Trautonium 2012

serge schrieb:
Erfinden und konstruieren sind zweierlei.
Naja, das "Konstruieren" ist die Wortwahl Salas. Sala entstammt einer Generation, in der der angestellte Ingenieur noch nicht als Erfinder galt. Erfunden hat es nach so einem Verständnis das Telegraphentechnische Reichsamt, dessen Angestellter Trautwein war, als er die ersten Ideen entwickelte (das sog. Arbeitnehmerpatent ist ja auch heute noch eine sehr heisse Thematik s. §§18 u 19 ArbnErfG).
Da mir niemand bekannt ist, der vorher mit Subharmonik-Generatoren gearbeitet hat, gehe ich davon aus, dass man schon Trautwein den Kerngedanken zusprechen kann. Ein Widerstands-Drahtmanual hat er sicher nicht selbst erfunden, das war (und ist) gang und gäbe (offengestanden: selbst ich hab mit 12 Jahren das Poti im "Morse-Ton Generator" aus dem Kosmos Experimentkasten ziemlich schnell um einen aufgespannten Widerstandsdraht aus einem auseinandergenommenen Bügeleisen ersetzt und so meine Geschwister genervt - ohne dass ich jemals was vom Trautonium gehört hätte).
 
Das Patent zum Ribbon Controler mit Widerstandsdraht stammt aus dem Jahre 1928 und zwar von Helberger und Lertes.

Ergo: ist konstruieren doch der bessere Ausdruck, denn er hat einfach Standard Schaltungen zu was neuem zusammengefügt und nichts erfunden.

florian_anwander schrieb:
Da mir niemand bekannt ist, der vorher mit Subharmonik-Generatoren gearbeitet hat, gehe ich davon aus, dass man schon Trautwein den Kerngedanken zusprechen kann.

Trautwein hatte mit dem subharmonischen Generator überhaupt nichts zu tun, der ist alleine auf Sala's Mist gewachsen (bis ca . 1952), und umfasst sogar ein US Patent.
Trautwein hatte nie Verstanden, was Sala da macht, deshalb ist er ja auch in den 50er Jahren mit seiner Neukonstruktion dem Monochord so gescheitert.
Das Trautonium war ab dem Rundfunktrautonium 1935 Sala's Ding - er hat 8 Semester Physik studiert - ohne Abschluss - nur um das Gerät weiterentwickeln zu können.
Trautwein war nurmehr der Namensgeber und hat irgendwann komplett den Anschluss verpasst.

Leute die Infos sind überall zugänglich, was soll das Rätelraten?
Genau das meinte ich in meinem ersten Post, da wird aus Halb- und Unwissen Meinung gebildet - sorry aber das ist Stammtisch Niveau!
 
florian_anwander schrieb:
Kalli schrieb:
Leute die Infos sind überall zugänglich!
Was würdest Du als gute Informationsquelle denn empfehlen. Gibts ein Buch?
Ich hab mich in den letzten 2 Wochen intensiv in das Thema eingelesen, und dafür hauptsächlich folgende Quellen benutzt:
http://www.oskarsala.de
http://www.trautonium.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Trautonium
http://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Sala

Wer das vertiefen will, dem sein das folgende Buch empfohlen, das sich intensiv mit Elektrophonen der ganzen Epoche beschäftigt, nicht nur mit dem Trautonium:
http://www.amazon.de/Elektrische-Kl...=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1333622399&sr=1-1
(Keine Werbung für Amazon - jedem steht frei das Buch woanders zu kaufen)
 
Kalli schrieb:
"Trautwein hatte mit dem subharmonischen Generator überhaupt nichts zu tun, der ist alleine auf Sala's Mist gewachsen (bis ca . 1952), und umfasst sogar ein US Patent."

