Dann legen wir doch mal als alternative zu all den alten säcken hier mit paar Erfahrungen der neuen Generation (Baujahr 1994) nach...
mal sehen... top 5...
1. David Byrne - American Utopia - 2018 (Zürich, Theater 11)
Unfickbar. Nicht zu toppen. Wer diese Show verpasst hat, hat Konzertrevolution verpasst. Dabei hätte ich sie fast selbst verpasst. Regelmässig nach Tickets geguckt, irgendwie nie zugeschlagen und plötzlich war ausverkauft (hat sich schnell rumgesprochen wie gut die Show war). Also auf Kartenjagt vor der Hütte auf gut Risiko. Und reingekommen. Beste Plätze letzte Reihe (bei dem Konzertkonzept hat sich das als absolut premium rausgestellt!), herausragender Sound (okay, Delays waren nicht so 100 on time teilweise, aber bisher ist sonst noch niemand so genau an eine Lautstärke die rummst aber nicht wehtut gekommen), wahnsinnige Choreos, grossartige Hits (alt wie neu) und ein David Byrne, der starres Schweizer Publikum inkl. notorischer "absitzen absitzen" - Platzanweiser von den Stühlen holt und in eine rauschende Tanznacht verwandelt. Grossartig!
2. Devin Townsend - Empath Tour - 2019 (Zürich, Xtra)
Mein letztes Konzert bevor die Welt pausierte (Leprous im Februar 2020 war noch angedacht, war aber mal wieder zu faul mich dran zu erinnern), gleichzeitig Devins erste Tour nach dem Befreiiungschlag mit dem Empath-Album. Seine "Tour ohne Click und mit komplett neuer Band". Eine Horde Bekloppter macht faszinierenden Krach. Impro galore. Palmen und Cocktailbar onstage. Classics und Newbies. Blödsinn und Lärmwand. "Disco Inferno" und "Black Page"- Covers für die Ewigkeit (beide hintereinander). Es war absolut Peak. Wenn's aus irgendeinem Grund dass jetzt gewesen sein sollte mit Konzertbesuchen, ist's Abtritt auf allerhöchstem Level.
3. Haken - The Mountain Promo Tour - 2013 (Pratteln, Gallery Music Bar)
Erstes von insgesamt vier Haken-Konzerten meines Lebens und bis heute das beste davon. Mag etwas dran gelegen haben, dass es das erste "richtige grosse Konzert" gewesen sein dürfte, welches ich (dank im Jahr vorher erreichter Volljährigkeit) wirklich unabhängig von irgendwas besucht habe - keine Begleitung (was sich in den letzten Jahren oft wirklich bewährt hat), keine "dann bist du zuhause"-Limite, kein Plan wo die Location war (ich war aber noch rechtzeitig). Aber "gross" ist eigentlich das falsche Wort. Winz-Club kurz vor Schliessung, keine fünfzig Nasen da, Band zwar grad mit Durchbruchsalbum am Start aber der kleine Tour-Leg noch quasi in der Releasewoche (ein halbes Jahr später hat man schon das "mini"Z7 gut gefüllt (das inzwischen die Gallery-Music-Bar abgelöst hat, nachdem das Parkhaus entweder abgerissen oder neu gebaut wurde oder was auch immer die aus dieser Dachterasse gemacht haben... muss mal gucken gehen). Aber auch ansonsten wars halt einfach sehr gut als solches. Band noch in Originalbesetzung mit Tom McLean am Bass, die Setlist grossartig (das komplette Trio aus Minds Eye -> Portals -> Shapeshifter hab ich mir immer wieder gewünscht, aber nie mehr bekommen), fast zweieinhalb Stunden ohne Vorband, alles noch recht rough und DIY wirkend, und man hat den Dingen quasi beim Wachsen zu gesehen, aber trotzdem musikalisch top notch. Wahrscheinlich auch viel verklärte Erinnerung bei, aber bis heute (trotz zweier weiterer wirklich guten (und einem okayen, weil ich die neuen Sachen weniger mag, aber war halt im Devin-Vorprogramm, da nimmt man's mit) Konzerten) eine Erinnerung für die Annalen. Heimfahrt per Drahtesel mit dem einzigen Song den man gerne noch in der Setlist haben wollte ("Visions") inklusive.
