Streitbare These zu Tangerine Dream und Co.

Interessanterweise antwortet auf meine Frage mal wieder niemand. Passt ja auch nicht ins Konzept. :D
 
Seq.Note schrieb:
:respekt:für soviel Ausdauer Herr fanwander.

Wohl eher für soviel Uneinsichtigkeit. Ich denke, er hatte sich da in etwas reingeritten aus dem er seiner Meinung nicht mehr rauskam ohne seinen Nimbus der Unfehlbarkeit zu verlieren. Eigentlich Schade; von Florian hätte ich mehr Größe erwartet.
 
Markus Berzborn schrieb:


Auch mal ganz lustig. :D

Aber es hat einen tieferen Sinn.
Hier ist nun also mal keinerlei Ablenkung durch mehr oder weniger spektakuläre Synthesizer-Sounds.
Und nun sagt mir bitte: Wo und warum ist dieses Stück harmonisch primitiver als die Werke der hier genannten Popkünstler?
Tut mir leid, aber ich kann das beim besten Willen nicht nachvollziehen.



mir gefällts, prinzipiell mag ich die klänge der klassischen instrumente.
 
fanwander schrieb:
jetzt aber mal doof gefragt: Warum ist das so? Sind die Synthesizermusiker so sehr vom Klang fasziniert, dass sie vergessen sich wirklich mit der Musik zu beschäftigen? Oder sind es Leute, die kompositorisch und instrumentell einfach "Looser" sind, und das Nichtkönnen mit dem bermekenswerten Klang kaschieren. Letzteres ist/war ja zB bei Froese definitv nicht der Fall, der ist ja wohl durchaus ein guter Instrumentalist - daher glaube ich zieht das Argument weniger. Also: was ist es? Betäubt die Klangmöglichkeit? Verdummt sie?

Tja, das ist die Frage... Ich glaube es gibt dabei zwei Aspekte. Erstens, jetzt mal allgemein und nicht auf TD gemünzt, dass sich viele Elektromusiker vielleicht nicht besonders mit Harmonielehre beschäftigt haben, und somit eine komplexe(re) und stimmige Harmonieentwicklung gar nicht bewusst entwickeln können. "Sachen ausprobieren und merken, was passt" spielt bestimmt viel häufiger eine Rolle. Denn das geht immer, auch ohne die theoretischen Grundlagen, und mit denen beschäftigt sich eben nur derjenige, der darauf wirklich Bock hat. Ich halte es für plausible Unterstellung, dass sich der durchschnittliche Elektromusiker vom Knöpfchen drehen eher angesprochen fühlt, als von der theoretischen Beschäftigung mit enharmonischen Verwechslungen. Mich eingeschlossen. Macht mich (oder andere) das zum Looser? Würde ich so nicht unterschreiben :lollo: Durch den Mangel an theoretischem Harmonie-Verständnis sind aber schon die Ausdrucksmöglichkeiten unfreier, naiver und manchmal auch "unmotiviert", wie im Eingangspost beschrieben.

Zweitens denke ich, dass dieser Umstand durch die (auf diese Art entstehende) Musik letztlich dazu geführt hat, dass sich ein bestimmter Stil ausgebildet hat, und damit auch bestimmte Hörgewohnheiten. Will sagen, dass wer beispielsweise an Techo denkt, eben auch extrem einfache (oder gar keine) Harmonien erwartet. Und das führt wiederum dazu, dass ein Musikant, der die Produktion von elektronischer Musik anstrebt, erst recht keine Veranlassung sieht, sich mit der Theorie auseinanderzusetzen, die in diesem Genre ja ohnehin kaum angewendet wird.

Aber ist das schlecht? Hat das was mit "kaschieren" zu tun? Das kommt eben darauf an, ob man den klanglichen Aspekt der Komposition (und was es sonst noch so gibt: rhythmische Aspekte, die Fähigkeit der Musik, Hörer - wie auch immer - emotional anzusprechen) auch als wertvoll anerkennt. Es gibt so viele Stücke, die haben fast gar keine Harmonik, und doch empfinde ich diese als anspruchsvoll und z.B. sehr emotional. Beispielsweise elektronische Musik von Pan Sonic. Das ist dann einfach eine andere Ebene, auf der man angesprochen wird.

