Unsere eigenen Synthesizer!

changeling schrieb:
Bei SMD geht's einfach oft nur um Vorurteile, meist ohne eigene Erfahrungen damit. Ich denke das meint nordcore mit "Deppen".
Genau. Die Leute können noch nicht mal die prinzipielle Funktion der Schaltung im Schaltplan erkennen und erklären, wollen aber wissen, warum marginale, hypothetische oder fiktive Unterschiede zwischen den Teilen doch ganz sicher Klangunterschiede machen.
 
Ein paar Überlegungen zum Bauteile-"Klang":

Der Unterschied zwischen SMD-Bauelementen und bedrahteten Bauteilen ist zunächst mal nur die Bauform. Damit diese den Klang (jenseits des massiv(!) unterschätzten Placebo-Effekts) beeinflussen kann, müssen die Bauteile unterschiedliche elektrische Eigenschaften haben.
Nun sind die Bauteile allerdings darauf optimiert, möglichst dicht am theoretisch idealen Bauteil zu sein. Es Widerstand ist daher, durchaus erfolgreich, vor allen ein Widerstand.
Nur an extrem wenigen Stellen spielen die nicht-idealen Eigenschaften überhaupt eine Rolle.

Und das fängt dann auch noch mit völlig langweiligen Effekten wie der Toleranz an.
Wobei ein konkretes Bauteil natürlich gar keine Toleranz "hat", es hat einen konkreten Wert: also dieser 47kOhm-Widerstand hat 46223,9878766Ohm. Das hat dann einen konkreten Effekt in der Schaltung, also z.B. dass der Pegel (unhörbare) 0,114dB vom Ideal / Referenzgerät / Vorgegebenen abweicht. Mit 1,6% Abweichung vom Nennwert liegt er im 2%, 5% und 10% Toleranzband.

Die Auswirkungen auf den Klang "durch Toleranzen" sind prinzipiell vor allem statisch, was daher nur begrenzt zur "Lebendigkeit" beitragen kann. Dazu müssen nämlich unterschiedliche, konkret abweichende (=Aufgrund der Toleranzen unterschiedliche) Werte, in einem musikalischen Kontext erklingen. Ein deutlich hörbares Beispiel sind unterschiedlich klingende Stimmen bei polyphonen analogen Synths. Speziell die Zeiten der Hüllkurven sind dafür anfällig, da hat man zum Teil extreme Abweichungen, bis hin zu wirklich störend. (Perfekt gleich ist allerdings auch nicht unbedingt das Ideal... )

Weiterer nicht-Ideale Eigenschaften von Widerständen sind Rauschen: Kohle-Masse-Widerstände, wie sie in der Frühzeit der Vintage-Synthesizer noch vorkamen (...heute gibt es die nur noch für recht spezielle Zwecke), rauschen weit mehr als sie müssen (Johnson-Rauschen).
Ersetzte ich so einen Kohlemassewiderstand durch einen SMD-Schichtwiderstand, dann rauscht das weniger. Ein bedrahteter Schichtwiderstand würde natürlich ebenso weniger Rauschen.
An vielen Stellen spielt das keine Rolle, an einigen ist weniger Rauschen besser, und in ganz seltenen Fällen ist das Rauschen von Vorteil. (Die Frequenz der VCOs marginal mit Rauschen zu modulieren ist durchaus erwägenswert ... )

Ansonsten sind günstige SMD-Widerstände Dickschicht-Widerstände mit 2%. Bedrahtet sind 1% Metallschicht und besserem Temperaturgang kein Kostenfaktor. Wo es drauf ankommt lassen sich auch 1% Dünnschicht-SMD einsetzen. Die typischerweise mechanisch viel kleineren SMD-Widerstände sind auch weniger belastbar (bzw. werden bei gleicher Last wärmer), was selten mal subtile Auswirkungen haben kann. Außerdem haben sie eine viel kleinere Induktivität, was bei Audio aber keine Rolle spielt. Da kommt viel eher mal die andere (elektronisch: viel bessere) Leiterbahnführung moderner SMD-Entwürfe ins Rennen. Das führt zu weniger Übersprechen, was fast immer vorteilhaft ist.

