Zum Verständnis von Elektronischer Musik

Ja eben, aber dann wird so getan, dass eine Workstation einen Jahre lang in die tollsten Welten der Equipment Geschichte führt ... :D

Ach ja und wenn meins ein unsinniger Schwanzvergleich ist, was ist dann bitte Kronos und Stockhausen??? :lollo:
 
memristor schrieb:
Das ist ja gerade der Punkt der elektronischen Musik, und Teil meiner Kritik an Stockhausen und anderen, daß er dem eigenen Anspruch nicht gerecht wird.

Ja klar. Würde ich aber mal schlichtweg vorsichtig drüber weg sehen. In der Praxis hat er da die Rolle rückwärts gemacht, als das nicht so weiter führte wie gewünscht. Dass er seine alten Bedienungsanleitungen, die beim Publikum ganz gut ankamen, dann nicht umgeschrieben hat, kann man doch in Anbetracht des Gegenwindes, der seiner Musik eh schon entgegen schlug, durchaus nachsehen.

Das man diese alten Texte als Zeitdokumente sieht, und da einen Blick von heute drauf braucht, versuche ich hier ja grade etwas einzubringen. Denn König Alfons unkommentierte Zitierwut finde ich für Verständnis und Akzeptanz nicht so richtig förderlich.


Zur Weltaustellung Osaka hab ich mir mal das rausgegoogelt und angehört:

gibt auch noch einen zweiten Teil.
Für den Kontext vieler Aufführungen ist das Konzept ja richtig spannend.
(Ich hatte das oben nur im Kontext der einen Schallplatte gesehen, die davon aufgenommen wurde, und die letztlich genau ein Abbild der Möglichkeiten fixiert, was die variable Quelle etwas esoterisch macht. )

Man beachte die Verwendung von Ketchup (Delay).
 
nordcore schrieb:
Zur Weltaustellung Osaka hab ich mir mal das rausgegoogelt und angehört:

Für den Kontext vieler Aufführungen ist das Konzept ja richtig spannend.
Kannst (oder wer auch immer sich berufen fühlt) erklären, was genau diese Anordnung von Tönen musikalisch/künstlerisch wertvoll macht?
 
Pole is the last in a series of works dating from the late 1960s which Stockhausen designated as "process" compositions. These works in effect separate the "form" from the "content" by presenting the performers with a series of transformation signs which are to be applied to material that may vary considerably from one performance to the next.
Quelle: Wikipedia


Variable und mehrdeutige Form, Prozesskomposition, Intuitive Musik (1954 bis 1970)

Noch während der Arbeit an den Elektronischen Studien, begann er 1954 wieder Klavierstücke zu schreiben (Klavierstücke V bis X, Nr. 4). Und anders als bei den ersten vier Klavierstücken (Nr. 2, 1952) interessierten ihn jetzt gerade die Unwägbarkeiten, die durch die Interpretation des Pianisten, seine technische Begrenzung, und auch durch die physikalischen Eigenschaften des Klaviers entstehen. In Zeitmaße für Holzbläser (Nr. 5, 1955/56) ist die Atemdauer der Musiker ausschlaggebend für die Tempogestaltung der musikalischen Einheiten. Diesen Ansatz nannte er variable Form.

Einen Schritt weiter ging er mit dem Klavierstück XI (Nr. 7, 1956), in dem er die Reihenfolge der abzuspielenden Passagen der spontanen Entscheidung des Pianisten überließ. Ähnliche Ansätze dieser mehrdeutigen Form verfolgte er z. B. in Zyklus für einen Schlagzeuger (Nr. 9, 1959) oder Refrain für Ensemble (Nr. 11, 1959). Inspiriert wurde dieser Ansatz durch die aleatorischen Werke der New Yorker Komponistengruppe um John Cage, die zu dieser Zeit in Europa bekannt wurden. Anders als bei Cage ist Stockhausens Thema nicht der Zufall an sich, sondern die musikalisch sinnvolle Einbeziehung des Interpreten und der Spielsituation in das Werk.

