haben.

würde das Eintreiben von 1 Cent pro Stream die Nutzer etwa nicht wieder weg vom legalen Konsum führen
Da stimme ich Dir zu. Letztlich ist es so, dass die Akzeptanz für den Preis von Musik immer sehr eng mit der Gegenleistung "Hardware" verbunden war.

Interessant wäre ja auch eigentlich die folgende Rechnung:
ein Mensch kann pro Tag nur 24 Stunden Musik hören. Das sind 86400 Sekunden am Tag oder 2592000 Sekunden pro Monat. Wenn ein Spotify-Account 10 Euro kostet, dann sind das 1000Cent dividiert durch 2592000 Sekunden = 0,00039 Cent pro Sekunden, oder bei einem 3 Minuten Song 0,069 Cent pro Song. Lassen wir Spotify noch 20% für Serverbetrieb, Personal, u.ä, dann sind wir bei 0,055 Cent pro Song. Mehr kann man aus 10 Euro nicht rausholen. Um wenigstens 1 cent pro Play zu bekommen, müsste ein Account 182 Euro(!!!) statt 10 Euro kosten.
 
Streitet Euch nicht, die Doku ist doch ein guter Grund sich über die Verteilung des offensichtlich zu verteilenden Kapitals zu unterhalten.
Die Musikindustrie ist in grossem Aufschwung, und sie haben fast wieder die Umsätze der 90er-Jahre erreicht, im letzten Jahr waren das 21.6Mrd €, wobei 80% des Marktes über die drei verliebenden big player Universal, Sony und Warner abgewickelt wird. Spotify hat nicht ganz unrecht, dass diese diktieren können, was ihr Katalog wert ist. Spotify muss ihnen dafür pauschal 70% des zu erwartenden Umsatzes (nicht des tasächlichen) überweisen.
Das ist einer der Hauptgründe, warum Spotify bis heute kaum kostendeckend arbeiten kann, denn sie müssen ihre Exklusivität teuer bezahlen.

Die Frage ist doch jetzt, warum von diesem immer grösser werdenden Kuchen die Künstler immer weniger abbekommen?
Der grösste der Player ist Universal - den grössten Anteil halten hier der französische Mischkonzern Vivendi und der chinesische Internetkonzern Tecent. Vorletzten Monat beschlossen die Aktionäre von Vivendi den Anteil von 60% der Universal an die Börse zu bringen um noch einmal grosses Kapital zu akumulieren. Kurz, es geht um shareholder-value, Dividenden und Kapitalerträge. Denen ist auf dieser Ebene der Urheber komplett schnurz - Hauptsache Gewinne, sei es durch Streaming, oder durch Verkäufe. Diese big player können mit den Altverträgen gut leben, sie verdienen mehr als je zuvor, die Urheber können da nicht viel machen. Es gibt Bestrebungen von Verlagen diese Altverträge, weil sie sittenwidrig sind, in Frage zu stellen und zu klagen, aber erste Vorstösse in diese Richtung sind nicht besonders erfolgsversprechend.
 
Weit abseits des Themas Geld für Künstler:

Wünschenswert wäre, wenn die Kids von heute anfassbare Audio-Formate (Vinyl, CD) und Video-Konzerte (DVD, BR) zu schätzen wüssten, bzw. neu für sich entdecken würden,
statt alles via Stream auf einem Smartphone zu konsumieren.
Jedem ist natürlich überlassen, wie er/sie möchte - doch Musikgenuss geht IMHO anders.
 
Es gibt Bestrebungen von Verlagen diese Altverträge, weil sie sittenwidrig sind, in Frage zu stellen und zu klagen, aber erste Vorstösse in diese Richtung sind nicht besonders erfolgsversprechend.
Und wieder stellt sich die Frage warum immer noch irgendwer neu zu Universal/Sony/Warner geht. Warum macht man nicht schlicht was neues auf? Wenn ich Mittelstandsmucker bei Universal bin, dann verdiene ich doch auch kein Geld.
 
Ich verstehe die ganze Diskussion überhaupt nicht. Zunächst einmal: Ja, es gibt das Recht auf freie Berufswahl, was aber nur bedeutet, dass niemand dich aktiv an der Ausübung deines Wahlberufes hindern darf. Es bedeutet NICHT, dass die Gesellschaft jedem Menschen seinen Wunschjob bereitstellen muss. Frag mal in einer Schulklasse, ob er später lieber Rockstar oder Gebäudereiniger werden will. Ich schwöre KEINER wird den Gebäubereiniger wählen. Und doch muss es jemand machen.

Früher habe ich Songs aus dem Radio auf rauschenden Cassetten aufgenommen. Geld für Vinyl und später CDs hatte ich nicht. An Musikproduktion war nicht Mal zu denken. Heute kann ich mit Synthesizern oder am PC meine EIGENE Musik machen! Die Zeiten waren musiktechnisch noch nie so gut wie heute. Man muss sich von dem Irrglauben verabschieden, dass Musiker ein systemrelevanter Beruf ist und sein Hobby einfach mal genießen. Gibt schließlich sonst nicht viel Positives in der heutigen Zeit.
 
Naja, aber wenn jemand mit dem musikmachen Geld verdienen will, was soll der denn dann machen? Schlagermusik? Also irgendwas das ihm vielleicht musikalisch gar nicht gefällt? Das kann es ja auch irgendwie nicht sein.
 
Ne, natürlich kein Billiard, aber das die Leute schon was machen das zu ihnen passt ist doch wichtig. Gerade bei musikalischen Sachen ist es doch wichtig etwas zu machen das einem liegt? Glaube nicht das man in etwas gut sein kann das man nicht mag als Job - zumal wenns vorher ein Hobby war das man gerne gemacht hat - dann musikalisch etwas machen was man nicht ausstehen kann ist doch die reinste Folter.
 
ganz ehrlich..
selbst die "grossen " künstler verdienen nix, nada, niente bei streaming, youtube etc..
reine werbung für die tour / live, oder tonträger , oder merchandise.

cash kommt ansonsten über lizenzen für filme, werbung etc..

und wenn die "grossen" schon jammern, wie soll es da erst den "kleinen" gehen?

durch C hat sich die situation natürlich nochmal verschärft, da keine live sachen stattfinden konnten.


aber dann kommen ganz sicherlich wieder viele "abschieds /final tour" geschichten. ;-)

und: ich halte die preise für digital vertriebene musik/wert für viel zu billig.

(kosten tracks bei apple eigentlich noch 99 ct??
bin da nicht mehr up to date...bei streaming schon gar nicht.


eine art lösung für kleinere bands /produzenten/labels sehe ich tatsächlich über bandcamp.
 
Zuletzt bearbeitet:
aber das die Leute schon was machen das zu ihnen passt ist doch wichtig.
Wichtig ist vieles, Realität ist was anderes. Ich werd morgen die Kassiererin beim Edeka fragen, ob der Job zu ihr passt, und ob sie ein Hobby hat, das ihr mehr liegt. Das soll sie doch dann zu ihrem Beruf machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie auch immer. Die eigene Lebensentfaltung liegt bei jedem selbst - und das finde ich auch gut so, auch, wenns nicht immer so klappt wie gewünscht.
 


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