Bei Kondensatoren hat man schon etwas mehr zu beachten, allerdings auch wieder technisch viel komplizierter und in der Wirkung viel langweiliger als die Esoteriker (= je dicker und teurer die Folienkondensatoren desto mehr Klangwuppdizität ...) sich das so vorstellen.
Bei Kondensatoren gibt es schlichtweg nicht alle Ausführungen in bedrahteter und SMD-Variante. Polystyrol-Kondensatoren würden als SMD-Version das Einlöten nicht überleben. Generell sind SMD-Folienkondensatoren nicht ganz unproblematisch und nicht vielfältig zu bekommen, die bedrahteten Version sterben allerdings auch langsam aus.
Relativ neue Entwicklungen wie Keramik-MLCC C0G oder Polymer-Elkos sind breiter aufgestellt als SMD erhältlich.

Die klanglichen Effekte von Kondensatoren werden geradezu absurd falsch eingeschätzt. In unseren Schaltungen kann man die Kondensatoren in drei Gruppen einteilen:
1. Entkopplung der Versorgungsspannung. ("Glätten" der Versorgung, verhindert Kopplungen/Übersprechen über die Versorgung und Schwingen der Schaltung. )
2. AC-Kopplung des Audiosignals, also Abtrennung von Gleichspannungs-Pegeln.
3. Filter. (S&H-Hold, VCO-Frequenz) Also die wenigen Kondensatoren wo der exakte Wert mal eine Rolle spielt.

Die naive Vorstellung von "Kondensatoren im Signalweg", wo dann 2&3 betrachtet werden ist übrigens prinzipiell problematisch, es kann auch entweder *nur* 3 oder 1,2 und 3 sein, je nach dem, was man gerade wie betrachtet.
Die Fehler, die Kondensatoren bei 1 & 2 machen, kann man recht gut messen, denn in beiden Fällen "soll eigentlich" kein Audio-Signal am Kondensator übrig bleiben.
Da der Kondensator ja auch wieder in erster Line ein Kondensator recht dicht am Ideal ist, macht er seinen Job ziemlich gut. Und das ist, in den Fällen 1 & 2, alles Audio "kurz zu schließen". Dadurch bleibt da nur sehr wenig Signal-Rest, in dem er überhaupt Fehler einbringen kann.

Die Fehler bei 3 sind vor allem Aufgabenspezifisch, bei einem festen Filter ist z.B. die Kapazität sehr entscheidend. (= Die unterschiedlichen realen Kondensatorwerte bei den Hüllkurven in den Poly-Stimmen sind deutlich bemerkbar. )

Keramikkondensatoren haben z.T. sehr merkwürdige Effekte: sie erzeugen eine Spannung wenn die Temperatur sich ändert, zeigen Mikrofonie-Effekte und die Kapazität ist Spannungsabhängig, was durchaus Klirr erzeugen kann ( ... mal mit Z5U Keramik ausprobieren, ist witzig... ).

Wenn man da "auf SMD" umstellt, dann muss man also schon etwas wissen, was man treibt, weil man dabei ja i.A. auch den Kondensatortyp ändert. Oft unproblematisch, aber im Zweifel schon mal zu prüfen. Was i.A. übrigens oft mit "nicht bemerkbar" ausgehen wird.

Bei aktiven Bauelementen hat der Unterschied zwischen den Gehäusen ggf. indirekt erstaunliche Auswirkung auf die Zuverlässigkeit: SMD kann man nicht sockeln, daher sind die *viel* zuverlässiger als gesockelte(!) ICs.
Da aktuelle ICs weit weniger kaputt gehen als früher noch, ist das Einlöten auch kein Problem.
Ansonsten sind in beiden Gehäusen *heute* die gleichen Chips, das sind aber andere als damals. Selbst wenn die Typenbezeichnung gleich ist. Das macht hin und wieder Probleme, bekannt dürfte der Voice-Assigner aus dem CS-80 sein: die Platine hat keinen einzige Entkoppelkondensator an der Versorgung und funktioniert mit aktuellen (daher etwas schnelleren) Chips gar nicht mehr. (Wobei ich Vintage-Logik generell nicht clonen würde, die ist meist einfach nur schlecht, die waren damals noch Digital-Anfänger, das macht man besser neu ... )