Das Interesse an der Rolle des Interpreten wurde in Stockhausens Werk der 1960er Jahre zentral. Seine jetzt entstehenden Prozesskompositionen lassen dem Interpreten in der Ausgestaltung der musikalischen Details weitgehende Freiheit; in den Partituren wird stattdessen festgelegt, wie der Interpret auf die musikalische Situation zu reagieren hat: zum Beispiel verstärkend oder antagonistisch, oder mit zeitlicher Verzögerung wiederholend. Typische Symbole in diesen Partituren sind Plus- und Minuszeichen.

Die Vorgaben in diesen Kompositionen und das Material sind verschieden. In Spiral (Nr. 27, 1968) hat der Interpret auf die vom Kurzwellenrundfunk empfangenen Signale zu reagieren (die damals ein charakteristisches Gemisch aus Morse-Zeichen des Schiffsfunkverkehrs, verzerrten Radiosendungen, Störsendern des Kalten Krieges darstellten), in Prozession (Nr. 23, 1967) verwenden die Musiker Zitate aus anderen Werken Stockhausens, die sie aus dem Gedächtnis wiedergeben. In Solo (Nr. 19, 1966) reagiert der Spieler auf die (teils transformierte) zeitverzögerte Wiedergabe seines eigenen Spiels (für dieses Stück hatte Stockhausen eine spezielle Vorrichtung zur Ermöglichung kontrollierter Zeitverzögerung durch variable Bandschleifen anfertigen lassen).

Einen Endpunkt dieser Entwicklung, Intuitive Musik genannt, bilden die Zyklen von Textkompositionen Aus den sieben Tagen (Nr. 26, 1968) und Für kommende Zeiten (Nr. 33, 1968–1970), in denen ein manchmal mehrstündiges Werk durch eine oft nur wenige Zeilen lange Anweisung (z. B.: Spiele einzelne Töne so hingegeben, bis Du die Wärme spürst, die von Dir ausstrahlt) vorgegeben ist. Allerdings verlangt Stockhausen für die Aufführung ein (am besten durch den Komponisten selbst) eigens (auch durch Aktionen wie mehrtägiges Fasten) vorbereitetes Spezialensemble. Demgegenüber steht die von Stockhausen explizit über diese Musik gemachte Aussage: Ich will keine spiritistische Sitzung, ich will Musik.

Die Abgrenzung zur Improvisation sah Stockhausen darin, dass sich ein improvisierender Musiker aus dem Repertoire vorhandener Musik seiner eigenen Erfahrungswelt bezieht; genau das aber versuchte er aber bei seinen Kompositionen zu verhindern und den Bezugsrahmen durch genaue Vorgaben sowie persönliches Einstudieren der Werke mit den Interpreten zu kontrollieren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Stockhausen
 
salz schrieb:
Kannst (oder wer auch immer sich berufen fühlt) erklären, was genau diese Anordnung von Tönen musikalisch/künstlerisch wertvoll macht?

Nicht erklären lassen, sondern Erläuterungen finden. Ist ein wesentlicher Unterschied. Hat Stockhausen stets beherzigt, das war klug. Er hat sich aber gerne reden hören, daher sind sämtliche Interviews interessant, vor allem die in den späten Jahren. Hier eins, auch wenns kurz ist: http://www.planet-interview.de/intervie ... sen/33396/

Hier sind schon mehrere yt clips gepostet, auch sehr lehrreich.

Für mich geht es nicht um Nachäfferei seiner Ideen und Methodik, sonder einzig um Inspiration. Der war künstlerisch dermaßen out of this world, dass zunächst die Herleitung von Bedeutung ist, wie er überhaupt dazu kam, all die Grenzen sprengen zu wollen. Aus dieser Position raus kann man sich selbst vergleichen, wo man steht und ob man seine Ansätze rein intelektuell verstehen kann. Es hat wenig Sinn, aus einer klassisch zu unterrepräsentierten Position heraus zu verstehen. Dann ist es besser, Stockhausen erstmal für ein paar Jahre beiseite zu legen und sich später wieder damit zu befassen. Oder auch immer wieder mal zwischendurch.