Dazu Oskar Sala im Interview:

"Und diese Geschichte [die subharmonischen Mixturen] hatten wir schon ganz zu Anfang, als der Dr. Trautwein mir eine Schaltung gab, „machen sie das mal, bauen sie mal diese Schaltung auf, das ist eine Röhre mehr, da kriegen sie eine glatte Oktave tiefer. Wenn sie das umschaltbar machen, kriegen sie das, was sie eben gespielt haben, eine Oktave tiefer.“ Das war damals eine ganz interessante Sache, denn vorher mußte man ja die Oktave neu einstimmen. Seine Schaltung reichte letztendlich aber nur bis zur Duodezime herunter. Dafür hat Hindemith ja das Stück geschrieben, das meine neue CD eröffnet. Auf der einen Stimme eine Quint und eine Duodezime, auf der anderen auch. Und die können nun während des Spielens umgeschaltet werden. Damit können nun Intervalle und Akkorde gestimmt werden: eine reine Quint, eine reine Oktave usw."
 
serge schrieb:
Kalli schrieb:
"Trautwein hatte mit dem subharmonischen Generator überhaupt nichts zu tun, der ist alleine auf Sala's Mist gewachsen (bis ca . 1952), und umfasst sogar ein US Patent."

Dazu Oskar Sala im Interview:

"Und diese Geschichte [die subharmonischen Mixturen] hatten wir schon ganz zu Anfang, als der Dr. Trautwein mir eine Schaltung gab, „machen sie das mal, bauen sie mal diese Schaltung auf, das ist eine Röhre mehr, da kriegen sie eine glatte Oktave tiefer. Wenn sie das umschaltbar machen, kriegen sie das, was sie eben gespielt haben, eine Oktave tiefer.“ Das war damals eine ganz interessante Sache, denn vorher mußte man ja die Oktave neu einstimmen. Seine Schaltung reichte letztendlich aber nur bis zur Duodezime herunter. Dafür hat Hindemith ja das Stück geschrieben, das meine neue CD eröffnet. Auf der einen Stimme eine Quint und eine Duodezime, auf der anderen auch. Und die können nun während des Spielens umgeschaltet werden. Damit können nun Intervalle und Akkorde gestimmt werden: eine reine Quint, eine reine Oktave usw."

Ne - das ist ein Missverständnis.
Was Sala hier im ersten Teil des Zitats beschreibt ist ein einfacher Oktavumschalter, der natürlich auch so eingestellt werden konnte, dass er nur ne Quinte tiefer lag.
Dabei handelt es sich aber immer noch um ein einstimmiges Gerät, das einfach schnell umgestimmt werden konnte.
Das erste Gerät, dass zweistimmig voneinander unabhängige Töne erzeugen konnte war das Rundfunktrautonium. Das er dann - über das Konzerttrautonium - schließlich 1949-1952 zum 4-stimmigen Mixtur-Trautonium weiterentwickelt hat.
Die Idee mit dem Oktavsprung kam übrigens von Hindemith, der das für seine Komposition angefragt hatte.
Der zweite Teil des Zitats meint dann wieder das Mixtur-Trautonium...

Edit:
Wenn du die Passage des Interviews im aktuellen SynMag nochmals vollständig liest, dann fällt dir bestimmt auf, dass er nur soweit ausholt, um zu erläutern, woher die Grundidee kam.
Es gab aber damals noch gar nicht die technische Möglichkeit, einen 4 Stimmigen Frequenzteilers in analoger Röhrentechnik so zu steuern, die hat er erst um 1950 entwickelt.
Was es im Rundfunktrautonium gab, waren 2 Ozillatoren pro Manual, die aber wohl noch nicht richtig synchronisiert werden konnten!
Es handelt sich um ein Interview von 1997 - die einzig mir bekannte CD die mit Hindemith eröffnet, stammt aud dem Jahr 1998 und eröffnet mit den Trio Stücken für 7 Trautonien von 1930, und da gabe es definitiv keine Mehrstimmigkeit pro Gerät.

nochmals Edit
Sorry, hier widersprechen sich meine Quellen:
Ich hatte gerade einen alten Zeitungsartikel Artikel aus em Jahr 1995 gelesen, und da war es so beschrieben, jetzt habe ich aber nochmals im Fachbuch (siehe Link) nachgelesen und da steht es doch so drin, das es das Rundfunktrautonium war deshalb habe ich oben alle "Konzerttrautonium" in "Rundfunktrautonium" geändert.
Auch gibt es eine Quelle, die den Frequenzteiler inkl. Patent Trautwein zuschreibt - dieses Patent taucht allerdings im doch sehr vollständig erscheinenden Fachbuch nicht auf, wo ca 40 Patente Trautweins gelistet sind.

Also ist es doch nicht so klar wie ich oben in oberlehrerhafter Manier herausposaunt habe - Asche auf mein Haupt...
 
Das Plakat hängt seit Wochen an der S-Bahn Haltestelle in Langenfeld.

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