Im TTSH hatten wir auch so einen Klangunterschied, der Transistor im Rauschgenerator (Betrieb außerhalb jeder Datenblatt-Spezifikation) macht heute - obwohl gleicher Typ - einfach nicht mehr das richtige Spektrum. Da hilft alle SMD vs. bedrahtet Mystik gar nichts, ich persönlich finde die Jagt nach den heiligen Originalteilen, bedrahtet, mit Original-Date-Code, also ein Teil suchen was 'damals' gefertigt wurde, eher peinlich.
Effekt verstehen, Lösung suchen (hier tat ein anderer aktueller Transistor das richtige) und das ist dann eben auch im Sinne des Entwurfs (hier: ein billiger, einfacher Rauschgenerator, der ohne selektierten Transistor einen definierten Pegel, und das ohne Abgleich, liefert).
 
Moogulator schrieb:
SMD ist keine Frage von "Masse", es ist nur eine andere Größe - und es gibt Menschen, die damit kein Problem haben und auch so löten. Für uns Normallöter ist es aber schon schöner ohne. Das ist aber auch alles. Endlich mal Profis könnte man das auch nennen.

Ich bin der Meinung zu dem Thema sollte noch mehr gesagt werden, so einfach ist es nicht...
Oft muss man eben SMD nehmen, wegen Bauteileverfügbatkeit z.b LM3046M
dann oft wegen der Größe, denn pcbs werden u.a teurer um so größer diese sind ;-)
Das 1206 und 0805 Format lässt sich prima löten und reparieren.
Und ja, es ist primär eine Frage der Masse!
SMD Teile gibt's oft nur in Hunderter Mengen und können bei sehr kleinen Formaten in Serie nur von Maschinen bestückt werden.
Ich staune das es nicht so bekannt ist, denn mehrere Synthesizer Hersteller haben hierzu Videos veröffentlicht.
In dem Zuge auch gleich mal CPU Herstellung und Nanotechnik anschauen und dann zu dem Thema Fehleranfälligkeit anhand von Bauteilegrössen nachdenken. Wir sind in der Technologie sehr weit vorn, wenn Fehler passieren dann lag es am Menschen der diese bedient oder gebaut hat, egal wie klein oder groß.
 
ByeBye schrieb:
Ein paar Überlegungen zum Bauteile-"Klang"

:nihao: sehr schön, danke! :peace:

Es muss ja auch nicht immer "vintage und dirty" sein (wie z.B. Macbeth), von mir aus auch gerne "modern und klar" (wie z.B. Cwejman).

Zum Thema "Haltbarkeit" hab ich halt vor allem meinen Roland JP-8000 vor Augen, bei dem sich jetzt schon zum zweiten Mal ein SMD-Teilchen abgelöst hat. Ist die Technik da heute schon weiter? Bei den meisten heutigen Geräte-Lebenszeiten von ein paar wenigen Jahren wird man selten 20 Jahre alte Geräte finden (deswegen kein Problem), aber bei einem Synthesizer wäre es schon sehr erstrebenswert, dass er mehrere Jahrzehnte hält. Auf meinem Minimoog werden noch meine Urenkel spielen, aber bei meinem JP-8000 bin ich mir da nicht so sicher...
 
@LED-Man: Bin sehr dafür aufzuklären. Ich bin kein Aktiver, daher - immer gern.

@ByeBye: danke! Das ist mal interessant! Danke für die große Mühe das alles aufzuschreiben!
Im Interview mit Dave Rossum sagte dieser, er meine dass es durch "kleiner" keine Nachteile gäbe wie schlechteren Sound, so man "ein guter Techniker/Ing. sei". Das war im Zusammenhang mit seinem neuen analogen Filter gemeint und den kommenden Morpheus-Eurorack Filtern. Nur als kleine Anekdote.
 
Hi-Tech Music schrieb:
wir könnten doch unsere eigenen synthis bauen. wenn wir uns zusammen tun ginge das doch!
unsere eigene 808, 101, junos und jupiters usw. oder was meint ihr?

um das SMD/THT Thema erstmal abzuschliessen und auf den Ursprungspost zurückzukommen,
es gibt hier im Forum sicherlich ein paar Leute welche ein Produkt entwicklen würden, jedoch steht dagegen das hier im Forum nicht sehr viel in "Lötkunst" los ist, im Vergleich zu anderen einschlägigen Foren.
Das bedeutet das es preislich bei einen großen Projekt teuer wird.
Man sollte schon mindestens 50 oder 100 Pcbs produzieren lassen können.
Im Moment sehe ich eher als offenen Punkt: " welches Produkt/Gerät" ?
Es muß schon einer den Anfang machen und eine konkrete realistische Idee hier abgeben.
bis dahin bin ich raus.
 