Man muss auch nicht zu allen seinen Umsetzungen Ja und Amen sagen. Fast sämtliche seiner Vokal Werke gehen mir total gegen den Strich, kann ich schlecht zuhören dabei. Den Ansatz der Verwendung aber, den wiederum kann ich nachvollziehen.

Was total unter den Tisch fällt: Sein Gegenpol. Er kommt in Interviews und Dokus weitgehend ernsthaft rüber, das liegt in der Natur der sachlichen Darlegung und Beleuchtung der Arbeitsweise. Dabei gehe ich jede Wette ein, dass der auch eine Lachwurz war, mit dem man unterm Tisch liegen konnte. Gibt einzelne Mimikdetails in Interviews, die mir diesen Verdacht nahelegen :)
 
Gut, nun kennen wir die Arbeitsweise und ein Stück der Entstehungsgeschichte. Die Frage war aber was genau diese Anordnung von Tönen musikalisch/künstlerisch wertvoll macht. Daher war meine Frage auch eher an die Musiker gerichtet oder die, die sich dafür halten und in der Lage sind, das Werk mit eigenen Worten zu interpretieren.

*edit* Quote nachgelegt
König Alfons schrieb:
 
Klaus P Rausch schrieb:
Dann ist es besser, Stockhausen erstmal für ein paar Jahre beiseite zu legen und sich später wieder damit zu befassen.
Hab ich. Meine erste Begegnung war vor rund 10 Jahren. YT gab es noch gar nicht. Ich hatte ein paar MP3s auf einer obskuren Webseite gefunden. Schon damals kam ich nie über das Interesse an den Sounds heraus.
 
Klaus P Rausch schrieb:
Dabei gehe ich jede Wette ein, dass der auch eine Lachwurz war, mit dem man unterm Tisch liegen konnte. Gibt einzelne Mimikdetails in Interviews, die mir diesen Verdacht nahelegen :)
Da könnte man zu interessanten Schlüssen kommen. Von weiter vorn in diesem Thread:

salz schrieb:
König Alfons schrieb:
Wahrscheinlich will er die ganzen doofen Star Trek und sonstigen Weltraumkitsch Filmfans ansprechen, das kommerzielle Arschloch.
Sein leichtes Grinsen kann er ja kaum verbergen. Seinem jahrzehntelangen Toningenieur hatte er ja verraten, dass die Japaner so einen Stuss hören wollten.

Zu den Kitschfans gehörten auch Journalisten, bzw. deren Leser:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14024352.html

Nun versetzen wir uns mal in seine Lage: in jungen Jahren einen - mit Sicherheit gut dotierten - Posten beim WDR. Elektronisches Gear, von dessen Existenz damals kaum jemand etwas ahnte. "Budget is da, nu mach ma, Junge!" Sein akademischer Background und die Pionierarbeit mit elektronischem Schnickschnack verschafften ihm 'ne gewisse Deutungshoheit, zumindest in gewissen Kreisen. Wer würde da keinen Spleen kriegen? Vielleicht hat er die globale Kunstszene über Dekaden gefoppt und dachte ich sich insgeheim, "Juchu, jeden Tag wird ein Schwachkopf geboren."

Irgendwie gefällt mir die Idee. Nuja, wir werden's nie erfahren.
 
