Pole is the last in a series of works dating from the late 1960s which Stockhausen designated as
"process" compositions. These works in effect
separate the "form" from the "content" by presenting the performers with a series of transformation signs which are to be applied to material that may vary considerably from one performance to the next.
Quelle: Wikipedia
Variable und mehrdeutige Form, Prozesskomposition, Intuitive Musik (1954 bis 1970)
Noch während der Arbeit an den Elektronischen Studien, begann er 1954 wieder Klavierstücke zu schreiben (Klavierstücke V bis X, Nr. 4). Und anders als bei den ersten vier Klavierstücken (Nr. 2, 1952) interessierten ihn jetzt gerade die Unwägbarkeiten, die durch die Interpretation des Pianisten, seine technische Begrenzung, und auch durch die physikalischen Eigenschaften des Klaviers entstehen. In Zeitmaße für Holzbläser (Nr. 5, 1955/56) ist die Atemdauer der Musiker ausschlaggebend für die Tempogestaltung der musikalischen Einheiten. Diesen Ansatz nannte er variable Form.
Einen Schritt weiter ging er mit dem Klavierstück XI (Nr. 7, 1956), in dem er die Reihenfolge der abzuspielenden Passagen der spontanen Entscheidung des Pianisten überließ. Ähnliche Ansätze dieser mehrdeutigen Form verfolgte er z. B. in Zyklus für einen Schlagzeuger (Nr. 9, 1959) oder Refrain für Ensemble (Nr. 11, 1959). Inspiriert wurde dieser Ansatz durch die aleatorischen Werke der New Yorker Komponistengruppe um John Cage, die zu dieser Zeit in Europa bekannt wurden. Anders als bei Cage ist Stockhausens Thema nicht der Zufall an sich, sondern die musikalisch sinnvolle Einbeziehung des Interpreten und der Spielsituation in das Werk.
Das Interesse an der Rolle des Interpreten wurde in Stockhausens Werk der 1960er Jahre zentral. Seine jetzt entstehenden
Prozesskompositionen lassen dem Interpreten in der Ausgestaltung der musikalischen Details weitgehende Freiheit; in den Partituren wird stattdessen festgelegt, wie der Interpret auf die musikalische Situation zu reagieren hat: zum Beispiel verstärkend oder antagonistisch, oder mit zeitlicher Verzögerung wiederholend. Typische Symbole in diesen Partituren sind Plus- und Minuszeichen.
Die Vorgaben in diesen Kompositionen und das Material sind verschieden. In Spiral (Nr. 27, 1968) hat der Interpret auf die vom Kurzwellenrundfunk empfangenen Signale zu reagieren (die damals ein charakteristisches Gemisch aus Morse-Zeichen des Schiffsfunkverkehrs, verzerrten Radiosendungen, Störsendern des Kalten Krieges darstellten), in Prozession (Nr. 23, 1967) verwenden die Musiker Zitate aus anderen Werken Stockhausens, die sie aus dem Gedächtnis wiedergeben. In Solo (Nr. 19, 1966) reagiert der Spieler auf die (teils transformierte) zeitverzögerte Wiedergabe seines eigenen Spiels (für dieses Stück hatte Stockhausen eine spezielle Vorrichtung zur Ermöglichung kontrollierter Zeitverzögerung durch variable Bandschleifen anfertigen lassen).
Einen Endpunkt dieser Entwicklung, Intuitive Musik genannt, bilden die Zyklen von Textkompositionen Aus den sieben Tagen (Nr. 26, 1968) und Für kommende Zeiten (Nr. 33, 1968–1970), in denen ein manchmal mehrstündiges Werk durch eine oft nur wenige Zeilen lange Anweisung (z. B.: Spiele einzelne Töne so hingegeben, bis Du die Wärme spürst, die von Dir ausstrahlt) vorgegeben ist. Allerdings verlangt Stockhausen für die Aufführung ein (am besten durch den Komponisten selbst) eigens (auch durch Aktionen wie mehrtägiges Fasten) vorbereitetes Spezialensemble. Demgegenüber steht die von Stockhausen explizit über diese Musik gemachte Aussage: Ich will keine spiritistische Sitzung, ich will Musik.
Die Abgrenzung zur Improvisation sah Stockhausen darin, dass sich ein improvisierender Musiker aus dem Repertoire vorhandener Musik seiner eigenen Erfahrungswelt bezieht; genau das aber versuchte er aber bei seinen Kompositionen zu verhindern und den Bezugsrahmen durch genaue Vorgaben sowie persönliches Einstudieren der Werke mit den Interpreten zu kontrollieren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Stockhausen