LED-man schrieb:
Im Moment sehe ich eher als offenen Punkt: " welches Produkt/Gerät" ?
Es muß schon einer den Anfang machen und eine konkrete realistische Idee hier abgeben.
bis dahin bin ich raus.
Ich glaube daß die Probleme da schon anfangen.

Nutzer sind auch nicht per se gute Gerätdesigner, das sieht man u.a. auch in der Reaktorlibrary.
 
Hi-Tech Music schrieb:
ich glaube das wenn hier die richtigen leute zusammen kommen, da jeder synth enstehen kann ob alt oder neu oder klon...
Aber hier kommen keine Leute zusammen.
Vor etwa 10 Jahren gab es hier ca. 10-15 Leute, die wirklich Ahnung hatten und so etwas hätten durchziehen können.
Und weitere 20 Leute, die gerne mitgemacht und nachgebaut hätten, bzw. ständig aktiv im DIY-Bereich mitgewirkt haben.
Heute ist dieses Forum in Bezug auf DIY doch tot.
Außer den regelmäßigen "Kondensator-wechsel-Diskussionen", "smd vs. thruhole" und "Mein-Synth-geht-nicht-an" gibt's kaum noch Themen hier, geschweige denn Projekte.

Und selbst, wenn sich hier Leute finden sollten: Wie läuft es denn ab?
Wir kennen das doch schon, ist ja nicht das erste Mal.

Ich erinnere an ein Projekt vor Jahren: Der Forum-DIY-Sequencer.
Es sollte ein simpler, nachbaubarer DIY-Sequencer werden.
Viele Leute haben sich beteiligt, Ideen dazu beigetragen, bis auf Bauteileebene wurde diskutiert.
Konkrete Arbeiten haben nur ganz wenige angeboten.
Am Ende war dann einer (der Schaltungsentwickler), der dann plötzlich gesagt hat,"ich mach das jetzt alleine", das Gerät hergestellt und kommerziell verkauft hat. (Und meines Wissens finanziell damit auf die Nase gefallen ist, weil man eben so eine Kleinserie überhaupt nicht kostengünstig anbieten kann).
Nix mit DIY. Frustrierend für viele Beteiligte.

Eine Schaltung entwickeln muss einer alleine machen, bestenfalls zwei. Und der muss richtig Ahnung haben. Der muss dann auch noch den Schaltplan zeichnen.
Vielleicht kann ein anderer das Board routen. Macht aber auch am besten der Entwickler selber, weil er die "issues" selber am besten kennt.
Bei µP kommt noch ein Programmierer dazu, der auch richtig Ahnung haben muss. Ein Hobby-Coder schafft das in angemessener Zeit gar nicht.

Gehäuse? Mechanische Ausführung?
Will ich gar nicht erst mit anfangen. Ist der größte (und teuerste) Haken bei DIY.
(Und nicht nur da: aus beruflicher Erfahrung kann das ebenso bestätigen.)

Und meiner Meinung nach gehört zu so etwas auch eine nachvollziehbare Dokumentation, sowie ein gewisser Support für Leute, die "nur" löten können.
Was nochmal (sehr) viel Arbeit bedeutet, wenn's effektiv sein soll.

Es sind also zwei, drei Leute, die richtig viel Arbeit haben, der Rest will nur labern und absahnen, bestes Beispiel: der Threadstarter "Hi-Tech Music" hat in keinster Weise erwähnt, "aktiv" - oder besser: - "produktiv" irgendeine Leistung anbieten zu können. Ich schließe daraus, daß er keinerlei Ahnung von Geräteproduktion hat.

Die meisten wollen diskutieren, ihre Vorstellungen verwirklicht sehen, und am Ende nur partizipieren.
Billiger wird das - entgegen landläufiger (dilettantischer) Meinung - sowieso nicht, an Gestehungskosten wie all die Yamahas, Korgs oder Behringers sie haben, kommt man eh nicht dran, wenn man auch nur annähernd die Qualität erreichen will.
DIY ist immer teurer.
Ich habe in mein Modularsystem ca. 10tsd € gesteckt - alles DIY. Ohne Arbeitszeit. Ich verstehe Moogs Preise beim Modularkram sehr gut.