Ich seh das so ähnlich wie der salz, zumindest wenn ich ihn richtig verstehe. Ich finde die Sounds zwar toll und auch die Atmosphäre des Ganzen, aber rein musikalisch erreicht mich das auch überhaupt nicht, egal wie oft ich mir das anhöre und das, obwohl ich so gut wie alles an elektronischer Musik höre, auch die schwierigen Sachen da und schon auch gerne mal was klassisches oder richtig musikalisches usw. Also ich bin rein vom Hören her genau das Gegenteil von einem Chartmusik Hörer und trotzdem wird sowas wohl nie richtig bei mir ankommen. Und das nur auf Entwicklung oder Hörkompetenz zu schieben, empfinde ich als sehr schwaches Argument, denn desto länger und mehr man an Musik verschiedener Niveaus hört, also von leicht bis komplex, desto schneller sagen einem auch die Ohren sofort, dass sie bestimmte Dinge nicht ertragen wollen. In Science Fiction Filmen, die ich ja auch sammele, wiederum könnte ich mir diese Musik perfekt vorstellen, weil mit den entsprechenden Bildern kann so etwas schon ganz anders wirken! Aber sorry, im Radio oder im Club oder beim Einkaufen gehen, also beim ganz normalen Musikhören eben, könnte ich damit nichts anfangen.:D
 
Nicht Hörkompetenz, sondern Hörerkompetenz. Nicht dass du viel gehört hast, sondern dass du als Hörer aufgrund von musikalischer Bildung Kompetenz in der Sache vorweisen kannst. Mir fiel halt kein besserer Begriff ein, bitte aber um Mitarbeit und Vorschläge.
 
Was nutzt die Hörerkompetenz, wenn es nichts Vergleichbares gibt?
"Analog zum Quasimidi SIRIUS fällt mir nix ein" [OK, Schulze meinte den Quasar, lassen wir mal fünfe gerade sein]
 
Na ja, dann nehmen wir Hörerkompetenz mal her. Wie kann man die entwickeln / ausbauen / erweitern:

- viel verschiedene Musik hören
- leichte bis komplexe Musik hören und sich auch mal auf was neues einlassen
- die musikalische Lehre lernen, also Musiklehre, Harmonielehre usw.
- selbst sich mit dem Musik machen beschäftigen
- sich mit Leuten beschäftigen, die zu den Großen der Szene gehören und gucken was die so gemacht haben
- vielleicht auch mal selbst Sounds bauen
- sich einen Korg Kronos kaufen und dessen Tiefe erforschen (ein kleines Späßchen! :lol: )

Das sind die Möglichkeiten die man hat, oder gibt es noch mehr? Aber wenn das alles ist, hat man bei Stockhausen immer noch das Problem, dass der sich ja selbst weit über all den anderen sah und so hören sich seine Sachen für mich auch an! :D
 
Kompetenz müsste sich ja prüfen lassen. Dazu könnte man den Hörern verschiedene Werke vorlegen, die was taugen und solche die zusammen gestümpert sind. Das sollen sie dann raus hören.
Dazu muss man die Werke aber erst mal bewerten können. Und schon sind wir wieder bei der Frage von Salz:
salz schrieb:
Kannst (oder wer auch immer sich berufen fühlt) erklären, was genau diese Anordnung von Tönen musikalisch/künstlerisch wertvoll macht?

Ich kann das nicht. Ich finde hier in den verlinkten den Werken eine Menge spannender Sachen zu hören. Aber das war es auch schon[1].
Künstlerische Qualität? Ist ein sozialer Konsens der Kunstszene. Musikalisch wertvoll? Da müsste ich ein paar Musiker fragen.


[1] Der Rest ist dann Geschmacksache, was ich hier nun besser oder schlechter "finde" ist ja eher uninteressant. Es muss halt reichen, als das ich es mit einem gewissen Wohlwollen hören kann.
 
@salz

Es kommt ja auf den eigenen gerade durchlebten Entwicklungsstand an, welche musikalischen Einflüsse bei einem zu Resonanz führen. Was auch wertfrei ist. Tut sich da nichts, dann bleibt das folgenlos. Gibt es aber Resonanz, dann ergibt sich das Interesse ja von selbst.