Mir persönlich ist bei harmonisch komplexeren Stücken die klangliche Ebene interessanterweise viel weniger wichtig, bzw. in solchen Fällen finde ich es sogar besser, solche Kompositionen klanglich möglichst wenig komplex zu präsentieren. Beispielsweise klassische Lieder: Klavier, Gesang, fertig. Mag ich sehr. Aus meiner Sicht spricht das auch dafür, dass "harmoniefremde" Aspekte der Komposition einen "Mangel" an komplexer Harmonik auch tatsächlich kompensieren. Aber wie gesagt, man muss das nicht als Mangel sehen. Eher als einen Teil der Gesamtgleichung.

Betäubt also die Klangmöglichkeit? Ich glaube es ist eher so, dass es durch klangliche Ausdrucksmöglichkeiten einfach leichter wird, Stücke zu schrieben, die interessant und hörenswert sind, obwohl sie in Sachen Harmonien substanzlos sind.
 
Markus Berzborn schrieb:
Interessanterweise antwortet auf meine Frage mal wieder niemand. Passt ja auch nicht ins Konzept. :D
Nein, ich kann dazu nur nichts sagen, weil ich mir nicht jeden Clip anschauen kann. Habe nur eine Volumen Flatrate, von daher kann ich mir nicht alles ansehen/anhören. Einen anderen Grund hat das nicht.
 
Mr. Roboto schrieb:
Seq.Note schrieb:
:respekt:für soviel Ausdauer Herr fanwander.

Wohl eher für soviel Uneinsichtigkeit. Ich denke, er hatte sich da in etwas reingeritten aus dem er seiner Meinung nicht mehr rauskam ohne seinen Nimbus der Unfehlbarkeit zu verlieren. Eigentlich Schade; von Florian hätte ich mehr Größe erwartet.

wahre Worte !
 
Markus Berzborn schrieb:
Interessanterweise antwortet auf meine Frage mal wieder niemand. Passt ja auch nicht ins Konzept. :D

Ich bin ja nun wirklich nicht der Notenstapel-Hörer, insofern mag ich da völlig falsch liegen, aber das, was der da auf dem Klavier spielt ist doch eine "aufgeblasene", deutlich "fortgeschrittenere" Harmonisierung als im Original von TD, oder?
 
nordcore schrieb:
Markus Berzborn schrieb:
Interessanterweise antwortet auf meine Frage mal wieder niemand. Passt ja auch nicht ins Konzept. :D

Ich bin ja nun wirklich nicht der Notenstapel-Hörer, insofern mag ich da völlig falsch liegen, aber das, was der da auf dem Klavier spielt ist doch eine "aufgeblasene", deutlich "fortgeschrittenere" Harmonisierung als im Original von TD, oder?

Das stimmt, da sind mehr Noten und Akkorde drin :).

Das ist aber doch eher der Tatsache geschuldet, daß ein Klavier nunmal keine gehaltenen Synthieflächen erlaubt, sodaß wahrscheinlich hier und da mal neu angeschlagen werden muß bzw. verbindende Akkorde eingefügt werden müssen, um alles im Fluß zu halten. Das Ausklingverhalten des Instrumentes erzwingt diese Spielweise ja förmlich (womit sich sicherlich viele Synthesiserspieler schwertun würden).

Wahrscheinlich sind dem Florian zu wenig schlaue Akkorde in der Musik von Tangerine Dream, die über C-F-G(7)-C hinausgehen? Vielleicht hat Florian aber auch nur übersehen, daß ohne die Vorarbeit von TD und die daraus entstandene Neugier seitens der Rezipienten keine Notwendigkeit für sein eigenes Buch gegeben gewesen wäre?

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Wahrscheinlich sind dem Florian zu wenig schlaue Akkorde in der Musik von Tangerine Dream, die über C-F-G(7)-C hinausgehen?

Ist aber eben nicht so.
Ich habe doch jetzt schon wirklich einige Videos verlinkt, die das Gegenteil beweisen.
 