Jeder, der da was anderes schwafelt, betrügt nur sich selber oder hat ein Milchmädchen geheiratet.


changeling schrieb:
...aber zumindest gab's nen fertigen VCO...
Ja, den gab's. Der war auch gut, klanglich.
Ohne Schaltplan und vernünftiger Dokumentation, eigentlich 'ne Qual, den nachzubauen.
Schaltplan habe ich mir selber rausgezeichnet (und gesehen, daß es mehr oder weniger ein Minimoog Clone war), ein vernünftiges Platinenlayout habe ich dann auch nochmal gemacht, weil das wirklich furchtbar war. (Fast mehr Drahtbrücken als Bauteile, keine Koppelkondensatoren ...)

changeling schrieb:
...der Polivoks Filter von serenadi fällt mir aber noch ein.
Ich habe meine Module nur für mich gebaut. Das gab's keine Forumprojekte. Ein paar nette Forumkollegen haben von mir allerdings hier und da PCBs und die Dokus bekommen. Geben und Nehmen eben.
Und ich hatte damals gedacht - wo Du das Polivoks erwähnst - da gibt's bestimmt noch Interesse, habe sogar Mengen der schwer erhältlichen Chips gekauft. Liegt nun da, es gibt hier kein Interesse mehr.

Lieben Gruß,
Bernd
 
Kurz gesagt - es ist Anstrengung nötig, aber es ist denkbar - aber man muss es durchziehen.

Beispiele möge auch die bekannte Sample-DVD sein, die wir zusammen nicht auf die Beine stellen konnten. Alleine hingegen haben das einige doch mal gemacht oder geschafft. Vielleicht ist es eben doch nur möglich, wenn jemand sagt - ok, ich hab das hier gemacht - ..
vorlegen ist immer gut.

Aber es gibt schon auch Sachen die geklappt haben.
Der Groove Generator und der Inseqt - die gab es als Projekte. Vielleicht ist das Problem aber auch auf der anderen Seite noch. Der der macht will auch ein bisschen Anerkennung und wenn dann Bitten kommen, dann kommen die. Es ist aber alles irgendwie machbar. Ich selbst gebe aber gern zu, dass ich eher Abnehmer als Erbauer von etwas bin, weil ich hab das gern ordentlich. Bezahle das auch gern. Deshalb gibt es auch ein paar Kits und Fertigsachen oder tolle Projekte wie die LXR, wobei - die gibt es nur als DIY.

Wir hatten eine interne Group, deren Inhalte hier drin sind - SEM, Minimoog, EMS - sie alle sind noch da.
Wer will, kann noch immer und so, muss bisschen triggern. Machmal haben die Organisatoren auch keine Lust mehr, so wie bei Open Source Sachen immer - eingestellt gegen 2006. Lese ich da ständig.
 
Ist bei mir ähnlich, ich kauf lieber das fertige Produkt. Wenn ich was selber mache, dann will ich es auch von Grund auf selbst gestalten. Viele Leute löten ja für ihr Leben gern, aber ich gehöre da nicht dazu - mal ganz abgesehen vom "betriebswirtschaftlichen Wahnsinn DIY" (teure Teile in kleinen Stückzahlen + Arbeitszeit). Bin da grundsätzlich schon ein Anhänger der Industrialisierung... Den Ansatz von Mutable Instruments finde ich ganz spannend - wer will kauft es sich fertig, aber man darf auch selber bauen.

Ich sag mal so, es war nie einfacher als heute einen Synthesizer zu bauen. Es gibt unendlich viele fertige und frei verfügbare Schaltungen auf die man aufbauen kann. Gleichzeitig gibt es aber auch bereits unendlich viel, in DIY und "fertig". Analog, digital, monophon, polyphon, speicherbar, puristisch, SMT, THT, mit vielen Knöpfen, ohne Knöpfe - alles da in allen Varianten und Preisklassen (wirklich runde und liebevoll gemachte Musik-Instrumente gibt es aber nur sehr wenige)

"Billige und gute Synthesizer" - das wird wohl auch lange noch ein Wunschtraum bleiben. Selbst der Behringer Synth kostet fast 1200 €...