Das gilt auch für Stockhausen, der sich von Messiaen inspirieren ließ. Der wiederum beschäftigte sich speziell mit Rhythmik der Motive, was man ein bisschen mit Sanskrit in Verbindung bringt. Es kommt daher zu einer arithmetischen Reihe von Folgen der Notenwerte, und hier werden serielle Operationen vorgenommen, z.B. mit Umkehrung. Er bezog dabei auch Tondauer und -stärke ein. Alles das durchwandert quasi kristalline Kombinationen aus Linien, Reihen verschiedener Tonhöhen, rhythmische und dynamische Stufen.

Sowas ist natürlich eine recht komplexe Struktur und damit auf die Schnelle nicht zu erfassen. Es als Hintergrundmusik für filmisches einzustufen nicht wirklich geeignet. Oberflächlich betrachtet mag sich das hier und dort so anhören, das ist aber Trugschluss.

Das nur als kurzer Ansatz zum selber weiterforschen.

Wo ist der Inspirationsfaktor für mich bisher gewesen? Vielschichtig und ich müsste selber erst mal raussuchen, wo ich das lokalisiere, da mir Dinge nach dem ich es durchdrungen habe, zu eigen gemacht habe wegen, das ist der Kreativität geschuldet. Ein kleines Beispiel aber habe ich, wo ich bei einem Prog Konzeptalbum einen Spannungsbogen von der 2. Spielminute zur 65. ziehe, und das in spiegelverkehrter Form und anders instrumentiert. Es handelt sich dabei um ein zentrales Motiv, das in Zyklen als Variation auftaucht und eben nach Abschluss der Story wie beschrieben dargestellt wird. Insgesamt sehe ich viele Adaptionsmöglichkeiten bei Stockhausen, sein Werk ist ja wahrlich komplex, kann man sich eine Menge abgucken.
 
nordcore schrieb:
Künstlerische Qualität? Ist ein sozialer Konsens der Kunstszene.
Das ist eine der Eigenarten einer jeden Kunstszene: man konsumiert sperriges Zeug, um sich von der tumben Masse aus Vollidioten und Kretins abzuheben. All die blasierten Arschlöcher dieser Welt müssen ja irgendwo herkommen und die Kunstgrotten sind deren Geburtsorte.

Beispiel Film: Wer Izo nicht kennt, kann beim Thema japanischer Undergrounderfilm überhaupt nicht mitreden. Punkt!!!1elf
Dann wird noch eingestreut, dass Nobuyuki Fukazawa (Kamera) und Yasushi Shimamura (Cut) wirklich Großartiges geleistet haben, und dass man Miikes Gesamtwerk ohnehin erstmal aufarbeiten sollte... (es wurde zwar nur ein kleiner Teil ins Englische, geschweigedenn in Deutsche übersetzt, aber als Argument ist das erstmal ein Brett). Die japanischen Namen wurden eigens auswendig gelernt, um auch im RL (ohne Wikipedia) einen souveränen Eindruck zu machen. Interessiert zwar keine Sau, aber sei's drum.

Bei der Malerei wird es noch absurder.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 61378.html
 
:supi: :D

Das ist wie bei Musik Wissenschaftlern aller Art, wenn man deren Bücher liest, dann hat man das Gefühl, dass jedes Bestandteil der Musik eine riesen höchst anspruchsvolle Sache ist und unter sich quatschen und verstehen die das auch, was sie da an Hieroglyphen alles schon hinein interpretiert haben in den letzten Jahrhunderten, so ein Studium muss ja auch mit Inhalten gefüllt sein und so. Und das gibt es ja auch bei so manchem Synthesizer Buch, da denkt man, man muss ein Ingenieur Studium machen, um an so einem Ding einen Sound zu machen.Tja, aber Leute die Musik ganz normal hören, wird sowas nie erreichen und die Leute, die denen seit Jahrzehnten auch das bieten was sie eben hören wollen, sind alles keine Wissenschaftler! :D
 
Klaus P Rausch schrieb:
Insgesamt sehe ich viele Adaptionsmöglichkeiten bei Stockhausen, sein Werk ist ja wahrlich komplex, kann man sich eine Menge abgucken.
Deswegen bezog sich meine Frage explizit auf das Osaka-Video, das nordcore weiter oben verlinkt hatte. Es ging mir dabei auch nicht um Asaptionsmöglichkeiten.
Was genau macht diese Anordnung von Tönen musikalisch/künstlerisch wertvoll oder gar wertvoller?

