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Rookie2 schrieb:Trotzdem kommt es am Ende auf den Musiker an. Ein guter Geiger wird aus einer vergleichsweise seelenlosen billig-Geige mehr Seele rausholen, als ein schlechter Geiger aus einer Stradivari.
Stimme dir bei allem zu.
Aber die Seele, die vor dem Instrument sitzt, wollte ich mit der Frage eigentlich ausklammern. Geht aber wohl nicht...
Ist ja auch immer die Interaktion
Da du die Stradivari erwähnst... Es scheint also Instrumente zu geben, die es dem Musiker leichter machen,
gefühlvoll zu spielen als andere?! Also, die von sich aus mehr Seele zeigen, oder die Seele des Musikers mehr berühren...
"...Geht es dir eigentlich auch um eine eigene Erkenntnis?
Welcher deiner eigenen Synthies hat denn am meisten Seele?..."
Es geht mehr um ein Gefühl, dass ich habe. Ja, wenn da was dran ist, dann ist es vielleicht Erkenntnis
.
Vorab, finde das ganz wunderbar wie unterschiedlich die Herangehensweisen und Meinungen hier präsentiert werden. Ich hatte erwartet, daß nach dem dritten Post bashing und trolling einsetzt, aber das Forum scheint echt Qualität zu haben.
Ich möchte kurz meine Interpretation auf die gestellten Fragen geben.
Mit dem Begriff Seele assoziieren wohl die meisten Lebendigkeit im Klang, eine gewisse organische Anmutung. Aber auch Ausdrucksfähigkeit in der Interaktion mit dem Instrument wurde genannt.
Wenn Du von dem Erlebnis des Konzertflügels sprichst, dann kann ich das komplett nachvollziehen. Für mich ist beim Flügel die Lebendigkeit des Klangs, die Entfaltung der harmonischen und disharmonischen Teiltöne, die Interaktion mit dem Resonanzraum und der Bauteile sowie der akustischen Umgebung, wie bei jedem akustischen Instrument unerreicht. Auf digitaler Ebene habe ich sowas noch nicht gefunden. Diese Qualität der akustischen Instrumente liegt meiner Ansicht nach in der Natur der Sache, dass physikalische Schwingungen (ich höre schon die Leute rufen "aber Strom / Elektronen tun das auch" - ja, komme ich später dazu) erzeugt werden die ganz komplex mit der Umwelt interagieren. Ich spreche hier nicht nur von Frequenzbereichen der landläufig genannten 20Hz - 20kHz sondern weit darunter und darüber sowie - und jetzt kommts - auf anderen "Ebenen". Ich bin fest der Meinung, dass die Physik und unser derzeitiger Wissensstand (die ja auch nur einen Beschreibungsversuch der Realität darstellt) noch lange nicht alle Faktoren der Gleichung überhaupt messbar erkannt hat.
Die ausgeklügelte Mechanik eines Konzertflügels, die sich über Jahrzehnte entwickelt hat bringt zusammen mit einer ausgebildeten Fingerfertigkeit eine extrem hohe Möglichkeit des Ausdrucks.
ABER: Ich habe wirklich gute Musiker - im Sinne von Fingerfertigkeit - gehört, denen Expressivität und Seele beim spiel völlig fehlt. Einfach deswegen, weil sie selbst diese Feinheiten nicht wahrnehmen. Es gibt genauso Leute, die eine vielleicht mittelmäßige Fingerfertigkeit haben aber das Gefühl und die Emotion ausdrücken können. Nicht jeder Sprachwissenschaftler kann bewegende Lyrik schaffen. Aber jeder ist halt anders. Manche bewegt ja auch ein "brontal prudduziata Beatz". ;o)
Zurück zur Elektronik und der Kernfrage:
Ich empfinde Klangerzeuger, die einen "Fuss" in der realen Welt haben als organischer anmutend als das Klangergebnis von Rechenvorschriften die bis zum fertigen Produkt Rechenvorschriften bleiben. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Plug-Ins. Aber Seele...ist für mich was anderes.
Mit "Fuss in der realen Welt" meine ich eine irgendwie geartete Interaktion mit der physischen Welt. Ein analoger Osc, ein Filter etc. interagiert auch und zwar nicht nur in den bisher meßbaren Ebenen wie Frequenz, Amplitude und Phase sondern in Bereichen die bisher nicht benannt sind. Ich kann hier nicht die Physik revolutionieren, dazu bin ich kein Physiker, aber ich kann hinhören, empfinden. Für mich ist das Beweis genug, dass da andere Sachen sind die wir lange nicht auf dem Schirm haben. Vielleicht ist genau DAS Dein Begriff von Seele. Dann gilt, je mehr Interaktion mit der physischen Welt, umso "natürlicher".
-> Ergo:
Wenn ich einen A/B Vergleich mache von Arturia und co zum Original dann hat das ÜBERHAUPT NIX mit dem Original zu tun. Frequenz und Amplitude mögen zwar halbwegs(!) rankommen an eine Momentaufnahme eines Originals, aber dann hörts schon auf. Ist ja klar, was sie nicht messen können wird auch nicht modelliert.
Auch so ein Signal von einem Softsynth in die reale Welt zu wandeln, mit Edelkompression oder EQ zu bearbeiten, mit Preamps zu färben etc. (Strom ist halt Strom) bringt mich nicht dahin, es fehlt bei diesen Sachen einfach eine Art Resonanz - auch metaphysisch. Es wird alles platt, emotional eindimensional.
Ich sehe schon die ersten Steine aus der Plug-In-Fraktion fliegen. Aber hey, jeder wie er mag. Just my 2 cent...