Von daher hätte ein "Forum-Synthesizer" wohl am meisten Erfolg, wenn er sich direkt an die Bastler richtet. Also sowas wie ein "offenes System", z.B. für einen polyphonen Synthesizer, dass die ganze Basis-Infrastruktur anbietet (Stromversorgung, Stimmverteilung, womöglich VCO-Kalibrierung oder ein digitaler Modulationsgenerator). Und damit kann man dann mit eigenen Schaltungen experimentieren (VCO, VCF etc.). Vielleicht kommt ja am Ende ein "modularer polyphoner Synth" raus in dem man seinen Lieblings-VCO mit seinem Lieblings-VCF kombinieren kann...
 
Polyphone Synthesizer sind nicht all zu einfach zu konstruieren, auch heute nicht.
Und natürlich, wie du richtig sagst, nicht mit einem gewissen Aufwand. dh - sowas macht man wenn man das wirklich wirklich sehr stark will. 1200€ ist für analog und 12stimmig extrem günstig, der Minilogue ist da noch krasser.

Aber das ist theoretisch. Am Ende muss bei sowas, wie bei meinen Vorrednern zu lesen ist, einer wirklich entwickeln und machen und alles bauen oder entwickeln und jemand anderes baut, so wollte Thommy das zB idealerweise. Die Arbeitsteilung ist da nicht ganz leicht. Ein Nachbau von einem Monophon-Klassiker der 70er stelle ich mir jedenfalls deutlich einfacher vor, dennoch muss auch da alles stimmen, kalibieren muss man das auch und so weiter. Es muss also quasi jemand betreuen - besonders wenn die Mitlöter eben selbst nicht Entwicklerwissen haben.

Das ist die eigentliche Antriebskraft.
Ich weiss von keinem Gemeinschaftsprojekt - alles was ich kenne sind Sachen, die einer gemacht hat und danach ggf. Platinen anbietet und ggf. sogar Hilfe etc.

Kann mir vorstellen, dass es Workshops oder Clubs im Stile von Repair/CCC-artigen Hackspaces, wo man sich sowas als Gemeinschaft überlegt hat. Das geht aber nur in Orten, wo genug Leute sind, die das tun wollen. Das ist halt einfach was, was man schwer ausrufen kann. Aber anfragen und sammeln klappt vielleicht.

Ich würde empfehle es sehr konkret zu machen und ggf. die, die es schon getan haben ggf. konsultieren.
Viel mehr kann man kaum sagen. Einfach tun oder sich einarbeiten ginge schon auch. Learning by doing ist sehr gut. Ich hab auch nur durch machen gelernt, wie man mit sowas umgeht. Löten und bisschen reparieren mache ich, aber auch nur wenns nötig ist.
Es ist allerdings auch cool, wenn man was fertig hat und es funktioniert und so.
Supergut.
 
Im Software-Bereich gibt es viele sehr große Open Source Projekte mit hunderten oder sogar tausenden Beteiligten. Aber da steckt natürlich immer auch sehr viel Geld dahinter.

Denn wie heißt es so schön: was nix kostet, ist auch nix wert.
 
Lustig, dass ein Thread, der unter anderem angebliche notorische Uneinigkeit zum Thema hat, in seinem Verlauf selbige ausführlich demonstriert. :)

Ich erinnere mal dezent an die SDIY-Mailingliste. Da war ich um 2000 herum ein paar Jahre zu Gast, als Leute wie Grant Richter, Paul Schreiber und Jürgen Haible so richtig in Fahrt kamen und ihre bis heute gebauten und/ oder gekauften Designs entwickelten, vorstellten, diskutierten und teilweise zu kaufbaren Produkten machten. Mein Eindruck von damals ist, dass es in diesem Feld für ein Produkt oder auch bloß Projekt nur jeweils ein oder zwei Leute mit klaren, durchaus auch mal kontroversen, aber Hauptsache KLAREN Vorstellungen von dem, was sie erreichen/ ausdrücken wollen, braucht. Die Diskussionen waren oft hitzig, einige der Designer wohl auch nicht unbedingt die nettesten Tischnachbarn im RL oder die Besten im Umgang mit Kunden, aber sie haben einfach was GEMACHT. Auf die Beine gestellt, wenn auch oft wackelige oder in zu kleinen Schuhen.