Klaus P Rausch schrieb:
Das gilt auch für Stockhausen, der sich von Messiaen inspirieren ließ. Der wiederum beschäftigte sich speziell mit Rhythmik der Motive, was man ein bisschen mit Sanskrit in Verbindung bringt. Es kommt daher zu einer arithmetischen Reihe von Folgen der Notenwerte, und hier werden serielle Operationen vorgenommen, z.B. mit Umkehrung.
Mathe, gemixt mit etwas esoterischem Mumpitz. Den Eindruck hatte ich nach div. Interviews auch bekommen.
 
salz schrieb:
Das ist eine der Eigenarten einer jeden Kunstszene: man konsumiert sperriges Zeug, um sich von der tumben Masse aus Vollidioten und Kretins abzuheben. All die blasierten Arschlöcher dieser Welt müssen ja irgendwo herkommen und die Kunstgrotten sind deren Geburtsorte.

Da wirds haarig. Vermeintliche Motive einer Gruppe pauschal zu unterstellen ist eher abwegig. Es mag in Gruppen gelegentlich Konsens geben, aber was kümmert mich oder dich das?

Außerdem bügelt die Überheblichkeit des sich unterlegen fühlenden nicht die Arroganz des Hochmütigen aus. Das lässt man doch besser und widmet sich stattdessen der eigenen Individualität.

Dass Kunst gelegentlich missbraucht wird für Geldwäsche (Malerei) und Hochstapelei (Musik) ist Binsenweisheit, das hatten wir aber in diesem Fred schon, oder?

Ansonsten: Findet die Stockhausen Kunst keine Resonanz, dann ist das einfach so. Wer würde sich die Mühe machen wollen, einem Ablehnendem das Gesamtwert oder einzelne Performances nahebringen zu wollen? Also ich jedenfalls mal ganz bestimmt nicht.
 
Klaus P Rausch schrieb:
salz schrieb:
Das ist eine der Eigenarten einer jeden Kunstszene: man konsumiert sperriges Zeug, um sich von der tumben Masse aus Vollidioten und Kretins abzuheben. All die blasierten Arschlöcher dieser Welt müssen ja irgendwo herkommen und die Kunstgrotten sind deren Geburtsorte.

Da wirds haarig. Vermeintliche Motive einer Gruppe pauschal zu unterstellen ist eher abwegig.

Außerdem bügelt die Überheblichkeit des sich unterlegen fühlenden nicht die Arroganz des Hochmütigen aus.
Das war eine leicht überzeichnete Darstellung einer ziemlich verschrobenen Szene. Es gibt auch dort Individuen, die noch alle Nadeln an der Tanne haben, keine Frage.

Klaus P Rausch schrieb:
Außerdem bügelt die Überheblichkeit des sich unterlegen fühlenden nicht die Arroganz des Hochmütigen aus.
Ver fühlt sich denn unterlegen? Ich betrachte die Sache mit etwas Skepsis und hatte gehofft, irgendwer könnte sie mir nehmen. Offenbar ist das gar nicht so einfach.
 
Vielleicht kommt die Skepsis aus einer anderen Erfahrungsecke und wird auf Stockhausen übertragen?