Markus Berzborn schrieb:
ppg360 schrieb:
Wahrscheinlich sind dem Florian zu wenig schlaue Akkorde in der Musik von Tangerine Dream, die über C-F-G(7)-C hinausgehen?

Ist aber eben nicht so.
Ich habe doch jetzt schon wirklich einige Videos verlinkt, die das Gegenteil beweisen.

Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb Florian nichts mehr von sich hat lesen lassen -- seine Meinung steht fest, bitte verwirrt ihn nicht mit Tatsachen!

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Wahrscheinlich sind dem Florian zu wenig schlaue Akkorde in der Musik von Tangerine Dream, die über C-F-G(7)-C hinausgehen? Vielleicht hat Florian aber auch nur übersehen, daß ohne die Vorarbeit von TD und die daraus entstandene Neugier seitens der Rezipienten keine Notwendigkeit für sein eigenes Buch gegeben gewesen wäre?
Stephen
Ob die Musik wirklich besser wird, nur weil man komplizierte Akkorde verwendet, wage ich zu bezweifeln.
Es gibt viele interessante Kompositionen, die sich sehr spannend und meisterhaft auf den Noten lesen, dann aber total Kacke klingen.
Moondog ist da nur ein Beispiel für intelligente werke, anhören kann man sich das jedoch nicht.
Ebenso sind viele mathematische und kybernetische Stücke oder punktuierte Musik eher zum Davonlaufen.
Es gibt ja genug angesehene Komponisten, die sich daran stören , das noch so viel weiß vom Papier durchscheint.
 
Moondog kann man sich nicht anhören ??

Gibt ja wirklich wilde Ansichten in diesem Forum. :lol:
 
Bernie schrieb:
Moondog ist da nur ein Beispiel für intelligente werke, anhören kann man sich das jedoch nicht.

a) Danke Bernie! Ich muss zu meiner Schande gestehen dass ich Moondog bisher nicht kannte. Again what learned!

b) Ich find Moondog geil.

Servus,
Alex
 
Bernie schrieb:
[...] Ob die Musik wirklich besser wird, nur weil man komplizierte Akkorde verwendet, wage ich zu bezweifeln. [...]

Ist ja nicht meine These, nur meine Vermutung, was Bemessungskriterien angeht.

Ist mir unter'm Strich auch wurscht, ich kenne eh nur zwei Akkorde.

Stephen
 
Markus Berzborn schrieb:
Moondog kann man sich nicht anhören ??

Gibt ja wirklich wilde Ansichten in diesem Forum. :lol:

Keine Ahnung, jedenfalls wurde der von ein paar Freunden immer irre gelobt, worauf ich mir eine CD gekauft habe, im totalen Blindflug.
Habe die CD Moondog einmal mit Schmerzen bis zum Ende gehört -es war einfach grauenhaft!
Vielleicht hatte ich auch ein sehr experimentelles Album erwischt, kann ich nicht sagen, denn ich kenne ja nur dieses Eine.
Es ist auch extrem schlecht gemixt, einige Stellen sind sehr untight und klingt stellenweise wie Klassik aus dem Kofferradio.
Vielleicht wars auch nur dieses Album, von 1969 oder so.
 
Das ist ja gerade das Problem meiner Ansicht nach.
Wenn man eine Aussage treffen will zu Moondog oder eben auch zu Tangerine Dream - also beides Künstlern, die über Jahrzehnte viel gemacht haben - dann reicht es eben nicht, zwei oder drei Alben zu hören oder zu kennen.
Das ist dann schlicht nicht repräsentativ.
Oder es müssten Künstler sein, die sich über Jahrzehnte keinen Deut verändert oder entwickelt haben.
 
Bei Kraftwerk ist durchaus mit jeder Platte eine Veränderung feststellbar.

Nur haben sie eben in den letzten 30 Jahren nur noch 3 Alben gemacht.
 
Markus Berzborn schrieb:
Bei Kraftwerk ist durchaus mit jeder Platte eine Veränderung feststellbar.

Nur haben sie eben in den letzten 30 Jahren nur noch 3 Alben gemacht.