Es ist DANN scheißegal, ob SMD oder TH besser klingt oder besser reparierbar ist, WENN man weiß, was man erreichen will.
(Trotzdem danke für die vielen Infos zu SMD hier!)

Ich behaupte auch mal, selbst Machbarkeitsfragen sind dann stark nachrangig. Wie viele Modulanbieter auf dem heutigen Eurorackmarkt sind denn gar keine richtigen Hersteller, sondern bloß ein paar Enthusiasten oder auch Trittbrettfahrer, die halt von vorhandenen Strukturen profitieren? Manche von denen haben die Designs, die sie (angeblich jedenfalls) imitieren oder weiterentwickeln, noch nicht mal richtig verstanden. Und trotzdem kaufen es Leute. Klar - es mag nur eine Blase sein, die in ein paar Jahren platzen wird, und dann stehen viele Kunden ohne gescheite Servicemöglichkeiten da. Will letztlich auch nur sagen: wenn jemand etwas machen will, dann findet er auch einen Weg. Was labert ihr alle so viel??? :)

Vielleicht fehlt einfach nur die Motivation, das Feuer im Arsch, die brennende Unzufriedenheit mit den existierenden Zuständen, die absolute Überzeugung, selbst etwas beitragen zu können und zu wollen; vielleicht gibt es auch einfach schon zu viel Zeugs im Moment und man hat das Gefühl, nichts wirklich Interessantes bieten zu können und verrennt sich deshalb lieber gleich in Details. Kann das sein?
Aber selbst wenn, wie gesagt: IRGENDEIN Hindernis gibt es immer - ist ein Markt groß, sind Strukuren und für gewisse Zeit auch Wahrscheinlichkeit, Abnehmer zu finden, groß, aber die Chance, (Edit: in der Wahrnehmung der Kunden) nur einer unter Vielen zu sein, ebenfalls; ist der Markt eine kleine Nische, ist das Bewerben, Vertreiben und das Treffen von "Zufallskäufern" schwierig, aber dafür kann man sich bei den wenigen Kunden leichter und dauerhafter einprägen. (Bin kein Wirtschaftler, lasse mich gerne korrigieren...)


Zu SMD: es gibt auf Muffwiggler einen Thread von 2013 mit Beteiligung von Paul Schreiber, der ein paar wohl wenig bekannte und auch hier noch nicht genannte Argumente für SMD vorbringt, z.B. dass manche TH Teile nur "verpackte" SM-Teile seien. Denke der lohnt zu lesen, zumindest als Ausgangspunkt für weitere Recherchen.
Womit ich nicht sagen will, dass ich denken würde, Paul habe vollkommen recht mit seinem Kurs - man muss neben der Frage nach objektiven messbaren Eigenschaften immer auch den jeweiligen persönlichen Background und Geschmack/ Lebenseinstellung von demjenigen, der eine wertende Aussage macht, berücksichtigen (Paul z.B. ist ja für eine Art Perfektionsanspruch in Sachen Präzision bekannt, also ist es für ihn natürlich "gut", wenn Bauteile theoretisch etwas artefakt-ärmer oder uniformer sind).


Dark Walter schrieb:
(...)
Wenn ich irgend etwas aus meiner Vergangenheit die auch sehr viel in streng demokratischen Umgebungen wie Genossenschafften, Vereinen etc. stattfand gelernt habe: Demokratie abstellen, zuhören, reinfühlen, Meinungen und Personen ignorieren und entscheiden was die Leute wirklich brauchen. Alles andere ist Irrsinn.

Ich hab in einer demokratischen Kultur miterleben müssen wie sich 12 Personen mit extrem hohen Stundensatz über 5 Stunden darüber austauschen welches Material für eine 4 stündige (unwichtige) Veranstaltung als Raumtrenner zu den Toiletten verwendet wird.

Ohne deine allgemeine Argumentation in Abrede zu stellen (ich stimme zu, siehe oben): das Detail "extrem hoher Stundensatz" legt doch nahe, dass da eher zwecks leicht erworbenem Profit absichtlich verzögert wurde statt aus echter Uneinigkeit heraus - oder?
 


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