Wenn es um den Ausbruch aus vorgegebenen Grenzen geht, dann müsste der eigentlich ein Inspirator sein. Allerdings war er ein Radikaler, da kann es sein, dass die Brücke zu seinen Extremen fehlt. Falls es dir in deiner eigenen Musikwelt derzeit nicht ungemütlich ist und feste Rahmen akzeptiert sind, dann ist es ja auch gut. Hier spielt sicherlich die Epoche eine Rolle, Stockhausen lebt ja nicht 2015, sondern arbeitete im Wesentlichen in den 50ern bis 90er, damals war die Musikszene weißgott noch begrenzter. Die Klassik so dogmatisch, dass man 20 Jahre vorher Gershwin nicht mal geduldet hat in gewissen Kreisen und ihn als geringwertigeren Popmusiker verstand. Heute sieht man das anders. Und hat selber einen Entwicklungsprozess hinter sich. Außerdem liebte er offensichtlich das total Komplexe. Der hat seine Performances mit Ensemble tagelang geprobt, damit diese Menge an Inhalt rübergebracht werden kann. Metaphorisch also ein megadickes Buch pro Werk. Lebt man selber eher in Kurzgeschichten, dann erscheinen 1000 Seiten Inhalt dargebracht in mehreren Erzählebenen mühselig.

Ich hatte es an anderer Stelle schonmal betont: Es kommt auf den richtigen Ort an, Chillsound frühmorgens auf Ibiza ja, auf dem Laufband beim Joggen nicht wirklich :)

Stockhausens Werk ist für mich jedenfalls insbesondere ein Studienobjekt und gutes Beispiel, wie weit man es treiben kann. Das mag aus bestimmten Perspektiven total abgedreht und durchgeknallt wirken und das ist es auch. Aber ist es nicht genau das, was man in der Kunst brauchen kann?
 
Klaus P Rausch schrieb:
Vielleicht kommt die Skepsis aus einer anderen Erfahrungsecke und wird auf Stockhausen übertragen?
Falls es dir in deiner eigenen Musikwelt derzeit nicht ungemütlich ist und feste Rahmen akzeptiert sind, dann ist es ja auch gut.
Ich habe immer recht sperrige Sachen gehört und genossen. Deswegen interessiert mich die Materie ja.
Ungemütlich ist meine Welt nicht, sonst würd ich mir 'ne andere suchen.

Bis dato gelernt: es wird schwierig, noch Sounds zu bauen, die nicht auf die eine oder andere Art schonmal da waren. Und ich meine nur die Sounds, nicht ihre kompositorische Umsetzung in ein musikalisches Gebilde. Wir sollten das als Herausforderung sehen.
 
salz schrieb:
Bis dato gelernt: es wird schwierig, noch Sounds zu bauen, die nicht auf die eine oder andere Art schonmal da waren. Und ich meine nur die Sounds, nicht ihre kompositorische Umsetzung in ein musikalisches Gebilde. Wir sollten das als Herausforderung sehen.

Definitiv. Bis in die 70er sah die Situation klanglich ja ziemlich anders aus.

Das gilt auch für die musikalischen Gebilde und übrigens filmische ebenso. Einen Film wie Welt am Draht wird heute nicht mehr so leicht unterzubringen sein, ohne dass es Interstellar Effekte hat. Ähnlich ist das bei Musikaufführung. Ne Menge Licht und Soundanlagen, die sich gewaschen haben. Man muss da schon mit was anrücken :)

Allerdings: Eins hat sich seit Stockhausens Tagen nicht geändert. Und das ist die schwache Akzeptanz für Innovatives. Und zwar in Deutschland. Zwar wird gerne danach gekräht. Kommt aber was, dann ist es auch wieder nicht recht.
 
