Tonband-Zustand vor Nutzung bestimmen - wie?

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Die Ausgangslage:
ich habe hier einen Stapel von geschätzt 20-30 Jahren alter 1/2-Zoll Tonbänder. Diese würde ich gerne - soweit möglich - nutzen/überspielen/abspielen.
Da ich bei anderer Gelegenheit schon die Erfahrung gemacht habe, dass Bänder entweder am Tonkopf festkleben bzw. sich die Schicht ablöst und alles verbazt/verschlazt würde ich das gerne diesmal vermeiden und vor dem Einlegen der Bänder deren Zustand möglichst genau bestimmen.

Die Frage:
Welche Möglichkeiten gibt es vor dem Einlegen/Abspielen der Bänder festzustellen, ob sie möglicherweise kleben bleiben oder sich die Beschichtung bei Durchlauf durch die Maschine ablöst?
 
Als erste Maßnahme würde ich sie einmal (ohne sie am Tonkopf vorbeizuführen) komplett hin- und zurückspulen. Dann mal gucken, ob irgendwelche Krümel oder sonstwas unter den Spulen zu finden ist. Damit sollten zumindest die grob defekten, die auch die Tonköpfe versauen, identifiziert sein.
 
Die wirklich üblen Fälle machen sich schon bemerkbar, wenn man von Hand ein paar Runden abrollt.
 
...vielen Dank...

...also nach Krümeln sehen - das sind aber dann die ganz-ganz-harten Fälle, oder? Ich würde ganz gerne auch die Fälle vermeiden, wo man die schwarze Masse erst am Gerät entdeckt nachdem das Band abgespielt wurde - also quasi kurz vor der Krümel-Phase, in der Schmier-Phase...

...bin weiterhin offen für Tipps...
 
Die Antwort ist ganz einfach: Ist es Ampex 456 Grand Master, dann kannst Du sie nur noch in die Tonne treten.

Ampex-Material ist rückseitenbeschichtet, und diese Beschichtung reibt sich an den Bandführungen ab; wenn Du Pech hast, bleibt sogar die magnetische Beschichtung auf der anderen Seite an den Tonköpfen hängen. Untrügliche Anzeichen dafür sind nicht nur fürchterliches Kreischen und Quietschen der Bandmaschine, sondern auch Trägheit bis zu Stillstand beim Abspielen und Vor- und Zurückspulen. Da ist schon so mancher Antriebsmotor zu Schaden gekommen.

Ampex 456 kann man im Ofen ausbacken bei etwa 55 bis 60°C, über mehrere (vier bis acht) Stunden. Danach ist das Material soweit abspielbar, daß man alte Aufnahmen retten kann. Ob man auf gebackenem Bandmaterial aufnehmen kann und sollte, darüber streiten sich die Geister.

Anderes Material (v. a. japanisches) ist da wesentlich unempfindlicher und haltbarer. Allerdings werden auch diese Bänder bei mehrfachem Gebrauch nicht unbedingt besser. Bei Scotch gibt es hier und da Typen, die wie die Ampex-Bänder kaputtgehen. Am besten ist man immer noch mit EMTEC, Quantegy oder RMG bedient.

Stephen
 
...vielen Dank...

...ja, es sind überwiegend Ampex-Bänder (456 und 499)...ich hatte schon befürchtet, dass ich wohl um sicher zu gehen und sie tatsächlich nutzen zu können die Rollen zerlegen und neue Bänder kaufen muss...es geht mir eher weniger darum, was noch auf den Bändern drauf sein könnte - das kann alles weg...

...Wahnsinn, dass die Alu-Seitenteile z.B. bei Thomann (SM911: https://www.thomann.de/de/rtm_sm911_1_2_762m_nab.htm vs. https://www.thomann.de/de/rtm_sm911_1_2_762m_nab_pancake.htm ) 40 Euro Unterschied machen; da lohnt es sich die drei Schrauben aufzumachen und die Seitenteile auf den neuen Kern umzusetzen...
 
Man bekommt schrottiges Ampex-Material in rauhen Mengen in der Bucht, mit Band als kostenlose Dreingabe. Da fallen dann immer gratis Spulen an.

Versuch das mal mit dem Ausbacken (Erfahrungswerte zu sammeln hilft immer) und mach die Probe auf's Exempel: Drei bis vier Spulen auf einem Kuchengitter (unterste Schiene) im Ofen stapeln, zwischen den Spulen ein Fingerbreit Platz, damit die warme Luft zirkulieren kann, Ofen auf Umluft, 55 bis 60°C einstellen und einen Tag drin lassen, wenn Du zur Arbeit gehst.

Da Ampex Marktführer war, sind zu gut 80% aller Produktionen auf diesem Material gefahren worden -- man kann sich vorstellen, welche Arbeit auf Tonstudios auf der ganzen Welt zukommt, wenn es darum geht, vom 1/4"-Stereo-Band bis zum 24-Spur-2"-Rohwickel alles zu backen, ins Protools zu überdudeln und zu archivieren.