Nun denn, ich bezog das auf den Stil von Kraftwerk, und der ist unverkennbar.
 
ikonoklast schrieb:
Ganz einfach: in der knappen Stunde zwischen den beiden Postings habe ich mir ein paar Moondog-Kompositionen auf YT angehört ... und war/bin sehr angetan.

Servus,
Alex
ich übrigends auch und finde einige Sachen recht gut. Hatte wohl damals ins Klo gegriffen und das schlechteste Album erwischt.
 
Als Musiker drückt man seine Empfindungen und Gefühle in Form von Musik aus - im Idealfall.
Konstruktive Musik hingegen entsteht als Konzept im Kopf, nicht im Bauch.
TD bzw Edgar Froese hat sich stets inspirieren lassen, sei es durch literarische Werke, Filme oder Geschichten.
Dabei hat er seine Gedanken und Empfindungen zu einer Musik geformt, ohne das er dabei sein Handwerk
vergessen hat. Viele aus der Forumsecke finden TD Musik nicht spannend genug. Dabei haben sie einen
wirklich eigenen und einmaligen Sound entwickelt, so wie alle großen Konstler ihren eigenen Sound haben.
Als Künstler ist man auf der Suche und irgendwann, hoffentlich, findet sich auch etwas.
Bei den einen mehr als bei anderen.
Jeder sollte seine Musik hören, die nahe geht. Für mich gibt es viele Musiker, die großartige Musik machen,
aber zu der ich keinen Zugang finde. Aber das ist auch ok und ich werde darum nicht hingehen und sagen,
wie abartig grottig ich dies und jenes finde. Schon aus Respekt zu dem Künstler.
Denn letztendlich möchte ich auch respektvoll behandelt werden, für das was ich mache.
 
intercorni schrieb:
Als Musiker drückt man seine Empfindungen und Gefühle in Form von Musik aus - im Idealfall.
Konstruktive Musik hingegen entsteht als Konzept im Kopf, nicht im Bauch.
TD bzw Edgar Froese hat sich stets inspirieren lassen, sei es durch literarische Werke, Filme oder Geschichten.
Dabei hat er seine Gedanken und Empfindungen zu einer Musik geformt, ohne das er dabei sein Handwerk
vergessen hat. Viele aus der Forumsecke finden TD Musik nicht spannend genug. Dabei haben sie einen
wirklich eigenen und einmaligen Sound entwickelt, so wie alle großen Konstler ihren eigenen Sound haben.
Als Künstler ist man auf der Suche und irgendwann, hoffentlich, findet sich auch etwas.
Bei den einen mehr als bei anderen.
Jeder sollte seine Musik hören, die nahe geht. Für mich gibt es viele Musiker, die großartige Musik machen,
aber zu der ich keinen Zugang finde. Aber das ist auch ok und ich werde darum nicht hingehen und sagen,
wie abartig grottig ich dies und jenes finde. Schon aus Respekt zu dem Künstler.
Denn letztendlich möchte ich auch respektvoll behandelt werden, für das was ich mache.

:prost:
 
intercorni schrieb:
[...] Viele aus der Forumsecke finden TD Musik nicht spannend genug. [...]

Ich denke, das Forum spaltet sich hier in zwei Lager: Die einen finden die Musik uninteressant, weil man dazu nicht tanzen kann und sie nichts mit Techno zu tun hat (Musik für alte Leute halt) und somit zu unmodern ist. Die anderen finden diese Musik uninteressant, weil sie ihnen kompositorisch und von der Darbietung her zu wenig virtuos ist.

"Die Klassikfraktion kreidet mir an, daß meine Musik zu wenige kompositorische Grundmuster verrät. Die Popabteilung kreidet mir an, daß meine Musik nicht volkstümlich genug ist." (Klaus Schulze um, ich glaube, 1976/77)

intercorni schrieb:
[...] Respekt [...]

Kannst Du vergessen, gibt's nicht als App.

Markus Berzborn schrieb:
Bei Schulze ist jedenfalls fast alles Moll. :lol:

Nicht zu vergessen der gelegentliche Orgelpunkt Bsus4 bzw. Bsus2.

Stephen
 


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