Klaus P Rausch schrieb:
Allerdings: Eins hat sich seit Stockhausens Tagen nicht geändert. Und das ist die schwache Akzeptanz für Innovatives. Und zwar in Deutschland. Zwar wird gerne danach gekräht. Kommt aber was, dann ist es auch wieder nicht recht.
Tja, das ist eben das übliche Schwarz Weiß Denken besonders in Deutschland, entweder voll Gaga oder gleich ab ins Schwarze Loch. Und alle die da irgendwie dazwischen liegen, taugen sowieso mal überhaupt gar nichts und sind doch letztendlich bei dem ganzen Spielchen immer die Doofen, denn für die Charts ist es der Industrie nicht primitiv genug und für die Kunst sind sie wiederum zu einfach gestrickt, denn da feiert man lieber stundenlange Disharmonie Folgen, für die man erst mal 50 werden muss, um die je begreifen zu können. Dann haben wir natürlich auch noch den Egoismus auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite auch eine musikalische Lehre, die steif und fest bei ihren altbackenen Lehrmethoden stehen bleibt und alles, was auch nur mal im Ansatz versucht es etwas leichter verständlich zu machen, sofort wieder als zu primitiv abstempelt und bloß gar nicht erst mit einem PC ankommen. Na ja und andere Länder haben zudem auch nicht so einen ausgeuferten "Raffialismus" wie wir Deutschen, der nicht mal vor seit zig Jahren etablierten Genres halt macht und selbst die komplett ins Klo wirft nur damit der Rubel rollt, während in anderen Länder zum Teil ganz andere Sachen Erfolg haben können.

Also ist eben Musik in Deutschland nun ein Beiwerk beim Autofahren und Saufen am Wochenende und fertig! Nur liegt das bestimmt nicht an all den Musikern die Jahre investieren, um vielleicht mal irgendwann ertragbare Musik hin zu bekommen und sich dann aber auch noch von "Größen" als Idioten abstempeln lassen müssen. Eigentlich ist man als ganz normaler kleiner Musiker mittlerweile ein kleiner Haufen Dreck, oder, ist doch so? In dem Sinne nochmal, alle müssen kommerzielle Musik machen, egal wie, Hauptsache es hört sich nach lala an, weil eins ist in Deutschland immer noch so, sobald es jeder macht, wird es schnell langweilig!

Witzig ist ja zudem dann aber auch, dass wenn man nach Innovativem bei Equipment schreit, dass man dann wiederum als Antwort bekommt "nicht die Gear macht die Musik, sondern der Musiker und es war noch nie so einfach wie heute", bla bla bla blubb, also so wird das nie was mit wahrer Innovation! Denn wenn diese Generation wieder genau das Gleiche macht, wie es ihnen die Alten ständig von der Kanzel predigen, dann kommt ja wieder die gleiche Musik dabei heraus irgendwann, die wir jetzt schon seit zig Jahren haben? :D
 
Klaus P Rausch schrieb:
Allerdings: Eins hat sich seit Stockhausens Tagen nicht geändert. Und das ist die schwache Akzeptanz für Innovatives. Und zwar in Deutschland. Zwar wird gerne danach gekräht. Kommt aber was, dann ist es auch wieder nicht recht.
Steinberg, Native Instruments, Ableton... auch Logic kam einst von einer deutschen Firma, Samplitude ebenfalls. Selbst die MP3 (Fraunhofer). Viele Werkzeuge kommen also schonmal aus deutschen Landen.

Bei Musik wird es schwierig, wenn Gesang im Spiel ist. Dafür gibt es geeignetere Sprachen. Und wirklich musikalisch Innovatives, war da überhaupt was? Also keine Ableitungen/Weiterentwicklungen von anderen Stilrichtungen wie Jungle => D&B => Dubstep.
 
Frickelmucke war das letzte wirklich Innovative der elektronischen Musik! :school:

Ach ja und nun rollt ja schon der nächste Mega Massen Hit an, namens "Trap" :D

 
OK, mir haben ein paar Kumpels erzählt, dass das nun der letzte Schrei sei aktuell ... :D
 
Die Japaner mixen diese Piepsstimmen mit Metal :phat:
Allerdings pitchen sie Stimmen nicht runter, sie nehmen einfach kleine Mädchen für den Gesang

 


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