Mein Ziel, mit meinen Ger
Mein Ziel, mit meinen Geräten möglichst lange im Gespräch zu bleiben, habe ich jedenfalls erreicht
Ich kenne die Schwächen der Geräte sicherlich besser als jeder andere hier aber ich kenne vermutlich genauso die Stärken, die sie vor allem bei Erscheinen hatten. Der Raven war ein modernes Spielzeug, mit dem auch unbedarfte in kürzester Zeit anhörbare Kindertechno Stücke produzieren konnten - ohne sich mit einem Computer-Programm zu beschäftigen, spielerisch sonderlich begabt zu sein oder ein kreatives Genie zu sein. Was ist da so schlecht daran? Bei einem Hobby geht es doch vordergründig immer auch darum, persönliche Erfolgserlebnisse zu erzielen und Kurzweil zu geniessen. Und das stellt sich bei einem unbedarften Anfänger mit einem Raven sicherlich eher ein, als bei so manch anderen Geräten dieser Zeit. Bei Quasimidi wurden selbst Geräte wie ein JP8000 oder ein Microwave XT in Zahlung gegeben, um in den Genuss des einfachen Würfelns von Pattern zu kommen. Wer das nicht mag, kann es ja lassen - andere haben nach Jahren der Frustration auf einmal erste fertige Stücke auf CD gebrannt und sie uns begeistert zugeschickt. Das ist durchaus legitim. Ich will in erster Linie immer, dass die Leute ihre Beduerfnisse befriedigen können.
Ich höre selbst heute noch manchmal Filmmusiken in Fernsehspielen oder andere Produktionen, auf denen offensichtlich fertige Motive vom Sirius oder Raven zu hören sind. Von daher kann die Sache nicht so mies sein, wie sie oft gemacht wird. Immerhin reicht es anscheinend auch heute noch, um einen Film-Produzenten zufrieden zu stellen.
Die Quasimidi Geräte waren eine Kombination aus durchschnittlicher Tonerzeugung mit vielen spielerischen Ideen für schnelle Erfolgserlebnisse. Ich denke, einige haben mit Geräten wie dem Raven einige Monate richtig Spass gehabt - bis sie das Gerät dann verkauft haben und sich der landläufigen Meinung, dass QM Geräte Scheisse sind, angeschlossen haben. In den USA und in England gibt es auch heute noch einige sehr begeisterte Quasimidi User, die die gesamte Palette im Einsatz haben. Wenn man auf dem heutigen Gebrauchtmarkt einen Raven für 200 Euro bekommt, lohnt sich das allein schon wegen der richtig guten Tastatur mit halber Gewichtung und sehr nuanciert spielbarem Aftertouch. Tastaturen dieser Qualität werden mittlerweile von Fatar nicht mal mehr hergestellt, weil jeder Hersteller nur noch am Kosten sparen ist, wo er nur kann.
Schaut man selbst heute bei einem grossen amerikanischen Laden wie Big City Music in Californien auf die Webseite, sieht man dort einen Sirius für 798.- Dollar US. Gleichzeitig wird dort ein JD-990 für deutlich weniger Kohle angeboten. Nun kann man natürlich glauben, dass der Dealer völlig weltfremd ist - oder aber muss einsehen, dass dieses Gerät selbst heute noch einen gewissen Appeal hat, der einen so hohen Gebrauchtwert ermöglicht oder zumindest den Dealer glauben lässt, dass er einen so hohen Preis erzielen kann. In den USA hilft mir die Popularität und gute Reputation von Quasimidi, mehr Aufmerksamkeit für den Spectralis zu erzielen. Das ist in Deutschland kaum denkbar. Woran das im detail liegt, vermag ich nicht zu sagen. Aber es ist lustigerweise so. In der Electronic Musician hatte der Polymorph in einem VA Vergleichstest mit Nordlead, Virus und JP8000 am besten abgeschnitten. Das verstehe selbst ich nicht aber offensichtlich ist die Bewertung von Synthesizern eine sehr subjekive Sache und in Amerika besitzt das spielerische einen wesentlich grösseren Einfluss auf den Erfolg eines Instruments, als in Deutschland.
Letztes Jahr zur Winter NAMM besuchte mich der Ingo Gebhard (damals Chefredakteur Keys) mit leuchtenden Augen und berichtete, dass er sich gerade einen gebrauchten Raven gekauft hat.
Last, but not least - man sollte den Erfolg in den Neunzigern von Quasimidi nicht unterschätzen, nur weil die Geräte nicht im Handel zu haben waren und dort ensprechend schlecht gemacht wurden. Nicht ohne Grund hat Yamaha damals ein Keyboard durch den Wechsel zur Farbe blau und dem Namen "Ravers Babe" versucht, den Erfolg von Quasimidi nachzueifern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir einen besseren Umsatz erzielen konnten, als viele andere deutsche Firmen, die damals schon zu kämpfen hatten. Allein von der QM 309 wurden bestimmt zwischen 2 und 3 tausend Stück weltweit verkauft. So manches noch so kultige Gerät wurde deutlich weniger verkauft als die QM Tonerzeuger.
Wenn auch die Tonerzeugung eher schwach war, so waren die Entwickler (mich eingeschlossen) ziemlich begeistert dabei und haben einige unbezahlte Überstunden in Kauf gemommen, diese Produkte auf den Markt zu bringen. Dabei ging es der Entwicklungsmannschaft wie bei allen Synthie Schmieden nicht ums Abzocken von Kunden sondern eher um die Erhaltung eines Arbeitsplatzes, bei dem man seiner leiblingsbeschäftigung - der Entwicklung von Musikmaschinen - nachgehen konnte. Die meisten Ideen entstanden mit dem Willen, dem Kunden Spass zu bereiten. Wenn man Leute abzocken will gründet man keine Synthesizer Firma - da gibt es weiss Gott einfachere Wege mit wesentlich besseren Möglichkeiten - zum Beispiel ein Versicherungsbüro, eine Mc Donalds Filiale oder eine Anwaltskanzlei. Synthesizerfirmen beherbergen in der Regel eher Studienabrecher, Musiker, Autodidakten und Lebenskünstler, denen ein neuer synthie wichtiger ist, als sich nach zwanzig Jahren von einer liebgewonnenen Rostlaube zu trennen.