Stephen
 
Versuch das mal mit dem Ausbacken

...muss ich? - ich würde mir das gerne (er-) sparen*, bitte...

...wenn jemand Wert auf das Experiment legt, kann ich das schon machen - ich für mich bräuchte es nicht...


*so viele offene Projekte, dass ich mir dafür die Zeit dann doch nicht nehmen will; den Ofen einen Tag lang laufen lassen (oder eher 4-5 Tage lang wg. Anzahl der Bänder) ist energietechnisch noch relativ ok, weil er von der PV-Anlage bzw. Hausbatterie gespeist wird...würde die Energie aber trotzdem gerne anderweitig einsetzen...
 
...vielleicht ergänzend noch: von der Aufbacken-Idee bin ich nicht so wahnsinnig begeistert,

- weil ich dann ja womöglich wieder vor dem Problem einer verschmutzten Maschine* stehe, wenn es nicht richtig geklappt hat

- und dann würde ich aufgebackene Bänder eh nicht regelmäßig einsetzen wollen - weil mein Plan ist schon eher mit den Bändern zu arbeiten, weniger sie als Archiv zu verwenden


*wieder zerlegen, reinigen usw. ...
 
Als erste Maßnahme würde ich sie einmal (ohne sie am Tonkopf vorbeizuführen) komplett hin- und zurückspulen. Dann mal gucken, ob irgendwelche Krümel oder sonstwas unter den Spulen zu finden ist. Damit sollten zumindest die grob defekten, die auch die Tonköpfe versauen, identifiziert sein.
genau, wäre auch mein Tipp. Oder mal mit dem Fingernagel an der Beschichtung kratzen ...
 
[...] mein Plan ist schon eher mit den Bändern zu arbeiten, weniger sie als Archiv zu verwenden.

Dann wirst Du mit alten Bändern nicht glücklich werden, weil bei Ampex-Material selbst aus den späten 1990ern immer noch das Risiko des sticky shed syndome mitfährt. Das Problem ist wirklich erst bei Quantegy-Produktionen gelöst worden, und dieses Material ist selten zu finden und meist sündhaft teuer -- in allen Formaten.

Anderes Bandmaterial ist entweder nur antiquarisch (und womöglich völlig runtergenudelt) erhältlich, hat ähnlich geartete mechanische Ausfallerscheinungen, ist meist unangemessen teuer wegen "Kult!", "Vintage!" und "Rar!", und wenn man Halbzollmaterial hier überhaupt noch neu bekommt (aus Restbeständen mittlerweile eingestellter Produktion), dann bist Du jenseits von 100 Euro pro Spule (ca. 25 Minuten Aufnahmezeit). Die, die das haben, wissen, auf welchem Schatz sie sitzen.

Arbeiten mit Tonband ist wie Arbeiten mit alten Synthesisern -- das muß man wollen, und man darf nicht über lange Standzeiten und hohe Wartungs-, Betriebs- und Instandhaltungskosten klagen.

tonbänderbacken.jpg

Stephen
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann wirst Du mit alten Bändern nicht glücklich werden

...ja, denke ich eben auch...wir haben ja schon einige Erfahrung gemacht mit dem Gerät - vor fast 10 Jahren - und es hat viel Spaß gemacht (
View: https://youtu.be/bytV_2bDYGI
-
View: https://youtu.be/HA-_QoyrNvQ
)...

...auf Anhieb habe ich bei Thomann das SM911 gefunden, aber ich denke es gibt noch weitere Anbieter...dort kostet es im Moment 105€ komplett, bzw. 65€ als pancake (gut geschätzt!)...
 
Höre ich da ein Minipops 7 im Tango-Modus, und ist das ein AHB System 8 (?) Mischpult?

Stephen
 
...das mit dem Pult stimmt - habe die zwei (hier vorhandenen) System 8 gestern erst rumgehievt (in die Werkstatt gebracht)...die haben die letzten Jahre sehr gelitten - mal sehen, ob ich die wieder herrichte...

...vor ein paar Jahren war @Nordcore so nett mich bei der Instandsetzung mit Rat und Tat (er hat z.B. die beiden Netzteile überholt) zu unterstützen...

...Minipops war keine beteiligt - ich weiß gar nicht mehr welche Maschine das sein könnte - wahrscheinlich eine DRM MK III...
 
...na, steht ja auch nicht in der Überschrift, und vielleicht kann ja ein anderer mit der Empfehlung was anfangen...

...oder ich finde endlich das Revox B77 MK II mit 15 IPS - dann will ich auch solche Bänder...
 
Einfach eine PR99. Mastern willst Du eh nicht auf Viertelspur.

...mal sehen - muss mich für die mal einlesen...ist eh ein Wunsch der frühestens ernsthaft in Erwägung gezogen wird wenn das Chaos sich hier etwas lichtet...wobei das ein frommer Wunsch ist - von alleine lichtet sich da gar nix...

...Dank für die Tipp!...
 


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