Kleiner Erfahrungsbericht meinerseits, aus der Sicht eines Top-40 Muggers! Gekauft habe ich meinen MODX8 Ende November. Verkauft habe ich dafür einen Clavia Nord Electro 4 SW 73 und eine Digitalpiano von Yamaha.
Einarbeitung: Als früherer Spieler eines Motif 6 ES gelang die Einarbeitung recht flott. Dass man beim ES viele Live-Titel als Songs oder Patterns anlegt, um Midi-Send-Befehle zu schicken, geht so nicht mehr, weil der Sequencer wegrationalisiert wurde. Kein Drama, weil man Program-Chnage Befehle usw. in jeder Performance aktivieren und einstellen kann.
Tastatur: Sehr gut, nicht unbedingt für Synthie-Orgel-Spieler, eher was für Pianisten, die mehr Widerstand in der Mechanik gewöhnt sind. Ist aber gut abgestimmt mit dem Yamaha-Flügel Sounds, die im ROM Speicher enthalten sind. Aber 88 Tasten bieten reichlich Split-Zonen für Top40 - da geht eine Menge.
Gewicht: 13,8 kg bei 88 tasten gewichtet ist sehr gut. Man kann den Synth mit dem Yamaha Gig-bag nach einem guten Frühstück auch mal mit den Öffis mitnehmen. Das Softcase mit Synth drin längere Wege über die Straße zu ziehen macht aber auf Dauer keinen Spaß: car-sharing rulez
Controller: Wie gehabt, plus Super-Knob. Sehr gute Sache weil man wichtige Effekte wie zb Verzerrung für Orgel live dazumischen kann ohne einen kleinen Knopf im Dunkeln suchen zu müssen. Super-Knob ist also nicht nur ein Marketing-Gag! Controller lassen sich sehr gut zuweisen, vor allem relativ schnell!!
Touch-screen: Top, lässt sich mit meinen Fingern gut bedienen.
Wer Wurst-Finger hat, kann auch einen Touch-Screen Stift für 5 Euro beim großen Fluss kaufen.
Klänge: Bei den Brot-und-Butter-Sounds sind I.M.H.O. alle großen Hersteller ungefähr gleichauf: Klavier, Rhodes, B4, Pads, Strings, Brass. Vieles ist Geschmacksache. Hier sehe ich aber aus einem technischen Grund am Ende Clavia etwas vorne, weil zusätzliche Klänge nichts kosten und auch stark komprimiert sehr gut klingen. Ein Flügelsound in mittlerer Auflösung benötigt weniger als 100 MB Speicher bei Clavia, der Bösendorfer für Yamaha benötigt gleich 400 MB Speicherplatz. Da sollte Yamaha nochmal 'ran und die Speichermenge irgendwie eindampfen. Kaum einer braucht die volle Auflösung für eine Top40 Band!
Wenn man den Bösendorfer-Flügel als zusätzlichen Klang weglässt ist auch reichlich Platz für weitere Sounds, die man kaufen kann. Clavia fehlt es leider an usability was Eingänge und Masterkeyboard-Funktionen angeht. Leider sind sie auch sehr teuer, wie ich finde! Trotzdem tolle Geräte, vor allem sexy!
Die Stärke des MODX liegt sicherlich in der Kombination von AWM und FX-Synthese. Da geht eine Menge!!
Software, Sample-Robot: Sample-Robot Montage-Edition gibt es auch für MODX user gratis. Habe ich noch nicht ausprobiert. Aber die Idee einen VST-Klangerzeuger in eine MODX Library umzuwandeln, finde ich sehr spannend. Kommt irgendwann, berichte dann auch gerne!
Soundmondo-Plattform: Klasse Sache, weil der Top40 Tastentyp schnell mal nach fertigen Performances anderer Montage/MODX-user schauen kann. Das spart 'ne Menge Zeit, wenn man Songs wie 99-Luftballons oder so nicht komplett programmieren muss. Top40 Keyboarder werden auch mal 2 Tage vorm Gig angefragt.
Sounddesign: Hatte ich noch keine Zeit für, weil ich gerade Setups für 2-3 Bands zusammenstellen muss. Berichte auch hierüber gerne später!!
John Melas Software: Erlebe leider beim Peformance Editor immer wieder Abstürze (Win10).
Ansonsten eine prima Sache, weil sich Vieles schneller einstellen lässt als am Synth. Am Synth gehts aber auch.
Fürs Proben sollten man auch am Synth schnell programmieren können. Das geht sehr gut, wie ich meine!
Stärke, die ich nicht vermissen möchte: SZENES
Bis ich kapiert hatte, was man da rausholen kann, hat es etwas gedauert.
Absolut genial! Beispiel: 99 Luftballons!
Szene 1: Pad Intro und Schluss
Szene 2: Hook-Sound 1
Szene 3: Hook Sound 1 mit Oktavierung, 2.Sound wird zugeschaltet
Szene 4: Hook-Sound 2 plus Schluss-Brass
Szene 5: Hook-Sound 2 plus pad für linke Hand plus Schluss-Brass
Scene 6: wie Scene 1
Als TastenspielerIn dreht man also nicht an den Volume-Reglern herum, sondern schaltet Sounds, Splits und Stacks mit Parametern (wie Volume, Pan, FX usw.) per Szene-Wahl-Schalter um. Sehr praktisch und fürs Live-Spielen sehr schnell der Weg, um komplexere Setups umzusetzen!!
Das müsste sich Clavia für Ihre roten Schlachtschiffe anschauen. Hieran habe ich mich sehr schnell gewöhnt.
Noch ein paar Funktionen, die ich gerne nutze: Vocoder-Mikro an analog-Eingang 1 für Effekte wie bei Queen oder Daft-Punk. Western-Gitarre mit Pickup an Eingang 2, bisschen Delay, Hall und EQ und fertig ist der Anschluss der Gitarre an die PA via MODX! Habe schon ein Auge auf den Behringer CRAVE geworfen. Den könnte ich dann in einen der Eingänge anschließen (Mono) und mit Effekten versehen! Dann müsste ich natürlich die Westerngitarre oder das Vocoder-mikro weglassen, weil nur 2 analoge Eingänge vorhanden sind. E-Gitarre an den MODX macht nur bei cleanen Sounds Sinn. Sobald man einen Verzerrer als fx nimmt, klingt es grausam. Das A und O einer gut klingenden E-Gitarre ist eh der Amp mit 12" Box. Um den kommt man als Rock-Gitarrist nicht vorbei, wenn man gegen das Pferd am Schlagzeug anstänkern will. Wäre schön, wenn Yamaha sich die Software von Line 6 für Ihre Synths dazuholt. Line 6 gehört seit Ende 2013 zu Yamaha...
Eine Sache, die nervt: Das externe Netzteil. Wenn man es vergisst, geht nix mehr. Meine Lösung: Habe für je 11 Euro zwei (!!) Ersatz-Netzteile beim Hans gekauft. Eines ist in der Kabeltasche, Eines im Gigbag des MODX. Das Original-Netzteil lasse ich zu Hause!
Warum MODX und nicht der Kronos? Die Bootzeit: Modx: unter 20 Sekunden, Kronos 2 Minuten. IMHO in der Praxis zu lang und Praxis-untauglich. Es sei denn, man schafft sich eine USV an ab 70 Euro aufwärts, die man dann rumschleppen darf.
88-Tasten Kronos wiegt auch 24 kg. Das geht mit Öffis gar nicht!
Grüße!