4. Mogwai - Every Country's Sun Tour - 2017 (Basel, Kaserne)
Anderthalb Stunden Lärm, und für meinen Tinnitus zumindest mitverantwortlich. Aber fetzt halt. Muss ich jetzt nicht unbedingt nochmal haben, hat aber gerade dank Aushilfedrummerin Cat Myers echt geballert. Songmaterial war auch schön, wenngleich ich mir da bessere Oropax gewünscht hätte (die mehr durchgelassen hätten), es war insgesamt doch etwas zu laut um die filigraneren Momente (welche die Musik ja durchaus hat) noch so wirklich mitzunehmen. Aber kleiner Schönheitfehler. Dafür hatte ich einen Jazzmusiker mit (warum auch immer...), der während des Abends zuerst vom Glauben an meinen Musikgeschmack abgefallen und irgendwann einfach rausgelaufen ist. Kanns ihm nicht verübeln. Hat vermutlich "Prog-Rock" statt "Post-Rock" verstanden, aber bei meinem Spektrum sollte er vermutlich eher froh sein nicht an ein Rapkonzert oder schlimmer mitgegangen zu sein. Dafür nutzt er das Konzert sehr gerne als Vergleichs-Spott für die lokalen Ableton-Link-Jam - Sessions, falls er aufkreuzt (gemeinsame Bekannte bei der Session), und verweist zuweilen drauf, dass "die durchen Schotten das Gedudel wenigstens 15min stur durchgespielt haben und nicht per Laptop geloopt wie ihr!". Guter Mann. Guter Gig.
5. King Crimson - 50 Year Tour - 2019 (Kaiseraugst, Augusta Raurica Open Air)
Noch so ein durcher Gig. Natürlich ausverkauft. Natürlich ohne mich. Aber war ja Open Air. Alles abgesperrt bis zum gehtnichtmehr, Sicht auf Bühne unmöglich, aber das hat mich und gefühlt tausend andere nicht abgehalten, auf die umliegenden Hügel und Wiesen zu hocken und in meinem Fall Teile, aber für viele wohl auch das ganze Konzert mitzubekommen. War ja auch arschlaut, dagegen waren selbst Mogwai im Rahmen. Also Sonnenuntergang und Impro-Grillieren bei Crimso-Krach. Construkction of Light bis heute nie besser gehört, schade gibts kein Bootleg.
Ansonsten sind da auch noch so ne Handvoll Konzerte die eigentlich Potential gehabt hätten aber irgendwie underwhelming waren... Dream Theater auf Images & Words 25th - Tour mit sterbendem Wal am Mikrofon und dem grottigsten Sound den ich je gehört hab und das in einer Location wie der Samsung Hall, die tot optimiert ist und die man quasi gar nicht schlecht abmischen kann, eigentlich... The 1975, eigentlich eine fantastische Liveband, aber die Setlist an dem Tag war Murks und der Sänger auf allen Drogen der Welt und ist irgendwann in einer Prideflag eingewickelt auf der Bühne rum gerollt... Kraftwerk in Montreux waren halt Kraftwerk, auch wenns n guter Best-Of-Einzelgig war (Ralf Hütter auf französisch ist auch n Erlebnis)... Daneben viele Gigs die eigentlich nur darin brillieren dass man sie sich in die Agenda geschrieben und danach verpasst hat... Aber dafür auch immer mal wieder kleineres lokales Zeug, grad im Jazzbereich, man hat ne Hochschule mit Jazzclub um die Ecke, von daher...